Vor vielen Jahren traf ich in der Fussgängerzone eine kleine Gruppe Künstler aus der Mongolei, die eine faszinierende Gesangstechnik beherrschten, die fast schon ausserirdisch klingt: den Kehlkopfgesang. Was kommt dabei heraus, wenn man diese uralte Tradition mit modernen Trance-Beats mischt?
Der Kehlkopfgesang ist eine besondere Art des Obertongesangs. Während es verschiedene Arten von Obertongesang auch in der westlichen Welt gibt, ist der Kehlkopfgesang in Zentralasien beheimatet und wird dort von verschiedenen Volksgruppen, zum Beispiel in der Mongolei, praktiziert. Ähnliche Arten von Gesang gibt es auch in anderen Kulturen. Rund um das Altaigebirge, in der Mongolei, in Tuwa und im Süden Sibiriens werden diese Gesänge als Khoomei oder Khöömii bezeichnet.
Weil mich diese Klänge schon lange faszinierten, ich aber auch ein Freund moderner elektronischer Klänge bin, lag es nahe, einfach einmal beides zu verbinden und zu sehen, was am Mischpult dabei herauskommt. Da man sich bei diesem Gesang unwillkührlich die Weite der mongolischen Steppe vorstellt, habe ich auch einige Naturgeräusche in den Mix mit eingebunden:
Video
Wer möchte, kann sich den Song auch herunterladen.
Wie funktioniert Kehlkopfgesang?
Beim Kehlkopfgesang verengt der Sänger Teile seines Kehlkopfes und seiner sogenannten Taschenfalten, den falschen Stimmlippen. Gleichzeitig wird mithilfe der Epiglottis eine Verengung der aryepiglottischen Falten erzeugt, was dazu führt, dass ein Resonanzraum im Kehlkopf entsteht, der zu einer Verstärkung des Obertons gegenüber dem Grundton führt. Die zentralasiatischen Kehlkopfsänger nutzen ebenso wie die Xhosa eine Untertongesangstechnik, die Kargyraa genannt wird. Dabei wird der erste Unterton als Grundton verwendet und das Obertonspektrum des Sängers erweitert sich.
Die Kehlkopfgesänge der Lamas aus Tibet, der Samen aus Lappland und der Inuit zum Beispiel verwenden eine andere Technik, diese werden als Untertongesänge bezeichnet. Nicht immer ist die Einstufung eindeutig zu vollziehen. Teilweise werden die Techniken des Kehlkopfgesanges heute in westlichen Musikstilen verwendet, um bestimmte Effekte zu erzielen.
Der befremdlich und exotisch klingende Kehlkopfgesang der verschiedenen Kulturen ist für westliche Ohren etwas Besonderes. Besonders die Gesänge der Völker in der Mongolei und Umgebung erwecken meist den Eindruck von tief religiöser, meditativer Musik. Der Kehlkopfgesang klingt teilweise fast so, als würden die Töne nicht von einer menschlichen Stimme erzeugt. Die Gesänge werden für rituelle Feste und weltliche Feierlichkeiten genutzt und bilden einen wichtigen Teil der zentralasiatischen Kultur. Das Erlernen der Gesangtechniken gehört zur Ausbildung der Geistlichen in Zentralasien und der Mongolei, wird aber auch als Unterhaltungsmusik ausgeübt.
Eine faszinierende Technik – vor allem in heutiger Zeit, in der wir gewohnt sind, unsere Stimme einfach mit elektronischen Effekten zu modulieren, anstatt jahrelang eine solch schwierige Gesangstechnik zu erlernen.
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