Kreatives

Wie werde ich kreativ?

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Kinder sind ständig kreativ. Immerzu wird ausprobiert, schräg und wild gedacht. Der Spieltrieb macht auf natürliche Weise erfinderisch. Doch schon in der Jugend wird das Kreative meist in Nischen abgedrängt: nur noch zu festgesetzten Stunden bleibt noch Raum für Kreativität – und oft nur noch für diejenigen, die ein künstlerisches Hobby pflegen. Je erwachsener wir werden, um so mehr lernen wir, zu funktionieren. Kreativität geht dabei oft verloren.

Kreativität heisst, etwas ganz eigenes zu schaffen, statt nur zu konsumieren.

Schlimmer noch: Kreativität kann regelrecht aberzogen werden. Kinder, die sehr an normative Verhaltensweisen, also allgemeine Anpassung, herangeführt werden, trauen sich irgendwann gar nicht mehr, eigene Ideen und Entwicklungen auf den Weg zu bringen – weder im künsterlisch-gestalterischen, noch im musikalischen Bereich. Aber auch nicht, was originelle Alltagslösungen angeht. Man hat sie buchstäblich ihrer Kreativität beraubt.

Seltsam, daß unsere Kultur der Kreativität so feindlich gegenüber steht, denn schon in der Bibel ist zu lesen, daß der Mensch als „Abbild Gottes“ erschaffen wurde. Und das Markenzeichen Gottes ist: Kreativität (vom lateinischen creare = Erschaffen). So wie ein Gott die Welt im Grossen schafft, schafft der Mensch sich eine Welt im Kleinen – ob es nun eine holzgeschnitzte Figur, die Landschaft einer Modelleisenbahn oder die animierte Welt eines Computerspiels ist. Kreativität heisst, Dinge zum Leben zu erwecken, Neues zu schaffen, etwas ganz eigenes zu schaffen, statt nur zu konsumieren. Und wer das tut, steckt automatisch Liebe und Herzblut in eine Sache. Er verbindet seine Seele mit dem, was er da schafft.

So wird das Geschaffene ein Teil seiner selbst.

Auch die Wirtschaft sucht händeringend nach kreativen Köpfen. Schliesslich konsumiert der Grossteil aller Menschen die kreativen Produkte und Ideen einiger weniger kreativer. Versiegt dieses Reservoir kreativer Menschen und Entwickler irgendwann, hat die Wirtschaft – ja die gesamte Menschheit – ein echtes Problem.

Wie entsteht Kreativität?

Wir müssen unserem Gerhirn wieder den Freiraum geben, den es braucht.

Wie kommen die kreativen eigentlich auf ihre genialen Ideen? Wie können wir selber – jeder von uns – ein bisschen kreativer werden? In erster Linie geht es dabei um Phantasie. Manche Leute sagen: Phantasie sollte das Leben durchdringen, wie Hefe einen Kuchenteig. Denn wie die Hefe treibt die Phantasie unser Denken voran, lässt den Verstand ungewöhnliche Bahnen einschlagen. Phantasie bringt einen an unbekannte Orte, die nichts mit unserem Alltag zu tun haben. Am besten lässt sich das beim Lesen eines Buches bemerken: aus Buchstaben entsehen in unserer Vorstellung Welten.

Im Angelsächsischen Raum hat das Erzählen von Geschichten seit jeher einen hohen Stellenwert. Es ist kein Zufall, das die weltbesten Autoren von Science Fiction und Fantasyromanen aus dem englischsprachigen Raum kommen. Ihre Geschichten werden dort regelrecht verschlungen. In Deutschland dagegen sieht es traurig aus: wenn hierzulande schon gelesen wird, dann nicht die Romane, die uns in ferne Welten entführen, sondern Liebesromane oder Krimis. Alles sehr nüchtern also. Nicht sehr weit vom Alltag entfernt. Das Lesen eines Konsalikromans, Krimis oder Spionagethrillers hat nur leider absolut nichts mit Kreativität zu tun. Wir müssen uns nämlich so weit wie möglich von unserem Alltag entfernen, wenn wir den Funke der Phantasie in uns wieder entzünden wollen. Warum also nicht mal einen Science Fiction Roman lesen, in dem fiese Aliens die Erde angreifen, ein Wissenschaftler sich in Paralleluniversen beamt oder Archäologen im brasilianischen Dschungel die Artefakte einer längst verschwundenen Zivilisation ausgraben – samt prähistorischer Zeitmaschine!

Das Beschäftigen mit Welten jenseits unseres Alltags ist nötig, um unserem Gerhirn wieder den Freiraum zu geben, den es braucht. Nur so trainiert man seinen „Kreativitätsmuskel“. Und man muss sich auch oft genug Zeit nehmen, um das Gehirn auf die Reise zu schicken. Nur ein Gehirn, das viel auf Reisen gehen darf, belohnt seinen Träger immer öfter mit kreativen, völlig ungewöhnlichen Ideen. Wir sehen also: die Phantasie ist der Treibstoff der Kreativität. Phantasie ermöglicht es unserem Gehirn, über die eingefahrenen Bahnen des Alltags hinaus zu denken.

Um etwas Kreatives zu erschaffen, müssen wir unserem Gehirn also erst wieder erlauben, sich frei zu bewegen – und das macht die Phantasie. Phantasie erleben wir nicht nur beim Lesen (oder besser noch: schreiben!) von Geschichten. Wir erleben sie auch, wenn wir malen, zeichnen, dekorieren, basteln. Je öfter man sich solchen Tätigkeiten widmet – und dabei ist es völlig egal, ob das Endprodukt ansehnlich ist, oder nicht – desto besser.

