„Handy“, „Public Viewing“, „Castingshow“ oder „Showmaster“: Deutsch ist voll von Denglish, englischen Ausdrücken, die in den USA oder Grossbritannien kein Mensch kennt, weil es sie schlicht nicht gibt – oder sogar sehr peinliche Bedeutungen haben können.
Deutsch ist eine wundervolle und vielseitige Sprache. Für einige geistige „low perfomer“ aber wohl etwas zu vielseitig, weshalb sie mehr Mühe damit verwenden, nach englischen Begriffen für etwas zu suchen, für das es schon seit langem deutsche Begriffe gibt.
„Deutsche sind sprachliche Arschkriecher“
„Viele Deutschsprachige haben das Bedürfnis, zur Benennung der Welt nicht ihre eigene Sprache, sondern die ihrer Kolonialherren zu verwenden“, poltert der Vorsitzende des Vereins Deutsche Sprache, Walter Krämer. „Die Londoner Times hat das einmal als linguistic submissiveness (sprachliche Unterwürfigkeit) bezeichnet. Wenn man bösartig wäre, könnte man auch Arschkriecherei sagen. Für viele ist ihr Denglisch eine Art selbstgemachter Kosmopolitenausweis nach dem Motto ‚Lieber ein halber Ami als ein ganzer Nazi‘.“
Wer es als Facility Manager zu nichts bringt, kann zum Vision Cleaning Engineer aufsteigen.“
Richtig absurd wird es aber, wenn Anglizismen einfach erfunden werden und der Urheber damit beweist, das er wohl weder Deutsch, noch Englisch wirklich beherrscht. Dabei können diese Pseudoanglizismen zuweilen für grosse Verwirrung sorgen. Millionen Deutsche amüsieren sich beim Public Viewing? In Amerika ist „public viewing“ die Aufbahrung von Leichen im offenen Sarg. Da passt der Body Bag – ein Begriff, mit dem ein Händler ernsthaft einen Rucksack anpries: In den USA ist das schlicht ein Leichensack.
Einen ordinären Hausmeister als „facility manager“ zu bezeichnen, ist zwar lächerlich, aber immerhin noch korrekt. Ein Fensterputzer, der sich aber „vision cleaning engineer“ nennt, beweist sprachliches overstatement -denn besagten Ingeneur gibt es im Englischen nicht. Gemeint ist dann der -doch eher profane- „window washer“.
„Viele Pseudoanglizismen sind so integriert, dass man sie gar nicht mehr sieht“, meint der Sprachwissenschaftler Joachim Grzega. „Showmaster wurde von Rudi Carrell erfunden, zappen kennen nur wir Deutsche, aber der Home Trainer hat es sogar ins Niederländische geschafft.“ Andere könnten dies allerdings auch: Franzosen und Italiener etwa sagten ‚Footing‘ zu dem, was auf gut Deutsch Jogging heisst. Die Schuldigen sieht Grzega in der Werbung. „Da haben uns Leute klipp und klar gesagt: Uns ist egal, ob das Quatsch ist, aber es klingt cool.“
Sozialarbeiter oder Hure?
Wer einem englischsprachigen Mitbürger stolz erzählt, das er als Streetworker arbeitet, sollte bedenken, das in Amerika das fast gleich klingende „streetwalker“ die Umschreibung für eine Prostituierte ist. Wenn man dann schon mal in dieses Fettnäpfchen für Sozialarbeiter getreten ist, sollte man bloss nicht hinzufügen, das dieser Job sein ganzes Leben sei und man ihn mit voller Hingabe den ganzen Tag mache. Ihr Gegenüber könnte sonst über die Offenheit und Freizügigkeit der Europäer schockiert sein. „Social worker“ wäre in diesem Fall korrekt.
„Meinen Beamer parke ich nur in der Garage. Und einmal die Woche in der Waschanlage.“
Wer im Ausland auf der Suche nach seinem Handy ist, wird wohl länger auf Hilfe warten müssen, denn dieses Wort ist eine deutsche Erfindung. Im Englischen ist das „cell phone“ oder „mobile phone“, kurz auch nur „cell“ gemeint. Handy bedeutet im Englischen so viel wie „handlich“ oder „praktisch“. Und wer in den Staaten in einem Bekleidungsgeschäft nach einer Basecap frägt, wird wahrscheinlich an den nächsten Baumarkt verwiesen. Denn „basecaps“, also Zierleisten, gibt es in der Regel dort. Die kann man sich aber auch auf den Kopf setzen, wenn man nichts besseres zu tun hat.
