Ukraine-Krieg

Kriegstagebuch Ukraine – Oktober

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Russlands wahnwitziger Europafeldzug beginnt in der Ukraine – und wird dort hoffentlich noch gestoppt. Täglich kämpfen tausende Ukrainer gegen eines der unmenschlichsten und barbarischsten Regimes seit dem Dritten Reich. Gegen ein Regime, unter dem keiner von uns je leben möchte – nicht einmal der dumme, jammernde Ossi, der aus politischer Unmündigkeit gerne Putins Schwachsinn nachplappert, aber natürlich um nichts in der Welt in Moskau leben wollen würde.

Hier täglich die neuesten Ereignisse dieses auch für uns wichtigen Krieges gegen eines der dunkelsten Länder des Planeten. Dieser Krieg betrifft uns alle. Wer also nicht auf wichtige taktische Einblicke verzichten will, findet hier zumindest die nötigste Info, um auf dem Laufenden zu bleiben.


Zu den Einträgen vom
November 2023 
September 2023Oktober 2023
Juli 2023August 2023
Mai 2023Juni 2023
März 2023April 2023
Januar 2023Februar 2023
November 2022Dezember 2022

Die wichtigsten Ereignisse im Oktober, neueste zuerst:

TAG 250 – MONTAG, 31. OKTOBER 2022

+++ Russische Rekordverluste bei Pisky +++

Ein massierter Angriff russischer Truppen nördlich von Pisky (etwa 10km nordwestlich von Donetsk), bei dem man mit etwa 200 gepanzerten Fahrzeugen eine Verteidigungslinie der Ukrainer durchbrechen wollte, scheiterte nach Angaben der ukrainischen Armee katastrophal. Nachdem die Russen dort komplett zurück geschlagen wurde, seien bei dem Angriff mehr als 500 russische Soldaten ums Leben gekommen. Schlägt man die „normalen“ täglichen Sterbezahlen russischer Soldaten an der Gesamtfront noch einmal drauf (ca. 400 Tote pro Tag), sind alleine gestern schätzungsweise annähernd 900 russische Soldaten an einem einzigen Tag getötet worden – ein Rekordverlust. Was die Russen zu diesem schlecht geplanten und noch schlechter durchgeführten Angriff verleitete, ist nicht bekannt.

Damit erhöht sich die Anzahl bisher gefallener russischer Soldaten seit Beginn des Krieges Februar 2022 nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums auf über 71.000. Diese Zahl wird gestützt von Dokumenten über Kompensationszahlungen an die Verbliebenen gefallener russischer Soldaten, die aus russischen Ministerien geleakt wurden. Die Höhe der dort erwähnten Zahlungen deckt sich in etwa mit den erhobenen Zahlen der Ukrainer.

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Pisky – Klicken zum Vergrößern

TAG 248 – DONNERSTAG, 29. OKTOBER 2022

In den letzten Tagen einzelne Gefechte und Artillerieduelle entlang der gesamten Frontlinie, jedoch keine größeren Gebietsveränderungen entlang der Frontlinie.

+++ Svatove & Kreminna: P-66 „unter Kontrolle“ +++

Die ukrainische Stadtverwaltung von Lugansk meldet, dass die strategisch wichtige Nachschubstrasse P-66, die von Svatove nach Kreminna führt, nun unter „operativer Kontrolle“ sei. Dies bedeutet, dass dieser Nachschubweg nicht vollständig eingenommen wurde, ukrainische Truppen aber bereits so nahe an die Strasse herangerückt sind, dass sie mit allen verfügbaren Waffen beschossen werden kann. Der Nachschub von Svatove in die weiter südlichen Gebiete wird den russischen Einheiten damit deutlich erschwert. Die Befreiung der Städte Svatove und Kreminna ist den ukrainischen Truppen bislang aufgrund von schwierigen Geländebegebenheiten und massiver Verstärkung der russischen Verteidiger durch Reservisten nicht gelungen.

+++ Geländerückgewinn in Bakhmut +++

Ukrainische Truppen haben nach eigenen Angaben die Russen vor Bakhmut um mehr als 2 Kilometer nach Westen zurück gedrängt. Damit wäre den Ukrainern innerhalb von 2 Tagen die Rückeroberung eines Gebiets gelungen, für dessen Einnahme Wagner-Truppen und die DPR etwas 8 Monate Kampf und etwa 8.000 ihrer Soldaten geopfert haben.

+++ Doch kein russischer Rückzug aus Kherson +++

Nach letzten Angaben der ukrainischen Regierung ziehen die Russen wohl doch keinen Rückzug aus Kherson in Erwägung, sondern stockt die bereits in Kherson eingeschlossenen Truppen massiv mit frisch eingezogenen Reservisten auf. Die Zwangsevakuierung von ukrainischen Zivilisten aus diesem Gebiet während der letzten Tage soll lediglich dazu gedient haben, Wohnung und Häuser für die neu rekrutierten russischen Soldaten frei zu machen, die nun in die leer stehenden zivilen Wohnungen einquartiert werden und diese nach Belieben plündern dürfen.

Generell bereiten die Russen sich an den meisten Frontabschnitten nun auf eine langfristige Verteidigung mit teils aufwändiger angelegten Verteidigungslinien vor, um sich den Winter über einzugraben und die Situation möglichst „auszusitzen“.

TAG 244 – DIENSTAG, 25. OKTOBER 2022

+++ Nordosten: Erfolge vor Svatove und Kreminna +++

Nachdem russische Truppen die strategisch wichtigen Orte Svatove und Kreminna in den letzten Tagen vehement verteidigten und die ukrainischen Truppen etwas zurück nach Westen drängen konnten, gelang es den Ukrainern nun, hier wieder Gelände zu gewinnen und nahe an die strategisch wichtige Strasse P-66 vorzurücken, die beide Orte miteinander verbindet und eine wichtige Nachschublinie darstellt. Mehrere Ortschaften der Oblasten Donetsk und Luhansk wurden befreit, so u.a. Karmazynivka, Myasozharyvka, Nevsky und Novosadove.

+++ Osten: Russen bauen „Wagner-Linie“ +++

Weit weg von der Frontlinie, nahe der Stadt Luhansk, bauen Wagner-Truppen eine kilometerlange Verteidigungslinie, hinter der sie sich dann wahrscheinlich für längere Zeit zurückziehen wollen. Diese Verteidigungslinie besteht aus einem Panzergraben, einem dahinter liegenden Schützengraben und Drachenzähnen (Beton-Pyramiden). Ihr Verteidigungswert ist umstritten bis überschaubar, könnte aber ausreichen, um das Momentum angreifender ukrainische Truppen temporär zu verlangsamen. Auch im Norden, jenseits der ukrainischen Grenze, bauen die Russen auf eigenem Gebiet anscheinend ähnliche Verteidigungslinien.

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+++ Russland befürchtet „schmutzige Bombe“ +++

Russland bezichtigt die Ukraine nun, den Einsatz einer „schmutzigen Bombe“ (radioaktiv verseuchter Sprengsatz) auf eigenem Gebiet zu planen. Nach russischen Simulationen würde sich die Strahlung „zufällig“ auf dem gesamten Gebiet der Ukraine verteilen und dabei auch peinlich genau politische Grenzen einhalten. Ein absurdes Theater, bei dem die Russen nicht erklären können, weshalb die Ukrainer ihr eigenes Land kontaminieren sollten. Um diese Vorwürfe zu entkräften, die Russland typischerweise nutzt, um False-Flag-Angriffe vorzubereiten, hat die Ukraine selbst internationale Beobachterteams (u.a. der IAEA) eingeladen.

