Gesellschaftskritik

Sind wir zu viele?

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Stell dir vor, dieser Planet wäre eine WG. Was würdest du sagen, wenn jeder nur an sich denkt und ungefragt Freunde einlädt? Wie lange würde es dauern, bis die Bude aus allen Nähten platzt? Die schlechte Nachricht: das tut sie doch längst.

Schon vor über 150 Jahren kam einer der bedeutendsten Chemiker der Geschichte, Justus von Liebig zu einer Einsicht, der sich die meisten heute lebenden Exemplare unserer Spezies komplett verweigern:

„Die Erde wird immer enger für die Menschen, und sie haben allen Grund sparsam zu sein“.
Justus von Liebig, 1868

Schon damals war Liebig klar, das die Erde nicht beliebig viele Menschen ernähren können wird. Heute, 150 Jahre später, verbrauchen wir mehr Resourcen, als je zuvor, schlachten so viele Tier wie noch nie und werfen so viele Kinder auf die Welt, als wären knapp 8 Milliarden von uns noch nicht genug.

Wir alle leiden bereits unter dem von uns verursachten Klimawandel. Er bestimmt schon jetzt unser tägliches Leben. Ob wir in den Urlaub fliegen, oder eben nicht. Was wir essen. Was wir anziehen. Was wir konsumieren und leben. Welche Versicherungen wir abschliessen – denn wer möchte schon vor dem Nichts stehen, wenn sein Haus beim nächsten Starkregen unter Wasser steht oder der nächste Sturm sein Dach abdeckt?

Verzweifelt, aber eher symbolisch, versuchen wir, etwas gegen die drohende Katastrophe zu unternehmen. Weniger Plastiktüten kaufen. Wie süß. Bambus- statt Plastikzahnbürsten nutzen. Drollig. Weniger Fleisch essen, da die Massentierhaltung ja einer der Hauptverursacher unserer hohen CO2-Emissionen ist.

Dabei vergessen wir aber völlig die eigentliche Ursache des Problems. Denn die ist nicht, wie wir leben. Sondern wie viele von uns auf diesem Planten leben. Und vor allem, wo sie leben.

Jeder von uns versteht die Logik der Natur, wie wir sie schon im Biologieunterricht lernten: wenn eine Population sich zu stark vermehrt und die Resourcen knapp werden, dezimiert sie sich selbst (durch Krankheit, Hunger, Kampf oder geringere Fortpflanzung) bis die Anzahl der Individuen sich wieder auf ein normales Maß einpendelt. Wir alle verstehen diese Logik.

💡 Wie stark sich die Spezies Mensch vermehrt und welch gravierenden Einfluss das auf die Umwelt hat, ist sehr deutlich in diesem Timelapse-Video zu beobachten, das im Zeitraffer zeigt, wie Wälder nach und nach von Agrarwüsten, Städten und Siedlungen aufgrefressen werden.

All unsere Probleme haben EINE Ursache

Die Bude ist voll.

Wenn wir nur ein wenig nachdenken, fällt uns auf, das all unsere großen Probleme – ob Verkehr, Umweltverschmutzung, unser Lebensstil, der ganze Plastikmüll – nur eine einzige Ursache haben: wir sind zu viele. Würde man die Anzahl der auf dem Planten lebenden Menschen drastisch reduzieren, würden sich die meisten unserer jetzigen Probleme nicht mehr stellen. Die Masse macht’s. Ob nur einige tausend Verbrenner in einem Land herumfahren, oder viele Millionen. Ob nur wenige Menschen Fleisch konsumieren, oder Milliarden. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.

Und doch vermehren wir uns immer noch völlig ungebremst. Wir schämen uns nicht, noch weitere Kinder in die Welt zu setzen – und das, obwohl wir wissen, das bereits jetzt, während du diese Zeilen liest, bereits dreimal mehr Menschen auf diesem Planeten leben, als dieser verträgt. Die Bude ist voll. Die WG „Erde“ platzt aus allen Nähten. Wir verbrauchen dreimal mehr Resourcen, als dieser Planet geben kann. Und das ironischerweise auf Kosten der nächsten Generation. Verrückt, nicht wahr? Und dennoch: das fleissige Fortpflanzen geht einfach weiter. Ist die Menschheit einfach nur dumm – oder etwa suizidal veranlagt?

Schuld sind immer die anderen

Wir verbrauchen 100x mehr Ressourcen, als die Dritte Welt.

