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Diktator – Was für ein irrer Job!

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Diktatoren haben schon einen irren Job. Sie sind brutale und paranoide Lügner, meist völlig isoliert von der realen Welt. Sie leiden unter einem krankhaften Zwang der vielen Menschen gemein ist, die über absolute Macht verfügen: dem Zwang, diese Macht zu missbrauchen. Die Symptome sind vielfältig: Mord, Völkermord, Folter, Raub, Diebstahl, Freiheitsberaubung. Doch fast jede Schreckensherrschaft hat auch komische Aspekte. Der klassische Tyrann hat viel von einem verhaltensauffälligen, verwöhnten Jungen. Hier das Regelwerk für Diktatoren.

Wie kleidet man sich richtig?

„Fettleibigkeit sieht in einer Militäruniform nicht gut aus.“ – Saddam Hussein

Sei es die mit Orden und Medaillen überladene Uniformjacke, oder der Hermelinmantel: absolute Macht verlangt ein perfektes Erscheinungsbild. Dies sind die Outfits der grössten Irren:

Da sind die 1.500 Paar Schuhe, die Imelda Marcos ihr eigen nannte. Sie war die Gattin des philippinischen Diktators Marcos. Oder die weiten, wie Friseurkittel wirkenden Kaftane des lybischen Herrschers Muammar Gaddafi -eine fast schon provokante Antwort auf die Anzüge und Krawatten der westlichen Welt. Nicht zu vergessen die schwarzen Nadelstreifenanzüge des Sunnitenführers Saddam Hussein, der nicht nur gerne foltern liess, sondern auch einen Chemiewaffenangriff auf Kurden anordnete.

Sein Leibschneider aus Istanbul fertige für ihn über 200 massgeschneiderte Anzüge an, für Saddams Familie und Verwandte weitere 550 Stück. Am 14. September 2003 nahmen die Amerikaner das Lieblingsmodel des Schneiders gefangen, im Juli 2004 wurde Saddam wegen Kriegsverbrechen und Völkermord an den Kurden vor Gericht gestellt und schliesslich gehenkt. Auch zu diesem „besonderen“ Anlass trug er ein Sakko, das sein Leibschneider ihm extra für diesen Event zurecht geschneidert hatte, sowie einen schwarzen Ãœbermantel und einen schwarzen Wollschal, „damit sein Kopf nicht vom Körper abgetrennt würde“. Man(n) weiss eben, was sich gehört.

Gut essen

„Ich habe Menschenfleisch gegessen. Es ist sehr salzig, salziger sogar als Leopard.“ – Idi Amin Dada

Um genügend Energie für den anspruchsvollen Job zu haben, muss ein Diktator gut und ausgewogen essen. Mobutu (1965 bis 1997 Präsident der Demokratischen Republik Kongo) hasste es, allein zu speisen. Er frönte der Völlerei zusammen mit tausenden von Gästen und sorgte für endlosen Nachschub an Champagner und Wein. Hitler behauptete zwar, Vegetarier zu sein, ass aber heimlich mit Vorliebe bayerische Wurst.

„Hast du keinen Appetit, dann hast du gar nichts“ -dem hätte Nordkoreas Anführer Kim Jong Il sicher zugestimmt. Der bemitleidenswerte Diktator war alleiniger Vorkoster für sein ganzes Land, das er in ein riesiges Open-Air Gefängnis verwandelt hatte. Er selbst nannte Nordkorea „ein Paradies“, in Wirklichkeit war und ist es für viele Einwohner eher eine Hölle. In den 90er Jahren starben zwei millionen Menschen in Nordkorea an Hunger, weil das Land seine Grenzen geschlossen hatte. Während sein Volk hungerte, genoss Kim Jong Il Hummer und Edelsteaks. Zudem liebte er besonders fetten Thunfisch. In seinen Kühlschränken lagerten Delikatessen aus allen Ländern der Welt. Da gab es Dinge, die selbst sein japanischer Leibkoch noch nie gesehen hatte.

Gut zu essen, bedeutet für einen Diktator, alles zu verschlingen, was von möglichst weit her geliefert wird. Kim Jong etwa liess sich gerne auch Kentucky Fried Chicken kommen -aus China, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dem Tyrannen stand ein Team aus 30 Köchen und Kellnern zur Verfügung. Sie alle hatten Schwierigkeiten, mit seinen Launen klar zu kommen. Da war zum Beispiel das Reis-Ritual: der gesamte Reis eines Tages wurde vor dem Kochen auf einem grossen Ballen Papier ausgebreitet. Die Aufgabe der Kellner war es nun, jedes einzelne schlechte Reiskorn auszusortieren. So schafft man Jobs!

