TAG 482 – DIENSTAG, 20.JUNI 2023
TAG 481 – MONTAG, 19.JUNI 2023
Die Streitkräfte der Ukraine befinden sich derzeit immer noch in der “Battlefield Shaping”-Phase, einer Vorstufe zur Gegeoffensive, bei der nicht nur möglichst viele Logistik- und Munitionsdepots des Angreifers im Hinterland ausgeschaltet werden, sondern auch nach einer geeigneten Schwachstelle in den feindlichen Verteidigungslinien gesucht wird.
Die Ukrainischen Kräfte greifen die Russen derzeit Tag und Nacht entlang der gesamten Frontlinie an. Damit zwingen sie diese, ihre Soldaten und Logistik weit aufzufächern und über die gesamte Front zu verteilen. Sobald eine Schwachstelle in den gut ausgebauten Befestigungslinien im Süden gefunden wird, kann dort durchgebrochen werden und das volle Tempo der Gegenoffensive erreicht werden.
In der jetzigen Phase der Gegenoffensive erschwert den Ukrainern bei ihren Kämpfen vor der Befestigungslinie, dass die Russen dort Ka-52 Kampfhubschrauber gegen Panzer, Artillerie und Infanterie einsetzen, gegen die die Ukraine nur wenig entgegenzusetzen hat. Die Ka-52 Helikopter sind in der Lage, gepanzerte Ziele aus einer Entfernung von bis zu 10km zu treffen – das liegt außerhalb der effektiven Flugabwehrreichweite der Ukrainer. Sowohl Gepard, als auch Javelin und andere Manpads können gegen einen Kampfhubschrauber, der aus dieser Distanz feuert, nicht viel ausrichten, während Partiot und Iris-T Flugabwehrsysteme zum Schutz der Städte gebraucht werden und kaum an die Front geschafft werden können.
💡 Dennoch ist ukrainischen Kräften in den letzten drei Tagen gelungen, vier Ka-52 Kampfhubschrauber abzuschiessen. In drei Tagen hat Russland also alleine damit nicht nur rund 64 Millionen Dollar verloren, sondern auch weitere Piloten und Besatzungsmitglieder, die eine noch viel wertvollere Ressource darstellen. Aufgrund der westlichen Sanktionen ist es Russland derzeit unmöglich, neue Ka-52 zu produzieren.
Aber auch weitläufige Minenfelder der Russen, drosseln im Moment das Momentum der Ukrainer, die aber dennoch klar die Initiative entlang der Frontlinie eindeutig auf ihrer Seite haben. Die Ukrainer bestimmten derzeit, wann und wo sie angreifen, der Russe reagiert quasi nur und hat sich, aus Mangel an offensiven Kräften, breitflächig eingegraben. Die Russen sind derzeit also klar in der Defensive und können nur nach Kräften verhinden, dass die Ukrainer ihre Hauptbefestigungslinien durchbrechen.
Infolge der Ãœberschwemmung des Wasserkraftwerks Kachowskaja starben 16 Menschen, weitere 31 Menschen wurden vermisst, teilte das Innenministerium der Ukraine mit.
1.300 Häuser bleiben überflutet – 1.274 im Gebiet von Cherson und 26 in den Oblasten Mykolajiw. Tote Menschen werden in überschwemmten Häusern im besetzten Golya Prystan gefunden. Russland meldete offiziell 25 Todesfälle am gesamten linken Ufer der Region Cherson. Ihre genaue Zahl ist jedoch völlig unbekannt, da die Russen dort jeglichen Zugang für das Rote Kreuz oder Hilfstruppen der UN blockieren. Die Opfer dort sind völlig sich selbst überlassen. Auch Tierkadaver sind ein großes Problem. Darüber hinaus überschwemmte das Wasser Mülldeponien und Viehgräber. In Teilen des von Russland besetzten, überschwemmten Gebiets breitet sich bereits die Cholera aus – wahrscheinlich durch russische Soldaten, die aufgrund schlechter Logistik gezwungen sind, Wasser aus kontaminierten Pfützen und Tümpeln zu trinken. Die Menschen werden aufgefordert, kein Wasser aus Brunnen und Stauseen zu trinken, keine mit Wasser verunreinigten Produkte (auch keine Konserven) zu verwenden und Haushaltsgegenstände zu desinfizieren.
