Im November 2017 verkündeten die Medien weltweit die Entdeckung einer möglicherweise riesigen Kammer innerhalb der grössten Pyramide von Gizeh. Beweist sich diese Entdeckung wäre dies die erste grössere Entdeckung seit dem 19. Jahrhundert, die sowohl weitere Erkenntnisse über die Pyramide selbst, als auch ihre Erbauer liefern könnte.
Durch die Entdeckung dieses Hohlraums ergeben sich nicht nur neue Fragen, sondern auch neue Antworten. Mittels Myonenradiographie fand man eine Kammer, die vermutlich direkt über der Grossen Galerie liegt und so gross ist, das sieben Kleinwagen hintereinander gestellt hineinpassen würden – was ungefähr einer Länge von 40 Metern entspricht. Somit wäre dieser Hohlraum in etwa genauso gross wie die Galerie.
Ägyptologie – eine streng orthodoxe Wissenschaft
Ein Problem der Ägyptologie ist, dass sich viele ihrer Lehrmeinungen verfestigt haben.
Die Nachricht von einer möglichen vierten Kammer im Inneren der Grossen Pyramide ist Quelle heftiger Kontroversen unter Archäologen, denn bisher hielten sie die Pyramiden für Grabgewölbe und nahmen an, dass jede Pyramide über genau drei Kammern verfügt. Archäologen und Ägyptologen vermuten bis heute, Pyramiden wären Pharaonengräber, doch es wurde nie auch nur ein einziger Pharao in einer Pyramide gefunden. Alle bisher entdeckten Leichen von Pharaonen wurden in unterirdischen Kammern im Tal der Könige gefunden – weit von den Pyramiden entfernt. Bis heute weiss niemand, wozu die Pyramiden tatsächlich dienten, auch wenn viele Bücher, Dokumentationen und Ägyptologen immer wieder die bisher nicht bewiesenen Lehrmeinungen herunterleiern.
Ein grosses Problem der Ägyptologie ist, dass sie im späten 19. Jahrhundert entstanden ist und sich seitdem viele ihrer Lehrmeinungen im Universitätssystem verfestigt haben. Aber Ägyptologen, Archäologen und Geologen entdecken fortwährend Neues über Ägypten. All das, was man über das Alte Ägypten zu wissen glaubte, wird immer wieder auf den Kopf gestellt. Man stellte z.B. fest, dass viele der Bauwerke viel älter sind, als gedacht. Nach Meinung einiger Archäologen wurde die Grosse Pyramide bereits lange vor Cheops Herrschafft erbaut. Einige glauben sogar, das kolossale Bauwerk könnte über 10.000 Jahre alt sein und aus einer Zeit noch vor der Sintflut stammen.
Die Grosse Pyramide ist exakt nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet – was vermuten lässt, dass ihre Erbauer über aussergewöhnliches geographisches Wissen verfügten. Sie wurde aus über zwei Millionen Kalksteinblöcken errichtet. Jeder von ihnen wiegt mehrere Tonnen. Im Inneren der Pyramide wurden zudem auch massive Granitblöcke verbaut – ohne Mörtel oder Zement und mit einer solchen Genauigkeit, dass nicht einmal ein Blatt Papier zwischen die Steinequader passt. Der im Inneren verbaute Granit stammt nicht, wie der Kalkstein, aus der unmittelbaren Umgebung, sondern aus Assuan. Das ist 1000 Kilometer vom Gizeh Plateau entfernt.
Laut gängiger Ansicht von Ägyptologen wurde die Grosse Pyramide in der 4. Dynastie des Alten Reichs von Pharao Cheops erbaut, der von 2589 – 2566 v.Chr. herrschte. Doch diese Ansicht ist umstritten, da sie auf nur einer einzigen, höchst brisanten Entdeckung basiert: 1837 behauptete der britische Entdecker Richard Howard Vyse, Cheops Namen “Hufu” auf dem Steindach einer Kammer im Inneren gefunden zu haben. Später fand man jedoch heraus, dass Vyse in sein privates Tagebuch geschrieben hatte, dass er in der Kammer “keinerlei Hieroglyphen oder dergleichen gefunden” hatte. Heute vermuten einige Wissenschaftler, dass es eine Fälschung von Vyse’s Team gewesen sein könnte, um die teure Expedition zum Erfolg zu führen.
