Sind Geister ortsgebunden? Jede Kultur, jedes Volk, jede Religion und jedes Land dieses Planeten kennt den Glaube an Geister. Und fast ebenso verbreitet sind Mythen und Erzählungen von ortsgebundenen Geistern. Woher kommt dieser Mythos? Sind Geister wirklich an den Ort gebunden, an dem sie -auf mehr oder weniger tragische Weise- ums Leben kamen?
Jeder von uns kennt die Geschichten über heimgesuchte Orte -ob es die alte viktorianische Villa ist, in der angeblich immer noch der Geist einer geheimnisvollen Lady im weissen Kleid umhergeht, der alte Acker, auf dem vor einigen hundert Jahren eine grausame Schlacht stattfand und auf dem man auch heute noch in manchen Nächten Erscheinungen von uniformierten Soldaten beobachtet, aber auch die von anscheinend verwunschenen Gegenständen wie Vasen, Spiegel oder Kommoden, die, sobald man sie vom Flohmarkt in die eigene Wohnung gebracht hat, dort sehr seltsame Ereignisse auslösen. Was ist dran an an diesen Mythen?
Vielleicht sollte man erst einmal klären, was „Geister“ überhaupt sind und mit welchen Wesen die jenseitige Welt nach Meinung der Religionen und parawissenschaftlichen Forscher bevölkert ist. Tatsächlich, und hier sind sich ausnahmsweise einmal fast alle Religionen einig, ist das Jenseits ein regelrechter Sammelzoo von Geistwesen. Da gibt es zum Beispiel:
Die klassischen „Geister“
Das sind die Geister verstorbener Individuen, die irgendwann einmal als Mensch gelebt haben und dann das Zeitliche gesegnet haben. Die Parawissenschaften gehen davon aus, das ein Geist auch nach seinem physischen Ableben im Grunde der Mensch bleibt, der er auch zu Lebzeiten war, mit all seinen Gewohnheiten, Macken, Ansichten und Charaktereigenschaften -nur eben ohne körperliche Hülle (ironischerweise scheint vielen Geistern aber gar nicht bewusst zu sein, das sie über keinen Körper mehr verfügen).
Spukerscheinungen
Unter dieses Begriff fallen Erscheinungen und Phänomene, die nicht in die Kategorie „intelligent“ oder „interaktiv“ fallen. Eine schemenhafte Gestalt, die dumpf den Korridor entlang schwebt oder bewegungslos an einem Fenster verharrt, ohne in irgendeiner Weise mit dem Beobachter zu interagieren, wird also als „Spukerscheinung“ bezeichnet und ist nicht zwingend der Geist eines Verstorbenen -dazu gleich mehr.
Dämonen
Jede Religion kennt Mythen über Dämonen, Kobolde, Larven uns sonstigen Wesen von meist niedriger Gesinnung. Gemein ist ihnen allen, das sie nicht menschlich sind, niemals als Mensch verkörpert waren -und es auch nie sein werden. Obwohl sie nach allgemeiner Auffassung durchaus Menschen beeinflussen können (und dies auch gerne versuchen) haben sie an sich nicht viel mit Menschen gemeinsam, können sich aber durchaus gegenüber sensiblen oder hellsichtigen Menschen als solche ausgeben.
„Verwunschene Gegenstände“
Dann gibt es noch die Kategorie der „magischen Gegenstände“. Immer wieder hört man von Spiegeln, die als „Portale“ ins Jenseits dienen, Vasen, Schränke oder sonstige Antiquitäten, die die Ursache von Spukerscheinungen sein sollen.
Was ist nun also dran am Mythos vom ortsgebundenen Geist? Tatsache ist, das viele Spukerscheinungen bzw. paranormale Phänomene an bestimmte Ort gebunden zu sein scheinen. Wie lässt sich das erklären? Am besten, indem man die paranormalen Ereignisse an einem Ort in zwei Kategorieren teilt: Interaktive Phänomene und nicht-Interaktive Phänomene.
„Interaktive Phönomene“
Bei interaktiven Phänomenen findet ein Austauch zwischen dem Phänomen und dem Beobachter statt. So wird beispielsweise oft von Geistern berichtet, die sich gezielt an eine bestimmte Person richten, diese pisaken -oder ihr auch helfen und zur Seite stehen. Manche Geister scheinen auch Fragen zu beantworten oder auf das zu reagieren, was der Beobachter ihnen sagt (oder befiehlt). Diese Art von Phänomen fällt also in die Kategorie „interaktiv“ oder „intelligent“ -zumindest scheint man es hier mit einer Art Bewusstsein zu tun zu haben.
