Ukraine-Krieg

Starb Putin am 26. Oktober 2023?

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Wer ist „General SVR“?

Wir kennen nur seine Stimme

Eine der beiden Quellen der Gerüchte über den Tod des Diktators ist ein anonymer Kanal auf Telegram und Youtube, der sich hier wie dort General SVR nennt. „SVR“ ist die Abkürzung des russischen Auslandsgeheimdienstes. Der Kanal erweckt also den Eindruck, es stünde mindestens ein Geheimdienstgeneral des SVR dahinter. Nach eigener Darstellung hatte auch zahlreiche mit Mitstreiter und Gesinnungsgenossen – darunter anscheinend nicht nur Leute vom SVR. Der Kanal General SVR zählt auf Telegram mittlerweile fast eine halbe Million Abonnenten.

Jeden Montag bis Freitag, 9:00 Uhr Moskauer Zeit, fasst General SVR zusammen, was sich am Vortag im engsten Zirkel der russischen Führung an Spannendem oder gar Peinlichem zugetragen hat. Einmal pro Woche meldet sich zudem ein geheimnisvoller Wiktor Michailowitsch auf
einem gleichnamigen YouTube-Kanal – „General SVR“ – der 220.000 Abonnenten hat. Dort berichtet er in etwa die gleichen Dinge wie man sie in besagtem Telegram-Kanal lesen kann. Zudem lässt er sich einmal die Woche von einem in Frankreich lebenden Ex-KGB-Agenten namens Sergei Smirnov
interviewen.

Vom General selbst sehen wir dabei aber meist nur einen Schlapphut und einen Trenchcoat Рund selbst das nur als Standbild. Wiktor Michailowitschs sagt von sich selbst lediglich, er sei pensioniert und lebe mit seinen Angeh̦rigen im Ausland. Er nennt weder seinen Familiennameen, noch zeigt er je sein Gesicht. Wir kennen nur seine Stimme.

Wer ist Waleri Solowei?

Durch und durch „Humanist und Demokrat“

Ganz anders ist das bei der anderen Quelle bei ihr handelt es sich um einen ziemlich scharmanten Historiker aus Moskau, namens Waleri Solowei. Man kennt ihn allerdings eher als Politologen und Kommunikationswissenschaftler. Von 2007 bis 2019 leitete er den Lehrstuhl für Werbung und Public Relations an der renommierten Moskau Hochschule des Außenministeriums. Dann wurde er entlassen – wegen seiner sehr eindeutig oppositionellen Einstellung gegen über dem Putin-Regime. Solowei ist in Deutschland bisher nur wenigen ein Begriff. Der Eintrag über ihn in der deutschsprachigen Wikipedia ist nur wenige Zeilen lang (immerhin hat er einen – ich noch nicht).

Solowei vertritt, ebenso wie der bekannte russische Oppositionelle Alexei Nawalny, eine strikte freiheitliche und westorientierte Anti-Putin-Position. Beide haben etwa 2010 bis 2012 angefangen, sich politisch zu engagieren und nach einer Führungsrolle gesucht – aber nicht etwa im Lager der liberalen westlichen Demokraten, sondern in der eher schmuddeligen nationalistisch-patriotischen Ecke.

Beide wollen heute daran nicht mehr so gerne erinnert werden. Solowei sagt über sich, er sei zwar russischer Patriot, aber „durch und durch Humanist und Demokrat“. Auch wünsche er sich nichts mehr, als ein freies und friedliebendes Russland, das mit seinen Nachbarstaaten in Eintracht lebt. Aber während Navalny seit zwei Jahren unter strengsten Bedingungen im russischen Knast schmort, und mittlerweile sogar auch seine Anwälte hinter Gitter sitzen, betreibt Solowei aus seinem gutbürgerlichen Schlafzimmer einen ziemlich populären YouTube-Kanal mit über 560.000 Abonnenten. Ãœber YouTube hält er sein Publikum mit politischen Insider-Informationen und Prognosen über die Entwicklungen in Russland auf dem Laufenden, nebenbei gibt er fast täglich Interviews – natürlich nie den kremmeltreuen Staatsmedien, sondern nur Oppositionellen russischen Exil-Medien und – geradezu ungeheuerlich für einen in Russland lebenden Politologen – auch jeder Menge ukrainischen Medien und Kanälen!