Wenn es um Geburtenkontrolle geht, zeigen wir gerne mit dem Finger auf die armen Länder der Dritten Welt. Schliesslich, so ist es allgemein bekannt, wird dort viel mehr geschnackselt, als bei uns. Ãœberbevölkerung ist also ein Problem der Dritten Welt – wir dagegen können ohne schlechtes Gewissen immer noch „Vater, Mutter, Kind“ spielen. Oder etwas nicht?

Leider nein. Die Wahrheit sieht tatsächlich genau andersherum aus: WIR sind die Verursacher der Klimakatastrophe, nicht die Dritte-Welt-Länder. Denn unser Lebensstil hier in der Ersten Welt ist es, der bis zu einhundert mal mehr Resourcen verbraucht, als ein Mensch in der Dritten Welt.

Wir wohnen in Häusern, die massiv sind, wie Burgen und gross wie Schlösser. Deren Baustoff Beton an sich schon ein Hauptverursacher unserer CO2-Emission ist. Wir fahren pro Familie oft zwei Autos. Wir und unsere Kinder – teilweise schon unsere achtjährigen! – haben alle unser eigenes Smartphone, unseren Laptop, unseren Fernseher. Unsere Wohnung ist voller Hightech. Wir geniessen eine Dusche unter warmem Wasser. Unsere Kinderzimmer sehen aus wie bunte Plastikmülldeponien. Wir fliegen ein- oder zweimal pro Jahr um die Welt. Wir nennen das „Urlaub“ und glauben, wir haben ihn uns verdient. Unser Stromverbrauch ist enorm – während viele Familen der Dritten Welt noch nicht einmal einen Stromanschluss haben!

Noch einmal: wir hier in Europa verbrauchen bis zu einhundert mal mehr Resourcen, als Menschen in der Dritten Welt. Wer hier in Deutschland ein (1) Kind hat, könnte in der Dritten Welt also 100 (einhundert!) Kinder haben – und der Resourcenverbrauch wäre der selbe.

Nun sind wir also bereits dreimal mehr Menschen, als unser Planet verträgt. Wir wissen, daß das Klima bereits kollabiert. Aber warum setzen wir dann immer noch Kinder in die Welt? Gerade hier, in der Ersten Welt? In Deutschland, einem Land mit dem höchsten Resourcenverbrauch und der höchsten CO2-Emission der Welt? Wir wissen, das unser(e) Kind(er) also einen erheblichen Anteil am Kaputtmachen des Planeten haben werden.

Und das schon in ersten Jahren – aber erst recht, wenn diese dann wiederum Kinder in die Welt setzen. Denn mit jeder „erfolgreichen“ Fortpflanzung setzen wir eine komplette Generationenkette in Gang, die exponentiell wächst. Und im Grunde trägt man dann auch für diese gesamte Kette als Verursacher die Verantwortung. Eine schwere Last – oder nicht?

Ach, egal. Ist doch so schnuckelig, Kinder zu haben. Man wird zuvorkommend behandelt, kann damit angeben, seinen Partner an sich binden – und nebenbei auch noch Geld vom Staat holen. Wen kümmern da schon irgendwelche Konsequenzen, die andere Menschen betreffen, als dich selbst?

Die Lösung ist tatsächlich einfach

Vor 500 Jahren lebten in ganz Europa so viele Menschen, wie heute in einer einzigen Großstadt.

Warum blenden wir das aus? Warum tun wir so, als hätten wir keine Verantwortung über unsere Geschlechtsteile? Warum reden wir uns immer noch ein, nicht wir, sondern irgendjemand anders, am Ende der Welt, müsste sein Verhalten ändern? Warum wollen wir nicht einsehen, das wir es doch sind, die diesen Planeten täglich ausbeuten – einfach nur durch unseren tollen Lebensstandard und unser egoistisches Fortpflanzungsverhalten, das nur die eigene Sippe im Blick hat?

Vor 500 Jahren lebten in ganz Europa so viele Menschen, wie heute in einer einzigen Großstadt. Heute sind wir 7.781.851.275 (sieben Milliarden siebenhunderteinundachtzig Millionen achthunderteinundfünfzigtausendzweihundertfünfundsiebzig) – und pro Sekunde kommen vier weitere hinzu.

Dazu kommt: wir leben immer länger. Paare geben sich oft dem klassischen Rechenfehler hin: wir sind zwei Menschen, also können wir zwei Kinder zeugen. Wenn wir sterben, bleibt die Anzahl der Menschen dann ja gleich. Was für ein Blödsinn. Wer mit 30 Kinder bekommt, lebt meist 50 Jahre mit ihnen gemeinsam auf diesem Planten – verbraucht also für ein halbes Jahrhundert die doppelte Fläche, die doppelten Resourcen. Und wenn die Kinder innerhalb dieser Zeit wiederum Kinder bekommen, hat das Prächen endlich begriffen, was man unter exponentieller Fortpflanzung versteht – eine Kurve, die immer steiler nach oben geht. So, wie sich eben auch Bakterien oder Viren vermehren.