Eine plumpe Fälschung?
Nirgendwo sonst in der Pyramide finden sich irgendwelche Hieroglyphen.
Vyse (1784-1853) reiste 1835 erstmals nach Ägypten. Vyse engagierte den Ingenieur John Shae Perring und erforschte und dokumentierte in der Folgezeit mit ihm die Pyramiden. Dabei ließen sie sich durch keine Hindernisse aufhalten. Granitblöcke wurden weg gesprengt, Teile der Pyramiden einfach abgetragen und Bohrer in die Wände getrieben. Nicht anders geschah es in der Grossen Pyramide. Zuerst versuchte Vyse durch Sprengungen an der Südseite der Pyramide auf Höhe des Nordeingangs einen weiteren Eingang zu finden, gab jedoch kurze Zeit später auf.
Bereits 1765 hatte Davison über der Königskammer eine weitere Kammer entdeckt, über der Vyse weitere Kammern vermutete, also brachte er auch hier Sprengladungen an und entdeckte daraufhin weitere vier sogenannte Entlastungsräume. Hier machte er seine angeblich sensationellen Entdeckungen: Graffiti in roter Tinte, hinterlassen von den Arbeitern aus der Zeit des Pyramidenbaus.
Merkwürdig erscheint an dieser Stelle jedoch, dass nur vier der fünf Entlastungskammern Hieroglyphen enthalten. Es handelt sich dabei um die vier oberen Kammern, die sämtlich von Howard Vyse freigelegt wurden. Die unterste Kammer aber, die sogenannte „Davison Kammer“ war schon lange vorher entdeckt und enthielt keine Schriftzeichen.
Und noch etwas stört an den Schriftzügen: Sie sind teilweise über die Fugen hinweg geschrieben worden. Eine Steinbruchmarkierung, die dazu vorgesehen ist, dass der richtige Stein sich später am richtigen Platz wiederfindet, macht keinen Sinn, wenn man sie nach dem Bau anbringt.
Die Markierungen sind in einem wilden Chaos angebracht, senkrecht oder auf dem Kopf stehend. Darüber hinaus sind sie riesengroß, grob und ziemlich ungekonnt gezeichnet. Die Ägypter gingen bei der Niederschrift von Hieroglyphen nach ästhetischen Gesichtspunkten vor. Sie waren von der Geometrie des Quadrates angetan und ordneten die Schriftzeichen immer in einem Quadrat an. Auf die Satzstellung kam es dabei weniger an: Ästhetik anstelle von Orthographie. Somit kann davon ausgegangen werden, dass die Hieroglyphen in den von Vyse zugänglich gemachten Kammern keinesfalls von professionellen Schreibern angelegt wurden. Wenn aber die Fugen überschrieben worden sind, können sie auch nicht von Steinbrucharbeitern hinterlassen worden sein.
Wie auch immer – es ist dieses eine Grafiti, an dem die Ägyptologie festhält und deshalb seitdem die Meinung vertritt, die Grosse Pyramide wäre von Pharao Cheops erbaut worden. Nirgendwo sonst in der Pyramide finden sich irgendwelche Hieroglyphen, Bilder oder Zeichnungen. Alles scheint “anonym”.
Robert Beauval, ein kontroverser Forscher und Ägyptologe, wies darauf hin, das die Position der drei Pyramiden von Gizeh um 10.500 v.Chr. exakt mit der Position der Gürtelsterne des Orion übereinstimmte, wie man sie zu dieser Zeit von der Erde aus sah.
Später ermittelte Graham Hancock, das die Sphinx zu dieser Zeit genau in Richtung des Sternbildes Löwe blickte – ebenfalls um 10.500 v.Chr.
Was also war der eigentlich Zweck der Pyramide? Darüber wird seit langem spekuliert. Interessant ist eine Tatsache, die jedem Besucher der Pyramide sofort auffällt, sofern er sie nicht in einem Pulk lärmender Touristen besucht: es ist wohl einer der stillsten Orte der Erde. In ihrem Inneren ist nicht ein einziges Geräusch zu hören. Es ist so still, das man nach einiger Zeit das eigene Blut in den Adern fliessen hört. War die Pyramide vielleicht ein Ort der Kontemplation, der Einweihung?
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Auch die Sphinx gibt Rätsel auf
Geben Erosionsspuren Hinweise auf das Alter der Sphinx?