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„Schmutzige Bombe“ in russischem Hinterhof

TAG 242 – SONNTAG, 23. OKTOBER 2022

+++ Nordosten: Kampf um Svatove und Kreminna +++

Russische Truppen drücken auf der gesamten Linie von Svatove über Kreminna bis nach Sevierodonetsk nach Westen, um die Ukrainer davon abzuhalten, die strategisch wichtige Nachschublinie Troitske-Svatove-Kreminna-Sevierodonetsk zu erobern, um die bereits seit Wochen gekämpft wird. In den letzten Tagen konnten die Russen hier vor allem vor Kreminna wieder ein wenig Gelände gut machen und die Ukrainer etwas zurück drängen.

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+++ Osten: Druck auf Bakhmut +++

Im Osten drücken weiterhin Wagner-Truppen und Truppen der DPR aus mehreren Richtungen gegen die Stadt Bakhmut. Die Russen machen hier unter hohen Verlusten täglich nur minimale Geländegewinne (manchmal nur wenige Meter am Tag), aber immerhin gewinnen sie so ganz langsam Gelände, so dass die Kämpfe mittlerweile die Außenbezirke von Bakhut erreicht haben und die Stadt bereits stark zerstört ist.

+++ Cherson: Wir der Damm halten? +++

Währenddessen läuft die Evakuierung russischer Truppen aus der Stadt Cherson auf das gegenüberliegende Dniepr-Ufer weiter. Es wird von Zwangsdeportationen ukrainischer Zivilisten berichtet, die die Stadt verlassen müssen, angeblich, weil die Ukrainer planten, die gesamte Stadt (ihre eigene!) zu bombardieren und den Damm zu sprengen. Die Zivilisten werden angeblich nicht auf die andere Flussseite, sondern nach Russland selbst deportiert, wo nun ein Ausreiseverbot für Ukrainer gilt, so dass die deportierten Ukrainer Russland gar nicht mehr verlassen können.

Beide Seiten, Russen und Ukrainer, beschuldigen sich momentan gegenseitig, den Damm sprengen zu wollen. Möglicher Vorteil für die Ukrainer: würde man den Damm sprengen, bevor die Evakuierung russischer Truppen aus Cherson beendet ist, gelänge es, mehr als 20.000 russische Soldaten samt Equipment vom Rest der Truppe abzuschneiden. Der Preis dafür wäre allerdings hoch: ohne den Kakhovka Stausee würde das Kernkraftwerk Saporischja in Enerhodar trocken laufen und hätte kein Kühlwasser mehr – eine Kernschmelze wäre die Folge! Der „Vorteil“ einer Dammsprengung für die Ukrainer wird allerdings in ein, zwei Tagen aufgehoben sein, wenn es den Russen gelungen ist, die meisten ihrer Soldaten auf das östliche Dniepr-Ufer zu evakuieren.

Sollte der Damm erst nach der Evakuierung gesprengt werden, kann man davon ausgehen, dass dies von russischer Hand erfolgt ist, um die ukrainischen Truppen am Nachsetzen zu hindern. Durch eine Sprengung des Damms würde es den Ukrainern effektiv unmöglich, die Offensive im Raum Cherson weiter Richtung Süden fortzusetzen. Dann wäre allerdings auch die Wasserversorgung für die russisch besetzte Krim unterbrochen – was die Russen aber verschmerzen können dürften, da die nördliche Wasserversorgung der Krim seit 2014 bereits oft und für längere Zeit durch die Ukrainer unterbrochen wurde und die Besatzer das bisher relativ gut zu kompensieren wussten.

Die Frage bleibt also offen: wird der Damm gesprengt? Und falls ja, von welcher Seite? Bis dahin klauen russische Truppen in Cherson alles, was nicht festgenagelt ist: von Waschmaschinen bis hin zu kompetten Feuerwehrfahrzeugen. Die Stadt wird derzeit komplett geplündert. Eine Augenzeugin beschrieb das so: „Sie stehlen alles, was sie kriegen können. Es ist, als hätten die Russen noch nie eine Zivilisation gesehen. “

Auf der nächsten Seite: vorherige Einträge.

TAG 240 – FREITAG, 21. OKTOBER 2022

+++ Sprengen die Russen den Kakhovka-Damm? +++

Wir haben bereits vor zwei Tagen vermutet, dass die Russen beim geplanten Rückzug vom rechten auf das linke Dniepr-Ufer den Kakhovka-Damm sprengen und dies als False-Flag-Angriff der Ukrainer tarnen könnten. Nun mehren sich die Hinweise für diese Vermutung.

Im russisch besetzten Gebiet wurden in den letzten Tagen zehntausende ukrainische Zivilisten zwangsweise evakuiert – und zwar auf russisches Gebiet, was de fakto einer Zwangsdeportation gleich kommt. Diese Deportation begründet man den betroffenen gegenüber mit einer „in Kürze bevorstehenden Offensive der Ukrainer, bei dem sie das gesamte Stadtgebiet bombardieren und fluten wollen“.

Auch Präsident Wolodymyr Zelensky sagte nun, Russland schaffe absichtlich die Voraussetzungen für eine Katastrophe großen Ausmaßes in der südukrainischen Oblast Kherson. „Wir haben Informationen, dass die Russen das Wasserkraftwerk Kakhovka vermint haben“, sagte Zelensky gestern in einer Rede vor dem Europäischen Rat. Der Staudamm von Kakhovka fasst etwa 18 Millionen Kubikmeter Wasser. Sollte er zerstört werden, würden über 80 Siedlungen, darunter auch die Regionalhauptstadt Kherson, überflutet werden, so Zelensky. Gestern erklärte auch das Institute for the Study of War (ISW), dass die russischen Streitkräfte die Voraussetzungen für einen Angriff unter falscher Flagge auf das Kraftwerk Kakhovka bei Kherson schaffen.

Im russischen Staatsfernsehen werden bereits Simulationen ausgestrahlt, die zeigen, wie sich die Sprengung des Staudamms auswirken würde:

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Russische Simulation der Ãœberschwemung


Gründe sprechen sowohl für, als auch gegen eine Sprengung des Dammes durch die Russen:

Gründe für eine Sprengung wären u.a., dass man so die Kherson-Offensive der Ukrainer definitiv stoppen würde. Im Gebiet Kherson wäre eine Ãœberquerung des Dniepr dann wohl nicht mehr möglich, das entleerte Reservoir für die nächsten Monate eine große, mehrere Kilometer breite Schlammpfütze. Zudem könnte man diese Katastrophe als False-Flag-Angriff gegenüber der eigenen Bevölkerung den Ukrainern anlasten. Für eine Sprengung würde auch die Mentalität der Russen sprechen („zerstöre, was du nicht bekommen kannst“).

Dagegen spräche, dass die Hoffnung auf Eroberung Mykolaivs und Odessas durch die Russen damit endgültig begraben wäre – wobei die Chancen darauf im Grunde jetzt schon gegen Null tendieren. Dagegen spräche aber auch, dass damit die Süßwasserversorgung der russisch besetzten Krim gefährdet wäre. Diese bezieht ihr Frischwasser aus dem Nort Chrimean Canal, der direkt vom Kakhovka-Damm abzweigt. Klar scheint auch, dass aufgrund der topographischen Gegebenheit des Geländes die größten Ãœberschwemmungen auf der linken, also russisch besetzten, Seite des Dniepr zu erwarten wären. Das zeigt auch die russische Simulation.

Tatsächlich sagte Zelensky in seiner Abendansprache: „Wenn Russland einen solchen Terroranschlag vorbereitet, wenn es ein solches Szenario ernsthaft in Erwägung zieht, dann bedeutet das, dass die Terroristen ganz klar wissen, dass sie nicht nur Kherson, sondern den gesamten Süden unseres Landes, einschließlich der Krim, nicht halten können“. Er sagte zudem, die Welt müsse Russland klar machen, dass Angriffe auf den Kakhovka-Damm „genau dasselbe bedeuten wie der Einsatz von Massenvernichtungswaffen“.