Solowei warnt dabei immer wieder, unter Verweis auf seine angeblichen Informanten in höchsten Machtkreisen, ziemlich konkret vor einschneidenden
Veränderungen oder oder gar katastrophalen Entwicklungen in Russland. Putin werde schon 2022 abtreten, sagte er zu Beginn des Krieges. Später sagte er dann weiter, es würde alsbald landesweites Kriegsrecht ausgerufen werden, oder der Kremel werde die Grenzen schließen. Putin erwäge gar den Einsatz taktischer Atomwaffen oder plane eine Provokation in einem Kernkraftwerk, um dies den Ukrainern in die Schuhe zu schieben und dergleichen mehr.

Nichts davon ist allerdings eingetreten, was Solowei dann zumeist damit begründet, dass die Verwirklichung dieser Pläne in erster Linie deshalb verhindert wurde, weil er und seine Informanten sie rechtzeitig öffentlich gemacht hätten. Abstreiten lässt sich dies ebenso wenig, wie beweisen.

Andererseits gab es jede Menge erstaunliche Entwicklungen, die der Professor dafür ziemlich genau vorher gesagt hat, so z.B nichts weniger als Russlands Invasion der Ukraine. Er war einer der wenigen, die damals im Herbstwinter 2021 / 22 sagten, Putin plane konkret einen Krieg und sei zur Invasion entschlossen – während man sich sonst in West und Ost lieber an die Hoffnung klammerte, Putin blöffe doch nur und sei doch nicht
irre. Vor der Mobilmachung in Russland im September 2021 warnte Solowei viereinhalb Monate vorab. Selbst den Wagner-Putsch sah Solowei schon mit einem Monat Vorlauf kommen.

Solowei – Sprecher eines geheimen Netzwerkes?

Noch ein schönes, recht aktuelles Beispiel, für die seltsamen Prophezeihungen des Professors: als sich Anfang August Putin mit dem türkischen Diktato… äh, „Präsidenten“ Erdogan traf, ging die Welt davon aus, das Hauptthema sei eine Wiederbelebung des zu diesem Zeitpunkt bereits von Russland gekündigten Getreideabkommens, das der Ukraine den halbwegs gefahrlosen Export ihrer Ernten über das Schwarze Meer ermöglicht. Was dieses Abkommen angeht, kam dabei bekanntlich nichts Neues bei diesem Treffen zusatande – doch Waleri Solowei verkündete unmittelbar nach dem Treffen der beiden Autokraten, Russland habe dabei insgeheim der Türkei – und damit deren Alliiertem Aserbaidschan – freie Hand gegeben, um im Krisengebiet Bergkarabach nach eigenem Gutdünken zu handeln.

Es vergingen dann 15 Tage bis Bakus Armee in einem Blitzkrieg die Armenische Exklave überrollte. Und Kremel schaute einfach weg – sogar, als dabei versehentlich einige Soldaten der russischen Friedenstruppe in Bergkarabach getötet wurden!

Solow scheint also wirklich ein gut informierter Politikexperte zu sein. Aber da gibt es noch etwas Wichtiges: Solowei deutet immer wieder an, er sei sozusagen nur der Sprecher eines geheimen Netzwerkes von, mehr oder weniger einflussreichen, Personen in Wirtschaft und Staat. Diese Leute würden das Regime Putin abgrundtief ablehnen und nur auf den Tag warten, an dem sie in Russland ans Ruder kommen können. Faktisch das Gleiche behauptet auch unser General SVR.

