Gesellschaftskritik

Wir leben in einem geschlossenen System!

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Warum fällt es den meisten Menschen eigentlich so schwer, zu verstehen, dass sie nicht in einer unendlich grossen Welt, sondern in einem winzigen, geschlossenem System leben, in dem JEDE ihrer Taten Auswirkungen auf sie selbst und alle anderen hat?

In Berlin-Brandenburg plant Tesla die erste Gigafactory-Fabrik in Europa. Dort sollen neben Elektroautos auch die dazugehörigen Batterien produziert werden. Dagegen laufen viele Menschen Sturm – sie befürchten eine Schädigung der Umwelt durch die dafür benutzten Chemikalien.

Was auf den ersten Blick erst einmal positiv wirkt (nämlich dass Umweltbewusstsein endlich im Bewusstsein des Bürgers angekommen ist und schwerer wiegt, als die reine Anzahl der zu schaffenden Arbeitsplätze) zeigt aber auch, woran wir Menschen derzeit immer wieder scheitern, wenn es darum geht, unseren Planeten vor der Klimakatastrophe zu retten.

Fataler Fehler: Schollendenken

Das Problem ist: Jeder sieht nur den Boden direkt vor seinen eigenen Füssen. Kaum jemand realisiert aber, dass wir ALLE in einem geschlossenem System leben, in dem wir alle ausbaden müssen, was andere tun.

Denkt man mal global, wird einem klar, dass es keine Lösung ist, wenn man Tesla verbietet, eine Anlage in Deutschland zu bauen, sie dafür aber eine in China hochziehen. Dann haben wir zwar das Problem räumlich verlagert (nämlich von hier nach China), die Produktion findet aber immer noch auf demselben Planeten, also im selben geschlossenen System statt, in dem wir alle gemeinsam leben.

Jegliche dort entstehende Umweltschädigung würde also früher oder später auch uns betreffen. Es wäre nichts gewonnen – ganz im Gegenteil: hier in Deutschland verfügen wir über weitaus strengere Umweltauflagen, als in China. Würde man eine solche Fabrik also in Deutschland errichten, wäre ein Schutz der Umwelt eher sichergestellt, als unten in China. Dem Planeten als Ganzes wäre so besser geholfen. Oder nicht?

Und dann gibt es noch die „Müllmenschen“. Sie leben mitten unter uns. Ihre Krankheit sieht man ihnen nicht an, aber es braucht nur wenige von ihnen, um ganze Landstriche zu verwüsten. Wo immer sie gehen oder stehen, hinterlassen sie ihren Unrat. Mancher Müllmensch geht sogar so weit, das er seinen gesammelten Schrott, inklusive Motoröl, Lackfarben und Renovierungsschutt im Wald entsorgt.

Wie verdammt klein – ja fast schon mikroskopisch – muss der geistige Horizont eines solchen Mannes (es sind fast immer Männer) sein, um seinen Müll einfach in die Landschaft zu kippen und zu glauben, damit hätte er das Problem ja gelöst? Und wie unendlich muss unser kleiner Planet auf solche geistigen Krücken wirken, das sie nicht kapieren, was sie in unserem geschlossenen System damit anrichten?

Fataler Fehler: Sippendenken

Nächstes Beispiel: das grösste globale Problem, unter dem dieser Planet derzeit leidet.

Nein, es ist nicht die Klimakrise. Auch nicht der Plastikmüll oder die Ressourcenvernichtung. Es ist die Wurzel all dieser Probleme. Der Treibstoff, der all diese Probleme erst ermöglicht und befeuert.

Es ist die Anzahl der Menschen, die auf diesem Planeten wandeln.

Nur wenn man strikt lokal denkt, kann man sich eigentlich noch die Chuzpe leisten, weitere Menschen auf diesen Planeten zu werfen. Nur Menschen mit extrem engem geistigen Horizont, so meint man, könnten doch in 2021 noch nicht begriffen haben, dass es die schiere Anzahl der Menschen auf diesem Planeten ist, die SÄMTLICHE globale Probleme (Verschmutzung, Ressourcenplünderung, Klimakatastrophen etc.) erst verursacht und weiter befeuert.

Und dennoch wird gepoppt, als gäbe es kein Morgen. Werden Kinder in die Welt geschmissen, als gelte es, unbeflecktes Neuland schnellstmöglich zu kolonisieren. Woher kommt dieser unfassbare Drang des Menschen zur völlig enthemmten Vermehrung – in einem geschlossenem System, das weder genug Platz, noch genug Ressourcen dafür bietet?

Es ist, wie auch beim Bau der Gigafactory, einfach nur eine Frage des geistigen Horizonts. Wer nur den Boden direkt vor seinen eigenen Füssen sieht, versteht das Grosse und Ganze nicht. Er könnte tatsächlich der Illusion erliegen, in einer endlos grossen Welt zu leben, in der keine seiner Taten Auswirkungen auf all die anderen Menschen und Lebewesen hat, die darin leben.

Aber dem ist nicht so. Wir leben auf einer kleinen Kugel. Eine winzige Perle, die in einem unendlich grossen, lebensfeindlichem Vakuum treibt. Und nur auf dieser mikroskopisch kleinen Kugel ist Leben möglich. Ein geschlossenes System, das nur funktioniert, solange wir es respektieren und im Gleichgewicht halten. Das heisst aber, das wir uns endlich als Teil einer limitierten Wohngemeinschaft begreifen müssen, in dem jede unserer Taten direkte Auswirkungen auf andere hat. Selbst, wenn diese am vermeintlich „anderen Ende der Welt“ leben.

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