Der illegale Angriffskrieg der Russen geht weiter, obwohl mehr als 70.000 ihrer Soldaten bereits ihr Leben auf ukrainischem Boden lassen mussten. Währenddessen beginnt die Rasputiza, die Regenzeit, die die Truppen durch schlammige Böden auf befestigte Strassen zwingt. Welchen Herausforderungen müssen sich beide Armeen stellen und wer wird den Kampf für sich entscheiden?
Hier täglich die neuesten Ereignisse dieses auch für uns wichtigen Krieges gegen eines der dunkelsten Länder des Planeten. Dieser Krieg betrifft uns alle. Wer also nicht auf wichtige taktische Einblicke verzichten will, findet hier zumindest die nötigste Info, um auf dem Laufenden zu bleiben.
Zu den Einträgen vom | |
---|---|
November 2023 | |
September 2023 | Oktober 2023 |
Juli 2023 | August 2023 |
Mai 2023 | Juni 2023 |
März 2023 | April 2023 |
Januar 2023 | Februar 2023 |
November 2022 | Dezember 2022 |
TAG 273 – MITTWOCH, 23.NOVEMBER 2022
In den letzten Tagen keine größeren Geländegewinne oder -Verluste, obwohl der Druck entlang der gesamten Frontlinie sich deutlich erhöht hat. Während der Rasputiza wird nicht mit größeren Offensiven oder Geländegewinnen gerechnet, da sich aufgrund des stark verschlammten Bodens meist nur befestige Strassen nutzen lassen – die dafür aber so heftiger umkämpft sind.
I – Svatove und Kreminna
An der nordöstlichen Frontlinie drücken die Ukrainer weiterhin auf Svatove und Kreminna, um die russische Truppen mittlerweile starke Verteidigungslinien errichtet haben. An diesem Frontabschnitt hat die Ukraine weiterhin die Initiative.
II – Bilohorivka über Bakhmut bis Vuhledar
Hier hat der Druck von Seiten der russischen Truppen seit der Befreiung Chersons deutlich zugenommen. Durch politischen Druck angetrieben, greifen die Russen, verstärkt durch frisch mobilisierte mit kaum oder unzureichender Ausbildung, bis zu einhundert mal am Tag ukrainische Stellungen an, meist unter sehr hohen Verlusten und mit nur wenigen Metern Bodengewinn. An diesem Abschnitt der Front haben die Russen die Initiative und die Artillerie-Überlegenheit.
III – Südfront
Am südlichen Abschnitt der Front liegt die Initiative ebenfalls bei den Ukrainern, die nach der Befreiung Chersons nun russische Stellungen, Depots und Hauptquartiere Gebiet südlich des Dniepr beschiessen. Der Kinburn Spit scheint unter Kontrolle ukrainischer Spezialeinheiten zu sein, was der Ukraine die Durchfahrt von Booten durch diese Meerenge erlauben würde.
Es werden mehrere Angriffe auf den Hafen von Sevastopol auf der Krim gemeldet. Dort ist die russische Luftabwehr anscheinend gegen angreifende ukrainische Drohnen aktiv.
TAG 270 – SONNTAG, 20.NOVEMBER 2022
Entlang der gesamten Frontlinie, vor allem an der Nord- und Ostfront, haben sich die Gefechte in den letzten Tagen deutlich intensiviert. Trotz hoher Verluste, insbesondere auf der russischen Seite, gibt es kaum größere Geländegewinne auf beiden Seiten. Entlang der östlichen Frontlinie von Bilohorivka bis hinunter nach Vuhledar greifen die Russen nun bis zu einhundert mal am Tag an.
Diese Gefechte sind in der Regel relativ unkoordiniert und werden meist von frisch mobilisierten in den vordersten Reihen durchgeführt, so dass die Russen hier große Verluste haben. Anscheinend werden auf russischer Seite sog. “Blockade-Truppen” benutzt. Dabei zwingen sie unerfahrene Soldaten in der ersten Reihe, auf den Feind zuzulaufen, während eine zweite Reihe dahinter den Befehl hat, auf jeden Kameraden zu schiessen, der sich dem Selbstmordbefehl widersetzt oder auch nur in die falsche Richtung läuft. Diese menschenverachtende Taktik wurde mittlerweile auch durch abgehörte Telefonate russischer Soldaten bestätigt. Da die Russen ihre gefallenen Soldaten meist einfach auf dem Feld liegen lassen, befürchtet man derzeit in einigen Gebieten, vor allem in der Region um Bakhmut, den Ausbruch von Seuchen.