+++ Gruß aus dem Zweiten Weltkrieg +++

Nein, das folgende Bild stammt nicht aus dem Zweiten Weltkrieg. Es zeigt auch keine Re-Enactment-Spieler bei der Nachstellung berühmter Schlachten. Das sind reguläre russische Reservisten, die mit dieser erbärmlichen Ausrüstung zum fröhlichen Sterben in die Ukraine geschickt werden. Das Mosin Nagant Repetiergewehr wurde 1890 im noch zaristischen Russland entwickelt. Die Durchschlagskraft ist zwar nicht schlecht, weshalb es heute noch als Scharfschützengewehr genutzt wird, aber wer einer AK-74, einer M4 oder einem AR-15 mit einem Repetiergewehr gegenübersteht, das maximal 15 Schuss pro Minute abgeben kann (wenn man sehr geschickt ist), wird schnell begreifen, dass er einen wirklich schlechten Tag erwischt hat. Und die Reservisten auf dem Bild haben noch Glück: andere berichten, dass man ihnen in der Kaserne lediglich Paintball-Masken statt Stahlhelme ausgehändig hat.

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Wir untebrechen für eine Verkehrsdurchsage. Auf der M-05 von Kyiv nach Odessa kommt ihnen eine Mi-24 entgegen. Bitte fahren Sie auf der rechten Spur und überholen Sie nicht.

Video

TAG 238 – MITTWOCH, 19. OKTOBER 2022

In den letzten Tagen einzelne Gefechte und Artillerieduelle entlang der gesamten Frontlinie, heftigere und anhaltende Gefechte im Norden vor den Städten Svatove und Kreminna, sowie Bakhmut im Osten. Keine größeren Gebietsveränderungen entlang der Frontlinie.

+++ Evakuierungen in Kherson, Offensive erwartet +++

Im Bereich Kherson (sowie an allen anderen Frontabschnitten) rechnet man in Kürze mit einer Wiederaufnahme der ukrainischen Offensive vor dem Winter bzw. noch vor dem Einsetzen der Rasputiza.

Derzeit evakuieren Russen Zivilisten entlang des Dniepr im Gebiet Kherson. Ob diese „Evakuierungen“ unter Zwang stattfinden, ist nicht bekannt. Zudem wurde nun von russischer Seite auch begonnen, eigene Truppen aus dem Gebiet zu evakuieren. Dies legt nahe, dass sie sich aus Kherson angesichts der bevorstehenden Offensive zurückziehen. Es besteht die Gefahr, dass sie dabei aber planen, eventuell den Damm des Kakhovka-Reservoirs zu sprengen und diesen Terrorangriff als False-Flag-Angriff der Ukrainer auszugeben.

Die Sprengung des Damms hätte eine massive Katastrophe gegen die Zivilbevölkerung zur Folge, die zwar keinen wirklichen taktischen Wert hat, aber eben zur russischen Mentalität passt: zerstöre, was du nicht bekommen kannst („Mentalität eines vierjährigen“). Die Befreiung Khersons wäre für die Russen ein großer strategischer und politischer Rückschlag, da damit die Eroberung Mykolaivs und Odessas quasi unmöglich gemacht würde – eine Schmach, die sie sicherlich mit Terrorakten gegen die Zivilbevölkerung vergelten werden.

Es wird sich zeigen, wie tief der Russe moralisch inzwischen gefallen ist – die Vita des derzeitigen Obebefehlshabers der russischen Truppen, Sergej Surowikin, der sich bereits zahlreicher Kriegsverbrechen, vor allem gegen die syrische Zivilbevölkerung, schuldig gemacht hat, spricht allerdings für sich und lässt nichts Gutes ahnen.

💡 Fun Fact:
â—¾ Am 24. Februar googelten die meisten Ukrainer danach, wie man Molotov-Cocktails baut.
â—¾ Am 21. September googelten die meisten Russen danach, wie man sich am schnellsten aus dem Staub macht.

TAG 236 – MONTAG, 17. OKTOBER 2022

+++ ZUSAMMENFASSUNG DER LAGE +++

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Insgesamt in den letzten Tagen keine größeren Veränderungen entlang der Frontlinie. In fast allen Frontabschnitten, vor allem aber im Nordosten, wurden bereits frisch eingezogene Reservisten gesichtet, von denen auch schon die ersten getötet wurden. Das beweist, dass diese Reservisten keine oder so gut wie keine Ausbildung bekommen haben und quasi nach der Mobilisierung direkt an die Front geschickt wurden.

(I) Nordosten
Ukrainische Truppen stehen weiterhin vor den strategisch wichtigen Orten Kreminna und Svatove, die beide noch vehement von russischen Truppen verteidigt werden. Vor allem Svatove ist ein strategisch wichtiger Nachschubknoten, dessen Befreiung die russischen Truppen im Norden empfindlich schwächen würde. Ukrainische Truppen stehen ca. 20km westlich der Stadt, zielen von dort mit Artillerie und stoßen immer wieder mit Kommandos an und hinter die feindlichen Linien vor. Russische Truppen versuchen immer wieder, die bereits befreite Stadt Kupiansk, 50km nordwestlich von Svatove, zurück zu erobern, da ihnen diese wichtige Nachschubverbindung schmerzlich fehlt. Das allerdings bisher ohne Erfolg.

(II) Osten
In der Gegend um Bakhmut drücken Einheiten der Gruppe Wagner und der DPR seit Wochen unter hohen Verlusten gegen diesen für sie strategisch wichtigen Ort. Der Geländegewinn für die Russen beträgt hier bestenfalls einige Meter am Tag. Mittlerweile stehen die russischen Truppen hier vor den Aussenbezirken Bakhmuts.

(III) Süden
Im Süden keine großen Veränderungen, nur hin und wieder ein Abklopfen der Front bzw. Aufklärungsvorstöße von beiden Seiten. Von russischer Seite wird in letzter Zeit gemeldet, dass die Ukraine hier massiv Truppen verstärkt, weshalb eine Offensive hier noch vor dem Winter zumindest in Betracht gezogen werden kann.

(IV) Kherson
Täglich Gefechte entlang der Frontlinien, die sich aber nach dem raschen Vorrücken der Ukrainer in der ersten Oktoberwoche bisher nur minimal verschoben haben. Da in der Region Kherson bis zu 25.000 russische Soldaten nach dem Zerstören aller Brücken über den Dniepr mehr oder weniger vom Nachschub abgeschlossen sind, werden die Russen quasi von Tag zu Tag schwächer – zu viel Zeit für die nächste Offensive dürfen die Ukrainer sich allerdings nicht lassen, da täglich die Rasputiza einsetzen kann, die ein Vorankommen von Fahrzeugen jenseits befestigter Strassen erschwert oder unmöglich macht.

+++ Tägliche Terrorattacken und Kriegsverbrechen +++

In der letzten Woche tägliche Terrorattacken Russlands mit Marschflugkörpern und Drohnen auf ukrainische Zivilisten und zivile Infrastrukturen, die klar als Kriegsverbrechen eingestuft werden können.

Das folgende Video zeigt Polizisten in Kiev, die versuchen, eine iranische Shaheed-136 Drohne abzuschießen. Ob die Drohne abgeschossen wurde und deshalb explodiert, oder ob sie ihr Ziel erreicht hatte, ist nicht bekannt:

Weitere Einträge auf den nächsten Seiten:

TAG 234 – SAMSTAG, 15. OKTOBER 2022

Bisher keine größeren Veränderungen entlang der Frontlinie.

+++ Kherson vor Offensive? +++

Russische Truppen in Kherson fordern Zivilisten zur Evakuierung auf – wohl ein Zeichen für eine baldige Aufgabe der Russen in dieser Region bzw. den Beginn der ukrainischen Süd-Offensive. Falls die Russen Kherson aufgeben müssten, könnte es durchaus sein, dass sie den Damm des Kakhovka-Reservoir sprengen würden – was für die Zivilbevölkerung eine absolute Katastrophe wäre. Würden die Russen dies tun, wäre dies bei weitem das bisher größte verübte Kriegsverbrechen russische Truppen in der Ukraine.

