Gesellschaftskritik

Drogen: Das staatliche Totalversagen

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Wir kontrollieren den Vertrieb, die Herstellung und den Konsum von Tabak, Medikamenten, Cremes, Nahrungsmittel – aber bei potenziell gefährlichen Substanzen wie Drogen ist der Konsument völlig sich selbst überlassen. Schlimmer noch: er wird kriminalisiert, statt beschützt. Wäre eine Legalisierung sinnvoll? Würde sie dem Konsumenten mehr Sicherheit bieten und die Gewaltspirale der Kartelle beenden? Sollte der Staat hier nicht endlich Verantwortung zeigen, anstatt die Opfer zu kriminalisieren?

Mexiko im sogenannten „Drogenkrieg“. Niemand wird geschont. Seit 2006 schickt Mexikos Regierung das Militär gegen die Drogenkartelle. Staat und Kartelle bekämpfen sich gnadenlos. Zehntausende wurden getötet. 20.000 Menschen sind spurlos verschwunden. Aber der Staat hat den Krieg nicht gewonnen. Auch das Zerschlagen einzelner, mächtiger Kartelle hat die Gewalt und den Tod nicht beendet. Wie bei einer Hydra wachsen ständig neue Köpfe nach.

Statt wie früher einem Dutzend klar identifizierbarer Kartelle mit einer klaren Struktur und in bestimmten Regionen gibt es heute dort mehr als 80(!) kriminelle Organisationen. Denn mit jeder Verhaftung und jedem Sturz eines Drogenbosses passen die Kartelle sich der neuen Situation an. Sie teilen sich Gruppen von Auftragskillern, die dann eigenständig operieren. Das macht es sehr viel schwieriger, sie zu identifizieren und ihre Funktionsweise zu verstehen.

Drogenbosse können sich alles kaufen. Sogar Straflosigkeit. Mexiko meint seit 2006, mit Hilfe des Militärs die Macht der Drogenkartelle brechen zu können. Ein grosser Fehler: den Knüppel einzusetzen, anstatt nach wirklich wirksamen Lösungen zu suchen hat den Krieg nur vergrössert. Das Ergebnis: 80.000 Tote, vor allem junge Leute zwischen 15 und 25 Jahren, die nicht als kriminelle geboren wurden. Sie hätten nicht sterben müssen. Aber dennoch sind sie in diesem unsinnigen Krieg gestorben.

Schuld an diesem Krieg ist vor allem die ältere Generation, die die in den 60er und 70er Jahren aufkommende Drogenkultur nicht verstand. Es war der hilflose versuch, junge Menschen zu dämonisieren: Hippies, langhaarige, die „rebellische Generation“. Heute liegen 47 der 50 gefährlichsten Städte der Welt in Südamerika und der Grenze zu den USA: in den weltweit grössten Regionen des Drogenanbaus und -Schmuggels. Diese Städte sitzen fest in den Händen des organisierten Verbrechens, das seine ganze Macht und Grausamkeit hauptsächlich aus dem Verbot der Drogen, der weltweiten Prohibition, bezieht. Denn wenn etwas verboten ist, wird es nur um so wertvoller. Die Gewinne steigen exponentiell, während die Qualität der Produkte meist lebensbedrohlich ist und mit haushaltsüblichen Substanzen gestreckt wird, um die Gewinnspanne weiter zu erhöhen.

Der „Drogenkrieg“ ist ein unnützer Krieg. Ein verlorener Krieg. Ein Krieg, in dem alle Regierungen bisher gescheitert sind. Nun ist es endlich an der Zeit, neue Wege, neue Lösungen zu finden – und anzuerkennen, das Drogen die Menschen schon immer begleitet haben. Bestes Beispiel: der Alkohol.

Das Kokablatt – Teufelskraut oder Wirtschaftswunder?

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Kokaprodukte

Auf Druck der USA sollten in vielen Ländern alle Kokaplantagen vernichtet werden, u.a. auch in Bolivien. Doch das Kokablatt, ein natürliches Produkt, gehört in Bolivien seit Jahrhunderten zu Alltag und Tradition. Es ist reich an Nährstoffen, unterdrückt Hunger, macht ausdauernder. Kokain hingegen ist ein chemisches Produkt. Eine Droge. Aufgrund von UN-Konventionen gilt das Blatt als illegal, obwohl es selbst keine Droge ist. Das Kokablatt ist heute Boliviens zweitwichtigstes Wirtschaftsprodukt. Viele bolivianische Firmen wollen pharmazeutische und medizinische Kokaprodukte auf den Markt bringen und exportieren. Aber ihnen ist der Export von Kokablattprodukten verboten. Nur für die Herstellung von Coca-Cola darf man Koka in Form von Sirup exportieren. Das ist absurd.

Hunderte Millionen Dollar könnte Bolivien jährlich mit seinen Produkten aus dem Kokablatt verdienen: Tee, Kekse, Salben, Liköre. Aber es wurde ja kein Unterschied zwischen dem Kokablatt und Kokain gemacht. Grundlage dafür ist eine UN-Konvention von 1961. Ihr Ziel: „Die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschheit“. Damit wollte man gar eine „drogenfreie Welt“ erreichen. Utopisch. Unerreichbar. Denn es ist gegen die Wesensart des Menschen. Eine Studie der US-Regierung schätzt, das jedes Jahr allein in den USA für 100 Milliarden Dollar illegale Drogen verkauft werden. Die Gewinne sind astronomisch hoch. Milliarden Dollar in bar wurden über die Grenze aus den USA nach Mexiko geschmuggelt.

Auf der nächsten Seite: Wenn die Drogen legalisiert und reguliert werden würden, brächen dann die Drogenkartelle zusammen?

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