Nicht weit von der Grossen Pyramide von Gizeh wacht seit Jahrtausenden ein eindrucksvolles Monument, das heute genauso rätselhaft scheint: die Sphinx. Es existiert bis heute keine Technologie, mit der man das genaue Alter der Sphinx bestimmen könnte. Einige Ägyptologen meinen, dass die Sphinx zur gleichen Zeit wie die zweite Pyramide erbaut wurde. Aber das ist im Grunde nur geraten.
Man könnte sich um tausende von Jahren verschätzen. Einige Forscher sind sogar der Ansicht, dass die Sphinx, genau wie die Grosse Pyramide, vor 10.000 – 12.000 Jahren erbaut wurde. Geben vielleicht die deutlich sichtbaren Erosionsspuren am Fundament der Sphinx einen Hinweis auf ihr Alter? Selbst hier sind sich die Forscher nicht einig.
Manche vertreten die Meinung, dass es sich hier um stetige Winderosion handelt. Doch dabei wird oft vergessen, das die Sphinx die meiste Zeit ihres Bestehens tief im Sand vergraben war. Die Sphinx wurde aus dem Rest eines Kalksteinhügels gehauen, der als Steinbruch für die Cheops-Pyramide diente. Sie befindet sich dadurch in einer Mulde, die im Laufe der Zeit immer wieder von Flugsand aufgefüllt wurde, wodurch sie jahrhundertelang oft nur mit dem Kopf über den Sand ragte.
Ägyptologen entdeckten im frühen 20. Jahrhundert Verwitterungsmuster an der Sphinx, die sich von denen anderer Bauwerke auf dem Gizeh-Plateau unterscheiden. Sie ähneln nach Meinung einiger Forscher Mustern, die eigentlich durch Wassererosion verursacht werden – z.B. durch starken Regen, der über die Felsen läuft. Wenn das stimmt, müssten sie aus einer früheren klimatischen Periode stammen – und aus einer Zeit, in der die Sphinx für längere Zeit nicht von Sand bedeckt war.
Wenn die Sphinx, wie allgemein angenommen, ca. 2500 Jahre v.Chr. entstanden wäre, gäbe es jedenfalls keine Spuren hydraulischer Erosion. Entweder war das Klima in Ägypten um 2500 v.Chr. dann ganz anders, als wir glauben – oder die Sphinx ist deutlich älter.
Gab es eine vergessene Zivilisation?
Wenn nicht die Alten Ägypter die Sphinx erbaut haben – wer dann? Und wozu? Könnte sie einer weit fortschrittlicheren Zivilisation gedient haben, als jene, die später erst auf Tempeln und Gräber abgebildet wurde?
Luxor, Ägypten, um 1820. Die Totenstadt von Theben wurde für rituelle Begräbnisse zur Zeit der Pharaonen genutzt. Bei der Erkundung eines Grabes stösst der italienische Antiquitätensammler Bernardino Drovetti auf einen Papyrus, der in mehr als dreihundert Teile zerfallen war. Als man ihm im Museo Egizio in Turin wieder zusammensetzte, fand man die bis dato umfangreichste Liste aller ägyptischen Könige. Der Papyrus von Turin hat drei Spalten: die erste listet die Götter des Alten Ägyptens auf. Die zweite beinhaltet alle mythischen Könige, die in der ägyptischen Vorgeschichte regierten. Die dritte Spalte zeigt die historischen Könige und Pharaonen Ägyptens. Und von ihnen haben wir historische Aufzeichnungen.
Würde man annehmen, dass diese Liste die Namen realer Personen enthält, müsste Ägypten als Land bzw. Zivilisation bereits vor 36.000 Jahren existiert haben. Für die heute geltenden Lehrmeinungen unvorstellbar – denn dadurch würde alles, was über die Menschheitsgeschichte gelehrt wird, in Frage gestellt. Die Konsequenzen wären gigantisch.
Vielleicht findet sich irgendwann ein eindeutiger Beweis für das tatsächliche Alter der Grossen Pyramide von Gizeh und der Sphinx. Doch bis dahin rätseln Forscher und Ägyptologen noch um deren wahre Bedeutung – auch wenn es sich meist so anhört, als wären sie sich zu einhundert Prozent sicher: im Grunde basiert die derzeitige Lehrmeinung jedoch lediglich auf Indizien.
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