Fliegen wie ein Vogel, die Welt von oben sehen oder mit atemberaubendem Tempo durch, um und über Hindernisse düsen: Drohnen und Multikopter machen es möglich. Dieser Artikel erklärt dir einfach und verständlich, was es vor und nach dem Kauf eines geeigneten Multikopters zu beachten gilt.
Seite 1 – Welcher Kopter passt zu mir?
Seite 2 – Die Fernsteuerung
Seite 3 – Live Video (FPV)
Seite 4 – Akku-Grundwissen
Seite 5 – Was ist erlaubt?
Seite 6 – Test: welcher Drohnentyp bist du?
Drohnen gibt es mittlerweile in allen Grössen und Formen – und genauso zahlreich sind die Begriffe dafür: Multikopter, Kopter, Quadrokopter, Kameraschubse, Racer… Im Grunde ist immer das selbe gemeint: eine fliegende Drohne mit mehreren Rotoren, die sich ferngesteuert lenken lässt. Die meisten Drohnen, vor allem im Hobby- und Funbereich verfügen über vier Propeller (dann spricht man von Quadrokoptern), im professionellen Bereich (Kino, Film etc.) werden auch gerne Drohnen mit sechs (Hexakopter) oder gar acht Propellern (Octokopter) genutzt. Im Allgemeinen bezeichnet man jedoch alle einfach als Multikopter.
Der Vorteil von Hexa- oder Octokoptern ist, das sie nicht nur mehr Tragkraft aufbringen, sondern auch der Ausfall eines Rotors nicht zwangsweise immer gleich zu einem Absturz führt. Bei einem Quadrokopter hingegen endet der Ausfall eines Rotors meist mit einem Crash. Dennoch fliegt die Mehrzahl der Hobbypiloten Quadrocopter, da diese relativ günstig, leicht, wendig und einfach zu warten sind.
Das Wort “Drohne” bezieht sich übrigens nicht nur auf fliegende Objekte, sondern umfasst alle ferngesteuerten und unbemannten Fahr- und Flugzeuge. Da dieses Wort oft auch im militärischen Sinne benutzt wird, wird es von Hobbyfliegern nicht gerne benutzt. Hier wird dann lieber von “Multikoptern” gesprochen.
Welcher Kopter passt zu mir?
Mittlerweile gibt es hunderte, wenn nicht gar tausende verschiedener Koptermodelle auf dem Markt – dennoch kann man sie grob in drei verschiedene Klassen einteilen:
Kamerakopter
Racer
Micro- oder Nanokopter
Kamerakopter
Wenn wir hier von “Kameradrohnen” sprechen, sind nicht kleine Kopter mit einer Spielzeugkamera gemeint, sondern solche, mit denen man mindestens Videos in 1080p HD oder 4K Qualität filmen kann. Von Koptern mit Spielzeugkameras sollte man generell eher absehen.Und: eine Filmkamera am Kopter sollte nicht mit einer Live-Kamera verwechselt werden, die in Echtzeit Video an eine Videobrille schickt, die der Pilot trägt, damit dieser den Kopter aus der Ego-Sicht steuern kann. Näheres zu diesem Unterschied im Kapitel über Video.
Kamerakopter sind primär für jene gedacht, die die Welt gerne von oben sehen und dabei ansprechende Fotos oder Videos machen möchten. Die meisten Kamerakopter sind dafür ausgelegt, eine ActionCam wie z.B. die GoPro zu tragen oder verfügen mittlerweile sogar meist selbst bereits über eine eingebaute HD Kamera, mit der sich Videos in 1080p- oder sogar 4K Videoqualität filmen lassen.
Damit die Videos und Fotos nicht verwackeln, verfügen Kamerakopter über eine spezielle Kamerahalterung (Gimbal genannt), die die Bewegungen des Kopters automatisch ausgleicht und für ein ruhiges und stabilisiertes Bild sorgt. So lassen sich sogar bei heftigem Wind und aprupten Flugmanövern ansprechende Videos ohne Gewackel drehen.
Da es beim Filmen vor allem auf eine ruhige Kameraführung ankommt und sich der Pilot hauptsächlich aufs Filmen und nicht auf das Steuern des Kopters konzentrieren möchte, verfügen fast alles höherpreisigen Kamerakopter mittlerweile über automatisierte Flugsysteme, wie z.B. GPS-Navigation, automatische Rückkehr zum Startpunkt (“Return Home” z.B. bei einem Funkabriss) oder Sensoren, die automatisch erkennen, wenn eine Kollision mit einem Hindernis droht. Auch Position und Flughöhe werden meist automatisch gehalten, und das dank GPS auf den Zentimeter genau.
