Gesellschaftskritik

Verkauft, verbraucht – Indiens Sklavenkinder

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In den letzten 20 Jahren konnte Indien ein großes Wirtschaftswachstum verbuchen. Doch trotz des Aufschwungs leben noch immer zahllose Familien in ärmsten Verhältnissen. Viele Kinder, vor allem junge Mädchen, leiden unter dieser Armut. Oft sehen ihre Eltern keinen Ausweg mehr: Bevor ihre Söhne und Töchter verhungern, verkaufen sie sie als Sklaven. Ob im Haushalt, auf dem Feld oder in der Fabrik – Kinderarbeit ist in Indien immer noch eher die Regel als die Ausnahme. Mädchen müssen ihren „Besitzern“ zudem häufig als Sex-Sklavinnen dienen.

kindersklaven mädchensklaven indien delhi sklavenkinder prostitution sexsklaven kinderarbeit sklaverei strassenkinder armut bildung bordell gewalt missbrauchKinderarbeit ist das schmutzige Geheimnis eines jeden Landes dieser Erde. Geschätzte 200 Millionen Kinder weltweit müssen arbeiten. Oft verrichten sie harte und erniedrigende Arbeiten. Sie arbeiten im Schatten der Grossstädte. Als Sexsklaven in den dunklen Gassen der Bordelle, als Diener in den Häusern des Mittelstands. Gekauft, verbraucht – und wieder verkauft.

Ein Land hat die grösste Anzahl arbeitender Kinder dieser Welt: Indien.

In Neu Delhi, der Hauptstadt Indiens herrschen gute Zeiten. Die Wirtschaft boomt, der Mittelstand wächst. Die Immobilienbranche hat Hochkonjunktur. Doch eine Sache hat sich nicht geändert. In Indien angekommen begegnen einem schon nach kurzer Zeit die arbeitenden Kinder. Sie verkaufen Gemüse oder andere kuriose Dinge auf dem Markt und in den Strassen. Mit Glück verdienen sie etwa 100 Rupien pro Tag – nicht einmal zwei Dollar.

Fragt man ihre Eltern, ob sie zur Schule gehen, antworten sie mit einer Gegenfrage: „Wie sollten sie arbeiten, wenn sie zur Schule gehen? Wie sollen sie sich ernähren? Niemand wird sie auch nur einen Tag lang durchfüttern“. Viele Eltern sind so arm, das sie ihre Kinder nach Delhi schicken, um zu arbeiten. Ãœber eine Milliarde Menschen leben in Indien, viele davon in bitterster Armut. Jahrhunderte alte Traditionen haben die Gesellschaft gespalten: in die priviligierten und die, die ihnen dienen.

25 Millionen Inder sind arbeitslos, aber gleichzeitig arbeiten geschätzte 60 Millionen Kinder auf Farmen, in Fabriken, in Haushalten und auf den Strassen der grossen Städte.

Die Hälfte davon sind Mädchen. Sie sind hilflos und können auf jede erdenkliche Weise ausgebeutet werden – auch sexuell. Man lässt sie aus einem einfachen Grund arbeiten: sie sind billige, anspruchslose Arbeitskräfte. Auch die Eltern vieler Kinder sind Sklaven. Sie sind hoch verschuldet. Und sie haben ihre Schulden an ihre Kinder weitergegeben. Die Familien bekommen kaum Lohn, bis die Schulden abbezahlt sind. Die meisten dieser Kinder werden ihr Leben lang Sklaven bleiben. Viele ihrer Eltern sind Alkoholiker. Sie würden sie überall hin verkaufen.

In dieser Kombination gärt der Missbrauch. Jedes Jahr müssen tausende Kinder harte Arbeit verrichten, oder werden gar als Sklaven verkauft. Viele Menschen im Westen denken, das diese Kinder, die meist aus armen Dörfern stammen, mit ihrem Verdienst der Familie helfen.

Viele von ihnen müssen von vier Uhr morgens bis Mitternacht arbeiten.

Doch sie schuften nicht nur in Fabriken, sondern auch in Privathaushalten. Viele von ihnen enden als Sklaven. Gefangen , gefoltert und missbraucht hinter verschlossenen Türen. Es gibt mehr als zehn Gesetze gegen Kinderarbeit. Doch die meisten Inder glauben, das sie den Kindern helfen, wenn sie sie missbrauchen und für sich arbeiten lassen. In den Fabriken und Haushalten bleiben sie bis an ihr Lebensende Sklaven. Viele von ihnen müssen von vier Uhr morgens bis Mitternacht arbeiten.