+++ Kertsch-Brücke: Reparatur wird bis zu einem Jahr dauern +++

Nach Angaben der russischen Regierung werden die Reparaturen an der „leicht beschädigten“ Kertsch-Brücke weit bis ins Jahr 2023 dauern. Es wird der Juli ’23 angepeilt. Bis dahin wird nur eingeschränkter Verkehr über die Brücke möglich sein, was den gesamten Nachschub der russischen Truppen in der Südukraine einschränkt.

+++ „Nach Berlin“ +++

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„Nach Berlin“



Ein außer Gefecht gesetzter russischer MT-LB wurde gefunden, auf dem, mit Rechtschreibfehler, „nach Berlin“ steht. Mittlerweile fand man heraus, dass es sich hier um eine Filmrequisite handelt. Allerdings ist das nicht das erste mal, dass russische Ambitionen auf die deutsche Hauptstadt sichtbar werden:

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TAG 233 – FREITAG, 14. OKTOBER 2022

Bisher keine größeren Veränderungen entlang der Frontlinie. Belarus zieht Truppen an der Grenze zur Ukraine zusammen. Ukraine stockt Truppen um 40.000 weitere, gut ausgebildete Soldaten auf.

Der russische Beschuss und Drohnenangriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur halten weiter an. Mit jedem dieser Terrorakte begeht Russland nach der Genfer Konvention Kriegsverbrechen. Trotz der ständigen Gefahr neuer Raketenangriffe wird dort, wo es möglich ist, die Instandsetzung so schnell wie möglich durchgeführt. So wurden beispielsweise in Dnipro zerstörte Straßenabschnitte in der Stadt über Nacht repariert.

„Wir haben die Zähne zusammengebissen und die ganze Nacht gearbeitet“, schreibt Bürgermeister Filatow über Telegram. „Leitungen, Straßenbelag und Schilder, Kommunikationsnetz und Bäume. Sollen die Bastarde doch verrecken. Wir werden alles reparieren und wieder aufbauen. Aber unser Hass wird Jahrhunderte lang weiterleben. Ich verneige mich zutiefst vor meinen Mitarbeitern und den Arbeitern der kommunalen Versorgungsunternehmen“. Schon am nächsten Tag war nichts mehr von dem Einschlagkrater zu sehen.

Videos
So gehen Ukrainer mit russischen Kriegsgefangenen um, während man in den befreiten Gebieten immer weitere Folterkammern der Russen findet:


„Vorsicht, Ivan! Da liegen Mienen!!“
„Die machen uns nix, Vlad -das sind ja unsere.“

TAG 232 – DONNERSTAG, 13. OKTOBER 2022

Bisher keine größeren Veränderungen entlang der Frontlinie.

+++ Chaos an der Kertsch-Brücke +++

Tage nach der Explosion auf der Kertsch-Brücke ist nach Angaben des von Russland eingesetzten Verwalters der Krim, Sergej Aksjonow, noch immer kein Zug mit Nachschub darüber gefahren. Mittlerweile soll sich an der Brücke ein Stau von 900 Lastwagen gebildet haben (das Befahren der Brücke ist derzeit nur kleinen PKWs unter 3.6t erlaubt), für eine Fahrt mit der Fähre gelte momentan eine Wartezeit von 3-4 Tagen. Anscheinend ist der Zustand der Brücke deutlich schlechter, als man Tags darauf verkündet hatte. Das könnte ernste Engpässe für den Nachschub russischer Truppen an der Südfront bedeuten.

+++ Rekord: Russland verliert 4 Helikopter in 18 Minuten +++

Innerhalb von nur 18 Minuten hat die ukrainische Luftwaffe im Süden der Ukraine mindestens vier Kampfhubschrauber der russischen Invasoren abgeschossen – ein neuer Rekord. Von 8.40 Uhr bis 8.58 Uhr am 12. Oktober sind im Süden der Ukraine mindestens vier feindliche Kampfhubschrauber (wahrscheinlich Ka-52 ‚Alligator‘), die den Landbesatzungstruppen Feuerunterstützung in Richtung Süden leisteten, von Flugabwehr-Raketeneinheiten der Luftwaffe zerstört worden. Es wird berichtet, dass ein Hubschrauber nach vorläufigen Angaben auf das von den Eindringlingen befreite Gebiet gefallen ist, der Rest hinter der Frontlinie. Die Luftwaffe fügte hinzu, dass zwei weitere Hubschrauber attackiert wurden, so dass es sehr wahrscheinlich ist, dass die Zahl der bestätigten abgeschossenen Hubschrauber höher sein wird. Bisher hat Russland mindestens 235 Helikopter im Ukraine-Krieg verloren.

TAG 231 – MITTWOCH, 12. OKTOBER 2022

Keine größeren Geländegewinne oder Veränderungen entlang der Frontlinie. Im Nordosten weiterhin Kämpfe ukrainischer und russischer Truppen vor den noch besetzten Städten Svatove und Kreminna, im Süden Kämpfe entlang der neuen Frontline südlich des kürzlich befreiten Ortes Dudchany. Im Osten reiben sich Wagner- und Kadyrov-Truppen weiterhin hypnotisch gegen Bakhmut. Die Rasputiza (Regenzeit) hat derzeit noch nicht eingesetzt, was das Vorankommen motorisierter Einheiten abseits der befestigten Strassen begünstigt. Es ist also davon auszugehen, dass die ukrainischen Truppen noch vor Einsetzen des Winters mit ihrer Gegenoffensive fortfahren, sobald Truppen verstärkt und Nachschubwege verlängert, gesichert und komplett von Minen geräumt wurden.

Jenseits der Nordgrenze der Ukraine massieren sich belarussische und russische Truppen auf dem Gebiet Weissrusslands. Von einem Eintritt Weissrusslands in den Krieg ist derzeit nicht auszugehen – zu groß wäre die Gefahr eines Staatsstreiches gegen Lukaschenko, nachdem sich sein Militär bereits im Februar zu großen Teilen weigerte, gegen Ukrainer zu kämpfen. Wahrscheinlicher ist, das durch sporadische Angriffe im Norden ukrainische Truppen gebunden werden sollen, damit sie an anderen Stellen der Front fehlen.

+++ Russen ernennen neuen Oberbefehlshaber +++

Sergej Surowikin soll von nun an das Kommando für die russischen Truppen in der Ukraine übernehmen. Verteidigungsminister Sergej Schoigu kommt damit wohl seinen Kritikern entgegen, die angesichts von Niederlagen eine Neuaufstellung der russischen Truppen in der Ukraine gefordert hatten. Die Lage war zuletzt von kremlnahen Militärbloggern als „chaotisch“ und „katastrophal“ beschrieben worden. Die Kriegsreporter, Feldkommandeure und die private Kampftruppe Wagner reagierten Medien zufolge begeistert auf die Ernennung des „verantwortungsbewussten“ Soldaten, der auch als „der Schlächter von Syrien“ bekannt ist, da er angeblich für zahlreiche Kriegsverbrechen an Zivilisten im Sytenkrieg verantwortlich ist.

Und auch in der Europäischen Union ist Surowikin kein Unbekannter: Sie setzte den neuen Kommandeur schon am 23. Februar, einen Tag vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, auf ihre Sanktionsliste. Der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch zufolge ist er in dem Land für mehrere Menschenrechtsverletzungen „auf Befehl“ verantwortlich. Und es ist längst nicht das erste Mal, dass der russische General aufgrund von Menschenrechtsverletzungen angezeigt wurde.

