Gesellschaftskritik

Rosa ist nicht Pink!

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Der Deutsche hat es nicht so mit Farben. Er ist nun mal vom Erbgut her eher ein Bauer und kein Ästhet. Vielleicht ist das der Grund, warum hierzulande ständig zwei bestimmte Farben miteinander verwechselt werden.

Sicher, es gibt wichtigere Themen – aber dieses kommt mir so oft unter, das ich mich einfach mal genötigt fühle, Aufklärungsarbeit zu leisten. Es gibt nämlich zwei Farben, die es einfach nicht leicht haben hierzulande. Es ist kaum zu glauben, wie oft beide miteinander verwechselt werden. Dabei sehen sie sich nicht einmal annähernd ähnlich. Auch ihre Namen klingen völlig unterschiedlich. Die Rede ist von

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Dabei ist der Unterschied einfach zu merken, wenn man vor das Wort „Rosa“ einfach noch das Wort „Schweinchen“ stellt – denn Rosa erinnert tatsächlich an die Hautfarbe eines Schweinchens. Sicher, Schweinchen sind drollig – aber für mich ist Rosa eine langweilige, fast schon nervtötend triviale Farbe. Rosa hat – und dafür können die süßen Schweinchen nichts – weder Charakter, noch Aussagekraft.

Pink dagegen ist knallig, Pink macht „boooom!“. Pink springt dir direkt ins Auge, lädt dich zu einer Party ein und bestellt noch eine Family Pizza mit Drinks dazu. Pink lebt. Wer sich jetzt noch immer nicht den Unterschied zwischen Pink und Rosa merken kann, sollte bei dem Wort „Pink“ z.B. an Vanish Oxy Action denken. Keine Verwechslung möglich. Gerade deshalb hat der Hersteller auch bewusst diese Farbe gewählt: Pink. Und ich behaupte, das es allein diese Farbe ist, die dieses eigentlich ziemlich überflüssige Haushaltsprodukt so populär gemacht hat. Seht ihr? Pink hat was.

Gut, das wir das einmal klären konnten.

Krieg der Farben

Aber wo wir schon mal beim Thema sind: wetten, daß dieser Artikel von vielen Lesern allein wegen der Farbe des Beitragsbild auf den ersten Blick als Frauenartikel wahrgenommen wird? Wenn das mal keine erfolgreiche gesellschaftliche Gehirnwäsche ist. Ich muß mich z.B. recht oft rechtfertigen, warum Pink meine Lieblingsfarbe sei, weil diese Farbe anscheinend ständig mit Rosa verwechselt wird, der Farbe, in die Erdlinge ihre weiblichen Babys zwingen.

Es ist bekannt, daß Erdlinge streng binärsexuelle Wesen sind. Ihr Geschlechtsverhalten wird von Normen und gesellschaftlichen Vorgaben reglementiert. Schon von Kindheit an werden jedem Erdling spezielle Farben zugeordnet: Hellblau für Männchen, Rosa (nicht Pink!) für eure Weibchen.

Warum das so ist, daran rätseln die Forscher auf meinem Planeten schon sehr lange. Vielleicht haben eure Eltern Angst, ihr könntet euer eigenes Geschlecht vergessen, wenn sie euch nicht möglichst früh in die passende Farbe wickeln? Wir erinnern uns: das eigene Geschlecht zu vergessen, gilt auf eurem Planeten als so unaussprechlich schlimm, das man dafür in einigen Regionen heute noch gesteinigt wird. Steckt das immer noch in euren Köpfen? Benutzt ihr deshalb Farben, um Kinder möglichst früh an ihr biologisches Geschlecht zu erinnern? Das ist lustig. Aber auch seltsam verstörend…

Rosa galt damals als Jungenfarbe, die Mädchenfarbe war Blau.

Tatsache ist, das selbst diese farbige Geschlechtszuordnung bei euch dem Wandel der Zeit unterliegt: Rosa galt Anfang des letzten Jahrhunderts noch als Jungenfarbe, während Blau den Mädchen vorbehalten war. Als die belgische Prinzessin Astrid im Jahr 1927 ihr Kind erwartete, war sie sich sicher, dass es ein Sohn werden würde. Deshalb dekorierte sie die Wiege „in der Jungenfarbe Rosa“. Rosa galt nämlich damals als „das kleine Rot“. Und Rot stand für Blut und Kampf – und damit für Männlichkeit.

Im Jahr 1918 schrieb eine amerikanische Frauenzeitschrift: Rosa sei nun mal „die kräftigere und damit für Jungen geeignete Farbe“. Die Mädchenfarbe damals war dagegen Blau. Denn auf alten Bildern in der Kirche trägt die Jungfrau Maria ganz häufig Blau. Also war Hellblau, „das kleine Blau“, für die Mädchen vorgesehen. Erst später änderte sich diese Sicht.

Um Farben werden bei euch regelrechte Idiologie-Schlachten geführt. Nicht nur zwischen den Geschlechtern, sondern auch in der Politik. Welche Farbe seht ihr, wenn ihr an die Bundeskanzlerin denkt? Richtig. Welche Farbe hat die Post? Genau. Schade, das ihr Farben nicht ästhetisch oder gefühlt wahrnehmen könnt, sondern stattdessen lieber den Verstand benutzt. Farben haben bei euch wirklich ein sehr armseliges Leben.

Bleibt nur noch zu klären, was eigentlich eine „Lieblingsfarbe“ ist. Wenn ihr erklären könnt, weshalb diese oder jene Farbe eure Lieblingsfarbe ist, ist sie es nicht. Denn dann denkt ihr zu verkopft. Eine Lieblingsfarbe sucht man sich nicht aus – sie kommt zu einem.

Farben muß man fühlen. Es ist die Farbe, die dich intuitiv anspricht, sobald du sie siehst. Eine Farbe, dir dir Kraft gibt, dich beruhigt oder die Welt heile macht, wenn du einen scheiß Tag hattest. Dann ist jene Farbe genau das, was du brauchst. Nutze sie einfach und lasse nicht zu, das andere ihr irgendeine Bedeutung geben.

P.S. Wo wir schon bei Farbenblindheit sind: auch Khaki, Oliv und Beige haben es bei den Deutschen nicht leicht. Seltsam, wie oft auch diese Farben miteinander verwechselt werden:

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Dabei kann man sich auch diesen Unterschied recht einfach merken: Khaki ist die Farbe von Sand – deshalb auch sehr beliebt bei Soldaten in Wüstenähnlichen Einsatzgebieten. Bei Oliv muss man nur an Oliven denken, denen diese Farbe ihren Namen verdankt. Und Beige ist das typische „Rentnergrau“ (da aus nicht näher bekannten Gründen vor allem bei älteren Personen sehr beliebt) – ein Grau, das leicht ins Cremefarbene geht.

Ist doch gar nicht so schwer, liebe Klamottenhändler, die ihr euch ständig bei der Farbbeschreibung eurer Artikel irrt und dann über die hohe Anzahl von Rücksendungen jammert 😊👍


 
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