Manche Pandemien laufen einfach aus
Die Spanische Grippe existiert immer noch
Es gibt die These, dass es für Erreger vorteilhaft ist, wenn sie sich im Laufe einer Pandemie abschwächen. Sterben die Infizierten nämlich zu früh, können sie die Krankheit ja nicht weiter verbreiten. Es liegt also im Vorteil des Virus, seinen Wirt so lange wie möglich am Leben zu halten – oder gar nicht erst zu töten.
So formuliert klingt das nach einem strategischen Ziel eines Virus. Ursache einer Mutation ist aber schlicht der Zufall. Beim Coronavirus, dass ein Infizierter ja bereits in den ersten Tagen, noch vor Auftreten schwerer Symptome, weitergibt, spielt es keine Rolle, ob oder wie schnell eine infizierte Person stirbt. Auch sehr aggressive Varianten des Virus könnten sich so weiter verbreiten.
Tatsächlich spielt aber die Mutation des Erregers in vielen Pandemien eine entscheidende Rolle. So etwa bei der Spanischen Grippe von 1918/1919, die in ihrer zweiten Welle am tödlichsten war und nach der dritten Welle einfach auslief. Rund fünfzig Millionen Todesopfer forderte die Spanische Grippe weltweit. Aber verschwunden ist sie nie, es gab den Erreger schon zuvor und gibt ihn bis heute: Das H1N1-Virus, das aber meist zur „normalen“ Influenza abgeschwächt ist und jedes Jahr als Grippewelle um den Globus zieht.
Dabei variiert das Virus von Jahr zu Jahr und ist unterschiedlich gefährlich. In manchen Jahren ist die Grippewelle so heftig, dass von eigenen Grippepandemien gesprochen wird, wie etwa die Schweinegrippe, die 2009 und 2010 grassierte und rund 100.000 Kranke weltweit tötete, dann aber einfach verschwand.
Teilimmunität schwächte Pandemien ab
Wer an Grippe erkrankt war oder eine Grippeimpfung erhalten hat, ist auch gegen viele Mutationen des Grippevirus zumindest teilweise immun. Bei diesen Menschen verläuft die Erkrankung milder oder gar ohne Symptome. Entsprechend weniger ansteckend ist ein Infizierter mit Teilimmunität. Die Grippewelle trifft auf ihrem jährlichen Weg um die Welt überall auf teilweise immune Menschen und wird schon in der Verbreitung dabei abgeschwächt. Ein Ende der Grippe ist allerdings nicht in Sicht.Bei der derzeitigen Corona-Pandemie gibt es die Vermutung, dass Menschen mit milderem Covid-19-Verlauf oder geringen Symptomen schon früher Kontakt mit einer der älteren Coronavirus-Arten hatten. Ob und wie lange man nach einer Erkrankung immun ist, ist nach wie vor nicht klar.
Pandemien lassen sich auch durch Veränderungen der Umstände bremsen: Sauberes Wasser und trockener Wohnraum ist beispielsweise beim Kampf gegen die Cholera das erste Mittel. Dennoch ist die Cholera nach wie vor eine Pandemie, die seit 1961 weitergetragen wird. Jährlich sterben etwa 100.000 Menschen weltweit an Cholera.
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