Nachdem Soldaten unter seinem Kommando während eines gescheiterten Putsches im August 1991 drei Demonstranten in Moskau getötet hatten, verbrachte er mindestens sechs Monate hinter Gittern, wie die „New York Times“ berichtet. 1995 wurde er außerdem wegen illegalen Waffenhandels zu einer Bewährungsstrafe verurteilt – das Urteil wurde allerdings kurze Zeit später aufgehoben. Er ist als extrem rücksichtsloser Befehlshaber bekannt, der mit seinen Untergebenen kurzen Prozess macht.

+++ Zivilisten töten geht ins Geld +++

Alles wird teurer – auch das Töten von Zivilisten. Laut dem Forbes Magazine soll Russland das beschießen von Zivilisten in ukrainischen Städten allein am 10. Oktober bis zu 700 Millionen Dollar gekostet haben.

Russland hat am 10. Oktober 84 Marschflugkörper und 24 Drohnen über der Ukraine abgeschossen, die laut Forbes einen durchschnittlichen Gesamtwert von 400 bis 700 Millionen Dollar haben. Der genaue Typ der abgeschossenen Raketen ist derzeit nicht bekannt, aber es wurde berichtet, dass Kh-101, Kh-555, Caliber, Iskander, S-300 und Tornado-S Raketen bei den Angriffen eingesetzt wurden. Forbes hat die Kosten auf der Grundlage der Annahme berechnet, dass die meisten der von Russland abgefeuerten Raketen die teuren und hochpräzisen Kh-101, S-300 und Tornado-S Raketen waren, während die übrigen darauf abzielten, die ukrainische Luftabwehr zu überlasten. Der letzte groß angelegte Raketenangriff auf zahlreiche ukrainische Städte fand zwischen dem 25. und 26. Juni statt, als Russland 60-80 Raketen mit Gesamtkosten von 150-200 Millionen Dollar abfeuerte, schätzte Forbes damals.

TAG 230 – DIENSTAG, 11. OKTOBER 2022

Nach den gestrigen blutigen Terroranschlägen Russlands auf Zivilisten in der Ukraine, denen heute sogar weitere folgten, zieht sich eine Welle der Empörung über die zivilisierte Welt. Die Petition unrussiaUN beispielsweise, setzt sich zum Ziel, Russland endlich die UN-Mitgliedschaft zu entziehen:

#unrussiaUN

„Wir haben eine historische Chance, dem größten Schwindel in der Geschichte der internationalen Politik ein Ende zu setzen – Russlands illegale Mitgliedschaft in der UNO. Mit seinem derzeitigen UN-Status ist Russland rechtlich weder Teil des Sicherheitsrates noch ein UN-Mitglied. Russland ist das einzige Land, das das Verfahren zur Aufnahme in die UNO gemäß Artikel 4 nicht durchlaufen hat.

Nach Artikel 23 der UN-Charta ist Russland kein ständiges Mitglied des UN-Sicherheitsrates! In der aktuellen Charta der UNO steht, dass die Sowjetunion noch existiert, während Russland überhaupt nicht erwähnt wird.

Wir fordern, dass Antonio Guterres und die Generaldirektion der Vereinten Nationen (DGACM) Dokumente vorlegen, die die Mitgliedschaft der Russischen Föderation in der UNO bestätigen. Wenn solche Dokumente fehlen, fordern wir ein Ende der fiktiven Mitgliedschaft Russlands in der UNO.

Russland sollte aus der UNO ausgeschlossen werden, da gemäß Artikel 4 der UN-Charta nur friedliebende Nationen Teil der UNO sein können. Russland muss aufhören, einen aggressiven Krieg in der Ukraine zu führen, und zu seinen international anerkannten Grenzen zurückkehren.

Ein solches Vorgehen würde Russlands Vetomacht in der UNO, die viele friedliche Resolutionen blockiert, beseitigen und Frieden und Ordnung in der internationalen Gemeinschaft wiederherstellen.“

Die Petition kann hier unterschrieben werden.

TAG 229 – MONTAG, 10. OKTOBER 2022

+++ Schwere Kriegsverbechen gegen Zivilbevölkerung +++

Die Hauptstadt Kiew, das westukrainische Lwiw und mehrere weitere Städte in der Ukraine sind mit russischen Raketen angegriffen worden. Auch aus weiteren ukrainischen Städten wurden Explosionen gemeldet. Es gab Tote und Verletzte. Zum ersten Mal seit Monaten wurden wieder Kiew und Lwiw angegriffen. Dem staatlichen Rettungsdienst zufolge wurden mehrere Menschen verletzt und getötet, wie der ukrainische Sender Suspilne berichtet. Noch liegen aber keine landesweiten Angaben über die Zahl der Opfer vor. Allein in Kiew starben Regierungsangaben zufolge mindestens acht Menschen, 24 wurden verletzt. Auch diese Zahlen könnten noch steigen.

Mit diesen Terrorakten, die eindeutig gegen die Zivilbevölkerung gerichtet sind und somit klare Kriegsverbrechen darstellen, will Putin Panik und Chaos vebreiten und das ukrainische Energieversorgungssystem zerstören. Dutzende Raketen und iranische Drohnen sind anscheinend auf Energieanlagen im ganzen Land abgefeuert worden, darunter auch auf Gebiete in der Westukraine. Das zweite Ziel waren anscheinend Menschen. Irgendwelche. Wahllos. Die Russen haben dabei speziell eine Uhrzeit und solche Ziele gewählt, um möglichst viele Menschen mit diesen Angriffen zu töten, die einfach nur das Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.

Auch Lwiw, das von russischen Angriffe zuletzt ebenfalls verschont geblieben war, wurde angegriffen. In Teilen der Stadt seien Strom- und auch die Wasserversorgung ausgefallen. Wegen des fehlenden Stroms wurde der Betrieb des städtischen Heizkraftwerks vorübergehend eingestellt. An mehreren Pumpstationen wurden Ersatzstromgeneratoren in Betrieb genommen, um die Wasserversorgung der Stadt wiederherzustellen. Auch in Charkiw haben russische Angriffe die Strom- und Wasserversorgung ausgeschaltet.

Insgesamt habe Russland 84 Cruise Missiles abgefeuert, von denen die ukrainische Flugabwehr 43 abschiessen konnte. 11 Zivilisten wurden getötet und 87 verletzt (Stand: 17:00 MEZ).

Wir zeigen die folgenden Bilder bewusst unzensiert, damit wirklich jedem klar wird, dass es hier nicht um militärische Angriffe, sondern um Terrorakte gegen Zivilisten handelt, die eindeutig als Kriegsverbrechen einzustufen und durch nichts zu rechtfertigen sind.

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Videos


Diese Rakete schlug direkt neben einem Kinderspielplatz ein:



TAG 228 – SONNTAG, 09. OKTOBER 2022

+++ Kertsch-Brücke teilweise wieder in Betrieb +++

Nach der Explosion auf der Kertsch-Brücke wurde mittlerweile ein Fährbetrieb aufgenommen, der jedoch stark eingeschränkt ist und nach russischen Angaben nur bis zu 250 Personen am Tag befördern kann. Den Ferry Service mit Schalterhalle gab es vorher schon parallel zum Brückenbetrieb, allerdings wurde dieser kaum genutzt und deshalb nie nennenswert ausgebaut. Wie es aussieht, ist hier derzeit nur ein einziges Fährschiff in Betrieb.

Der Schienenbetrieb wurde nach russischen Angaben bereits wieder aufgenommen, allerdings nur in eine Richtung. Noch ist auch unklar, ob die Schienen voll belastbar sind. Ein erster Test mit der Durchfahrt eines Lastzuges mit 15 Wagons soll erfolgreich verlaufen sein – ob man sich aber sofort wieder traut, einen mit 20 Panzern oder Haubitzen beladenen Zug darüber fahren zu lassen, bleibt abzuwarten.

