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Das Erdbeben und der Feuer-Tornado von Kanto

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Eine Zerstörung von apokalyptischen Dimensionen

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Nach dem Feuer-Tornado

In der Geschichte der Naturkatastrophen hat man oft von Feuer-Tornados gehört. Doch dieser ist der grösste, der je gesehen wurde: ein 300 Meter breites Monstrum aus extrem heissen Flammen und Hurricane-artigen Winden, das die Hitze 200 Meter hoch aufwirbelt und dabei mit 200 Stundenkilometern rotiert. Viele Menschen werden in die Luft gerissen und verschwinden einfach. Ganze Familien verschwinden spurlos im glühend heissen Sog. Ihre Leichen werden nie gefunden.

Nur wenige Minuten später ist der Spuk zu ende. Die wenigen Überlebenden auf dem Platz sind unter Bergen von toten, verbrannten Körpern begraben. Man sieht Leichen, so weit das Auge reicht. Sie füllen den gesamten Platz aus. Inerhalb von fünfzehn Minuten ist der glühende Wirbelsturm dreimal über das Gelände hinweg gefegt.

Am nächsten Tag erkennt der Polizeichef von Honjo, der all diese Menschen auf das Gelände führte, das er mit seiner Schuld nicht mehr leben kann. Seine falsche Entscheidung hat so vielen Menschen das Leben gekostet, das auch er nun sterben will. Er folgt einem alten Ritual der japanischen Samurai und nimmt sich das Leben.

Die Region Kanto beklagt Zerstörungen von apokalyptischen Ausmassen. Tokyo und Yokohama sind dem Erdboden gleich gemacht. Ein Albtraum. Doch die Katastrophe ist noch nicht vorbei. Bisher wütete die Natur. Nun sind es die Menschen.

In den Trümmern regiert ein wütender Mob

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Jagd auf Koreaner

Für die Kolonialmacht Japan galten die besiegten Koreaner als unzufriedene Aufrührer, die ihre Autorität nicht anerkannten und herausforderten. Sie standen im Ruf, unzuverlässig und unglaubwürdig zu sein. Es hiess: „wenn du ihnen den Rücken zuwendest, fallen sie über dich her“.

Aus irgendeinem Grund greift man sich immer die wehrlosesten Mitglieder einer Gesellschaft heraus. Gerüchte behaupteten, das die Koreaner von der Katastrophe profitierten, wenn nicht sogar daran schuld waren, und so findet man in der koreanischen Minderheit ein leichtes Opfer. In Yokohama werden sie schon Stunden nach dem Erdbeben buchstäblich gejagt und abgeschlachtet. Nach dem Erdbeben und der Flammenhölle wütet nun ein mordgieriger Mob. In den Trümmerwüsten von Tokyo und Yokohama regieren gewalttätige Banden. Frauen, Kinder, Männer – die Mörder verschonen niemanden. Es ist eine Tötungsorgie, die tagelang andauert.

Man geht von 6.000 Menschen aus, die dabei vorsätzlich umgebracht wurden. Insgesamt schätzt man die Todesopfer des grossen Erdbebens von Kanto auf 120.000 Personen.

„Ich glaube nicht, das der Tod das Ende von allem ist“, sagt Tei Suzuki mit zittriger Stimme. „Jedes Jahr am 1. September schicke ich Geld oder wenigstens eine Tasse Sake zu unserem Familientempel. Wir haben ein eigenes Gebet, das uns an die verstorbenen jenes Tages erinnert.“

Auf dem einstigen Brachland von Honjo steht heute eine Gedenkhalle. Sie birgt Urnen mit der Asche jener 40.000 Menschen, die im Jahr 1923 an dieser Stelle binnen einer Viertelstunde umkamen.

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