Kamerakopter sind daher sehr einfach zu steuern und meist als Komplettpaket erhältlich (mit Fernsteuerung, Zubehör und Kamera), hier setzt die Bedienung in der Regel keine besonderen technischen Kenntnisse voraus. Ein Kamerakopter sollte über eine möglichst lange Flugzeit pro Akku verfügen (in der Regel mindestens 20 Minuten), damit man nicht alle Augenblicke wieder landen muss.
Zur Kontrolle des Kamerabildes beim Filmen ist auf der Fernsteuerung meist ein kleiner Monitor angebracht, der (mehr oder weniger in Echtzeit) das zeigt, was die Kamera gerade filmt. Allerdings sind Kamerakopter aus flugtechnischer Sicher langsam, träge und eher anspruchslos. Wer also beim Fliegen ein bisschen mehr “Pepp” und Herausforderung sucht, sollte sich auch mal nach einem Racer umsehen.
Vom Kauf günstiger Kamerakopter kann man eigentlich nur abraten: die Videoauflösung ist meist miserabel und Pixelig, es ist keine Kamerahalterung verbaut, die Verwackelungen ausgleicht, und über GPS verfügen die Billigmodelle auch nicht (also keine automatische Rückkehr). Hier sollte man schon mindestens 500-700 EUR ausgeben, gute Modelle kosten ab 1.500 EUR aufwärts, lassen dann aber auch kaum Wünsche offen. Die meisten Kamerakopter lassen sich mittlerweile über eine App steuern. Achtung: hier wird ein mit der App kompatibles Smartphone benötigt, das entsprechend Power unter der Haube hat. Dafür bekommt der Pilot viele Funktionen geboten. Der Kopter kann z.B. selbstständig verschiedene Wegpunkte (Waypoints) abfliegen oder automatisch dem Träger der Fernsteuerung hinterher fliegen (auch wenn dieser sich in einem Auto oder auf einem Boot befindet).
FPV Racer
Racer sind kleiner als Kamerakopter, viel wendiger und verfügen über enorme Power. Geschwindigkeiten von über 100 km/h sind durchaus üblich. Entsprechend kurz sind auch die Flugzeiten – zumindest verglichen mit Kamerakoptern: 4-5 Minuten sind bei Racern Durchschnitt. Dafür bietet das Fliegen eines Racers Adrenalin pur!Gesteuert werden Racer aus der Ich-Perspektive (“FPV” – First Person View). Das funktioniert so: auf dem Racer ist eine kleine Kamera angebracht, die nach vorne guckt und das Bild live über einen Videosender sendet. Der Pilot trägt eine Videobrille, die dieses Bild in Echtzeit empfängt. So ist es für den Piloten, als würde er gerade selbst im Cockpit sitzen. Und nur so lässt sich ein schneller Racer effizient und exakt steuern. Die Bildqualität dieser Live-Kameras ist im Vergleich zu Kameradrohnen eher bescheiden, reicht aber völlig aus, um den Kopter aus der Egoperspektive zu steuern.
Gesteuert werden die Racer dann durch einen Parcour aus Toren, Fahnen und Tunnels – oder sogar durch verlassene Gebäude. Mittlerweile finden sogar Landes- und Weltmeisterschaften in riesigen Arenen statt, in denen aufwändige Parcours gebaut werden. Die wichtigen Rennen (Meisterschaften) werden inzwischen sogar von Fernsehsendern übertragen.
Kopter- bzw. FPV Racing Events sind ein Spektakel – sowohl für die Piloten, als auch die Zuschauer. Denn hier geht, je nach Parcour und Art der Hindernisse, immer eine Menge zu Bruch. Abgebrochene Propeller sind noch das kleinste Ãœbel. Wenn ein 500g schwerer Racer mit über 100 km/h gegen eine Betonwand prallt, kann man sich vorstellen, das nicht viel heil bleibt. Aber gerade aus diesem Grund sind Racer in der Regel sehr stabil gebaut. Kleinere Unfälle werden i.d.R. heil überstanden. Racer verfügen über keinerlei Schnickschnack – Hilfssysteme wie GPS oder automatische Rückkehr sucht man hier vergeblich.