Kinder sind längst nichts mehr, was man der Welt hinterlässt, wir werden die meiste Zeit unseres Lebens mit ihnen verbringen. Also gemeinsam Resourcen verbrauchen. Und ihre Kindeskinder sogar ebenfalls mit uns. Und deren Lebensspanne wird sich abermals wieder deutlich verlängert haben.

Ja, es ist hart, sich einzugestehen, das man ein Ignorant ist. Aber warum etwas daran ändern? Darüber jammern ist doch viel schöner, als wirklich etwas zu tun. My family first. Sollen die anderen doch den Planten retten, Hauptsache ich habe mein Kind, Hauptsache meiner Sippe geht es gut. Der Rest der Welt kann verrecken. So denken wir alle anscheinend.

Wir können unseren derzeitigen Lebensstandard hier in Europa nicht um 100% herunterfahren. Nicht einmal um 50%. Das wäre völlig utopisch. Und selbst wenn – auch der Lebenstandard und Verbrauch in anderen Ländern steigt stetig an. Schliesslich möchten auch andere an unserem Luxusleben teilhaben.

Aber wir könnten (und müssten!) unsere Fortpflanzung pausieren, um unseren geschändeten Planeten wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Und gerade dieser Verzicht hätte hier in der Ersten Welt den grössten Effekt – denn wir verbrauchen am meisten! Dazu müsste auch niemand von uns sein komplettes Leben umstellen – einfach nur etwas nicht tun. Nämlich darauf verzichten, weitere Verbraucher in die Welt zu setzen. Nennen wir es einfach mal „Nachhaltiges Gebären“. Damit künftige Generationen noch genug Ressourcen haben. So, wie es uns schon jede Tierart zeigt.

Ob Bär, Wolf, Wild, Käfer oder Lachs – jeder anderen Spezies schreiben wir vor, ob und in welcher Zahl sie sich fortpflanzen darf. Notfalls wird ohne Hemmung totgeschossen. Wir selbst aber – die schlimmste Spezies von allen – praktizieren eine völlig hemmungslose Fortpflanzung.

Absurd, nicht wahr?

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Sicher, Politik und Wirtschaft würden auf diesen Vorschlag mit Entsetzen und Fassungslosigkeit reagieren – unter anderem ein Grund, warum dieses Thema gerne totgeschwiegen wird. Aber wenn es um die Rettung des Planeten geht, spielen Politik und Wirtschaft keine Rolle mehr. Niemand wird nach Jobs suchen in Ländern, die 3 Meter unter dem Meeresspiegel liegen.

💡 Bleibt nur noch ein Problem:
was tun dann all die verhinderten Mammas und Pappas, deren einziges Planziel es doch bisher war, möglichst viel Nachwuchs in die Welt zu setzen? Jene Menschen, die ihre Erfüllung nicht in guter Ausbildung und anschliessender Forschung und Weiterentwicklung der gesamten Menschheit sahen, sondern deren Ziel es lediglich war, eine Familie zu gründen, während der Rest der Welt langsam unter den Meeresspiegel sinkt?

Würde ihnen vielleicht auffallen, das sie nun, bei Verzicht auf das biologische Nachwuchs-Produzier-Programm plötzlich deutlich mehr Zeit und Geld zur Verfügung hätten? Immerhin stehen ihnen nun fast 20 Jahre mehr Zeit zur Verfügung, die man vielleicht in die Weiterentwicklung des eigenen Horizonts investieren könnte, statt nur über die Farbe der Tapete im Kinderzimmer nachzudenken. Und sie sparen fast 130.000 EUR – so viel kostet ein einziges Kind bis zum 18. Lebensjahr. Geld, das man in die Weiterentwicklung der gesamten Menscheit investieren könnte, statt nur in die eigene Brutpflege.

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Seltsam? Aber so steht es hier geschrieben... Ihr habt Fragen, Anregungen oder vielleicht sogar eine völlig andere Meinung zu diesem Artikel? Dann postet einen Kommentar.

Mike vom Mars Blog - mike-vom-mars.comAutor: Mike vom Mars
Mike emigrierte vor einigen Jahren von seinem Heimatplaneten auf die Erde, um das Leben am wohl seltsamsten Ort des Universums zu studieren. Seiner Bitte "bringt mich zu eurem Führer" wurde bisher nicht entsprochen.


 
Redaktionswertung: 5.0 / 5




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