TAG 480 – SONNTAG, 18.JUNI 2023
Für den Rest des Planeten sieht die Wirklichkeit derweil völlig anders aus:
TAG 479 – SAMSTAG, 17.JUNI 2023
🔸 Ungünstige Wetterverhältnisse sorgten in den letzten Tagen für eine Beruhigung der Front. Dennoch konnten ukrainische Truppen bereits jeweils mehr als 100km² Gelände an der Südfront, als auch um Bakhmut zurückerobern. An vielen Stellen verlassen die Russen fluchtartig ihre Befestigungen, an anderen wird dagegen verbittert gekämpft.
🔸 Nach Verlusten bei Tokmachka, wo ukrainische Truppen durch Minenfelder und Artilleriebeschuss mehrere Leopard 2 Panzer, Bradleys und weitere Fahrzeuge verloren, versuchen die Ukrainer es nun mit einer angepassten Taktik in kleineren Gruppen. Hierbei werden leichte Infanterieeinheiten in gepanzerten Fahrzeugen schnell an die Kontaktlinie gebracht, während Panzer und Artillerie aus einiger Entfernung Feuerunterstützung bieten und Drohnen die feindlichen Stellungen von oben angreifen und ein Lagebild an die Truppen geben, ziehen die gepanzerten Fahrzeuge sich wieder zurück. Diese Taktik scheint nun besser zu funktionieren, als der Angriff mit zahlreichen Fahrzeugen in großen Kolonnen und das Zusammenspiel verschiedener Waffengattungen spielt sich bei den ukrainischen Truppen nun langsam ein.
🔸 Währenddessen wurde erneut in Drohnenvideos festgehalten, wie russische Blockadeeinheiten ihre eigenen Soldaten erschiessen, als diese sich zurückziehen wollen. Ein Menschenleben ist bei den Russen nicht mehr wert, als der Leichensack, in dem es endet. Vielerorts werden auf von Russen besetztem Gebiet Leichenhallen errichtet, um dort die Leichen gefallener Soldaten zu bunkern, statt sie nach Hause zu schicken. Das Kalkül dahinter: gilt ein Soldat als vermisst, spart der Staat sich Zahlungen an die Hinterbliebenen.
🔸 Nachdem sich das Wasser aus den überschwemmten Gebieten links des Dnepr zurückgezogen hat, tauchen nun immer mehr Leichen russischer Soldaten auf, die von der Überschwemmung scheinbar in ihren Stellungen überrascht worden sind. Wie gesagt: ein Menschenleben gilt bei Russen nicht viel.
🔸 Da der Dnepr nach dem Dammbruch an einigen Stellen nun weniger Wasser führt, nutzen ukrainische Spezialeinheiten gestern vor Sonnenaufgang die Gunst der Stunde, um den Fluss bei Nova Kachowka zu überqueren und einen Brückenkopf auf dem linken Ufer zu etablieren. Dort wurden schwere Gefechte registriert. Ob diese Operation erfolgreich verlief, ist zur Stunde noch nicht bekannt.
🔸 An der Bakhmut-Front gelang es ukrainischen Truppen, die Anhöhen vor der Stadt einzunehmen, von wo aus man einen Großteil der Stadt einsehen (und beschiessen) kann.
🔸 Nicht an allen Stellen läuft es gut für die Ukraine: In Novobakhmutovka ergeben sich an die 20 ukrainische Soldaten der 5. Kompanie, 2. Battalion, 28. AFU Brigade. Sie legten die Waffen nieder und begaben sich in russische Kriegsgefangenschaft, wo es ihnen deutlich schlechter ergehen wird, als den gefangenen Russen auf ukrainischer Seite. Kriegsverbrechen, wie die systematische Folter und Misshandlung von Kriegsgefangenen, sind bei den Russen an der Tagesordnung und kein Russe würde je auf die absurde Idee kommen, diese Praxis in Frage zu stellen.