Hin und wieder finden Razzien statt – nicht durch die Polizei, sondern durch Menschenrechtsorganisationen. Die Sklavenhalter und Nachbarn sind dann in der Regel empört. Man sei schliesslich immer gut zu den Sklaven gewesen. „Das Leben ist hart. Wenn sie nicht hier arbeiten würden, müssten sie eben woanders arbeiten“, hört man dann oft.

Die so geretteten Kinder werden in Heimen untergebracht, die meist von Hilfsorganisationen betrieben oder unterstützt werden. Dort erfahren sie zum ersten mal so etwas wie uneigennützige Zuwendung oder den Umgang und das Spielen mit gleichaltrigen. Viele von ihnen wurden geschlagen, körperlich und sexuell missbraucht. Sie tragen die Narben ihr Leben lang an Körper und Seele.

Viele Kinder, vor allem jene aus den armen Dörfern, können nur davon träumen zur Schule zu gehen, um eines Tages dem Kreislauf der Ausbeutung und Sklaverei zu entkommen. Und wenn einigen Kindern dieses Privileg gewährt wird, dann sind es meist Jungs. Mädchen wird dagegen kaum ein Recht auf Bildung zugestanden.

Belogen und verkauft

Oft bieten Verwandte oder Bekannte den Eltern der Kinder an, sie mit in die Stadt zu nehmen. Dort würden sie eine Schulbildung erhalten und etwas verdienen. Viele Eltern können es sich finanziell nicht leisten, ihre Kindern zur Schule zu schicken. Also stimmen sie zu. Doch die Kinder werden dann an Familien aus der Stadt verkauft und als Sklaven benutzt. „Ich wurde jeden Tag beschimpft und geschlagen“, erzählt ein neunjähriges Mädchen. „Oft benutzten sie die Hand, aber manchmal nahmen sie dann auch einen Stock oder einen Besen“. Ihre Arbeitgeber gingen aber noch weiter: sie drohten ihr, sie umzubringen, wenn sie ihrer Mutter davon erzählte. „Beim Arbeiten habe ich viel geweint“, erzählt die kleine. Es dauerte ein ganzes Jahr, bis die Mutter die Wahrheit herausfand und sie rettete. Nicht alle Kinder haben so viel „Glück“.

Indische Prostituierte sind im Durchschnitt vierzehn Jahre alt.

Etwa zwei Millionen Mädchen geht es noch weitaus schlimmer. Sie arbeiten als Sexsklavinnen in den Rotlichtvierteln des Landes. Mittelsmänner versprechen ihren Eltern meist, ihnen Arbeit als „Dienstmädchen“ in der Stadt zu verschaffen. Stattdessen verkauft man sie an Bordelle. Zehntausende. Jedes Jahr. Indische Prostituierte sind im Durchschnitt vierzehn Jahre alt.

„Sie bekommen, was sie wollen. Wir haben viele Mädchen. Auch Minderjährige“, wird in den Bordellen den Freiern gegenüber die „Ware“ oft angepriesen. Gesetzlich ist es illegal, doch es geschieht quasi in jedem Bordell.

Ein Fallbeispiel: Radha, dreizehn Jahre alt. Sie ist seit einem Monat im Bordell, einem Familienbetrieb. Ihr Vater musste sich einer Nierenoperation unterziehen. Die eigene Schwester verkaufe Radha, um dessen Behandlungskosten zu bezahlen. „Es geht mir schlecht“, meint sie, „aber mein Leben ist schon zerstört. Wohin also soll ich gehen? Jetzt denke ich an meinen Vater. An mich denke ich später. Ich will, das mein Vater behandelt wird.“

Fragt man sie nach ihrem eigenen Traum, antwortet sie: „Jedes Mädchen möchte irgendwann heiraten. Kinder und eine Familie haben“. Doch Radhas Traum wird wohl nie wahr werden. Für Mädchen wie sie ist es fast unmöglich, dem Bordell zu entkommen.

Die Entwicklung einer Gesellschaft zeigt sich darin, wie sie ihre Kinder behandelt. Welche Zukunft hat ein Land, das ihnen die Kindheit raubt? Welche moralische Schuld lädt ein Land auf sich, das Tradition blind über Menschenrechte stellt, Profit über Freiheit? In einer globalisierten Welt wie der unseren darf so etwas nicht mehr hingenommen und muss offen an den Pranger gestellt werden.

Hilfsorganisationen gegen Kinderarbeit

Kindernothilfe.de

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