Auch der Straßenbetrieb wurde, jedoch mit Einschränkungen, zwischenzeitlich wieder aufgenommen. Dieser besteht aus der Straßenspur, die durch die Explosion nicht zerstört wurde. Da dies quasi einen Flaschenhals auf der Brücke darstellt, können nach russischen Angaben nur etwa 20 Fahrzeuge pro Stunde die Brücke überqueren und das auch nur mit einem jeweiligen Gewicht von maximal 3.5 Tonnen. Der Verkehr über die Kertsch-Brücke ist derzeit also massiv eingeschränkt und dürfte bei weitem nicht ausreichen, um den Nachschub der russischen Truppen an der gesamten Südfront zu liefern.

Ãœber die Ursache der Explosion ist noch nichts bekannt.

+++ Bakhmut heftig umkämpft +++

An der gesamten Front keine größeren Geländegewinne. Bakhmut meldet heftige Kämpfe, da hier, wie in den gesamten letzten Monaten schon, Wagner- und Kadyrov-Truppen von Süden und Osten fast schon hypnotisch und wie unter Zwang gegen die Stadt drücken – wahrscheinlich, um zu „beweisen“, dass sie den russischen Truppen des Verteidigungsministeriums an Kampfkraft überlegen sind. Selbst wenn sie das, strategisch nicht überaus wichtige, Bakhmut irgendwann einnehmen sollten, hat dieser kleine Geländegewinn, für den sie Monate gebraucht haben, sie so hohe Verluste gekostet, dass diese eigentlich in keinem Verhältnis zum Gewinn stehen.

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Kadyrov – Ein Bild von einem Mann


TAG 227 – SAMSTAG, 08. OKTOBER 2022

+++ Operative Pause +++

Das Momentum der ukrainischen Offensive hat sich nun wieder etwas verlangsamt. An der nordöstlichen Front verstärken die ukrainischen Truppen sich nun und führen Nachschub und Artillerie dichter an die Front heran, um sich auf die Befreiung der Städte Troitske, Svatove und Kreminna vorzubereiten, die alle drei auf der Hauptnachschubroute der Russen liegen. Angriffe ukrainischer Truppen auf Kreminna finden nach wie vor bereits statt. Russische Quellen bestätigen nach einem Angriff der Ukrainer mit sechs ungelenkten M26-Raketen an der Kreuzung Kreminna / Rubizhne viele getötete und verwundete russische Soldaten. Ein M270 MLRS / HIMARS, das 6 M26-Raketen abfeuert, kann damit über 3.800 einzelne Bomblets freigeben, die in den Gefechtsköpfen untergebracht sind – mit einer verheerenden Wirkung gegen „weiche“ Ziele.

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Strategisch wichtige Städte der Nordostfront
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In Kherson an der Südfront gestern und heute ebenfalls keine nennenswerten Geländegewinne, da auch hier die Truppen nach dem Vormarsch der letzten Tage noch einmal verstärkt werden. Zudem möchte man den russischen Truppen auch die Zeit geben, ihre Truppen entlang der Front zu verlegen – und zwar im Idealfall dorthin, wo sie glauben, als nächstes angegriffen zu werden, während sie andere Frontabschnitte dadurch schwächen.

Diese operative Pause darf jedoch nicht zu lange dauern, da zum einen der Winter naht, zum anderen die Rasputiza langsam einsetzt, was das Gelände abseits von Straßen für Fahrzeuge größtenteils unpassierbar macht. Drittens rechnet man damit, dass in spätestens einem Monat die ersten leidlich ausgebildeten russischen Reservisten zur Verstärkung an der Front eintreffen. Bis dahin möchte man noch klare Fortschritte erzielen. Es ist also definitiv noch ein heißer Herbst zu erwarten.

+++ Hunderte Leichen in Charkiw gefunden +++

In der Region Charkiw sind nach Angaben der ukrainischen Behörden in den vergangenen Wochen die Leichen von 530 Menschen entdeckt worden. Dem ukrainischen Innenministerium zufolge handele es sich bei den Todesopfern um 225 Frauen, 257 Männer und 19 Kinder. 29 Leichen seien noch nicht identifiziert worden. Sie wurden seit dem 7. September in den von Russland zurückeroberten Gebieten der Region gefunden. 447 der Toten wurden nach Angaben von Jenin in einem Massengrab in der Stadt Isjum entdeckt. Liebe Ossis, liebe LINKE, lieber Richard David Precht: schreibt das bitte auf eure Rechnung, wenn ihr weiterhin glaubt, dass mit dem Ende des Krieges auch das Morden und Vergewaltigen von Zivilisten in den besetzten Gebieten aufhören würde 🤬

+++ Kertsch-Brücke steht in Flammen +++

Die Kertsch-Brücke ist eine wichtige Nachschubverbindung zwischen der annektierten Krim und Russland – am frühen Morgen kam es auf der Brücke zu mindestens einer großen Explosion. Der Verkehr wurde komplett unterbrochen. In den sozialen Medien kursieren Videos, die einen brennenden Brückenabschnitt sowie stark beschädigte Spuren zeigen. Laut russischen Behörden wurde die Explosion durch eine Autobombe ausgelöst. Es seien sieben mit Treibstoff befüllte Tanker eines Güterzuges in Brand geraten. Die 19 Kilometer lange Brücke wurde erst 2018 fertiggestellt und verbindet die Halbinsel Krim mit dem russischen Festland.

Da die Ukraine, zumindest offiziell, nicht über Waffen mit einer dafür nötigen Reichweite verfügt, ist ein Separatisten-Anschlag sehr wahrscheinlich, vielleicht sogar verübt von russischen Widerständlern oder *hüstel* ukrainischen Spezialeinheiten – die natürlich nicht existieren und ganz sicher nicht für die Explosionen auf der Saki Air Base verantwortlich waren 😉

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Tankzug auf Kertsch-Brücke in Flammen


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Video

Auf der nächsten Seite: vorherige Einträge.

TAG 225 – DONNERSTAG, 06. OKTOBER 2022

+++ Nordosten: Kreminna vor Befreiung, Druck auf Svatove +++

Im Nordosten nähern sich ukrainische Truppen nur langsam Svatove, das geschützt hinter einem Höhenzug liegt. Ein Teil der Truppen umgeht diesen Höhenzug südlich auf Höhe der Stadt Kreminna, die ebenfalls ein wichtiger Nachschubknotenpunkt der Russen für den Raum Sieverodonetsk ist. Sobald Kreminna eingenommen ist, können die Ukrainer von hier aus wieder Richtung Norden auf Svatove zustoßen, aber auch weiter nach Süden in Richtung Sieverodonetsk gehen. Kreminna selbst ist von Wald umgeben, der in diesen Minuten bereits von den Ukrainern eingenommen wurde und aus dem heraus Angriffe auf die besetzte Stadt durchgeführt werden. Der Wald erschwert ebenfalls Angriffe der russischen Luftwaffe auf die ukrainischen Truppen. Kreminna wird durch einen Fluss in einen West- und einen Ostteil geteilt, was die Einnahme des Ostteils der Stadt für die Ukrainer erschweren wird.

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+++ Süden: Weitere Geländegewinne +++

Im Gebiet Kherson konnten ukrainische Truppen mittlerweile weitere Geländegewinne verzeichnen und rücken weiter nach Süden Richtung Beryslav und Kozatske vor. Die gesprengte Brücke der bereits gestern eingenommenen Ortschaft Dudchany wurde behelfsmässig repariert, so dass die Truppen ihren Vormarsch entlang des rechten Dniepr-Ufers fortsetzen konnten. In Mylove und Novokairy erwarten sie zwei weitere natürliche Hindernisse in Form von Wasserreservoirs, deren Brücken von den Russen mit Sicherheit ebenfalls gesprengt wurden.