Solowei lebt mitten im Auge des Orkans

Falls dies einträte, so Solowei, bedeute das für Russland solch gewaltige Veränderungen, dass einem als guten Demokraten die Tränen kämen: Freilassung aller politischer Gefangener, sofortiger einseitiger Waffenstillstand und Abzug aus den neubesetzten Gebieten – wobei auch die Krim und der Donbass zur Disposition stehen! – Friedensverhandlungen mit Kiev und Kompensation der Kriegsschäden in der Ukraine. Dazu eine harte Bestrafung von Kriegsverbrechern und Korruptionären, freie Wahlen, Verhandlung mit dem Westen über die Aufhebung der Sanktionen und, und, und…

Solowei verspricht nichts weniger als eine neue, faire, friedliebende russische Republik als Nachfolgerin der durch Putins blutiger Diktatur diskreditierten Russischen Föderation. Okay, solche Dinge sagen und fordern ja auch andere russische Oppositionelle, die ins Exil gegangen sind und nun aus Berlin, London oder Tel Aviv über soziale Medien vehement das Putin-Regime anprangern. Der große Unterschied zu Professor Solowei ist aber: dieser lebt in Moskau! Mitten im Auge des Orkans also, und noch wichtiger: er lebt. Noch wurde er nicht kaltgestellt, wie der 2015 vor den Kremelmauern ermordete Boris Nemzow, der eine ähnliche Vorstellung von Russlands Zukunft hatte.

Zudem sitzt Solowei auch nicht im Gefängnis, wie alle im Land gebliebenen, echten politischen Widersacher Putins: Alexei Nawalny, Ilja Jaschin, Wladimir Kara-Mursa, oder auch der Ultra-Nationalist Igor Girkin, der ebenfalls mehrfach den schweren „Fehler“ beging, deutlich die russische Regierung zu kritisieren.

Einzig zum „ausländischen Agenten“ hat der russische Staat Solowei erklärt, aber das ist inzwischen ja unter Putin Gegnern ja schon so etwas, wie ein Ehrentitel.

Solowei erklärt seine scheinbare Unantassbarkeit wiederum mit einem Schlüsselelement seines Narrativs, dem Netzwerk seiner Mitstreiter, darunter sehr einflussreiche Leute, die ihre schützende Hand über ihn halten und verhindern, dass Putins Seilschaften ihm ans Leder gehen. Ja, er sei gefährdet, sagt er. Sein Leben sei deshalb mitunter auch ziemlich unangenehm geworden. Aber das Risiko für ihn sei dank seiner Paten im System überschaubar. „Der Sieg wird unser Sein“, ist seine selbstsichere Abschiedsfloskel am Ende seiner Videos

Man hat den Eindruck, um diesen Professor Solowei gäbe es einen magischen Kreidekreis, an dem einfach alle bösen Geister des Putin-Regimes machtlos abprallen, während er bei Youtube die internsten Geheimnisse und Pläne des Kremls hinausplaudert, als würde er bei Putin unbemerkt unterm Schreibtisch sitzen.

Nach der Meldung von Putins Tod behaupteten viele Kanäle und Experten, General SVR sei einfach nur ein paralleles Medienprojekt von Professor Solowei. demm er beziehe sich gerne auf Informationen von General SVR – und beide Quellen bezeichnen sich als „Partner und Verbündete“. Es ist tatsächlich denkbar, dass es sich bei Solowei und dem General um ein und dieselbe Person handelt – obwohl die Stimme und Redeweise des geheimnisvollen Schlapphutträger Wiktor Michailowitsch eine ganz andere ist, als die des Professors. Am 17. Juni 2021 haben beide auf
Youtube sogar ein Online Gespräch miteinander geführt. Als General SVR im September 2020 an den Start ging, war dies in der Tat eher ein Kanal zur Veröffentlichung von russischen Geheimdienst-Interna – und das ist nicht Soloweis Dunstkreis.

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