Social Criticism

Social Networks: a giant, failed experiment?

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https://youtu.be/QxVZYiJKl1Y

What’s on your mind? – Über 13 Millionen Views lassen erahnen, das dieses Video den Kern trifft.

Soziale Netzwerke und Dienste wurden vor einigen Jahren noch als Revolution der Kommunikation und des menschlichen Miteinanders gefeiert. Was ist davon geblieben? Wie haben diese Kommunikationsplattformen sich wirklich auf das Verhalten der Menschen ausgewirkt? Sind sie im Grossen und Ganzen Fluch oder Segen geworden?

Mehr Schein als Sein

Ein Hauptmerkmal der meisten sozialen Dienste ist das Anlegen eines Profils oder einer eigenen Seite -sprich: die Selbstpräsentation. Allerdings liegt schon hier bereits die erste Krux: der Drang, sich möglichst positiv zu präsentieren, um aus der Masse herauszustechen, neue Leute kennenzulernen -oder zumindest von seinen, ebenfalls dort vertretenen, Freunden aus dem realen Leben bewundert werden, ist einfach zu verführerisch. Die meisten User stellen sich deshalb gerne in einem möglichst positiven Licht dar.

Die Schattenseiten des eigenen Lebens, der langweilige Job, die körperliche Behinderung, die soziale Verwahrlosung, die zugemüllte Bude, die Vernachlässigung der eigenen Körperhygiene -all das braucht die Welt ja nicht zu erfahren. Stattdessen postet man Bilder, die einen selbst, das eigene Leben, den Job oder das eigene Umfeld so interessant wie möglich aussehen lassen.

Damals nannte man so etwas noch ‘lügen’. Heute nicht mehr.

Die positive Selbstdarstellung -oder zumindest das Ausklammern und Verschweigen eigener Schwächen- ist auf sozialen Netzwerken das A und O. Was vor einigen Jahrzehnten noch als Selbstverliebtheit und Narzissmus verpönt war, gilt heute inzwischen als völlig normal und wird von manchen gar als legitime Kunstform gesehen. Vor Jahren kannte man diese Verlogenheit und Heuchelei eigentlich nur aus dem Fernsehen, von Leuten mit Millionenpublikum. Inzwischen praktiziert es jedermann. Und wer es nicht tut, wird von anderen, die sich selbst übetrieben positiv darstellen, schnell in den Schatteng gedrängt.

Also wird mitgeschwommen. Damals nannte man so etwas noch ‘lügen’. Heute nicht mehr. Man hat sich anscheinend daran gewöhnt, das Menschen flunkern, im Grossen wie im Kleinen, ob direkt oder nur durch das Weglassen von Tatsachen.

Okay, könnte man sagen -man darf eben nicht alles glauben, was man im Netz so liest oder sieht. Aber wer es gewohnt ist, sich online im bestmöglichen Licht zu präsentieren, übernimmt diese Marotte auch irgendwann in seinem Alltagsleben. Das online Profil wirkt wie eine Maske, die man nach Belieben bemalt und hinter der man sich verstecken kann. Und das übernimmt so manchner dann auch gerne in seinem Alltag.

So wird inzwischen auch im Alltag deutlich mehr geprahlt und gelogen, als vor einigen Jahren. Es wird mit dem letzten Urlaub geprahlt, mit Sprachen, die man (angeblich) beherrscht, mit den neuesten technischen Gadgets. Auch der eigene Charakter wird gerne beschönigt und “aufgehübscht”. Dumm nur, wenn die eigenen Freunde einen einfach zu gut kennen -aber auch dafür gibt es schliesslich eine Lösung: lockere Bekanntschaften. Menschen, die man einfach gar nicht erst so nah an sich heran lässt, als das sie das Bild durchschauen könnten, das man ihnen gerne vorsetzt.

So wird also das menschliche Miteinander immer oberflächlicher, statt intensiver, ob online oder im echten Leben. Denn nur mit genug Abstand voneinander kann man anderen auch das gewünschte Selbstbild aufdrängen. Und damit kommen wir zum nächsten Problem:

Soziale Netzwerke sorgen für Distanz, nicht Nähe

Es hört sich paradox an: soziale Netzwerke sorgen im menschlichen Miteinander für Distanz, statt Nähe. Warum? Weil sie einerseits eine (scheinbare) Nähe herstellen, andere aber gleichzeitg auf Distanz halten -was von den meisten Teilnehmern auch so gewollt ist.