Deutsche Liebhaber von Pseudoanglizismen werden überrascht sein, das man seinen Beamer in den USA meist in die Garage stellt. Denn dieses Wort ist dort Slang für einen BMW. Ins Haus kommt dagegen der -wer hätte das gedacht- „projector“. Auch im Deutschen ist Projektor vollkommen korrekt und macht den Beamer damit völlig überflüssig.
Tödliches Foto Shooting
Wer an einer Castingshow teilnimmt, hätte bei einer „talent show“ vielleicht bessere Chancen -denn so nennt man dieses Format dort, wo es auch erfunden wurde. Aber vorsicht: das könnte dann kein Happy End nehmen, denn im englischsprachigen Raum gibt es lediglich „happy endings“.
Wer bis heute dachte, das er einen Oldtimer fährt, ist sicher überrascht, das er eigentlich mit einem „vintage car“ durch die Gegend tuckert und der in Deutschland so beliebte Shitstorm bezeichnet im Englischen nicht eine kollektive Entrüstung, sondern wird dort als Metapher für jegliche Art von Unglück oder Katastrophe benutzt.
Warum Schiessereien niemanden zur Sternschnuppe machen
Wer in US-Staaten, in denen der Besitz von Schusswaffen erlaubt ist, in ein Fotostudio kommt und dort ein Shooting verlangt, sollte sich nicht wundern, wenn das ganze blutig endet oder plötzlich die eilig gerufenen Cops den Laden stürmen -denn dort ist damit eine Schiesserei gemeint. „Photo shoot“ wäre hier der passendere Begriff. Und wer es dann mit der passenden „set card“ schnell nach oben schafft, wird bei uns gerne als Shootingstar bezeichnet. Im Englischen geht es für „shooting-stars“ allerdings meist steil nach unten, denn dort sind es lediglich Sternschnuppen. Und die kennen in der Regel ja nur eine Richtung: abwärts.
Kassenzettel, Setzling, Missgeschick oder Ausrutscher: „Slip“ hat auf Englisch über 20 verschiedene Bedeutungen. Doch Damenunterwäsche gehört nicht dazu. Mit „panties“ oder „briefs“ kommt man weiter. Und wo wir schon bei Bekleidung sind: der in Deutschland beliebte Partnerlook ist in englischsprachigen Ländern als „matching outfit“ bekannt.
Wer gerne Musik hört oder auf der Suche nach neuen Lautsprechern ist, sollte dort auch nicht nach einer Box fragen. Es könnte sein, das der verdutze Verkäufer ihm dann lediglich eine Pappschachtel in die Hände drückt. Korrekterweise hätte man dort nach „loudspeakers“ gefragt.
Wer bei einem Meeting wissen will, wo der Chef bleibt, sollte lieber nicht „Where’s the Chef?“ fragen – sonst zeigt man ihm den Weg zur Kantine (Chef = Koch). Und was ein „W-LAN“ ist, wissen nur Deutsche, denn im Englischen heisst es „WiFi“. Und ein „Oldtimer“ ist bei den Engländern auch kein altes Auto, sondern ein alter Fuchs, der einen gerne mal über den Tisch zieht. Wer auf die Rückseite eines Schreibens oder eines Vertrages hinweisen möchte, sollte übrigens tunlichst das Wort „Backside“ vermeiden. Denn das ist der „Hintern“, und dort steht sicher nichts. Stattdessen sollte man lieber „on the back“ sagen.
So, damit haben wir unse Freunde der Verballhornung der deutschen (und englischen) Sprache erst einmal genug gedisst. Wen es jetzt noch nicht richtig geflasht hat, sollte diesen Artikel ruhig noch einmal reloaden -oder vielleicht aus ausdrucken und als Handout weiterreichen, um mal so richtig abzugrooven.
P.S. Wer übrigens eine eigene Homepage hat, ist eigentlicher Betreiber einer „web site“ – denn was eine „Heimatseite“ sein soll, wissen nur die Götter…