🔸 Derweil behauptet der Kreml, bereits fünf Patriot-Systeme in der Ukraine zerstört zu haben. Das ist seltsam, denn die Ukraine hatte nie mehr als zwei im Einsatz. Zählen ist anscheinend keine russische Kernkompetenz 😃 Da ein Patriot-System zudem nicht aus einem einzelnen Fahrzeug, sondern einem ganzen System an räumlich verteilten Modulen und Komponenten besteht, ist es schwer, es komplett zu zerstören.
Die härtesten Kämpfe stehen noch bevor – denn die seit Monaten immer weiter ausgebaute Hauptbefestigungslinie der Russen im Süden ist noch nicht durchbrochen. Das Schwafeln und Zaudern westlicher Politiker hat den Russen nur dabei geholfen, diese Befestigung in aller Ruhe auszubauen, während um die Lieferung von Panzern und Flugzeugen an die Ukraine diskutiert wurde. Im Krieg ist ZEIT ein Schlüsselfaktor – das sollte sich so mancher Politiker vielleicht auf die Stirn tätowieren lassen, damit er es nie wieder vergisst.
TAG 477 – DONNERSTAG, 15.JUNI 2023
In den letzten 48 Stunden lief es nicht gut für die Russen – was nicht zuletzt an ihrer eigenen Dummheit liegt.
Russische Soldaten sind in der Nähe von Kreminna (Region Luhansk) massenhaft durch ukrainischen Artilleriebeschuss getötet worden, während sie in einer Reihe an der Front standen und stundenlang auf einen General warteten, der eine “motivierende Ansprache” halten wollte. Dies berichteten russische Militärblogger. Sie geben keine genaue Zahl der Todesopfer an, stellen aber fest, dass die Zahl der Toten und Verwundeten die Zahl der Opfer bei den Kämpfen um Juschnodonezk überstieg.
Die Soldaten standen zwei Stunden lang in einer Menschenmenge, Schulter an Schulter, und warteten darauf, dass der Divisionskommandeur seine motivierenden Worte sprach. Statt ihres Generals trafen die Soldaten allerdings auf ukrainische HIMARS und Artillerie.
“Zwei Stunden lang in der Schlange stehen! Was macht ihr da, verehrte Kommandeure, ihr seid für die Menschen verantwortlich”, empört sich der Autor des Kanals Two Majors. “Wenn es mitten im zweiten Kriegsjahr Kommandeure gibt, die mit ihren Kolonnen an die Front gehen, einen großen Haufen Personal aufstellen und dann darauf warten, dass die feindliche Artillerie zuschlägt, dann müssen solche Kommandeure erschossen werden”, sagt der Sender Starshe Eddy. Zapiski Michmana Ptichkina schreibt, dass es sich um die 20. Garde der Rotbannerarmee handelt. Dies ist die größte Einheit der russischen Armee.
Die Z-Blogger nennen den Namen des Kommandeurs nicht, aber der Sender Povernutye na vojne veröffentlichte ein Foto von Generalmajor Sukhrab Akhmedov. Dieser ist kein Unbekannter: er war es, der bereits in der Schlacht von Vuhledar über 150 gepanzerte Fahrzeuge und mehr als 400 seiner Soldaten in den Tod schickte. Für diesen monströsen Beweis taktischer Unfähigkeit wurde Akhmedov nicht etwa erschossen oder entlassen, sondern auch noch befördert und erhielt von Putin einen Orden. Nun hat er ein zweites mal bewiesen, was für ein Genie er auf dem Schlachtfeld ist. Für die Ukrainer sind solche Generäle ein Gottesgeschenk.
TAG 475 – DIENSTAG, 13.JUNI 2023
In der vergangenen Woche haben die Streitkräfte der Ukraine sieben Siedlungen befreit. Das ukrainische Verteidigungsministerium bestätigte die Befreiung von Lobkovy, Levadny, Novodarivka, Neskuchny, Storozhevy Makarivka und Blagodatny.
Während der Offensivoperation in den Operationsgebieten Donezk und Tavriysk betrug der Vormarsch der Truppen der Offensivgruppe 6,5 km. Die Fläche des unter Kontrolle genommenen Territoriums beträgt 90km². Den russischen Kräften konnten deutliche Verluste zugefügt werden.