Damals klingelte man einfach bei seinen Freunden.

Zudem geben soziale Netzwerke uns eine Ausrede dafür, das wir jene Menschen, die wir aus unserem realen Umfeld kennen und die nur wenige Minuten entfernt wohnen, gar nicht mehr besuchen müssen. Wozu auch? Schliesslich kann man ja alles wichtige auch onlne klären -von der politischen Diskussion bis hin zum Schlussmachen oder dem Austauschen von Kochrezepten.

Damals klingelte man einfach bei seinen Freunden. Und dafür nahm man gerne auch mal einen weiteren Weg in Kauf. Ich selbst habe mich als vierzehnjähriger noch zu Fuss auf einen zweistündigen Marsch von Dorf zu Dorf begeben, um Klassenkameraden zu besuchen. Heute machen es sich vierzehnjährige bei schönstem Wetter nach der Schule sofort vor dem Laptop bequem, um mit Freunden zu chatten, die nur fünf Minuten entfernt wohnen.

Auch der Begriff “Freundschaft” hat heute anscheinend nichts mehr mit Nähe zu tun. Man kann heute bequem den Status “Freund” für sich nutzen, ohne eine online Bekanntschaft auch nur einmal wirklich getroffen zu haben -geschweige denn auch nur im Entferntesten etwas für die jeweilige Person getan zu haben. Was “Freunde” im wirklichen Leben eigentlich füreinander tun, scheint in der virtuellen Welt nicht relevant zu sein. Anscheinend bedeutet der Begriff “Freundschaft” also in der virtuellen Welt etwas völlig anderes, als im echten Leben.

Was treibt die meisten auf Facebook & Co?

Aus welchem Grund nutzen die meisten User Facebook, Instagram und andere Dienste? Zwei Gründe stechen hier deutlich hervor: zum einen die Flucht vor sich selbst. Man präsentiert sich einfach so, wie man gerne sein würde, nicht wie man wirklich ist. Zum anderen ist es der tiefe Wunsch (und manchmal die regelrechte Sucht) nach Anerkennung und Bestätigung durch andere.

Wer kaum oder wenig Selbstwertgefühl hat, ist deshalb sehr empfänglich für die Teilnahme an sozialen Netzwerken. Wo sonst kommt man so schnell an Anerkennung durch andere? Es genügt, ein Bild hochzuladen (das nicht einmal ein eigenes sein muss) und schon ergattert man heissgeliebte Likes. Vor allem für jugendliche, deren Selbstwertgefühl ständig zwischen gefährlichem Minimum und angrenzendem Grössenwahn schwankt, sind Facebook und Instagram deshalb eine Psychodroge. Mit den selben Wirkungen und Nebenwirkungen -inklusive Entzugserscheinungen.

Auf der nächsten Seite: eine wissenschaftliche Studie findet heraus, das Facebook gegenseitigen Neid fördert.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Damals glaubte man noch an das grosse Versprechen der sozialen Netzwerke: Menschen zusammen zu bringen, welchen sozialen Schichten, Ländern oder Religionen sie auch immer angehören. Dieses allzu optimistische Experiment gilt mittlerweile als gescheitert. Erstens bleiben Gruppen des realen Lebens im Allgemeinen auch bei Facebook & Co. unter sich -im Gegenteil, man findet dort mehr Gleichgesinnte und ebenso durchgeknallte, als man es jemals im echten Leben könnte.

Man gründet eine Facebook Gruppe und bestätigt sich dort einfach gegenseitig.

Warum also sollte man sich ändern und beispielsweise an seinen etwas zu fanatischen politischen oder religiösen Überzeugungen arbeiten? Schliesslich gibt es in der grossen Masse der online User immer einige, die genau so drauf sind, wie man selbst. So wird das eigene Extrem wieder zur Normalität verklärt.

Man gründet eine Facebook Gruppe und bestätigt sich dort einfach gegenseitig in seinen extremen Überzeugungen, ob diese sich nun auf Mode, Hobby, sexuelle Präferenzen oder das Verhätscheln von Tieren beziehen. Während uns das reale Leben dort draussen mit vielen verschiedenen Menschen zusammen bringt und uns damit regelrecht zwingt, Kompromisse einzugehen und unser eigenes Verhalten zu reflektieren, suchen wir uns in der virtuellen Welt der sozialen Netzwerke einfach die Leute, die (scheinbar) zu uns passen. Problem gelöst, keine Anpassung mehr nötig.

