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Insekten: Nahrung der Zukunft?

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Seit Anfang 2018 ist der Verkauf von essbaren Insekten in der Europäischen Union geregelt. Auch in Deutschland verkaufen inzwischen eine Supermarkt- und eine Burgerkette Insekten-Produkte. Hierbei handelt es sich aber nicht (nur) um einen Modetrend – das Thema hat einen ernsten Hintergrund.

In Deutschland ist es noch ein Ekel-Thema, das Befremden auslöst: das Essen von Insekten. Allerdings ernähren sich weltweit bereits etwa zwei Milliarden Menschen von Insekten – und haben damit anscheinend keinerlei Probleme. Rund 2.000 essbare Arten gibt es, wie zum Beispiel Käfer, Raupen, Bienen, Wespen, Ameisen, Heuschrecken, Grillen, Buffalo- und Mehlwürmer. Nur mit alternativen Eiweißquellen wie essbaren Insekten wird es langfristig möglich sein, den stetig steigenden Fleischbedarf weltweit zu decken.

Essbare Insekten stammen aus Zuchtanlagen

Wanderheuschrecken enthalten genauso viel Eiweiß wie Hühnerfleisch.

In vielen Ländern der Welt, vor allem in Ländern in Asien, Afrika und Lateinamerika, gelten Insekten als ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung und sogar als hochpreisige Spezialität.

Bedeutung besitzt die Zucht von Speiseinsekten für die menschliche Ernährung vor allem in Südostasien und dort Thailand. Dort sollen etwa 20.000 Farmer Heimchen – eine Grillenart – und weitere 120 Sagowürmer (Larven des Rüsselkäfers) als Speiseinsekten für den menschlichen Verzehr züchten. Die Heimchen werden in erster Linie mit normalem, kommerziellen Hühnerfutter ernährt, dessen Preis für die Wirtschaftlichkeit daher wesentlich ist. Die meisten der knapp 1700 in verschiedenen Teilen der Welt zum menschlichen Verzehr genutzten Insektenarten werden allerdings nicht gezüchtet, sondern direkt aus ihren Wildvorkommen besammelt.

In Europa sind vor allem Produkte aus Mehl- und Buffalowürmern sowie Heuschrecken erhältlich. Die Tiere stammen aus professionellen Zuchtanlagen in den Niederlanden, in Frankreich, in Kanada oder in Thailand. Die Ställe der Tiere sehen ein bisschen so aus wie alte Medikamentenschränke in Apotheken, nur mit Luftschlitzen zwischen den Schubladen.

Warum Insekten als Nahrungsmittel interessant sind

Die Insektenzucht hat gegenüber der Fleischproduktion klare Vorteile: Die Tiere brauchen kaum Platz, sind anspruchslos in der Haltung, vermehren sich explosionsartig, brauchen wenig Wasser und erzeugen keine Treibhausgas-Emissionen wie zum Beispiel Rinder. Ein paar Zahlen zum Vergleich: Um ein Kilogramm essbares Gewicht zu produzieren, braucht ein Rind mehr als 15.000 Liter Wasser und 16 Kilogramm Futter, Buffalowürmer dagegen nur einen Liter Wasser und 2 Kilogramm Futter. Bei der Zucht verursacht ein Rind pro Kilogramm Körpermasse 100 Gramm Treibhausgas-Emissionen, Buffalowürmer dagegen nur ein Gramm:

Rohstoffverbrauch1kg Rindfleisch:1kg Insekten:
Wasser:15.000 Liter1 Liter
Futter:16 kg2 kg
CO²-Emission pro kg Körpergewicht:100g1g

Kein Nutztier verwertet Futter so effizient wie Insekten und ist dabei so anspruchslos, was Futter und Platzbedarf betrifft. Zu den idealen Zuchtbedingungen kommt hinzu, dass Insektenfleisch eine genauso hochwertige Eiweißquelle ist wie Fleisch vom Rind oder Schwein. Wer das Gefühl von Insekten im Mund und krachenden Chitinkörpern eklig findet, kann es mit gemahlenen Insekten probieren. Ohne harten Chitinkörper und gefriergetrocknet sollen die Krabbeltiere am nährstoffreichsten sein.

Insekten enthalten hochwertiges Eiweiß, einen hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe wie beispielsweise Kupfer, Eisen, Magnesium, Mangan, Selen und Zink. Sie sind also gute Nährstofflieferanten, nahrhaft und gesund. Auch den Vergleich mit Fleisch müssen Insekten nicht scheuen. So enthalten getrocknete Wanderheuschrecken genauso viel Eiweiß wie Hühnerfleisch. Und die hochwertige Aminosäuren-Zusammensetzung des Insekten-Eiweißes ist zum Beispiel für Sportler, als Ergänzung der Ernährung oder als Alternative zu Fleisch besonders interessant.

Was man beim Verkosten beachten sollte

Insekten nicht aus dem Garten nehmen!

Züchter in Europa geben an, dass sie Insekten bisher ohne den Einsatz von Antibiotika, Hormonen oder anderen Chemikalien züchten. Allerdings gibt es noch keine neutralen Kontrollergebnisse dazu, sagt der Verband der Verbraucherzentralen. Über die Zuchtbedingungen ist auch noch nicht das letzte Wort gesprochen. Die EU hat gerade erst begonnen, sich ernsthaft mit Insekten als Nahrungsquelle zu beschäftigen.

✋ Unbedingt beachten:

Insekten sollten nicht einfach aus dem Garten gepflückt oder in einer Zoohandlung gekauft werden. Denn dabei handelt es sich nicht um Speise-Insekten, die mit für den Menschen ungefährlichem Futter gefüttert wurden, sondern Wildtiere. Sie können Müll gefressen haben oder von Parasiten befallen sein. Wer Insekten aus freier Wildbahn entnimmt, fördert zudem das Insektensterben. Insekten sollten auch niemals roh gegessen werden!

Allergiker sollten bei neuartigen Lebensmitteln wie immer wachsam sein: Das Risiko für Insektenallergien ist gering und Insekten oder ihre Bestandteile müssen in Zutatenlisten aufgeführt werden, trotzdem sind Kreuzallergien möglich, wenn man allergisch auf Hausstaubmilben oder Schalen- und Krustentiere reagiert. Das sollte man sicherheitshalber im Hinterkopf behalten, solange wir hierzulande noch mit spitzen Zähnen an den ersten Würmern und Heuschrecken nagen.

Insekten sollte man nicht roh verzehren, warnen Experten, denn dann können gefährliche Parasiten und Bakterien übertagen werden. Die Insekten müssen richtig durchgebraten werden.

Insekten gelten als die Nahrungsquelle der Zukunft, doch es gibt auch Kritik an der Zulassung der neuen Lebensmitteln. Die Verbraucherzentrale beklagt, dass die hygienischen Bedingungen bei der Produktion noch nicht geregelt sind. Auch der Darm der Insekten wird vor dem Essen nicht entfernt. Es ist unklar, was die Mikroben darin beim Menschen bewirken, ob der Kot Krankheitserreger enthält und ob die Tiere mit chemischen Schadstoffen belastet sind. Bisher werden die Insekten, die bei uns auf dem Teller landen, aus Holland und Belgien bezogen. Diese Insektenzuchten garantieren, dass die Tiere unter kontrollierten hygienischen Bedingungen gezüchtet werden, gutes Futter bekommen und entsprechend hygienisch verarbeitet werden.

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Quellen: Wikipedia, BR, NDR | Foto: Massimiliano Calamelli


 
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