Obwohl die ukrainischen Truppen – trotz teiweise schmerzlichem Verlust an modernem Material und Fahrzeugen – in den letzten Tagen deutlich nach Süden vorrücken konnten, haben sie die erste Befestigungslinie der Russen noch nicht erreicht. Dies Befestigungslinien, die über die letzten Monate, während westliche Politiker immer wieder zögerten und herumdiskutierten, stetig weiter ausgebaut wurden, stellen mit ihren umfangreichen Minenfeldern, gut ausgebauten Panzerschutzgräben und Drachenzähnen nun ein ernstzunehmendes Hindernis dar, dass sich über die gesamte südliche Front östlich des Dnepr erstreckt.
Momentan stehen die Ukrainer nur wenige Kilometer nördlich dieser Linie und es wird sich zeigen, ob und in welchem Ausmass die russischen Befestigungslinien sie aufhalten werden.
TAG 473 – SONNTAG, 11.JUNI 2023
Nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms hat sich die Topographie entlang des Dnepr komplett geändert. Dort liegen nun 600km² Land unter Wasser, hauptsächlich links des Dnepr, da die Küste dort deutlich flacher ist, als auf der Cherson Seite. 90% von Oleshky und Hola Prystan, beides Schwerpunkte der ersten russischen Verteidigungslinie in der Cherson Gegend, wurden überschwemmt – zusammen mit Fahrzeugen, Waffen, Munition und Equipment. Viele Waffendepots der Besatzer wurden ins Meer gespült, aber die Strömung trägt nun auch Munition und Minen an die Küste und durch die überfluteten Wohngebiete. Die Besatzer errichteten dort mehrere Verteidigungslinien, darunter Minensprengsperren, die aus mehreren Minenreihen bestanden. In diesem überfluteten Streifen von 5 bis 15 km befanden sich auch eigene Feldmunitionsdepots. All dies liegt jetzt räumlich getrennt im Ãœberschwemmungsgebiet.
Das Schwimmen in Stauseen, sowie das Fangen und Verkaufen von Fisch wird in der Region Cherson verboten. Die Konzentration einer Reihe von Schadstoffen in Wasserproben liegt um ein Zehnfaches über der zulässigen Norm. Brunnen und offene Gewässer in überschwemmten Gebieten können Chemikalien sowie Krankheitserreger aus Friedhöfen und Mülldeponien enthalten. Die Bürger werden aufgefordert, abgefülltes oder importiertes Wasser zu trinken.
Doch taktisch gesehen birgt die Überschwemmung auch Chancen. Im Gebiet des Kachowka Stausees und an Teilen des Dnepr wurde ein drastischer Rückgang des Wassers beobachtet, der weite Gebiete des Ufers trockenlegt. Dieser Effekt wird sich in den nächsten Tagen und Wochen noch verstärken, wodurch an einigen Stellen eine Überquerung des Flusses mittels Pontonbrücken oder schwerem Gerät möglich werden könnte. Man wird hier spontan reagieren und zügig Einheiten verlegen müssen, bevor die Russen an diesen Punkten wieder Verteidigungslinien errichten.
Nach dem mittelschwerem Desaster bei Tokmachka, wo ukrainische Truppen durch Minenfelder und Artilleriebeschuss mehrere Leopard 2 Panzer, Bradleys und weitere Fahrzeuge verloren, scheint sich das Blatt nun zu wenden. Bei Angriffen um Neskuchne (Oblast Donezk) und Lobkove (Zaporizhzhia Oblast) gelang es den ukrainischen Kräften, jeweils die erste Verteidigungslinie der Russen zu durchbrechen.
Das ukrainische IRIS-T System, das letztens durch eine russische Lancet-Drohne angegriffen wurde, ist übrigens nach neuesten Angaben nur leicht beschädigt worden und bereits wieder im Dienst.
Auch ein russischer Grad-Raketenwerfer beschloss spontan, nicht mehr existieren zu wollen:
Weitere Meldungen auf der nächsten Seite.
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