Was kann die Ursache solcher interaktiver Phänomene sein? Den Religionen nach ist die eigentliche „Heimat“ einer menschlichen Seele das Jenseits, in das die meisten verstorbenen nach ihrem Ableben auch wieder eintreten. Manche scheinen allerdings zu bleiben, meist aus persönlichen Gründen, weil sie einfach nicht wissen, das sie gestorben sind (weil sie sich zu Lebzeiten nie mit der Möglichkeit beschäftigt haben, das es vielleicht ein Leben nach dem Tod geben mag) -oder auch einfach nur, weil sie sich nicht von ihrem mühsam angehäuften Besitz trennen möchten. Die Gründe sind vielfältig und liegen im jeweiligen Charakter des Individuums.
Solche Menschen (bzw. nun vielmehr Geister) klammern sich regelrecht an diese Welt -und das ist für sie ein sehr unnatürlicher Zustand. Jedes Lebewesen ist im Grunde eine energiekonsumierende Einheit und benötigt mehr oder weniger regelmässigen Nachschub an Energie. Körperliche Individuen sorgen durch regelmässige Nahrungsaufnahme für Energienachschub. Körperlose Wesen sind dazu nicht mehr fähig -konsumieren aber nach wie vor weiterhin Energie. Auch sie sind deshalb auf Energiequellen angewiesen.
Hier haben wir schon einen ersten Anhaltspunkt für die oft beobachtete Ortsgebundenheit von Geistern. Es scheint sich dabei um Orte zu handeln, die ihnen, aus welchen Gründen auch immer, einen regelmässigen Nachschub an Energie bieten. Aber was genau könnte diese Energiequelle sein? Nach Meinung vieler Quellen sind das schlicht und einfach die Emotionen der sie umgebenden Menschen. Das, was für uns unser Energieschokoriegel ist, sind für diese Wesen die Emotionen der Menschen in ihrer Nähe.
Das kann bei mehr oder weniger gut gesinnten Wesen überhaupt kein Problem darstellen -ein Geist, der seinem „Schützling“ nur Gutes möchte und sich für die Erdgebundenheit entschieden hat, saugt quasi nebenbei von ihm auch die benötigte Energie. Allerdings nur in den benötigten Mengen, so das man davon oft nichts bemerkt -vor allem, wenn man bei guter Gesundheit oder kaum sensitiv veranlagt ist (natürlich ist dieser Zustand dennoch nicht und sollte deshalb auch nicht toleriert werden).
Allerdings gibt es, wie unter uns Menschen auch, weniger gut gesinnte Wesen, die ihre Überlebensstrategie direkt und ausschliesslich darauf fokussiert haben, möglichst viel Energie zu saugen -ob von einer bestimmten Person oder wahllos jeder Person, die sich in seiner Umgebung aufhält. Das kann manchmal schlimme Formen annehmen, wenn der Wirt des Parasiten bei schwacher Gesundheit oder mit wenig Willenskraft ausgestattet ist, um sich gegen diese Angriffe zu wehren. Und natürlich wird es das Wesen dann auch darauf anlegen, seinen Wirt möglichst oft und möglichst intensiv in einen emotional aufgewühlten Zustand zu versetzen -denn genau davon zehrt der Parasit dann. Das erklärt jene Geschichten von Geistern, die ihren Opfern ihr angebliches Todesdatum verraten. Woher sollte ein Geist das wissen? Seine geistigen Fähigkeiten sind immer noch gleich dem eines normalen, wenn auch körperlosen, Menschen. Dieses Theater dient also meist allein dem Zweck, das Opfer in einen möglichst emotionalen und angreifbaren Zustand zu versetzen.
Was passiert, wenn man den Energienachschub eines Geistes unterbindet (beispielsweise durch Willenskraft oder andere Methoden)? Der Geist wird langsam schwächer und schwächer, bis er irgendwann in einen komatösen, inaktiven Zustand verfällt. Der dauert dann so lange an, bis er wieder Gelegenheit bekommt, sich mit Energie zu versorgen. Und das können sehr lange Perioden sein. Geister sind körperlos -was an ihnen sollte „altern“? Und was keinen Körper mehr hat, kann auch nicht sterben.
Übrigens -und diese Tatsache ist relativ unbekannt- findet ein Geist die meisten Möglichkeiten zum Energienachschub nicht in einsamen, alten Villen und verlassenen Häusern, sondern dort, wo sich viele Menschen mit möglichst starken Emotionen aufhalten. Kinos, Theatersäle, Sportstadien und -Events, Konzerte usw. sind deshalb für solche Wesen ein viel effizienteres Umfeld als der schnöde Dachboden eines alten Hauses. Dort gibt es allerdings viel Konkurrenz, diese Orte scheinen also nur etwas für gesellige Geister zu sein.
