Os·si
Substantiv [der, die]
Vor 1989: aus Ostdeutschland, aus den neuen Bundesländern stammende Person; Ostdeutsche
Nach 1989: aus den neuen Bundesländern stammende Person, die trotz Demokratie und persönlicher Freiheit nichts aus ihrem Leben gemacht hat, immer am Händchen genommen werden möchte, nie die Welt gesehen hat, ständig herumjammert und allem anderen die Schuld gibt.
Als Ex-Zoni hat man es wirklich nicht leicht: aufgewachsen in einem gigantischen Open-Air Gefängnis, in dem alle Menschen die selbe Hautfarbe (nämlich Nikotingelb) hatten, alle Kaufhäuser die selben Waren in der Auslage (nämlich so gut wie keine) und jeder die selbe politische Ansicht hatte und die deutsche Nazi Vergangenheit sehr speziell aufarbeitete (nämlich gar nicht), sahen sie sich quasi von einem Tag auf den nächsten in eine Welt geworfen, die auf sie wie ein anderer Planet wirken musste: die Bundesrepublik Deutschland.
Anfangs hatten wir alle noch Mitleid mit diesen armen Flüchtlingen, die in ihrem Leben noch nie eine Banane gesehen hatten und pausenlos über ihr trostloses Leben jammerten. Doch irgendwann, mittlerweile waren einige Jahre ins Land gegangen, fiel uns etwas seltsames auf: das Jammern und Geheule unserer Ostdeutschen Mitbürger hörte nicht auf. Es schien ihnen, trotz aller Freiheit, Hilfe und Entgegenkommen, nie wirklich besser zu gehen. Was zum Kuckuck war da los?
Irgendwann dämmerte es uns dann: der Ossi kann gar nicht anders. Er MUSS anscheinend jammern. So wurde es ihm beigebracht. Sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, eigene Entscheidungen zu treffen, mal ein Risiko einzugehen, im Scheitern auch mal die eigene Schuld sehen, die grosse weite Welt kennenzulernen – nein, das ist nicht die ostdeutsche Art. Lieber verkriecht man sich auf seiner Scholle, vernagelt die Fenster, nuckelt an einer halben Bier, zündet hier und da mal eine Flüchtlingsunterkunft an und gibt dem Rest der Welt die Schuld am eigenen verpfuschten Leben, in dem man nie eine einzige, wirklich mutige Entscheidung getroffen hat.
Noch nie ging es uns so gut, wie heute. Und dennoch hört man ständig ein Rumnölen und Jammern aus dem Osten des Landes.
Aber halt! Haben unsere ostdeutschen Freunde nicht vielleicht doch recht? Sehen sie etwas, das uns „normal“-Deutschen vielleicht gar nicht auffällt? Steht unser Land vielleicht doch kurz vor dem totalen Untergang, wie es Putins Agenten und Trolle so gerne in den sozialen Medien via Fake News verbreiten?
Checken wir einfach mal ein paar Fakten der OECD. Gucken wir mal, ob Peggy und Maik recht haben und wirklich alles so schlimm ist, das man gleich die AfD wählen musste.
P.S. Liebe Ossis, bitte verzeiht, das ich mir nicht die Mühe gemacht habe, die englischen Infos in den Grafiken zu übersetzen. Erstens ist Englisch die Amtsprache der EU (und aller Weltbürger), und zweitens hattet ihr ja nur schlappe 28 Jahre Zeit, neben Hochdeutsch auch ein wenig Englisch zu lernen.
Arbeitslosenquote
Ãœberraschung – mit nur 4% hat Deutschland gegenwärtig eine der niedrigsten Arbeitslosigkeitsquote in ganz Europa!
Allerdings: obwohl die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze gestiegen ist, ist die Zahl der Teilzeit- und Niedriglohnarbeitsplätze noch stärker gestiegen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit sind 4,7 Millionen Deutsche allein auf sogenannte Minijobs angewiesen, die tendenziell schlechter bezahlt und unsicher sind. Aber gut, vielleicht ist das auch Jammern auf hohem Niveau, wenn wir mal kurz zu unseren Nachbarn schielen: Frankreich steht mit einer Arbeitslosenquote von fast 10% schon deutlich schlechter da, Spanien mit fast 20%(!) schon katastrophal.
Einkommen
Ãœberraschung – Das durchschnittliche Einkommen in Deutschland gehört zum höchsten in ganz Europa!
Okay, obwohl die Deutschen im Durchschnitt mehr verdienen als britische, französische, spanische und italienische Arbeitnehmer, stagnierten die Einkommen in den letzten zehn Jahren und sind jetzt etwas niedriger als 2008. Zwischen 2008 und 2015 stieg die Zahl der armutsgefährdeten Menschen um fast 10 %.
