Gesellschaftskritik

Mein Leben ohne Bargeld

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Die Argumente der Papierfans

Wer wirklich anonym bleiben möchte, sollte lieber auf Google verzichten.

Von Bargeld-Befürwortern hört man in der Regel immer wieder die gleichen Argumente: beim Bezahlen mit Karte würde man mehr Geld ausgeben. Quatsch. Ich konnte dieses Argument noch nie nachvollziehen und frage mich, wer zuerst auf diesen Unsinn kam. Vielleicht ein Idiot, der EC-Karten mit Kreditkarten verwechselt hatte? Niemand kauft mehr, weil er mit Karte zahlt, statt mit Bargeld. Und falls doch, sollte man diesen Menschen entmündigen, denn er kann offenbar generell nicht mit Geld umgehen. Daran ändert dann auch die Form des Geldes nichts.

Bargeld sei sicherer, hört man auch oft. Das wird natürlich jeder, der schon einmal Bekanntschaft mit Taschendieben machen musste oder wegen seines Bargelds niedergeschlagen oder gar ausgeraubt wurde, anders sehen.

Das Geld auf meiner Karte ist mit einer Geheimnummer geschützt. Mein Baking Account mit einem zusätzlichen Passwort und mein Konto mit einem täglichen Auszahlungslimit. Alles in allem schon ein deutlich besserer Schutz, als das Geld in meinem Geldbeutel geniesst (wenn ich noch einen hätte). Denn wer dort hineingreift, hat das Geld auch schon. So einfach ist das. Ein Geldbeutel hat keine Firewall.

Natürlich ist kein Schutz perfekt, wenn es um den Faktor Mensch geht: 95% jener, die sich öffentlich in den Medien darüber ausheulen, das ihr Konto leer geräumt wurde, verschweigen gerne, das es die eigene Dummheit war, die dafür sorgte, das kriminelle an deren Daten – und damit ihr Geld – kamen. Aber das zuzugeben, wäre ja peinlich. Lieber macht man da die „moderne Technik“ verantwortlich, als zuzugeben, das man völlig naiv auf eine gefakte Email geantwortet hat, obwohl seit Jahren gepredigt wird, welche Regeln man beim bargeldlosen Bezahlen doch bitte einhalten sollte.

Andere behaupten gerne, das wir immer gläserner werden, wenn wir bargeldlos bezahlen – loggen sich aber täglich in ihren Facebook Account ein, posten dort jede Menge privater Details, erteilen jeder App auf ihrem Handy die Erlaubnis, Mikrofon und Kamera benutzen zu dürfen und kaufen sich (mit Bargeld natürlich) einen „smarten Fernseher“, der nicht nur eine eingebaute Kamera hat, sondern die Aufnahmen auch noch direkt an den chinesischen Hersteller schickt, während Alexa jedes Wort mithört, das in der Wohnung gesprochen wird.

Das ist schizophren. Und noch absurder ist es, wenn Bargeld-Fans zwar auf „Privatsphäre“ schwören, aber eine Treuepunkte- (bzw. Payback-) Karte beim Kauf benutzen. Beim Bezahlen mit EC-Karte lässt sich lediglich nachvollziehen, wo man eingekauft hat, sowie der Gesamtwert des Einkaufs. Beides unterliegt dem Bankgeheimnis. Beim Benutzen einer Treuepunkte-Karte jedoch gibt man weitaus mehr Daten preis: Name, Alter und Geburtsdatum, Anschrift und Wohnort, Preis, Waren / Dienstleistungen, Rabatthöhe und noch viel mehr. Und diese Daten unterliegen nicht dem Bankgeheimnis, sondern gehen direkt an die jeweilige Supermarkt-Kette. Der Kunde hat dem ja beim Beantragen der Payback Karte ausdrücklick zugestimmt. Bezahlen lässt sich der ahnungslose Kunde das mit – im Vergleich zu dem, was der Konzern an diesen Daten verdient – geradezu lächerlich geringen Rabatten.

Wer wirklich anonym bleiben möchte, sollte lieber auf Google verzichten (denn Google weiß mehr über deine sexuellen Vorlieben, Krankheiten und Essgewohnheiten als deine eigene Ehefrau) und seinen Computer und Smartphone aus dem Fenster werfen. Die Datensammelwut von Konzernen wie Apple, Google und Facebook macht mir persönlich hundertmal mehr Sorgen, als das bargeldlose Zahlen im Supermarkt.

☝ WICHTIG!

Wie bei allen Bezahlmethoden sollte man auch beim bargeldlosen Zahlen einige Dinge beachten – denn die perfekte Sicherheit gibt es leider nicht.

Manche Zahlungs-Apps für Smartphones bieten an, dich über Transaktionen zu benachrichtigen, beispielsweise per SMS. Wenn deine App das anbietet, schalte es ein.

Die NFC-Funktion (kontaktloses Bezahlen mit Karte ohne PIN-Eingabe) gilt momentan als unsicher, da sie von vielen Banken nicht sicher genug implementiert wird. Lass diese Funktion deiner Karte am besten durch deine Bank sperren und bezahle nur durch Einschieben der Karte in ein Lesegerät mit zusätzlicher PIN-Eingabe.

Verwende für NFC-Karten (erkennbar am „WLAN“-Symbol neben dem Chip) eine Schutzhülle. Diese werden von manchen Kreditinstituten auf Nachfrage kostenlos ausgegeben. Damit kann der Chip deiner Karte nicht aus der Distanz ausgelesen werden.

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Seltsam? Aber so steht es hier geschrieben... Ihr habt Fragen, Anregungen oder vielleicht sogar eine völlig andere Meinung zu diesem Artikel? Dann postet einen Kommentar.

Mike vom Mars Blog - mike-vom-mars.comAutor: Mike vom Mars
Mike emigrierte vor einigen Jahren von seinem Heimatplaneten auf die Erde, um das Leben am wohl seltsamsten Ort des Universums zu studieren. Seiner Bitte "bringt mich zu eurem Führer" wurde bisher nicht entsprochen.

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Neueste Kommentare

  1. Na, virtuelles Geld ist auch schnell mal weg. Egal ob Kryptobörse oder Onlinebanking, egal ob Apple Pay oder ähnliches :einmal im Monat lese ich Berichte über abgezogene Teilnehmer von Onlinbanking und Co.
    Dann doch lieber regelmäßig die Hände waschen und weiterhin anonym zahlen.

    Ansonsten haste ne prima Webseite. Weiter so.

  2. Mike-vom-Mars

    Du vergisst hier aber ein wichtiges Detail: JEDES MAL, wenn wieder eine Hilde oder ein Karl-MINUS-Heinz bei RTL darüber heulen, dass ihnen ihr Geld via online Banking oder durch dubiose Web Shops gestohlen wurde, stellt sich heraus, dass sie SELBST SCHULD waren. Jedes. Einzelne. Mal. Achte mal darauf. Wer also zu wenig gesunden Menschenverstand hat, um nicht auf dubiose Phishing-Emails hereinzufallen, seine Online-Banking TANs weitergibt oder Waren im Internet bei völlig unbekannten Shops per Vorkasse kauft (der Klassiker) braucht sich später nicht vor eine Kamera stellen und herumheulen – denn damit macht er sich selbst lächerlich. Ich persönlich habe in meinem Leben mehr BARGELD verloren, als "virtuelles Geld" nach 20 Jahren Online-Banking und Einkaufen im Internet.

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