Ob im Supermarkt, auf einer Party oder auf Arbeit – der Mensch kommt einfach nicht ohne Vergleiche aus. Und dabei gibt es nichts, was nicht verglichen wird: Gehälter, Kleidung, Freunde, Hobbies – einfach alles. Doch warum ist es Menschen so wichtig, sich mit anderen in Beziehung zu setzen und sich so selbst einzustufen?
Aufwärts- versus Abwärtsvergleich
Einer der Gründe, warum sich Menschen vergleichen, sind die Emotionen, die damit hervorgerufen werden können. Ob die Gefühle positiver oder negativer Natur sind, hängt vom Vergleichsobjekt ab und muss in Relation zu diesem betrachtet werden. Fährt man zum Beispiel ein reparaturbedürftiges, altes Auto und hat die Möglichkeit, es gegen einen modernen Kombi auszutauschen, wird man den Kombi sicher als besser und neuer einschätzen.
Der Tausch wäre in dem Fall also ein Erfolg und Emotionen wie Erleichterung oder Freude kommen zum Ausdruck. Besitzt man allerdings einen teuren Sportwagen und muss diesen gegen einen modernen Kombi tauschen, bekommt das Wort „modern“ in dem Fall eine ganz andere Bedeutung. Der Sportwagen-Besitzer vergleicht sein Luxusauto mit dem in seinen Augen schlechteren Fahrzeug und wird mit dem Tausch nicht einverstanden sein, was wiederum Gefühle wie Wut oder Trauer auslöst. Solche Vergleiche funktionieren natürlich auch auf hypothetischer Ebene. Hätte man zum Beispiel lieber ein schöneres oder schnelleres Auto, ruft man sich Dinge ins Bewusstsein, die man selbst nicht besitzt. Diese Art Vergleich wird Aufwärtsvergleich oder aufwärts gerichteter Vergleich genannt und kann dazu führen, dass man sich selbst minderwertig fühlt – oder in dem Fall sein Auto schlechter findet. Das gleiche Prinzip kann auch auf Menschen angewendet werden.
Viele sind vielleicht der Meinung, dass die Freundin schöner ist, der Bruder schlauer oder die Kollegen reicher. Das prallt wiederum auf einen selbst ab und löst negative Gefühle wie Eifersucht oder Empörung aus. Im Gegensatz dazu steht der Abwärtsvergleich, bei dem man sich mit etwas vergleicht, das beispielsweise langsamer oder älter ist. Ist man nach eigenen Einschätzungen sehr erfolgreich in seinem Beruf und unterhält sich mit jemandem, der gerade auf Arbeitssuche ist, wird das Selbstwertgefühl dadurch gesteigert. Solche Vergleiche passieren oft unbewusst und ohne bösartige Intention.
Das Belohnungssystem
Wenn man sich die Theorie der sozialen Vergleiche wissenschaftlich herleiten möchte, kommt man nicht ohne die Gehirnforschung aus. Um diese negativen oder positiven Gefühle hervorzurufen, laufen verschiedene chemische Prozesse im Gehirn ab. Das neuronale Belohnungssystem sorgt dafür, dass unser Handeln motivationsbedingt ist.
Träumt man zum Beispiel von einer Weltreise, ist sie die Motivation, täglich Überstunden zu machen. Hat man sein Ziel dann erreicht und belohnt sich mit der Reise, werden Botenstoffe wie Dopamin ausgeschüttet. Wenn man gerade etwa eine Gehaltserhöhung erhalten hat und vergleicht seinen alten Lohn mit dem aktuellen, wird die momentane Situation als Erfolgserlebnis und als Belohnung für die harte Arbeit bewertet. Aus diesem Grund funktionieren Vergleichsplattformen so gut. Der Mensch hat hier die Möglichkeit, verschiedene Anbieter zu vergleichen und das beste Ergebnis herauszufiltern. Braucht man etwa eine Autoversicherung, findet man auf Vergleichsportalen eine große Auswahl. Hat man dann die bestmögliche Versicherung abgeschlossen, reagiert der Körper mit Freude oder Erleichterung. Möchte man als Glücksspieler die besten Casino-Angebote ausfindig machen, kann man das mit einem Klick auf Vergleichsplattformen tun.
Stößt man dabei auf einen besonders lukrativen Bonus, schüttet der Körper Botenstoffe aus. Plant man bereits den nächsten Sommerurlaub, zieht man mit Sicherheit Hotel- und Reiseportale zurate. Ist der Traumurlaub erst einmal gebucht, ist der Dopaminspiegel besonders hoch. Es sei denn, der Freund oder Kollege hat ein günstigeres Mietauto gefunden oder ein schöneres Hotel reserviert…
Sich mit anderen zu vergleichen, liegt in der Natur des Menschen und ist sozial genauso fest verankert wie beispielsweise Small Talks. Soziale Vergleiche können das Selbstwertgefühl dabei entweder mindern oder nach oben pushen.
Foto: Damian Morys