Gesellschaftskritik

Männlich? Weiblich? Scheissegal!

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Willkommen im Kaninchenbau

Was passiert, wenn man eine tausende Jahre dauernde strikte Trennung der Welt in „männlich“ und „weiblich“ aufhebt? Wenn Menschen sich zum ersten mal seit Menschengedenken (zumindest theoretisch) frei entscheiden dürfen, welches Geschlecht ihnen lieber wäre? Wenn es plötzlich keine geraden Linien mehr gibt, sondern geschwungene Kurven? Kein Schwarz und Weiss mehr, sondern plötzlich viele bunte Facetten und Farbverläufe?

Nun werden die Dinge (scheinbar) wirklich komplex:

Plötzlich ist dann die Rede von „andro-, gyno- oder skoliosexuell“, wenn es um die sexuelle Orientierung geht. Oder von „Demi-Boys“ und „Demi-Girls“, wenn es um das Zugehörigkeitsgefühl zu einem bestimmten Geschlecht geht. Oder von einer „cisnormativen Weltanschauung“.

CISNORMATIVITÄT
Die cisnormative Weltanschauung basiert auf mehreren Fehlannahmen:

1. Es gibt nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich).

2. Das Geschlecht einer Person lässt sich anhand ihrer Genitalien bestimmen.

3. Bei allen Menschen stimmt grundsätzlich ihr Geschlecht(sbewusstsein) mit ihren Genitalien und damit auch mit dem ihnen nach der Geburt zugewiesenen Geschlecht überein. Das bedeutet, alle Menschen sind cis.

ANDRO- / GYNO- / FEMME- / SKOLIOSEXUELL
Eine androsexuelle Person fühlt sich sexuell zu Menschen hingezogen, die der Sphäre von „männlich“ zugehörig sind. Eine gyno- / femmesexuelle Person fühlt sich sexuell zu Menschen hingezogen, die der Sphäre von „weiblich“ zugehörig sind. Eine skoliosexuelle Person fühlt sich sexuell zu Menschen hingezogen, die nicht-binär sind und weder der Sphäre von „weiblich“ noch von „männlich“ zugehörig sind. Andro-, gyno- und skolioromantisch beschreiben dementsprechend, in Menschen welcher Geschlechter sich eine Person verliebt oder mit welchem Geschlecht sie Sex haben möchte.

DEMI-BOY / DEMI-GIRL
Die Vorsilbe „Demi“ beschreibt „zur Hälfte“, „in der Nähe von“, „teilweise zugehörig“ oder „in der Sphäre von“.

Häufig wird „Demi-boy“ / “Demi-girl“ von Personen verwendet, die sich selbst überwiegend aber nicht ausschließlich mit „männlich“ / “weiblich“ oder maskulinen / femininen Eigenschaften beschreiben. Demi-boy und Demi-girl fallen zusammen mit Demi-non-binary unter den Oberbegriff Demi-gender. Die Beschreibung als Demi-gender ist unabhängig von dem nach der Geburt zugewiesenen Geschlecht. Beispielsweise können sich sowohl nach der Geburt als „männlich“, als auch als „weiblich“ zugewiesene Personen als Demi-Boy beschreiben, wenn sie ihr Geschlechtsbewusstsein in der Sphäre von „männlich“ verorten.

Stop!

Es geht doch viel einfacher: indem wir das Leben nicht mehr, wie Primaten, nur sexualisiert sehen, sondern uns einfach nur noch als MENSCHEN erkennen, und sowohl das biologische, als auch unser psychologisches Geschlecht somit eigentlich keine Rolle mehr spielt!

Was passt, das passt einfach. Sei, wer du bist, wie du bist, was du bist. Punkt. Keine Regeln, keine Verbote, ausser „tu‘ niemandem weh“. Ansonsten sollte jeder frei sein, sein eigenes Glück zu finden – oder, noch besser, versuchen, andere glücklich zu machen.

Denn all diese neuen, verwirrenden Begriffe und Definition sind eigentlich nur nötig, wenn wir im Hinterkopf immer noch in Schubladen von „männlich“ und „weiblich“ denken und uns selbst oder andere krampfhaft irgendwo dazwischen einordnen wollen.

