Gesellschaftskritik

Kindesmisshandlung fängt bei der Wahl des Vornamens an

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Vornamen

Na, heute schon ein Kind gequält? Wir wär’s denn mit dem eigenen, und das ein Leben lang? Das geht ganz einfach. Entscheide dich einfach für einen Vornamen, der dir gefällt, nicht deinem Kind. Und auch nicht allen anderen in deiner Umgebung. Zeige einfach geschmackliche Sturheit, wenn du dein Kind wirklich hasst und ihm die Schulzeit (und das spätere Liebesleben) zur Hölle auf Erden machen willst.

Menschen sind schrecklich unkreativ. Noch vor einigen Jahrzehnten war es Tradition, seinen Nachwuchs beispielsweise nach dem Vater oder dem Grossvater zu benennen. Punkt. Völlig egal, wie bescheuert (oder gar peinlich) dessen Name war. Dann lief der arme Junge eben als Karl-Heinz, Otto oder Willibald durchs Leben. Heute benennt man sein Kind nach Serienhelden oder Romanfiguren. Besser als die traditionalistische Namensgebung ist das allemal, aber auch hierbei kann man verdammt viel falsch machen -wenn man die falschen Bücher liest oder die falschen Filme guckt.

Damals konnte man sein Kind mit der Wahl des Vornamens noch schön privat und relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit quälen. Heute kann diese Form der Kindesmisshandlung allerdings schnell einen Shitstorm auslösen.

Also vor kurzem das Dresdner Diakonissenkrankenhauses in seiner Babygalerie (die mittlerweile vom Netz genommen wurde) den Namen eines Neugeborenen veröffentlichte, brachte das nicht nur deutsche User auf die Palme. Die unglückliche Namenswahl der Eltern ging um die ganze Welt und löste Spot und Beschimpfungen aus -vor allem aber ungläubiges Kopfschütteln. Was war passiert? Irgendwo zwischen Aurelia, Mila und Bruno tauchte dort ein kleiner „Sturmhorst Siegbald Torsten“ auf, geboren am 6. Juni 2015. Der seltsame Name geht offenbar auf Elfensagen zurück, angeblich ist Sturmhorst der Name eines Flaggschiffes der Adlerschiffe, das gegen Valloncour segelte, um Prinzessin Gishild zu befreien. So, da haben wir es wieder -die falschen Bücher gelesen.

Sofort stürzten sich einige Blogger darauf und als das „Malheur“ dann auch noch auf Twitter die Runde machte, war es mit dem Frieden der Eltern wohl vorbei. Richtig so. Wie schärft man uns schon seit Jahrzehnten ein: Kindesmisshandlung darf keine Privatsache sein! Und das gilt erst recht, wenn es sich dabei nicht nur um eine Backpfeife handelt, sondern um eine Tat, unter der ein Kind sein Leben lang leiden wird.

In Fall des armen Sturmhorst wurde einige Tage später übrigens bekannt, das die Belegschaft des Krankenhauses versehentlich einen falschen Namen angegeben hatte. Puh. Also alles noch mal gut gegangen für den kleinen? Nö. Denn der korrekte Name lautet Sturmhart, nicht Sturmhorst. Nun ja, zumindest seinem Liebesleben dürfte dieser Name nicht ganz abträglich sein. Der Name soll übrigens aus dem Althochdeutschen stammen und bedeutet unter anderem „stark im Kampf“. Und das wird er bei diesem Namen wohl auch sein müssen. Da er aber eh schon in Dresden wohnt, wird er es später mit diesem Namen auch sicher leicht haben, in einer rechten Bruderschaft aufgenommen zu werden. Kleiner Lichtblick.

Was haben die Eltern falsch gemacht? Welche Regeln kann man völlig geschmacksbefreiten Menschen zur Hand geben, um solche Ausrutscher zu vermeiden? Weiter auf der nächsten Seite.

Was haben die Eltern falsch gemacht? Welche Regeln kann man völlig geschmacksbefreiten Menschen zur Hand geben, um solche Ausrutscher zu vermeiden? Eigentlich ist es ganz einfach:

Im Zweifelsfall neutral bleiben.

Wer sich nicht sicher ist, sollte auf Klassiker zurückgreifen, die es schon seit langer Zeit gibt und die es wohl auch noch geben wird, wenn die Menschheit längst in Kuppelstädten lebt. Namen wie Julia, Sarah, Eva, Michael, Daniel, Christian sind vielleicht nicht auffällig -aber deshalb eben auch nicht auffällig peinlich.

Vermeide Egoismus.

Der Name soll dem Kind gefallen, nicht dir. Denn nicht du, sondern das Kind wird damit leben müssen. Ach so, das Kind kann noch gar nicht sprechen, deshalb ist es ja so einfach, über seinen Kopf hinweg zu entscheiden? In diesem Fall halte dich einfach an den allgemeinen Zeitgeist und informiere dich, wie andere Leute ihre Kinder momentan nennen -und nein, suche dir dabei nicht die Extreme heraus.

Simuliere Mobbing mit dem Namen deines Kindes.

Ja, richtig gehört: mach genau das, was die anderen Kinder eines Tages in der Schule garantiert machen werden und veräpple den Namen deines Kindes auf möglichst ulkige Weise. In Kindersprache wird aus einem Julian ganz schnell mal ein „Schwuljan“. Mache es wie die Autoindustrie. Hier grübelt ein Team monatelang darüber, wie sich der Name eines Modells in verschiedenen Sprachen anhört und wie man diesen vielleicht missverstehen oder gar veräppeln könnte. Hier wird nichts dem Zufall überlassen. Sollte das dann für dein Kind nicht auch gelten?

Hole fremde Meinungen ein.

Genau wie bei deinem Urologen gilt: bei schlimmen Dingen frage lieber zweimal. Erzähle deinen Freunden und Bekannten von deiner Namenswahl und sei offen für jegliche Kritik. Noch besser: poste ihn in Online-Foren, in denen sich völlig fremde nicht schämen, dir schonungslos die Wahrheit zu sagen.

Und wenn du es dennoch vermasseln solltest: hab wenigstens die Eier, deinem Kind eines Tages die Namensänderung
und einen verdammt guten Psychologen zu bezahlen.

Seltsam? Aber so steht es hier geschrieben... Ihr habt Fragen, Anregungen oder vielleicht sogar eine völlig andere Meinung zu diesem Artikel? Dann postet einen Kommentar.

Mike vom Mars Blog - mike-vom-mars.comAutor: Mike vom Mars
Mike emigrierte vor einigen Jahren von seinem Heimatplaneten auf die Erde, um das Leben am wohl seltsamsten Ort des Universums zu studieren. Seiner Bitte "bringt mich zu eurem Führer" wurde bisher nicht entsprochen.

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