Die Kämpfe um Bakhmut selbst haben in den letzten Tagen noch einmal stark zugenommen. Nachdem die Russen dort letztens wieder nach Osten gedrängt wurden, stehen sie nun wieder am Stadtrand. Da die Ukrainer hier aber starke Verteidigungslinien angelegt haben, erleiden die Angreifer täglich hohe Verluste.
Nahe der russischen Metropole St. Petersburg explodierte eine Gaspipeline, berichtet der Gouverneur des Gebiets. In sozialen Netzwerken tauchen Bilder auf, die eine gewaltigen Brand zeigen. Ãœber die Ursache der Explosion ist bisher nichts bekannt. “Feuerwehr und Rettungskräfte löschen den Brand, der durch eine Explosion an einer Gasleitung zwischen (den Ortschaften) Berngardowka und Kowaljowo entstanden ist”, schrieb der Gouverneur des Leningrader Gebiets, Alexander Drosdenko auf seinem Telegram-Kanal. Ãœber mögliche Opfer sowie die Ursache der Explosion gibt es noch keine Angaben. Oops – jetzt müssen wohl auch einige St. Petersburger im Winter frieren 😉
Weitere Einträge auf der nächsten Seite:
TAG 268 – FREITAG, 18.NOVEMBER 2022
+++ Russland: Hochrangiger General in Büro erschossen +++
Ein enger Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin ist auf mysteriöse Weise erschossen in seinem Büro in Russland aufgefunden worden. Oberst Vadim Boyko, 44, war eng in die Mobilisierungskampagne des Despoten für den Krieg in der Ukraine eingebunden.
Berichten zufolge wurde Bojko, der auch stellvertretender Leiter der renommierten Makarow-Pazifik-Hochschule der Marine in Wladiwostok war, mit “mehreren Schusswunden” in seinem Körper gefunden. Der zweifache Vater, der Berichten zufolge an der Elite-Akademie für Rüstung und Munition zuständig war, kam wie üblich zur Arbeit. Doch als er sein Büro betrat, waren kurz darauf fünf Schüsse zu hören, heißt es. Ein diensthabender Offizier, der die Schüsse hörte, eilte daraufhin zum Tatort und sah Boykos Leiche.
Während in ersten Berichten in Russland von einem Selbstmord ausgegangen wurde, erklärten die Medien der BAZA – die enge Verbindungen zu den Strafverfolgungsbehörden hat -, dass die Ermittler fünf Patronenhülsen und vier Makarow-Pistolen neben dem toten Oberst gefunden hätten. In dem BAZA-Bericht wurde die Frage aufgeworfen, wie der Oberst sich selbst fünfmal in die Brust schießen konnte. In dem Bericht wurde auch die Selbstmordgeschichte in Frage gestellt, da Berichten zufolge kein Abschiedsbrief gefunden wurde.
Bojko ist der letzte hochrangige russische Offizier, der seit Beginn des Krieges im Februar unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist. Letzten Monat wurde die Leiche von Oberstleutnant Roman Malyk, 49, an einem Zaun in der Region Primorskij im südlichen Fernen Osten, im südöstlichen Teil Russlands, gefunden. Der Militärkommissar war für die Rekrutierung im Rahmen von Putins chaotischer Mobilisierungskampagne in seinem Bezirk zuständig.
Aus Wut über die Mobilisierungspläne des Tyrannen wurden inzwischen fast 100 Rekrutierungsbüros mit Molotow-Cocktails beworfen.
+++ Raketenbeschuss kostet Russland bis 1 Mrd. Dollar am Tag +++
Beim groß angelegten Raketenangriff am Dienstag, den 15. November, haben die russischen Besatzungstruppen Raketen und Drohnen im Gesamtwert von einer halben bis einer Milliarde US-Dollar abgefeuert, errechnet die Ekonimichna Pravda, unter Berufung auf Daten der ukrainischen Luftwaffe über abgeschossene Raketen und Drohnen, die von Ukrainska Pravda bereitgestellt wurden.
Russischen Streitkräfte haben am 15. November die Ukraine mit 96 luft- und seegestützten Marschflugkörpern (Kh-101, Kh-555, 3M-54 Kalibr), Kh-59 gelenkten Flugzeugraketen, Shahed-136/131, Orion und Orlan-10 angegriffen. An diesem Tag hat die ukrainische Luftabwehr folgende Flugkörper abgeschossen:
Abgeschossen:
💥 75 Marschflugkörper (Kh-101, Kh-555, und 3M-54 Kalibr)
💥 2 gelenkte Flugzeugraketen Kh-59
💥 10 Angriffsdrohnen Shahed-136/131
💥 1 Orion-Drohne
💥 1 Orlan-10-Drohne
Laut Forbes belaufen sich die Kosten für eine einzige 3M-54 Kalibr-Rakete auf 6,5 Millionen US-Dollar. Die Kh-101-Rakete hat einen Wert von 13 Millionen US-Dollar, und die Kh-555-Rakete hat offenen Quellen zufolge einen Wert von 7,5 Millionen US-Dollar.
