Gesellschaftskritik

Bist du ein guter Mensch?

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Die zehn Fragen

Es braucht kein Bürgerliches Gesetzbuch und keine tausende Seiten lange philosophische Abhandlung, um festzustellen, ob unser Verhalten gut oder böse ist. Ob es Gutes oder Böses in diese Welt bringt. Ob wir dabei helfen, eine bessere, oder schlechtere Welt zu schaffen. Du brauchst dir nur ehrlich einige wenige Fragen selbst zu beantworten.

Frage dich folgendes:

  1. Hast du ein höheres, uneigennütziges Ziel, an dem du dich orientierst?
    Ein Mensch ohne Moral ist von einem Affen kaum zu unterscheiden. Er denkt nur an seinen eigenen Vorteil, die eigene Sicherheit, die eigene Befriedigung, wird geleitet von Gier und Eigennutz. Erst ein höheres, uneigennütziges Ziel, das nichts mit deinem eigenen Ego zu tun hat, an dem man sich selbst wie an einem Leuchtturm orientiert, gibt dem eigenen Leben überhaupt erst einen Sinn und macht den Einzelnen zu einem Gewinn für die Gesellschaft.
  2. Wie oft hast du dieses Ziel bereits verraten?
    „An ihren Taten sollt ihr sie beurteilen“ steht in einem weisen Buch. Das heisst: was nützt es, woran du angeblich „glaubst“, wenn deine Taten dem nicht entsprechen? Handelst du also wirklich immer so, wie es deinem höheren Ziel entspricht? Oder erlaubst du dir selbst hier immer wieder Ausnahmen, mit welcher Begründung auch immer? Glaubst du, es reicht schon ein gutes Buch zu lesen, etwas nur zu „wissen“, ohne auch entsprechend zu handeln und zu leben? Bist du nur ein Theoretiker und Träumer oder lebst du auch deine moralischen Werte?
  3. Hast du jenen Menschen gedankt, die dir Gutes getan haben?
    Die ersten Menschen, an die man hier natürlich denkt, sind vor allem deine Eltern, die 20 Jahre (oder mehr) ihres Lebens für dich geopfert haben. Wie ist dein Verhältnis zu ihnen? Zudem gibt es im Leben der meisten Menschen ein oder zwei „Engel“ -Personen, die dir das Schicksal zur Seite gestellt hat, um dich auf den richtigen Weg zu bringen und dir in schwierigen Zeiten beizustehen, die dir im entscheidenden Augenblick den richtigen Impuls gaben. Hast du all diesen Menschen dafür gedankt, ihnen etwas zurück gegeben, ihnen ebenfalls beigestanden, als sie dich brauchten?
  4. Hast du Menschen verletzt?
    Wie oft hast du Menschen bereits, körperlich oder seelisch, verletzt, weil dir dein eigener Nutzen oder deine eigenen Ziele wichtiger waren? Körperliche Gewalt betrifft vor allem Männer, aber Frauen vergessen gerne, das seelische Grausamkeit mitunter viel schlimmere Folgen für einen Menschen hat, unter denen er vielleicht den Rest seines Lebens leiden wird. Es ist kein grosser Unterschied, jemanden in den Rollstuhl zu prügeln, oder ihn seelisch so zu verletzen, das er ebenfalls für den Rest seines Lebens darunter leiden wird.
  5. Bist du ein Ehebrecher?
    Hier gibt es nichts schön zu reden. Ein Mensch, der in einer Beziehung lebt, hat einem anderen Menschen etwas versprochen: nämlich Ehrlichkeit, Vertrauen und Loyalität. Man vertraut dem anderen sein ganzes Leben an und hofft, das er dieses Vertrauen nicht ausnutzt. Zwischen Mord und Ehebruch ist nicht viel Unterschied. Wenn du die Krise eines Paares oder die Schwäche einer Person ausnutzt, um deinen Fortpflanzungstrieb zu befriedigen, unterscheidet dich nicht viel von einem Tier. Zum Fremdgehen braucht es immer zwei Personen. Es genügt, das nur einer von beiden „nein“ sagt. Also kannst du die Schuld nicht nur auf jenen abwälzen, der verheiratet ist. Stelle dir ausserdem einfach mal eine Gesellschaft vor, in der niemand mehr an Beziehungsproblemen arbeiten möchte, sondern vorsorglich gleich in fremde Betten hüpft, um sich Selbstbestätigung zu holen. Oder wie es ist, selbst betrogen zu werden. Kein schöner Gedanke?
  6. Bestiehlst du andere Menschen?