Wirklich überwunden haben wir das binäre Weltbild damit aber nicht. Das wird erst der Fall sein, wenn wir all diese Begriffe völlig fallen lassen und uns vom sexualisierten Weltbild unserer Primaten-Vorfahren endlich verabschieden, in dem sich alles nur um Sex und Fortpflanzung dreht.

Die Industrie beharrt auf Schubladen

Kinderfilme strotzen vor Sexismus.

Natürlich lebt eine ganze Industrie davon, uns Menschen in zwei Gruppen, männlich und weiblich, zu teilen. Denn Kleidung, Fahrräder oder Rasierer – alles lässt sich besser verkaufen, wenn es jeden Ramsch doppelt gibt: für Männlein und Weiblein. Ein Damenrasierer ist der selbe, wie der für Männer – nur rosa und 20% teurer. Was soll dieser Unsinn?

Noch schlimmer macht es die Filmindustrie – durch Animationsfilme, die wirklich kein billiges Geschlechterklischee auslassen (Frauen sind dünn und grazil, Männer Gorillagleich mit dem Körperbau eines Wohnzimmerschranks) lernen schon unsere Kleinsten, wie man als „Mann“ oder „Frau“ gefälligst auszusehen hat.

Also hören wir einfach damit auf, jeden Menschen irgendwo einordnen zu wollen. Sobald wir endlich, auf dieser Stufe unserer Evolution, nur noch die sind, die wir sein wollen und andere so sehen, wie sie wirklich sind, werden all diese verwirrenden Begriffe bedeutungslos.

Der Mensch zählt – nicht das Geschlecht. Und das muss endlich in jeden Kopf hinein.

Dann erkennen wir, das uns nicht gerade ein Mann oder eine Frau gegenübersteht, sich ein Mann oder eine Frau für einen Job bewirbt, sondern ein Mensch. Und diese Person kannst du nur dann wirklich erkennen, wenn du jede Geschlechterbrille abnimmst, nicht versuchst, sie (bewusst oder unbewusst) in eine Schablone zu stecken, sondern dich einfach überraschen lässt, wie einzigartig dieser Mensch ist.

Dann gibt es nur noch das Individuum selbst. Jedes einzigartig. Keine Schablone. Kein Prototyp. Weder männlich, noch weiblich. Sondern einfach nur ein interessanter, freier MENSCH.

Zwei Geschlechter sind eigentlich eines zu viel. Denn dadurch haben wir uns seit langer Zeit eine Sicht der Welt eingebildet, die alles in „männlich“ oder „weiblich“, schwarz oder weiss trennt. Dadurch erst stellen wir eine künstliche Trennung zwischen Menschen her, konzentrieren uns auf scheinbare Gegensätze, statt auf Gemeinsamkeiten und pressen uns in Schubladen, wo eigentlich gar keine sein müssten.

Wer sagt „eine Welt ohne Geschlechter wäre doch langweilig“ beweist damit nur, das er zur aussterbenden Sorte Mensch gehört, die immer noch mit ihrem Geschlechtsteil denken und im Grunde lediglich nach einem Menschen suchen, in den ihr Geschlechtsteil hinein passt. Solche Menschen wären in einem Affengehege wahrscheinlich besser aufgehoben.

Ãœbrigens…
Vermeintlich politisch korrekte Geschlechtsaufzählungssätze wie „Unsere Wähler und Wählerinnen, freiwillige Helfer und Helferinnen, Lehrer und Lehrerinnen“ verballhornen nicht nur unsere Sprache, sondern zementieren auch mit jeder einzelnen Anwendung die Trennung der Menschen in Geschlechtslager aufs Neue.

Auch Feministen (*innen, *ixen, *ötzen und wie auch immer) sollten akzeptieren, das es Menschen gibt, die NICHT mit einem Geschlecht genannt werden wollen – oder vielleicht auch BEIDE Geschlechter für sich beanspruchen. Willkommen in einer Welt ohne Schubladen. Ohne Geschlechter-Gulag. Eine Welt, in der es einfach nur Menschen gibt.

 

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