Allerdings relativiert sich der Blick auf den Lebensstandard, wenn man uns mal mit dem Rest der Welt vergleicht: ist es für die meisten Bewohner dieses Planeten völlig normal, Plasma-TVs, Breitband-Internet, ein neues Auto zu haben und in einem Haus mit Garten oder mehr als drei Zimmern zu leben? Nein.
Einkommensungleichheit
Ãœberraschung – Die Einkommensungleichheit ist in Deutschland weniger stark ausgeprägt, als in den meisten anderen EU-Ländern!
Die Zahlen zeigen, dass die Einkommen in Deutschland etwas gleichwertiger sind als in vielen europäischen Nachbarländern. Doch die Einkommensungleichheit hat sich in den letzten zehn Jahren auch kaum verbessert.
Asylanträge
Ãœberraschung – obwohl Deutschland in diesem Jahr die Liste der Asylbewerber anführt, ist die Zahl der Asylbewerber deutlich geringer als 2015-2016, als das Land mehr als 1,2 Millionen Anträge erhielt. Der befürchtete Kollaps ist also ausgeblieben!
Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland hat die Zahl der Ausländer auf den Rekordstand von 18,6 Millionen getrieben und rund die Hälfte der Deutschen gibt an, dass sie sich Sorgen um die Integration von Flüchtlingen und um die Zuwanderung allgemein machen. Merkel verteidigte ihre Politik der „offenen Türen“ für 2015 und betonte, dass die Ereignisse dieses Jahres nicht wiederholt werden dürfen. Bisher ist der von vielen befürchtete Kollaps der BRD allerdings völlig ausgeblieben.
Sicherheit
Deutschland kletterte um acht Plätze im Global Terrorism Index auf 41, nachdem 2015 sechs Menschen durch Terroranschläge getötet wurden – die ersten terrorbedingten Todesfälle seit 2007. Bei weiteren Anschlägen im Jahr 2016 kamen 22 Menschen ums Leben und viele weitere wurden verletzt.
Die Anschläge führten zu Forderungen nach schärferen Einreisekontrollen und einer stärkeren Unterstützung der Anti-Einwanderungspartei AfD. Im selben Jahr gab es laut einem Regierungsdokument aber mehr als 3.500 Überfälle auf Flüchtlinge und Flüchtlingsheime, bei denen 560 Menschen verletzt wurden, darunter 43 Kinder
Wer stellt also die grössere Gefahr dar? Flüchtlinge oder deutsche Wutbürger? !
Umweltschutz
Deutschland emittiert pro Kopf mehr CO2 als viele seiner Nachbarn, darunter Österreich, Dänemark, Italien und Spanien.
Eine aktuelle Umfrage hat übrigens ergeben, dass sich die Deutschen mehr Sorgen um den Klimawandel machen als um Krieg oder Terroranschläge. Gucken wir mal, wie sich die AfD auf diesem Gebiet profilieren wird (sorry, *prust!* *gacker!*… muss mir gerade ein lautes Lachen unterdrücken)… ?
Erneuerbare Energien
Ein größerer Anteil der deutschen Energie kommt aus erneuerbaren Quellen als in den Niederlanden oder Polen – doch Länder wie Norwegen und Island liegen weit vorn.
Die meisten Wähler wollen, dass Deutschland es besser macht. In einer kürzlich durchgeführten Umfrage gaben 95 % der Befragten an, dass das Wachstum erneuerbarer Energien wichtig oder sehr wichtig sei.
Ãœberalterung
Heute gibt es mehr Rentner als je zuvor, während der Anteil der arbeitsfähigen Deutschen, die sie unterstützen, seit drei Jahrzehnten sinkt.
Die Armut der Rentner hat sich zu einem wichtigen Wahlkampfthema entwickelt. Mehr als 17% der Deutschen im Alter von 65 Jahren und älter sind von Armut bedroht, gegenüber 15,5% im Jahr 2008. Ist das ein Grund für das durchschnittlich doch recht hohe Alter des deutschen Wutbürgers?
Militär
Deutschland gibt einen kleineren Teil seines BIP als Großbritannien und Italien für sein Militär aus. Und weniger als Norwegen und Finnland – Länder, die ihre Truppen nur sehr selten mobilisieren.
Merkel war Anfang des Jahres von US-Präsident Trump wegen der Verteidigungsausgaben von weniger als 2% für die NATO-Länder in Kritik geraten. Sie versprach, dieses Ziel bis 2024 zu erreichen. Deutschland plant auch, seine Truppenstärke in den nächsten sieben Jahren um 20.000 auf fast 200.000 zu erhöhen.
Wollen wir hoffen, das sich bis dahin genug junge Leute finden, die ihren Arsch für all die jammernden, greisen Wutbürger hinhalten, die dieses Land ständig nur schlechtreden und in bester Ossi-Manier „denen da oben“ die Schuld geben, anstatt etwas aus ihrem eigenen Leben zu machen.
Quelle: CNN / OECD