    Der gierige Banker, der an der Börse trickst, der Computernutzer, der kostenlos Werke herunterlädt, für die Künstler und Autoren viel Zeit ihres Lebens geopfert haben, Ideen die man sich „borgt“, Hilfe, die man von anderen fordert, weil es eben bequemer ist, als sich selbst anzustrengen, die „schwache Frau“, die immer gleich nach einem Mann ruft, wenn es etwas zum Schleppen oder zu reparieren gibt: es gibt viele Arten des Stehlens. Bist du ein Dieb?
  7. Bist du neidisch auf andere?
    Lästern ist, gerade in Zeiten von Facebook und Co., fast schon zu einem sozial akzeptierten Hobby geworden. Der häufigste Grund dazu ist Neid. Schlicht und einfach. Dabei wird eins gerne vergessen: wer ständig über andere lästert (oder gar lügt!), vergiftet sich eigentlich nur selbst. Der sogenannte „Facebook-Effekt“ ist mittlerweile sogar wissenschaftlich belegt. Wer anderen nichts gönnt, steigert sich über kurz oder lang selbst in eine Depression, da er um sich herum nur noch Menschen wahrnimmt, die angeblich „besser dran“ sind, als er selbst. Aber wer bist du, das du zu beruteilen? Gönne anderen Menschen Gutes, dann wirst auch du dich besser fühlen -und weniger Hass in die Welt setzen.
  8. Bist du überheblich?
    Heutzutage hat das Wort „Demut“ fast schon eine negative Aura, vor nicht allzu langer Zeit aber galt diese Eigenschaft als die Königin aller Tugenden. Demut zeigt, wer sich immer wieder bewusst macht, das er nicht der Beste, nicht die Schönste, nicht das erhabendste Wesen ist, das weit und breit herumläuft. Demut heisst nicht, sich selbst schlecht zu reden. Sondern sich oft genug bewusst zu werden, das es viel wichtigere Dinge und Menschen auf dieser Welt gibt, als sich selbst. Für andere Menschen oder Dinge zu leben, als nur für sich selbst. Demut bedeutet, sich schonungslos den eigenen Schattenseiten zu stellen. In unserer Gesellschaft ist aber gerade das Gegenteil en voge: jeder beschreibt sich selbst mit den schönsten Worten, sucht ständig nach Lob, Anerkennung und Bewunderung. Es ist zu einer Volkssucht geworden. Demut aber hat kein Lob nötig. Demut weiss aus sich selbst heraus, was sie wert ist. Der beste Weg, Demut zu zeigen, ist, sich in den Dienst einer höheren, uneigennützigen Sache zu stellen, statt ständig nur dem eigenen Ego und persönlicher Anerkennung hinterher zu laufen.
  9. Missbrauchst du Menschen?
    Wer in einer Beziehung ist, nur um nicht allein zu sein, oder damit man eben etwas zum f…. hat, ist ein Menschenmissbraucher. Auch hier gibt es nichts schön zu reden. Aber es fängt schon viel früher an: ob wir im Freundeskreis fragen, wer Zeit zum gemeinsamen Abhängen hat oder auf Facebook Freunde sammeln, wie Bierdeckel, um für jeden schwachsinnigen Post möglichst viele Likes zu bekommen -wir machen uns oft gar nicht mehr bewusst, das wir andere eigentlich nur noch zu eigenen Zwecken missbrauchen und im Grunde gar nicht wirklich für sie da sind. Wer Menschen nur als Möglichkeit sieht, sich abzulenken, seine Triebe oder Wünsche zu befriedigen, seine Langeweile zu bekämpfen, sein Ego zu polieren, macht sich des Missbrauchs schuldig und benutzt Menschen wie Gegenstände. Würde derjenige, der sich als dein „Freund“ bezeichnet, auch neben deinem Bett wachen, wenn du Krebs hast? Wäre er für dich da, wenn es dir wirklich dreckig geht? Oder ist es nur eine Zweckgemeinschaft, um sich gegenseitig Vorteile zu sichern? Sei ehrlich zu dir selbst -und damit auch zu anderen.
  10. Bist du genügsam?
    Kommst du mit wenigen Dingen aus, lebst du ein Ressourcenschonendes, einfaches Leben oder muss es für dich immer das Beste sein: das teure Trekking Bike, das neueste iPhone, das grosse Appartment, die aufwändige Reise, das teure Technik-Gadget, die schönen Schuhe? Wie viel von all dem Zeug brauchst du wirklich? Wie sehr musste dieser Planet, andere Menschen oder Tiere leiden, um deinen Wunsch zu befriedigen? Und wieso brauchst du überhaupt tote Dinge, um zufrieden zu sein? Ist es nicht viel erfüllender, einen lieben Menschen um sich zu haben, der dich in den Arm nehmen und trösten oder dir Kraft geben kann? Warum umgibst du dich dann mit toten Dingen? Genauso erfüllend kann es übrigens auch sein, für andere da zu sein.