Demnach hat Russland allein für diese Waffen schätzungsweise 495 bis 963 Millionen US-Dollar ausgegeben.
Nach Angaben des Generalstabs der Streitkräfte der Ukraine kostet eine Kh-59-Lenkwaffe 300.000 US-Dollar. Zwei sind demnach 600.000 US-Dollar wert. Angriffsdrohnen des Typs Shahed-136/131 aus iranischer Produktion kosten nach Angaben in offenen Quellen schätzungsweise 20.000 bis 50.000 US-Dollar pro Stück. Im Durchschnitt kosten 10 solcher UAVs 350.000 US-Dollar. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs kosten die russischen Orlan-10-Drohnen 100.000 US-Dollar pro Stück. Was den Preis der Orion-Drohne betrifft, so kostete nach inoffiziellen Informationen russischer Verteidigungsministerien die Herstellung eines Prototyps der Kampfdrohne schätzungsweise 30 Millionen US-Dollar. Der Preis des Serienkomplexes, der eine Kontrollstation und drei UAVs umfasst, bleibt jedoch unbekannt.
Die Gesamtkosten der von Russland am Dienstag, den 15. November, gegen die Ukraine eingesetzten Raketen und Drohnen werden daher auf 526,05 bis 994,05 Millionen US-Dollar geschätzt.
Westlichen Geheimdiensten zufolge verfügt Russland nur noch über eine sehr überschaubare Anzahl an Marschflugkörpern, weshalb nur noch wenige groß angelegte Angriffe, wie jener 15. November, durchgeführt werden können. Zudem wird die ukrainische Flugabwehr derzeit massiv durch westliche Lieferungen verstärkt.
+++ Russen intensivieren Druck entlang Front +++
Durch die frisch mobilisierten Truppen und die Freimachung mehrerer russischer Brigaden aus Cherson hat sich der Druck entlang der gesamten Frontlinie erhöht, wenn auch nur mit mässigem operativen Erfolg für die Russen bisher, da diese ihre unerfahrenen und kaum ausgebildeten Soldaten einfach nur planlos auf den Gegner hetzen.
Intensive und gehäufte Angriffe insbesondere am südöstlichen und östlichen Frontverlauf von Vuhledar im Süden an Donetsk und Horlivka entlang hinauf bis Bilohorivka. Hier werden bereits seit Wochen an die einhundert Angriffe pro Tag gemeldet. Diese sind meist allerdings sehr schlecht koordiniert und stümperhaft ausgeführt (meist mit frisch mobilisierten und kaum ausgebildeten Soldaten in den ersten Reihen), weshalb die russischen Truppen dort unter oft hohen Verlusten nur wenig Land gewinnen. Aber sie gewinnen Land, wenn auch nur wenige Meter am Tag.
Brennpunkt ist vor allem der Ort Vuhledar, auf den die Russen sich seit einigen Tagen fokussieren und dessen Vorort Pavlivka sich bereits unter ihrer Kontrolle befindet. Vuhledar ist eine strategisch wichtige Stadt in dieser Region, da über sie diverse Nachschublinien verlaufen.
Auch ihren Druck um und auf Bakhmut haben die Russen in letzter Zeit noch einmal erhöht, dass sie vor wenigen Wochen eigentlich schon in der Tasche hatten, dann aber von ukrainischen Truppen an nur einem Tag wieder mehr als 2 Kilometer zurück gedrängt wurden.
Dennoch haben die Russen entlang der südöstlichen und östlichen Front derzeit die Initiative inne, die Ukrainer haben dafür an der nordöstlichen Front von Svatove bis Kreminna das Momentum auf ihrer Seite. Geländegewinne gab es in den letzten Tagen nur kleinere, diese aber meist für die russische Seite.
Da die Böden durch die Rasputiza bereits sehr schlammig sind, ist mit einer größeren Offensive bis Januar (wenn die Böden evtl. gefroren sind) eher nicht zu rechnen. Die Zeit spielt hier momentan aber eher für die russische Seite, da diese den Winter über ihre Verteidigungslinien ausbauen kann und die frisch eingezogenen Soldaten selbst mit wenig Ausbildung im Feld nach und nach an Erfahrung gewinnen.