Auch verfügen Racer in der Regel nicht über Stabilisierungssysteme, die dafür sorgen, das sich der Kopter von selbst immer schön gerade ausrichtet. Denn genau das möchte man als Racer Pilot nicht. Nur wenn der Kopter sich frei in jede Richtung und in jeden denkbaren Winkel steuern lässt, sind Manöver wie Looping, Fassrollen und dergleichen möglich. Solche Kunststücke lassen sich mit normalen Koptern nicht anstellen, da deren Stabilisierungssystem dem Piloten viel abnimmt (oder sogar verbietet).
Wer also Racer fliegen möchte, muss mit einigen Wochen Einarbeitungszeit und Training rechnen. Denn der sog. Acro Modus (“Acrobatic Mode”, nicht stabilisierter Flugmodus) ist nicht leicht zu beherrschen und will anfangs auch erst mal auf einer grossen, freien Wiese geübt werden. Alternativ kann man auch die Fernsteuerung an den PC zuhause anschliessen und das Fliegen im Acro Modus mit einem Simulator am PC üben, bis man den Dreh raus hat. Das schont den Geldbeutel und die Nerven.
Richtig Spass machen Racer, wenn man mit Gleichgesinnten Rennen fliegt. Hier kann man entweder nacheinander fliegen (wer fliegt die schnellste Rundenzeit?) oder gleichzeitig – das gibt dann noch mal einen entsprechenden Adrenalinschub. Damit man in der Videobrille die anderen Teilnehmer deutlich sieht, verfügen Racer meist über helle LED-Rücklichter.
Micro- und Nanokopter
Dann gibt es noch die Kleinsten: sogenannte Micros oder Nanos. Durch die Miniaturisierung elektronischer Bauteile in den letzten Jahren wurde es möglich, immer kleinere Kopter auf den Markt zu bringen. Waren die ersten Modelle noch richtige “Zappelphillips”, lassen auch die Winzlinge sich mittlerweile sehr stabil und exakt steuern. Dafür sorgt die Elektronik, die mittlerweile auf einer nur wenige Quadratzentimeter grossen Platine Platz findet.Microkopter bieten einige Vorteile, die weder Kamerakopter, noch Racer bieten: sie lassen sich auch in der Wohnung fliegen (also im Winter oder bei schlechtem Wetter), bieten für Umstehende keinerlei Verletzungs- oder Schadenspotential und fallen durch ihr geringes Gewicht nicht unter spezielle gesetzliche Regelungen. Man kann sie also wirklich überall fliegen: im Park, durch den Wald, am Baggersee, vorm Haus usw.
Ein Parcour ist für die Winzlinge schnell aufgebaut: man kann unter Wohnzimmerstühlen hindurchfliegen, durch selbstgebastelte LED Reifen oder Tore aus Pappkarton.
Richtig witzig wird es, wenn man diese Miniflitzer mit einer kleinen FPV Kamera ausstattet (diese sind mittlerweile so winzig, das sie sich problemlos auf einen Microkopter platzieren lassen). Wie bei einem Racer lässt sich dann über die Videobrille ein live Videobild empfangen und der Kleine aus der Ego-Sicht steuern. Deshalb gibt es mittlerweile auch viele Micro Racer, mit denen man die selben Künsstücke machen kann, wie mit normalen Racern – nur das dabei eben weniger zu Bruch geht und vor allem weniger Platz benötigt wird.
Micro- oder Nanokopter gibt es als RTF Sets (komplett mit Funke, Akkus usw.) oder auch einzeln, damit man sie mit der Fernsteuerung seiner Wahl fliegen kann. Viele Micros bieten sowohl den stabilisierten Flugmodus für Einsteiger, als auch den Acro Modus für fortgeschrittene und jene, die damit Loopings, Fassrollen und andere Kunststücke fliegen möchten.
Für den Einsteig ist ein FPV Nanokopter die richtige Wahl – Komplett Sets (mit Funke, Kamera, Kopter) gibt es bereits für unter 100 EUR. Das einzige, was man dann noch für ein tolles Flugerlebnis in den eigenen vier Wänden benötigt, ist eine Videobrille mit Empfänger (ab 50 EUR).
Der Nachteil der Micros ist allerdings, das sie aufgrund ihres geringen Gewichts und der relativ geringen Schubkraft sehr windanfällig sind. Bei Winden über 5 km/h ist also in der Regel nur Fliegen in der Wohnung angesagt.
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