Kim hatte eine Vorliebe für Hennessy Cognac -sein Palast gab dafür über 800.000 Dollar im Jahr aus (5.000 Dollar pro Flasche). Vor einer Party wurde neben Kim’s Platz an der Tafel ein Stapel Banknoten gelegt, meist 50.000 Dollar. Wenn die Stimmung abzuflauen drohte, liess der Diktator seine Gäste der Reihe nach an sich vorbeigehen und nötigte sie, ein grosses Glas teuersten Cognac auf Ex zu saufen. Ein 100 Dollar Schein winkte als Belohnung.

Geliebt werden

„Mein Volk respektiert mich so sehr, das ich fast nicht ruhig schlafen kann.“ – Saparmurat Niyazov

Man sagt, Männer würden deshalb so oft zu Mördern, weil sie weniger Liebe bekämen. So allein auf seinem Thron sehnt sich natürlich auch ein Dikator nach Liebe. Und ein guter misanthropischer Führer kennt das beste Rezept für die richtige Dosis Zuwendung: ein ordentlicher Persönlichkeitskult. Man zwinge das misshandelte Volk, seinen Misshandler wie einen Gott zu verehren. Und schon klappt es mit der Liebe.

Der Preis für den gelungensten und erstaunlichsten Persönlichkeitskult geht an Saparmurat Niyazov. Der eisenharte Anführer war Chef-Unterdrücker in Turkmenistan von 1991 bis 2006. Unter seinem Regime landete ein Drittel aller Turkmenen irgendwann im Gefängnis und die Hälfte des Volkes wurde arbeitslos. Wie in guten Diktaturen üblich, trugen auch hier zahlreiche Devotionalien das Konterfei des Unterdrückers. Wenn man nach Turkmenistan kam, war das erste, das man sah, die fiese Visage Niyazovs. Sie prangte auf Tee-Packungen, auf den Etiketten von Flaschen, auf den Zifferblättern von Armbanduhren, Postern, Bannern, Salzstreuern. Selbst auf dem „stillen“ Örtchen wachte der Despot streng über den guten Ausgang der dort getätigten Geschäfte.

Als Niyazov im Jahr 2006 starb, übernahm ein ehemaliger Zahnarzt den Personenkult. Der Nachfolger wartete drei respektvolle Jahre und trat dann dreist und schamlos in die Fussstapfen seines Vorgängers -stilgerecht auf einem weissen Schimmel, mit einer weissen Fellmütze und einer weissen Taube auf der Schulter. Ein Bild wie aus einem grotesken Traum eines zwölfjährigen Jungen.

Schöner wohnen

Der Ausdruck „Immobilienkrise“ ist den meisten Diktatoren sicher nicht geläufig. Hier die Top 3 der kostspieligsten und prächtigsten Tyrannenpaläste:

    Platz 3 geht an den lybischen Ex-Herrscher Gaddafi. Er zelebrierte den Empfang seiner Besucher stets in „bescheidenen“ Wüstenzelten. Nach seinem Tod konnte man erstmals seine Paläste bewundern -kitschiges Dekor, überquellender Luxus. Eher einem Bösewicht aus einem James Bond Film als einem Beduinenfürsten angemessen.

    Platz 2 geht an den Diktator des Kongo, Mobuto Sese Seko, und dessen chinesischer Pagode. Sie ist das Juwel in einer heute komplett verlassenen und dem Verfall preisgegebenen Stadt und wird auch das „Versailles des Dschungels“ genannt.

    Und der erste Platz geht an den Palast des Volkes in Bukarest. Rumäniens Machthaber Nicolae CeauÈ™escu schuf sich hier ein steinernes Zeugnis seines genialen Verständnisses für Luxus. Der Palast verfügt über 1.100 Zimmer, 20 Etagen und insgesamt 350.000m² Wohnfläche. Er ist damit das weltweit zweitgrösste Gebäude nach dem Pentagon in Washington. Ein Fünftel Bukarests wurde niedergerissen. CeauÈ™escu wollte immer gern der „grosse Erbauer“ genannt werden. Der „grosse Zerstörer“ trifft es wohl eher.