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+++ Weitere News +++

â—¾ Russland ist mittlerweile der größte Waffenlieferant der Ukraine – noch vor den USA. Nach einer Zählung der Ukrainian Armed Forces erhielt die Ukraine folgende Ausrüstung von fliehenden oder geschlagenen russischen Einheiten: 460 Panzer, 92 Haubitzen, 448 Infanteriefahrzeuge, 195 gepanzerte Fahrzeuge, 44 Raketenwerfersysteme. Genug Munition wurde von den Russen freundlicherweise auch gleich vor Ort gelassen. Der ukrainische Generalstab versprach, jede einzelne Mine, Patrone und Granate umgehend an Russland zurück zu schicken – auf dem Luftweg 😀

â—¾ Sprengstofftechniker haben vor 2 Tagen einen Staudamm im Dorf Velyki Prokhody im Gebiet Kharkiv entschärft, der mit fast 650 Kilogramm Sprengstoff präpariert worden war. Am Damm fanden Spezialisten bei einer Sprengstoffkontrolle 175 kg TNT, 68 Panzerminen und elektrische Zünder – insgesamt etwa 650 Kilogramm TNT-Äquivalent. Eine unglaubliche Menge Sprengstoff. Zum Vergleich: nach Schätzungen von Experten wurden 500 Kilogramm TNT-Äquivalent verwendet, um die Nord Stream-Pipeline zu sprengen. Wäre der Sprengstoff in der Nähe des Staudamms detoniert, hätte das freigesetzte Wasser viele Dörfer und Städte in der Nähe überflutet.

â—¾ Kaum ein Tag vergeht, an dem Russland keine iranischen Selbstmord-Drohnen (meist Shaheed-360) in ukrainisches Gebiet schickt, um zivile Ziele zu bombardieren. Ukrainer nennen sie „Mopeds“ wegen ihres markanten Benzinmotor-Sounds. „Shaheed“ bedeutet „Märtyrer“ – ein passender Name für eine Selbstmorddrohne.

Videos:

TAG 224 – MITTWOCH, 05. OKTOBER 2022

+++ Norden: Ukrainer vor Svatove +++

Im Nordosten rücken ukrainische Truppen weiter auf Svatove vor, einem strategisch wichtigen Nachschubknotenpunkt der Russen. Da Svatove geschützt hinter einem Höhenzug liegt, der eine natürliche Verteidungslinie darstellt, ist davon auszugehen, dass die Ukrainer nun langsamer vorrücken. Durch den Höhenzug selbst führt nur eine einzige gut befestigte Strasse nach Svatove, die von den Russen gut zu verteidigen ist. Eine direkte Einnahme der Stadt wird also schwierig. Ein Umgehen des schwierigen Terrains nach Norden oder Süden ist möglich, würde aber Umwege bedeuten. Wir werden sehen, welcher Taktik die Kommandeure den Vorzug geben.

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+++ Süden: Dudchany erreicht +++

Im Süden im Gebiet Kherson, in dem bis zu 25.000 russische Soldaten eingeschlossen sind, konnten ukrainische Truppen innerhalb von drei Tagen 30 Kilometer gen Süden entlang des Dniepr vorrücken. Gleichzeitig stieß ein weiterer Keil ukrainischer Truppen weiter westlich nach Südosten vor. Beide Keile haben sich mittlerweile vereint und Dudchany erreicht.

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Animation:
Geländegewinne Kherson letzte 2 Tage
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In Dudchany und in den folgenden Ortschaften weiter südlich haben die Russen Brücken zerstört, weshalb der Vormarsch der Ukrainer sich verzögert. Man versucht, Pontonbrücken zu schlagen. Eine Umgehung der Gewässer ist ebenfalls noch möglich, da die Rasputiza hier noch nicht für schlammiges und unwegsames Gelände gesorgt hat, allerdings möchte man so nah wie möglich am Dniepr-Ufer bleiben, um die Russen möglichst zu flankieren.

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Brücken
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TAG 223 – DIENSTAG, 04. OKTOBER 2022

+++ Norden: Svatove unter Druck +++

Die Geländegewinne der Ukrainer östlich des Oskil gewinnen nach dem Ãœberwinden des Reservoirs, das eine natürliche Verteidungslinie darstellt, nun wieder an Momentum. Nach der Befreiung von Lyman und Borova östlich des Oskil rücken ukrainische Truppen weiter nach Westen vor. Von Borova aus sind es nicht einmal mehr 20 Kilometer bis zur von Russen besetzten strategisch bedeutsamen Stadt TAG 223 – DIENSTAG, 04. OKTOBER 2022

“ rel=“noopener noreferrer“ target=“_blank“>Svatove, die einer der wichtigsten Nachschubknotenpunkte im Norden ist. Gelänge den ukrainischen Truppen dessen Befreiung, würde damit ein Großteil des Nachschubs der russischen Truppen im Norden zusammenbrechen.

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+++ Süden: Geländegewinn in Kherson +++

Auch an der Südfront im Gebiet Kherson, in dem sich bis zu 25.000 eingekesselte russische Truppen aufhalten, gelang ukrainischen Truppen gestern und heute ein Vormarsch von mehr als 20 Kilometern entlang des Dniepr-Ufers und damit eine Flankierung der russischen Truppen. Derzeit reicht dieser Vorstoß bis Dudchany, das in diesen Augenblicken umkämpft wird.
Gleichzeitig versucht ein zweiter ukrainischer Keil etwas weiter westlich nach Chkalove und dann weiter nach Beryslav vorzustossen. Gelänge dies, hätte man ein gutes Drittel aller russischen Soldaten im Gebiet Kherson eingekesselt.

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+++ Reservisten als Kanonenfutter +++

Von eingezogenen russischen Reservisten, die man in Zeltlagern zusammenpfercht, um sie dort mehr schlecht, als recht in „Crashkursen“ auszubilden, hört man Klagen über eine katastrophal schlechte Ausrüstung. So sollen die Reservisten dazu angehalten worden sein, sich Ausrüstung wie Uniformen, Schlafsäcke oder schusssichere Westen selbst zu kaufen – obwohl die meisten Army Shops bereits leer gekauft wurden. Es soll an allem fehlen, selbst an Verbandsmaterial oder Aderpressen. Stattdessen wird den Rekruten empfohlen, sich Tampons zu kaufen, um damit notdürftig Schusswunden zu verstopfen.

Gruß von der Front

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Leg dich nicht mit Rambo-Katze an


TAG 222 – MONTAG, 03. OKTOBER 2022

Unsere Jungs haben einen Run.

+++ Nach Lyman: Ukraine rückt weiter vor +++

Nach der Befreiung Lymans rücken die ukrainischen Truppen weiter Richtung Westen vor. Der Nachschubknotenpunkt Torske gilt nun ebenfalls als befreit. Als nächstes Ziel stehen Svatove und Kreminna an, über die die Hauptnachschubwege der Russen in diesem Gebiet verlaufen. Eine Befreiung dieser beiden Städte würde die russische Armee empfindlich treffen.

Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass den meisten russischen Soldaten in Lyman noch vor der Einnahme die Flucht gelang. Allerdings weiß man mittlerweile auch, dass die russischen Truppen in diesem Gebiet mehr und mehr mit frisch eingezogenen Reservisten „verstärkt“ werden, die teilweise noch nicht einmal eine (1) Woche Ausbildung hatten! Derart schlecht ausgebildete Soldaten sind auf dem Schlachtfeld eigentlich als Zivilisten anzusehen, die den eigentlichen Truppen Uniformen und Verpflegung wegnehmen und mehr oder weniger nur „Ballast“ für die erfahrenen Soldaten darstellen, statt sie zu unterstützen. Somit schwächt Russland sich hier durch den massenhaften Einsatz kaum oder gar nicht ausgebildeter Kämpfer (als „Soldaten“ kann man sie kaum bezeichnen) selbst.