Ebenso wichtig ist ein breit gestreutes Spektrum an Interessen. Wer sich in seinem Leben mit vielen verschiedenen Dingen beschäftigt, findet eher ein Thema, das seine Kreativität anspornt, als ein Mensch ohne Neugier. Viele Interessen zu haben, bedeutet einfach nur, neugierig und offen für das Leben und die Welt zu sein. Und dann findet sich immer ein Thema, das einen fasziniert und bei dem man etwas verweilen möchte.

Viele Forscher sind mittlerweile auch der Meinung, daß es einen bestimmten Zustand gibt, der unsere Phantasie beflügelt: die Langeweile! Die besten Ideen und Erfindungen werden aus der Langeweile heraus geboren – denn nur, wenn das Gehirn keine bestimmte Aufgabe hat, erlauben wir ihm, auf Reisen zu gehen, nur dann wird plötzlich wieder unser Spieltrieb aktiv. Langeweile ist heute aber in unserer hektischen, getriebenen Gesellschaft ein seltenes Gut geworden. Selbst wenn wir einmal Zeit für uns alleine hätten, zwingt uns der Herdentrieb dazu, die Gesellschaft anderer zu suchen, statt das wir uns mit uns selbst befassen.

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Was tötet Kreativität?

Während Phantasie also unsere Kreativität beflügelt, gibt es auch Faktoren, die sie regelrecht töten. Und unser Alltag ist leider voll von diesen Kreativitätskillern.

Man muss sich immer wieder bewusst machen, das Kreativität eine kindliche Eigenschaft ist. Nirgendwo lässt sie sich besser studieren, als bei Kindern. Und was einem Kind die Laune verdirbt und es am Spielen hindert, tötet auch deine Phantasie:

Zwang. Kreativität lässt sich nicht erzwingen. Von einen Geist, den man in Fesseln legt, kann man keine genialen Einfälle und Freudensprünge erwarten. Wer sein Kind gegen seinen Willen in den Musikunterricht schickt, braucht sich nicht wundern, wenn das Ergebnis blechern und automatisch klingt – und das Kind vielleicht sogar irgendwann eine Abneigung entwickelt. Kreativität muss aus dem Herzen kommen. Man kann sie aber auch anschubsen. Mehr als ein sanftes Schubsen darf es aber nicht sein. Schon der geringste Zwang tötet jeden kreativen Funken im Keim.

Vorgaben und Grenzen. Es ist absurd: um kreativ zu sein, müssen wir unser Gehirn auf eine freie Reise schicken. Doch gleichzeitig setzen sich viele Menschen dabei durch strenge Vorgaben gleichzeitig auch wieder Grenzen. Was dabei herauskommt, ist keine freie Reise mehr, sondern ein Fahren auf Schienen. Nur wer sich erlaubt, völlig frei zu denken, zu „floaten“, kann ein Ergebnis erwarten, mit dem er vorher nicht gerechnet hat.

Stress. Kreativität braucht Ruhe. Man muss sich dabei im Wohlfühlmodus befinden. Nichts ist schlimmer, als während eines kreativen Prozesses immer wieder gestört zu werden – ob durch Klopfen an der Tür, Handygebimmel, WhatsApp oder Gedanken an Dinge, die wir noch erledigen müssen. Kreativität ist nicht nur ein entspannter, sondern auch ein heiliger Zustand, in dem uns nichts stören sollte – nicht einmal wir selbst. Auch das Smartphone, auf dem im Sekundentakt WhatsApp-Nachrichten aufpoppen, raubt uns Kreativität. Denn die ständige Erwartungshaltung im Hinblick auf neue Nachrichten mit dem Zwang, darauf antworten zu müssen, ist keine Entspannung – sondern sozialer Stress!

Erwartung. Wer immer glaubt, er müsse den nächsten Weltbesteller, das nächste Meisterwerk oder das erfolgreichste Computerspiel aller Zeiten gestalten, steht sich selbst im Weg. Schlimmer noch: solche Menschen begreifen nicht, was Kreativität eigentlich ist. Nicht das Endprodukt zählt, sondern der Prozess seiner Erschaffung! Tibetanische Mönche arbeiten viele Jahre lang an kunstvollen Mandals aus millionen von Reiskörnern. Ist das Mandala fertig, wird es mit einem Besen verwischt und die Arbeit beginnt von neuem. Damit zwingen die Mönche sich nicht nur zur Demut (sich selbst nicht so wichtig zu nehmen), sondern machen sich auch bewusst, das es der Prozess des Schaffens ist, um den es eigentlich geht – und nicht um ein möglichst perfektes Endprodukt, auf das man dann stolz zeigen kann.

Die eigene Kreativität möchte wie ein Kind behandelt werden: sorge dafür, das sie sich wohl fühlt, gib ihr genug Freiraum, lobe sie oft genug – und schreibe ihr möglichst wenig vor. Und dann lass dich überraschen, welche Wege sie einschlägt.

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Mike vom Mars Blog - mike-vom-mars.comAutor: Mike vom Mars
Mike emigrierte vor einigen Jahren von seinem Heimatplaneten auf die Erde, um das Leben am wohl seltsamsten Ort des Universums zu studieren. Seiner Bitte "bringt mich zu eurem Führer" wurde bisher nicht entsprochen.

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