Leben wie Gott in Frankreich

„Mein Traum war es, Paris zu sehen.“ – Adolf Hitler

Eine der Vergünstigungen, die man als Diktator geniesst, ist es, zweitweise in Paris leben zu dürfen – der Stadt der Mode und der Liebe. Wolltest du immer schon mal Vasen, Kerzenhalter und sogar Wasserhähne aus einem Hotelzimmer mitnehmen? Kein Problem für die CeauÈ™escus. Sie taten genau das bei einem Paris-Aufenthalt im Juni 1980 in einem luxuriösen Gästehaus der Regierung. Oder möchtest du einmal als Geisterfahrer auf der Champs Elysees fahren ohne einen Strafzettel zu bekommen? Kein Problem -zumindest für Hannibal Gaddafi. Der fuhr mit 140 km/h auf der falschen Seite der Strasse, wurde angehalten, stank stark nach Alkohol und stritt sich auch noch mit dem Polizisten. Trotzdem durfte er als freier Mann vom Platz gehen. Vor dem Gesetz sind eben manche gleicher, als andere.

Wolltest du schon einmal in einer TV-Show auftreten, deren einziger Zweck es ist, allen zu zeigen, wie toll du bist? Wieder kein Problem. 1996 bat der turkmenische Diktator Niyazov während einer Reise nach Paris den Chef des französischen Fernsehesenders TF1, ihn in die wichtigste Talkshow des Landes einzuladen. Frankreich hatte mit Turkmenistan gerade Handelsverträge über eine milliarde Euro abgeschlossen. Die Harmonie musste gewahrt bleiben. Also lud man Niyazov ins Studio, zusammen mit dem Senderchef und wichtigen Wirtschaftsbossen und tat so, als zeichne man eine hochseriöse Sendung auf. Tatsächlich aber wurde die Show nie ausgestrahlt. Es war von Anfang an ein Fake. Dank Internet kann man diese sagenhafte Tyrannen-Werbeveranstaltung heute aber dennoch geniessen. „Wir bewundern die Franzosen“, sagt der Diktator darin. „Sie können frei sagen, was sie denken“. Wenn das nicht professioneller Zynismus ist, was dann?

Paris erfüllt alle Wünsche. Man lebt den Augenblick. So jedenfalls der Sohn des Diktators von Equatorial Guinea, Teodorin Obiang. Sein Motto: „Lege niemals das fürstliche Geld zurück, das du heute ausgeben kannst“. Es war unvorstellbar, wie luxuriös er lebte. Er spülte das Geld förmlich den Abfluss hinunter. Er holte riesige Summen von der Bank, wöchentliche Umschläge mit 500.000 Franc waren die Regel. Sein Vater kaufe ihm zu seinem 28. Gebursttag ein… Flugzeug.

Die gängige Strategie von Diktatoren: sie eigenen sich das Komplette Vermögen ihres Volkes an, das durch die Ausbeutung nationaler Resourcen erwirtschaftet wird, ob Gold, Diamanten, Gas, Kohle oder Erdöl. Die Entdeckung des schwarzen Goldes in Equatorial Guinea machte aus den Obiangs eine der reichsten Familien Afrikas. Die 600.000 Einwohner des Landes hatten natürlich nichts davon. Drei Viertel von ihnen leben noch heute unterhalb der Armutsgrenze. Ein Beispiel für die Extravaganzen des Teodorin Obiang ist sein sechswöchiger Aufenthalt im Bristols. Seine Suit kostete 1996 45.000 Franc -pro Nacht. Dann kaufte er 1999 ein 500 m² grosses Appartment, ausgestattet mit teuren Gemälden und einem Wohzimmertisch aus edelstem Baccara-Kristall. Dazu kam dann noch ein Pariser Stadthaus -ein bescheidener Zweitwohnsitz mit fünf Stockwerken, eigener Diskothek, 101 Zimmern und Swimmingpool in der Avenue Foch. Man gönnt sich doch sonst nichts.

Allerdings war Teodorin dann doch wieder so knickrig, das er die anfallenden Kosten für seine Junggesellenbude in der Avenue Foch nicht selbst tragen wollte und einfach auf die Pariser Stadtverwaltung abschob. Die übernahm dann die Konkursverwaltung des Gebäudes -das zum Erstaunen aller vollgestopft war mit teuren Kunstwerken. Quasi obdachlos, ohne seine Maseratis und Bentleys, muss der arme Teodorin nun auf die Grosszügigkeit seiner Familie vertrauen.

Auf der nächsten Seite: warum Kim Jong Il ganz offiziell ein Hosenscheisser war, warum es in Burma nur Banknoten gab, deren Wert durch 9 teilbar war und wie es dazu kam, das ein russischer Diktator von ausserirdischen zu einem Spazierflug eingeladen wurde.

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