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+++ Bedeutender Geländegewinn bei Kherson +++

An der Südfront, im besetzten Gebiet Kherson, ist den ukrainischen Kräften in den letzten Stunden ein Durchbruch in südlicher Richtung von mehr als 30km(!) fast bis nach Dudchany gelungen. Dieser Ort wird derzeit noch umkämpft. Sollten die Ukrainer Dudchany unter ihre Kontrolle bringen, läge damit der russische Flughafen und Truppenstützpunkt in Chaplynka (90km weiter südlich, auf der linken Seite des Dniepr) in HIMARS-Reichweite. Dies würde den russischen Nachschub und die Verbindung zur Krim empfindlichst treffen. Damit handelt es sich um den größten Geländegewinn in Kherson seit Beginn der Gegenoffensive. Da Kherson seit der Zerstörung aller Brücken über den Dniepr durch die Ukraine ein einziger großer Kessel ist, in dem schätzungsweise bis zu 25.000 russische Soldaten gefangen sind, erhöht sich damit der Druck in diesem Kessel beträchtlich. Zudem sind die dort eingeschlossenen Truppen größtenteils nicht für den Winter gerüstet. Die Temperaturen dort liegen morgens derzeit bereits bei um die sechs Grad Celsius, weiter fallend.

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+++ Reservisten mit erbärmlicher Ausrüstung +++

Ein Grossteil der kürzlich einberufenen russischen Reservisten wurde nicht einmal ordnungsgemäß ausgestattet oder mit teilweise völlig veralteter Ausrüstung bestückt. Viele mussten sich Berichten zufolge ihre Ausrüstung in Army Shops selbst kaufen, wo mittlerweile fast alle Uniformen, Taschenlampen, Schlafsäcke usw. ausverkauft sind. Jede Pfadfindertruppe ist im Grunde besser ausgestattet. Beim Einkleiden der russichen Reservisten fand man übrigens heraus, dass etwa 1.5 Millionen eingelagerte Uniformen einfach „verschwunden“ waren, wahrscheinlich unter der Hand verkauft. Vielleicht sogar an private Army Shops, wo sie die frisch eingezogenen nun wieder von ihrem eigenen Geld kaufen können 😀

UPDATE 16:50 MEZ

Es wurde bestätigt, dass die ukrainischen Truppen im Gebiet Kherson Mykhailivka befreit haben und nun Dudchany umkämpfen.

TAG 221 – SONNTAG, 02. OKTOBER 2022

Ein bisschen Schwund ist immer. Während man in Moskau einen auf Show macht und bezahltes Publikum in Reisebussen zum Roten Platz karrt, um Putin zuzujubeln, schrumpft das angeblich „annektierte“ Gebiet der Russen mit jeder Stunde mehr und mehr. So ist das eben, wenn man Gebiete nicht mit fähigem Militär, sondern mit gefälschten Stimmzetteln erobert.

+++ Lyman befreit +++

Seit der Befreiung Lymans gestern Abend ist immer noch unklar, wie viele russische Soldaten in Lyman eingeschlossen wurden bzw. wie viele von ihnen gefangen genommen oder getötet wurden. Der Body Count dauert zur Stunde noch an.

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Gemeindezentrum von Lyman


+++ Lend Lease in Kraft getreten +++

Mit dem 1. Oktober ist das US-Lend-Lease-Gesetz für die Ukraine in Kraft getreten. Es wird also mehr verschiedene und hochwertigere Waffen für die Ukraine seitens der Vereinigten Staaten geben. Mit diesem US-Gesetz wurde ein vereinfachtes Verfahren für die Bereitstellung militärischer Unterstützung für die Ukraine während des Krieges mit Russland vereinbart. Der Gesetzestext sieht vor, dass US-Präsident Joe Biden erweiterte Befugnisse erhält, der Ukraine Verteidigungsgüter zum Schutz der Zivilbevölkerung vor einer russischen Militärinvasion und für andere Zwecke zu überlassen oder zu leasen. Im Rahmen von Leihgeschäften können die USA Waffen und Ausrüstung aus rein amerikanischer Produktion liefern. Die Militärhilfe wird ohne Vorauszahlung geleistet; die Zahlung für die Lieferung erfolgt nach dem Krieg, oder brauchbare Ausrüstung und Waffen werden nach dem Krieg zurückgegeben.

+++ Weitere CAESAR-Haubitzen aus Frankreich +++

Frankreich schickt weitere CAESAR-Haubitzen (bis zu 12 Stück) in die Ukraine. Diese waren eigentlich für den Export nach Dänemark vorgesehen, werden mit der Zustimmung der Dänen aber nun direkt an die Ukraine gesendet.

TAG 220 – SAMSTAG, 01. OKTOBER 2022

Während Putin in strenger Choreographie auf dem Roten Platz seine frei erfundene Annexion angeblich „eroberter“ ukrainischer Gebiete feiert und danach eine Wutrede in bester Hitler-Manier ins Mikrofon plärrt, erleidet seine Armee bereits die nächste große Schlappe:

+++ Lyman umzingelt +++

Ukrainischen Truppen ist es mittlerweile gelungen, die strategisch und politisch wichtige Stadt Lyman fast gänzlich einzukesseln. Die letzte befestigte Strasse, die aus diesem Gebiet nach Torske führt (O0528) scheint derzeit ebenfalls unter ukrainischer Kontrolle zu sein, so dass die Befreiung Lymans nur noch eine Frage von Stunden sein könnte. Die Anzahl der somit eingeschlossenen russischen Soldaten beträgt nach groben Schätzungen 2.000 – 5.000 Mann, inklusive Material und schwerem Gerät.

Einer der letzten Versuche der Russen, Gerät und Männer in einem mehr oder weniger geordneten Rückzug aus Lyman Richtung Torske zu schaffen, soll vereitelt worden sein. Videos zeigen teilweise dutzende bis hunderte russische Soldaten, die zu Fuß über schlammige Äcker und Wiesen laufen, um dem Kessel zu entkommen.

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+++ Kriegsverbrechen: Beschuss von zivilem Konvoi +++

Russische Raketen haben am frühen Freitagmorgen die Stadt Saporischschja im Süden der Ukraine getroffen. Ziel der Geschosse war ein Autokonvoi, mit dem Menschen aus dem besetzten Gebiet evakuiert werden sollten. Neuesten Angaben zufolge starben 30 Menschen, darunter auch viele Kinder. Weitere 88 Menschen wurden verletzt. Keiner von ihnen trug eine Waffe. Die meisten Opfer starben hinter dem Lenkrad ihrer Autos, als sich die Schrapnelle der S300-Raketen durch ihre Körper bohrten. S300-Raketen sind eigentlich mit einem Splittergefechtskopf versehene Anti-Luft-Raketen, werden von der russischen Armee aber gerne für Terror gegen die zivile Bevölkerung genutzt, da es sich um die letzten lenkbaren Raketen handelt, die noch in vernünftiger Stückzahl verfügbar sind.

Gegen den russischen Terrorstaat und die Anzahl ziviler Opfer, die Russland mittlerweile auf dem Gewissen hat, sind ISIS, Al-Qaida und Al-Shabaab nur bemitleidenswerte Anfänger.

UPDATE 17:45 MEZ

+++ Lyman befreit +++
Das russische Militär gibt über Telegrammkanäle bekannt, dass Lyman offiziell „geräumt“ wurde, um eine Einkesselung durch ukrainische Truppen zu vermeiden. Es wird allerdings angenommen, dass sich immer noch hunderte, vielleicht tausende russische Soldaten, nun eingeschlossen, in Lyman befinden. Zur Stunde dringen ukrainische Truppen in die Stadt ein, um sie vollständig zu befreien. Es wird Tage brauchen, bis feststeht, wie viele Russen in Kriegsgefangenschaft genommen werden und welches Equipment dort von den Russen freundlicherweise zurückgelassen wurde.

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