Du wolltest immer schon zeichnen oder malen, ohne ein ganzes Künstlergeschäft leer zu kaufen oder dich mit Zeichenpapier, Acryl- oder Ölfarben herum zu schlagen? Keine Lust auf einen ganzen Schrank voller eingetrockneter Pinsel, Farbkleckse oder Lösungsmitteldämpfe in der Wohnung? Dann ist ein Grafiktablett genau das Richtige für dich.
Zeichnen und Malen gehören zu den ältesten Künsten der Menschheit. Auf der indonesischen Insel Sulawesi entstanden vor 40.000 Jahren die ersten Kunstwerke: einfache Höhlenmalereien. Und damit die ältesten überdauerten Kunstwerke der Menschheit. Der Drang, innere oder äussere Eindrücke künstlerisch festzuhalten – oder sich auf diese Weise auszudrücken – ist also genauso alt, wie die Menschheit selbst.
Doch Kunst und Handwerk wandeln sich im Laufe der Zeit. Schon längst malen wir nicht mehr auf Höhlenwänden – und mittlerweile kommen wir Künstler sogar ganz ohne Leinwand, Gips oder Karton aus. Sogar ohne Farben. Malen ohne Leinwand und Farben? Ja – die meisten modernen Kunstwerke, ob Illustrationen, Poster, Comics oder Anime, entstehen mittlerweile am Computer. Genauer gesagt, am Zeichentablett.
Die Vorteile digitaler Kunst liegen auf der Hand und sind so zahlreich, das man sie kaum aufzählen kann: kein Umständliches Mischen der Farben mehr, keine eingetrockneten Pinsel, es ist kein eigenes Atelier mehr nötig, um die Wohnung vor Farbspritzern oder Lösungsmitteldämpfen zu schützen. Du musst dir keine Sorgen machen, ob die Farbschicht, die du gerade aufgetragen hast, schon wieder durchgetrocknet ist oder ob du vielleicht ein zu kleines oder grosses Bildformat gewählt hast. Dein Farbvorrat muss nicht immer wieder aufgestockt werden und selbst grobe Patzer ruinieren nicht gleich das ganze Bild, sondern können jederzeit wieder rückgängig gemacht werden. Und: egal, wie produktiv du bist, du musst keine Lagerräume anmieten, weil deine sperrigen Bilder irgendwann keinen Platz mehr in deiner Wohnung haben.
Alles, was es braucht, ist ein Grafiktablett – und die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen.
Grafiktablett ist nicht gleich Grafiktablett
Einfache Grafiktabletts
Die einfachste und kostengünstigste Lösung ist für den Anfang wohl ein simples digitales Zeichenbrett, das auf Stifteingabe reagiert und quasi die Maus ersetzt. Diese einfachen Zeichentablets werden via USB an den Rechner angeschlossen. Mit einem Stift zeichnet man auf dem Tablett, das allerdings keinen eigenen Monitor besitzt. Man blickt dabei also nicht auf seine Hand, sondern geradeaus auf den Computermonitor.
Das ist anfangs recht gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Ding. Zudem sind diese günstigen Zeichentabletts oft recht klein und bieten wenig Platz zum Zeichnen, während die grösseren (und teureren) zwar genug Platz für deine Hand bieten, aber dafür auch viel Platz auf dem Schreibtisch einnehmen.
Obwohl diese einfachen Zeichentabletts in der Regel auch auf Druckempfindlichkeit reagieren (starker Druck erzeugt breite Striche, leichter Druck feine Striche), sind sie für wirklich kreatives Schaffen eher weniger geeignet. Ursprünglich eigentlich zur digitalen Eingabe von Unterschriften entwickelt, dienen sie eher zum Reinschnuppern in die digitale Kunst.
iPad und Co
Auch auf dem iPad oder einem Android Tablet lässt sich zeichnen. Hier gibt es bereits einige klasse Apps, die viele nützliche Funktionen bieten und eigentlich liegt es ja auf der Hand, das man ein mobiles Tablet zum Zeichnen nutzt. Schliesslich kann man so überall, unabhängig vom Rechner zuhause, kreativ sein.
Doch leider hat diese Methode auch einen Nachteil: erstens den begrenzten Platz bzw. die geringe Bildschirmgrösse und zweitens – was schlimmer wiegt – die geringe kapazitive Auflösung des Touch Screens. Ein Touch Display erkennt in der Regel keine Druckeingaben unter einer Grösse von 40×40 Pixeln. Deshalb gibt es auch keine wirklich dünnen Eingabestifte für Tablets und Smartphones. Die sind in der Regel recht klobig. Touch Displays sind eben für menschliche Finger gemacht – für einen Künstler, der feine Bleistifte oder Pinselspitzen gewohnt ist, ist das schlicht zu grob. Ein mobiles Tablet taugt also höchstens für grobe Skizzen, die man unterwegs anfertigen möchte
Auch bieten Tablets meist keine Druckempfindlichkeit – alle Striche sind hier also von gleicher Dicke, egal, ob man leicht oder fest aufdrückt.
Grafikmonitore
Die beste, aber auch teuerste Methode, digital zu zeichnen, ist die Benutzung eines Grafikmonitors oder Zeichenmonitors. Hier zeichnet man direkt auf den Bildschirm und sieht auch genau dort, wo man den Stift aufsetzt, was man malt. Auf den ersten Blick die selbe Technik, wie das Malen auf einem iPad, könnte man meinen – doch ein guter Zeichenmonitor bietet eine vielfach feinere Auflösung und kann mit einem Stift mit sehr feiner Malspitze bedient werden, statt mit dem klobigen Finger.
Zudem bieten Zeichenmonitore auch druckempfindliches Zeichnen und einige Modelle erkennen sogar, in welchem Winkel der Stift gehalten wird. Der Eingabestift liegt meist bereits bei (oft auch in mehrfacher Ausführung und mit Ersatzspitzen) und wird kabellos per Batterie betrieben. In der Regel lassen sich diese Stifte einfach über USB aufladen, wobei eine Akkuladung für Wochen ausreicht.
Da interkative Zeichenmonitore, im Gegensatz zu iPads und Android Tablets, keine eigenständigen Rechner sind, müssen sie an den Rechner oder Laptop angeschlossen werden. Man zeichnet also in der Regel am Schreibtisch und nicht mehr an einer Staffelei im Wald. Dafür aber auch sehr konzentriert und ohne Ablenkungen.
Natürlich sind Grafikmonitore – und erst recht in einer brauchbaren Grösse – relativ teuer. Doch auch hier gibt es einige Modelle, die im Vergleich sehr günstig sind. Ich selbst nutze beispielsweise das XP-Pen 22, das mit 22″ und HD-Auflösung viel Platz zum Zeichnen bietet, während es fast 1000 EUR(!) günstiger ist, als die Konkurrenzmodelle von Wacom & Co.
Auf der nächsten Seite: Worauf man beim Kauf achten sollte.
View all articlesArticles in this category
1 Comment
Leave a Reply
You must be logged in to post a comment.
Vielen Dank für den tollen Beitrag. Es wäre schön, wenn ihr noch über einzelne Geräte berichten könntet