Ukraine-Krieg

Kriegstagebuch Ukraine – November

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TAG 263 – SONNTAG, 13.NOVEMBER 2022

Noch steht nicht fest, wie viel Gerät und Munition bei der Befreiung Chersons erbeutet werden konnte, wie viele russische Soldaten während der Evakuierung ums Leben kamen oder in ukrainische Gefangenschaft gerieten. Es sieht aber so aus, als wäre die Evakuierung mehr oder weniger glatt für die Russen gelaufen – weshalb nicht wenige davon ausgehen, dass es eine Ãœbereinkunft unter der Hand zwischen den ukrainischen und russischen Streitkräften gegeben haben könnte, in dem die Ukrainer den Russen einen mehr oder weniger freien Rückzug garantiert haben und die Russen im Gegenzug davon abgesehen haben, die Stadt weiter zu zerstören. Seltsam nämlich, dass die auf den Plätzen der Stadt feiernden Zivilisten, die eigentlich ein leichtes Ziel für russische Artillerie gewesen wären, nicht beschossen wurden – denn Rache an Zivilisten zu nehmen, ist in der Regel genau das, was Russen bisher immer getan haben, wenn sie einen Verlust hinnehmen mussten.

Die offizielle Statistik der ukrainischen Streitkräft für den 12. November, veröffentlicht vom Kyiv Independent:

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Der Nova Kakhovka Damm wurde von den Russen schwer beschädigt. Mindestens drei Segmente des Übergangs wurden gepsrengt. Es ist nicht bekannt, ob die Russen den Damm tatsächlich sprengen wollten oder nur das Nachsetzen der Ukrainer verhindern wollten. Ob die Sprengung größere strukturelle Schäden am Damm verursacht hat, wird noch untersucht. Unnötig zu erwähnen, dass die Zerstörung ziviler Infrastruktur ein Kriegsverbrechen darstellt.

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Nova Kakhovka Damm

Sprengung des Damms

Leg dich nicht mit Omi an!
Omi hatte für die Befreier noch etwas Munition im Keksglas gehortet 😄

TAG 262 – SAMSTAG, 12.NOVEMBER 2022

+++ Cherson befreit +++


Cherson gilt offiziell als befreit. Nach ersten Erkenntnissen konnten die Russen die meisten ihrer Soldaten noch über den Fluss bringen, anscheinend wurde aber viel schweres Gerät zurückgelassen. Wie viel davon noch brauchbar ist, wird sich herausstellen. Anscheinend haben nicht wenige russische Soldaten ihre Uniform in den letzten Stunden gegen zivile Kleidung getauscht und sind in Cherson geblieben. Diese werden nun nach und nach aufgespürt. Die Antonovsky-Brücke wurde von den Russen nach der Evakuierung nun komplett zerstört. Telefon-, Strom- und Mobilfunknetze wurden von den Russen unbrauchbar gemacht. Der Zustand des Damms ist, soweit bekannt, stabil, obwohl die Russen dort einen Teil der Hauptbrücke gesprengt haben, um eine Überquerung des Reservoirs zu verhindern. Erste Hilfskonvois der Ukrainer zur Unterstützung der Zivilbevölkerung sind bereits in Kherson eingetroffen.

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Nach der Befreiung Chersons ist das nächste strategisch wichtige Ziel nun Melitopol und natürlich die Nachschubunterbindung über die Krim. Der Flughafen Chaplynka und einer der beiden Hauptnachschublinien von der Krim in die Südukraine in Armyansk liegen nun theoretisch in HIMARS-Reichweite – wenn die Ukrainer verrückt genug wären, diese direkt bis an die Frontlinie zu bringen. Vielleicht liegen ja noch ein oder zwei „nie offiziell gelieferte“ ATACMS in irgendeiner Schublade. Zudem können die Ukrainer nun, da sie die Kontrolle über den Nova Kakhovka Damm haben, den Nord-Krim-Kanal blockieren, der die Krim mit Süßwasser versorgt.

Die neue Position der russischen Kräfte auf der Südseite des Dniepr bringt für diese einige Herausforderungen mit, da es sich dort größtenteils um offenes Gelände handelt. Wenn sie sich dort nicht sehr gut eingraben, sind sie ein gefundenes Fressen für die HIMARS der Ukrainer.

TAG 261 – FREITAG, 11.NOVEMBER 2022

+++ UPDATE +++

16:00 MEZ – Cherson jubelt



+++ UPDATE +++

15:45 MEZ – Die Befreiung Chersons bzw. der Rückzug russischer Truppen scheint nun beinahe abgeschlossen. Details zur Lage in Kürze.

