Gäbe es Corona noch, wenn wir alle einfach drei Wochen zuhause blieben? Oder wenn alle geimpft sind? Muss der Erreger ausgerottet sein oder müssen wir mit Corona leben lernen? Wann und wie bisherige Pandemien endeten.
Pandemien sind so unterschiedlich wie die Erreger, die sie auslösen. Während manche Seuchen jahrhundertelang Schrecken verbreiteten, verschwinden andere Infektionskrankheiten scheinbar wie von selbst wieder. Im Idealfall wurde der Erreger einer Pandemie ausgerottet, aber das ist sehr selten. Eine Pandemie lässt sich aber manchmal auch so effektiv aufhalten, dass sie irgendwann für „beendet“ erklärt werden kann. Andere Pandemien wiederum haben bis heute nicht geendet – wir halten sie einfach aus.
Die Pocken: ausgerottet.
Die Sterblichkeitsrate der Pocken: bis zu dreißig Prozent.
Jahrhundertelang haben z.B. Variolaviren die Pocken übertragen und allein im 20. Jahrhundert etwa eine halbe Milliarde Todesopfer gefordert. Die Sterblichkeitsrate war bei den Pocken enorm. Sie betrug bis zu dreißig Prozent. Doch seit 1980 gelten die Pocken als weltweit ausgerottet. Der letzte offizielle Pockenkranke war 1977 ein Koch in Somalia.
Allerdings boten die Pocken ideale Voraussetzungen für die Ausrottung: Das Virus wurde nur von Mensch zu Mensch übertragen, während Corona und andere Viren tierische Zwischenwirte haben, in denen sie alle Pandemie-Maßnahmen überleben können. Zudem waren die Pocken-Symptome so eindeutig, dass Infizierte leicht erkannt und schnell isoliert werden konnten. Einmal an den Pocken erkrankt, war man lebenslang immun gegen den Erreger.
Wesentlich für den erfolgreichen Kampf gegen die Pocken war eine weltweite Impfkampagne, die die Weltgesundheitsorganisation WHO 1967 startete – mit einem sehr potenten Impfstoff, der noch dazu leicht zu handhaben war, weil er beispielsweise nicht gekühlt werden musste.
Die Pockenimpfung konnte eine weltweite Immunität herstellen, die so lange anhielt, bis das Virus tatsächlich verschwunden war, weil es keinen Überträger mehr fand. In Einzelfällen tritt das auch ohne Impfstoff bei Epidemien auf, jedoch eher lokal begrenzt. So heißt es von der Masern-Epidemie, die 1846 die Färöer-Inseln heimsuchte, dass sie nach fünf Wochen einfach vorbei war, weil sich mehr als drei Viertel der Bevölkerung angesteckt hatten und anschließend immun waren.
Denn auch nach einer Masern-Erkrankung gibt es, wie bei den Pocken, eine lebenslange Immunität gegen den Erreger. Doch da die Immunität nicht vererbt wird und das Masernvirus nicht weltweit ausgerottet wurde, könnten die Masern auch auf diesen Inseln jederzeit wieder eine Epidemie auslösen, wenn der Impfschutz der Bevölkerung nicht ausreicht.
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