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Neueste Kommentare

  1. Ein echt heftiger Artikel,der viele Fragen aufwirft.Ich selbst habe mich vor Jahren für zwei Kinder eingesetzt,die von ihrer Mutter grausam und lieblos behandelt wurden.Unsere Familie gab ihnen die Zuneigung und Zuwendung,die ihnen von der Mutter versagt blieb;mehr noch wir taten alles dafür,daß die Kinder von der Mutter wegkamen,sie wären sonst zu Grunde gegangen.Während all dieser Zeit war ich mit der Mutter befreundet.Ich bin also eine Verräterin.Bin ich nun gut oder schlecht?Eine Frage auf die es keine einfache Antwort gibt.Ich habe das Vertrauen der jungen Frau mißbraucht,um den Kinder zu helfen,das hatte Priorität-und ich wäre gerne selber ihre Pflegemutter zu werden,denn ich habe die beiden sehr gern.Gab dieser egoistische Impuls den Ausschlag zu meinem Handeln?Wir hätten den Kindern gerne ein neues,liebevolles Zuhause geschenkt,doch leider wurde uns jeder Kontakt verweigert-dem Kindeswohl zu Liebe hieß es.Auch gute Taten sind irgendwie egoistisch,denn sie entspringen unserem persönlichen Bedürfnis,die Welt nach unseren eigenen Vorstellungen besser zu machen-und uns selbst glüchlicher.Ich denke,das ist nicht schlimm,denn nur wenn wir selbst etwas von ganzem Herzen wollen,können wir etwas erreichen-auch für andere.

  2. Ich denke, du hast nach dem gehandelt, was dir zu jener Zeit als "richtig" erschien. Ob es das war oder nicht, musst du einfach selbst beurteilen.

    Klar ist es schwer, objektiv zwischen "gut" und "schlecht" zu unterscheiden. Das beschäftigt Menschen ja seit Jahrtausenden. Unser Urteilsvermögen entspringt meist unserer Erziehung, unserer Kultur, dem Zeitgeist, irgendwelchen Religiösen Büchern – oder sogar nur unseren Hormonen. Was uns heute gut erscheint, kann uns in zehn Jahren Kopfzerbrechen bereiten, wenn wir wieder etwas reifer geworden sind und anders über manches denken. Unser Gewissen wächst mit unserer Erfahrung. So ist das auch gewollt. Wer nie Fehler macht, lernt ja nichts.

    Wenn man sich seiner Taten nicht sicher ist, hilft es deshalb oft, einige Jahre später noch einmal darüber nachzudenken. Erscheint es dann immer noch als das Richtige, hat man eben nach seinem besten Wissen und Gewissen gehandelt. Wenn stattdessen aber Gewissenbisse zwicken, hat man mittlerweile dazu gelernt und wird das nächste mal anders handeln.

    Egoismus an sich ist übrigens nicht grundsätzlich etwas Schlechtes. Wer sich zum Beispiel im Leben erst einmal mit sich selbst beschäftigt und versucht, sein eigenes Potential, seine Stärken und Schwächen zu erkennen, anstatt sich immer gleich in einer Beziehung zu verlieren oder für andere aufzuopfern, ist für die Welt später ein nützlicherer Gewinn, als ein Mensch, der IMMER nur für andere da war, aber dadurch nie wirklich zu sich selbst finden konnte. Die meisten großen Persönlichkeiten der Geschichte haben zuerst einmal Jahre dem Alleinsein gewidmet, bevor sie die Welt verändert haben.

    "Gesunder" Egoismus kommt irgendwann wieder der Welt zugute. Krankhafter Egoismus geht dagegen meist auf Kosten anderer -und dient im Grunde nur den eigenen banalen Trieben (Macht, Dominanz, Sicherheit, Selbstbestätigung, Sex…) Das ist der größte Unterschied zwischen beiden und wenn Menschen nur zwischen diesen beiden unterscheiden könnten, wäre allen schon viel geholfen.

  3. Ich weiß,daß ich in Bezug auf diese Familie genau das richtige getan habe,auch wenn es auf den ersten Blick schockierend wirkt,eine Freundin zu verraten.Persönliche Beziehungen dürfen einen nicht davon abhalten,einen unhaltbaren Zustand zu beenden und dazu beizutragen,das wehrlosen Kindern Hilfe zu Teil wird. Der crude Ehrencodex "Man petzt nicht" hilft nur einem-Dem Täter.

  4. Sehe ich auch so. Wer bei Ungerechtigkeiten, Straftaten oder Missständen schweigt, trägt eine Mitschuld. Ganz klar.

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