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Cherson – die letzten 24 Std. (Update)



Video: Cherson – ukrainische Truppen schießen den Russen zum Abschied ihre eigenen Grads hinterher:

+++ Offensive auf Cherson +++

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Cherson: Geländegewinn in den letzten 24 Std.


Der Krieg in der Ukrainer tritt nun in eine neue Phase ein. Seit der Nacht zum Donnerstag ziehen sich die russischen Truppen mehr und mehr aus Cherson zurück, legen hinter sich Minen aus und zerstören alle noch verbliebenen Brücken, um den Vormarsch der Ukrainer möglichst zu verlangsamen. Zumindest an kleineren Flüssen dürfte das die Ukrainer aber dank der aus Deutschland gelieferten Biber Brückenleger nicht nennenswert aufhalten.

Hatten ukrainische Truppen bis dahin den Befehl, ihnen nur vorsichtig zu folgen, um nicht in eventuell bereitstehende Fallen zu gehen, setzen die Ukrainer den Russen seit gestern in gehörigem Tempo mit mechanisierter Infanterie und Grad-Raketenwerfern nach – die Russen haben nicht um einen Waffenstillstand während der Evakuierung gebeten. Die Liste der im Gebiet Cherson befreiten Orte wird nun seit gestern länger und länger, während die Ukrainer die verbliebenen russischen Truppen (immerhin noch bis zu 20.000 Mann) direkt an das Ufer des Dniepr hetzen.

Dort stehen den Russen nur wenige Übergänge zur Verfügung, um ihre Truppen auf das südliche Ufer zu evakuieren: provisorische Fährbetriebe und, ein Stück weiter östlich, der Nova Kakhovka Damm selbst. Dort haben die Russen mittlerweile auch drei kleinere Behelfsbrücken errichtet, weshalb sich die Evakuierung ihrer Truppen in dieser Zone akkumulieren wird. Durch den hohen Druck von hinten, den die Ukrainer nun mit ihren angreifenden Truppen ausüben, staut sich die Evakuierung der russischen Truppen nun an den Evakuierungszonen. Momentan sieht es so aus, als hätten die Russen keine Möglichkeit mehr, schweres Gerät wie Panzer, Artillerie etc. über den Fluss zu evakuieren. Es bleibt abzuwarten, wie viel davon die Ukrainer noch erbeuten können oder ob die Russen dieses vor der Evakuierung unbrauchbar machen.

Man wird sehen, ob es den ukrainischen Truppen durch den ausgeübten Druck gelingt, Gefangene zu machen und vor allem noch Gerät zu erbeuten. Die Chancen stehen gut, dass die Evakuierung der Russen in Chaos endet. Auch die Sprengung des Damms wäre für die Russen immer noch eine Option – so könnten sie effektiv verhindern, dass die Ukrainer mit über den Fluss setzen. Die Sprengung des Damms würde von russischer Seite aber nur in dem Moment Sinn ergeben, in dem die ukrainischen Truppen den Fluss überqueren wollen und nur dann, wenn sie damit nicht große Teile der eigenen Truppen gefährden.

Während die ukrainischen Truppen in diesem Moment noch in den Außenbezirken von Cherson Stadt wirken, sind ukrainische Spezialeinheiten bereits in die Stadt vorgedrungen, um dort eventuell bereitstehende Hinterhalte aufzuspüren und auszuschalten. Die nächsten Stunden und Tage werden spannend, da sich zeigen wird, wie die Evakuation der letzten russischen Truppen über den Fluss gelingen oder in einem Desaster für die Russen enden wird.

Am südlichen Ufer wurden von den Russen in den letzten Tagen und Wochen bereits mehrere Verteidigungslinien errichtet, die den Ukrainern die Überquerung des Dniepr so schwer wie möglich machen sollen. Von diesen Linien aus zielt auch russische Artillerie über den Fluss auf das Nordufer des Dniepr. Die beiden Uferbereiche werden in den nächsten Tagen und Wochen also zu einer heißen Zone werden, wobei die Ukrainer hier mittels ihren HIMARS (und einigen gelieferten ATACMS, wie man munkelt) über eine größere Wirkreichweite verfügen.

Ebenso spannend ist nun auch, wie beide Seiten ihre nach der Befreiung Chersons frei werdenden Brigaden einsetzen werden. Nach Cherson tritt nun das weiter östlich gelegene Melitopol die Nachfolge als strategisch wichtigste zu befreiende Stadt an. Hier dürften die Ukrainer nun alles daran setzen, eine Offensive auf die Stadt vorzubereiten – allerdings ohne Ãœberraschungsmoment, da den Russen die Bedeutung Melitopols durchaus bewusst ist.

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