So finden sich Menschen mit den selben problematischen sexuellen Referenzen zusammen, verbünden sich jene, die den selben Lehrer hassen, reiht man sich ein in den aktuellen Shitstorm gegen eine bestimmte Person. Veganer findet Veganer und Fleischliebhaber andere Fleischliebhaber. Von einer homogenen Vermischung all dieser Gruppen kann keine Rede sein und über Kurz oder Lang verlieren wir so unsere Fähigkeit, uns an gänzlich verschiedene Menschen anzupassen. Wir werden noch extremer.

Studie beweist: Facebook erzeugt eine Neidspirale

Die Humboldt-Universität zu Berlin hat in einer gemeinsamen wissenschaftlichen Anstrengung mit der Technischen Universität Darmstadt herausgefunden, was viele schon lange ahnten: das Facebook neidisch, depressiv und unzufrieden machen kann. 600 Facebook-NutzerInnen mussten herhalten und wurden nach ihren Gefühlen gefragt. Während sie in dem sozialen Netzwerk herumsurften, und in der Zeit danach.

Das Ergebnis: über ein Drittel der Befragten empfand vornehmlich negative Gefühle wie Frustration. Als wesentlichen Grund dafür machten die ForscherInnen „Neid“ auf die “Facebook-Freunde“ aus. Die vielen Postings der andern über Partys, Urlaubsreisen, Bandauftritte, Buchveröffentlichungen und Babys in Wort und Bild schlagen offenbar aufs Gemüt. Der soziale Vergleich, der zu Neid führt, werde begünstigt durch den Zugang zu vielen positiven Nachrichten und Profilen, die man im Offline-Bereich in dieser Menge gar nicht zu sehen bekomme, erklärte die Projektleiterin Hanna Krasnova.

Die Zufriedenheit sinkt, wenn man auf Facebook eifersüchtig ist auf die Erfolge der anderen.

Vor allem wer in sozialen Netzwerken selbst kaum aktiv kommuniziert, sondern sich das tolle Leben der anderen eher passiv reinzieht, wird von schmerzvollen Emotionen gepeinigt, stellten die ForscherInnen fest. Der Neid führt dann häufig dazu, dass die oder der Geplagte auch zu einer noch “ausgeprägteren Selbstpräsentation“ greift und seinerseits mit weltläufigen Kommentaren und schönen Bildern auftrumpft – was umgehend eine “Neidspirale“ auf Facebook in Gang setze.

Nicht ganz überraschend gibt es einen Zusammenhang zwischen Neid auf Facebook und der allgemeinen Lebenszufriedenheit der Nutzer. Die Zufriedenheit nämlich sinkt, wenn man auf Facebook eifersüchtig ist auf die Erfolge der anderen. „Angesichts der weltweiten Nutzung von Facebook und der Tatsache, dass Neid eine universelle Emotion ist, sind sehr viele Menschen von diesen Auswirkungen betroffen“, verkündete Koautorin Helena Wenninger von der TU Darmstadt.

Was versteht man unter “Facebook-Stress”?

Die Medien stressen uns und wir kommen immer schwerer zur Ruhe. Ständig haben wir das Gefühl, etwas zu verpassen. Es könnte jemand etwas geposted, kommentiert oder geliked haben. Zusätzlichen Druck erzeugen die Facebook-Spiele. Sie beginnen meist kostenlos, werden dann kniffliger und nur bewältigbar, wenn die Jugendlichen entweder Geld bezahlen oder neue Freunde finden. Man könnte das als unmoralisch bezeichnen. Genau wie die Benachrichtigung, dass irgendein Spieler einen im Spiel überholt hat, kommentiert mit den Worten “Willst du dir das gefallen lassen?”. Dann entscheiden nicht mehr die Spieler, sondern die Spiele selbst, wann gespielt werden soll.

Fazit

Nur wer es schafft, eine gesunde Distanz zu schaffen und sich kritisch zu hinterfragen, vermag in einem solchen Fall die Bremse ziehen. Von Kindern und den meisten jugendlichen kann man das z.B. keinesfalls erwarten. Das gelingt ja auch Erwachsenen nur selten.

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Mike vom Mars Blog - mike-vom-mars.comAuthor: Mike vom Mars
A couple of years ago, Mike emigrated from his home planet to Earth to study and examine the human species. His findings offer a deep insight into the nature of human beings and their strange society.

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