Neben der Energieeraltung gibt es noch einen weiteren Grund für die anscheinende ortsgebundenheit menschlicher Geister: ihre Gewohnheiten. So simpel ist das. Eine alte Dame, die die letzten vierzig Jahre ihres Lebens in ihrem Haus verbracht (und in den letzten Jahren dann wohl kaum noch verlassen hat) und sich dafür entschieden hat, diese Welt nicht entgültig zu verlassen, wird nach ihrem Tod sicher nicht freiwillig in ein Altenheim schweben und die Wohnung räumen, sondern unter allen Umständen in ihrer vertrauten Umgebung bleiben wollen -selbst wenn sich dort zu ihrer Überraschung plötzlich neue Leute breit machen. Vielleicht entdeckt sie dabei rasch, das sie sich seltsamerweise immer dann stärker und lebendiger fühlt, wenn diese Leute um sie herum sind und hat dann, ob bewusst oder unbewusst, eine Energiequelle gefunden. Dazu muss sie diese Menschen nicht einmal mögen -im Gegenteil, je bösartiger man sich ihnen gegenüber verhält, desto mehr emotionale Energie wird freigesetzt.
„Nicht-interaktive Phönomene“
Eine Ortsgebundheit lässt sich aber auch bei „nicht-intelligentem“ Spuk feststellen. Welche Ursachen kann es hier geben? Nach Auffassung vieler Parawissenschaftler handelt es sich bei dieser Art von Spuk nicht um intelligente, bewusste Wesen, sondern vielmehr um energetische Fingerabdrücke von Menschen, die einst an diesem Ort gelebt haben. Genau genommen sind es die Spuren emotionaler Energie gewisser Menschen, mit denen sich dieser Ort -oder auch bestimmte Gegenstände- vollgesogen haben.
Wir haben ja bereits erwähnt, das Menschen emotionale Energie abgeben. Diese Energie ist um so höher, je intensiver und traumatischer, aber auch je öfter die betreffenden Emotionen empfunden werden. Das ist anscheinend der Grund, warum gerade stark emotionale Geschehnisse wie grausame Schlachten, Morde und Gewalttaten ihre Spuren in der unmittelbaren Umgebung hinterlassen. Ein solcher Ort (oder auch Gegenstand) saugt die dabei frei werdende Energie quasi auf wie Schwamm und kann sie über lange Zeit konservieren, ähnlich einem Film, den man auf eine DVD brennt.
Eine entsprechend veranlagte, sensitive Person kann diesen Film dann wieder -meist unbeabsichtigt- abspielen lassen. Man kann das mit einem gespeicherten Hologramm vergleichen, wobei der Beobachter, sofern entsprechend veranlagt und unter günstigen äusseren Bedinungen das Abspielgerät ist.
Dann gibt es noch eine weitere Variante Orts- oder Gegenstandsgebundenen Spuks, die in unseren Breiten und zu dieser Zeit allerdings nur noch in der Kirche eine Rolle spielt: die Ritualmagie, bei der durch bestimmte Praktiken ein Gegenstand mit einem bestimmten Gedanken oder einfach nur Energie aufgeladen wird. Wir kennen dieses Ritual sehr gut, die katholische Kirche praktiziert es täglich tausendfach -und meist wissen die Priester dabei nicht einmal, was sie eigentlich tun.
Im schlimmsten Fall kann ein Gegenstand nicht nur mit Energie aufgeladen, sondern ein mehr oder weniger intelligentes Wesen (Dämon etc.) an ihn gekettet werden. Hier haben die Sagen und Märchen vom Geist in der Flasche ihren Kern. Aber das ist ein anderes Thema, das in eine ganz andere Richtung führt.
„Fazit“
Nach dem, was wir wissen, gibt es kein Gesetz, das einen Geist dazu „zwingt“, an einem bestimmten Ort zu bleiben. Dafür sprechen auch die zahlreichen Berichte von betroffenen, denen ihr Geist bei einem Umzug von einem Haus ins nächste folgt.
Dennoch scheint es für Geister starke Gründe zu geben, sich an einem bestimmten Ort aufzuhalten, und das scheint der stetige Nachschub an Energie zu sein, in manchen Fällen auch schlicht und einfach nur Gewohnheiten, die sie bereits zu Lebzeiten hatten.
Und dann gibt es noch jene Spukphänomene, die einfach nur durch einen Ort selbst hervorgerufen werden, weil dieser sich damit in einem bestimmten Augenblick vollgesogen hat und manche Menschen dieses „Hologramm“ bewusst oder unbewusst wieder abrufen können. Dieses Phänomen ist an sich als harmlos zu betrachten.
Dazu gibt es übrigens eine faszinierende Geschichte: nämlich die des Absturzes von Eastern Airlines Flug 401. Ursache war eine starke Ablenkung der Cockpitbesatzung. Der Flug führte von New York City zum Flughafen von Miami. Bei dem Absturz kamen 101 Menschen ums Leben, 75 überlebten. Es war der weltweit erste Absturz eines Großraumflugzeugs. Nach dem Absturz der Maschine verbaute man einige Teile der Boardkombüse in anderen Maschinen. Seitdem berichten ahnungslose Passagiere und Flugbegleiter immer wieder von seltsamen Erscheinungen an Bord der betreffenden Maschinen.
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