TAG 267 – DONNERSTAG, 17.NOVEMBER 2022
+++ Raketeneinschlag in Polen: Merkwürdige Ungereimtheiten +++
Nach dem Einschlag einer Rakete in Polen wird weiter ermittelt. Die Rakete schlug am Dienstagnachmittag auf dem Gelände eines landwirtschaftlichen Betriebs bei Przewodow ein – einem Dorf ganz im Osten des Landes, keine zehn Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Die Rakete traf eine Trocknungsanlage für Getreide in der Nähe einer Schule, wie Anwohner laut der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Zwei Männer im Alter von etwa 60 Jahren wurden getötet. Die Explosion ereignete sich, während Russland mehrere Städte in der gesamten Ukraine bombardierte.
Polens Präsident Andrzej Duda sagt, es gebe keine Beweise dafür, dass die Rakete von Russland abgefeuert worden sei, sondern es handele sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine ukrainische Flugabwehrrakete.
Na, das ging ja schnell. Ist das wirklich so? Oder möchte die NATO nur einen harmlosen Fall konstruieren, um Russland nicht zu brüskieren? Um ja nicht das tun zu müssen, für das sie eigentlich gegründet wurde? Merkwürdigerweise sprechen einige Details gegen die Behauptung, es handele sich um eine von der Ukraine abgefeuerte Rakete:
Merkwürdigkeit 1:
Tatsächlich handelte es sich bei der in Polen eingeschlagenen Rakete um eine russische S-300 Rakete, die sowohl von den Ukrainern, als auch den Russen eingesetzt wird – allerdings mit einem Unterschied: die Russen haben große Teile ihres S-300 Arsenals so modifiziert, dass mit ihnen auch Bodenziele angegriffen werden können. Denn die S-300 ist eigentlich eine Luftabwehrrakete, also auf die Bekämpfung von Luftzielen konzipiert. Das heisst, dass sie eigentlich in der Luft detoniert, nicht auf dem Boden. Da bei den Russen aber präzise Raketen zum Angriff auf Bodenziele mittlerweile sehr knapp sind, haben sie ihre S-300 so modifiziert, dass mit ihnen auch Bodenziele angegriffen werden können – was sie ja in der Ukraine bereits dutzendfach bewiesen haben. Die Ukrainer verfügen aber gar nicht über diese modifizierten S-300, die vor dem Abschuss gespeicherte GPS-Koordinaten auf dem Boden anfliegen können. Die in Polen eingeschlagene S-300 war aber eine modifizierte S-300, ansonsten wäre sie in der Luft explodiert oder ohne Detonation einfach auf dem Boden aufgeschlagen.
Merkwürdigkeit 2:
Möchte man eine Rakete in das Zentrum von Kiev einschlagen lassen – ziemlich nahe am Maidan -, programmiert man sie mit den folgenden GPS-Koordinaten:
Folgende GPS-Koordinaten würden die Rakete dagegen im belebten Zentrum von Lviv einschlagen lassen:
Wo aber würde die Rakete einschlagen, wenn ein russischer Programmierer, der für das programmieren der Koordinaten einer S-300 verantwortlich ist, versehentlich beide Koordinaten in einer Liste miteinander vertauscht, also z.B. Latitude von Kiev und die Longitude von Lviv miteinander mischt:
Klickt auf die Koordinaten und ihr wisst es – es ist exakt der Ort, an dem die -angeblich von den Ukrainern abgefeuerte – S-300 einschlug. Ein sehr, sehr, sehr seltsamer Zufall, nicht? Und noch einmal: eine nicht-modifizierte S-300 in ihrer Funktion als Luftabwehrrakete wäre in der Luft, nicht auf dem Boden detoniert. Oder auch gar nicht.
Merkwürdigkeit 3:
Bisher ist es nur polnischen und US-Ermittlern gestattet, die Einschlagstelle der Rakete und evtl. gefundene Beweismittel dort zu untersuchen. Ukrainischen Ermittern wurde die Untersuchung bislang verwehrt, obwohl ja gerade diese sicherlich helfen könnten, diesen Unfall aufzuklären, wenn die Rakete, wie von den USA behauptet, wirklich aus der Ukraine kam.
Fazit
Hat ein russischer Programmierer sich beim füttern der Zielkoordinaten vertan, während er beim Lookup einer Liste mit “lohnenswerten” Bodenzielen in der Ukraine versehentlich in der Zeile verrutscht ist? Sowohl Kiev, als auch Lviv blieb diese Rakete dann erspart, stattdessen mussten zwei polnische Bürger mit dem Leben bezahlen.
Hat die NATO sich dann wohl dazu entschieden, diese Angelegenheit umzukonstruieren, um die Welt zu “beruhigen”, ja nicht den Russen die Schuld geben und evtl. einen Bündnisfall nach Artikel 5 ausrufen zu müssen?
Noch ist das alles nicht bewiesen – sollte es sich aber so zugetragen haben, wäre das ein starkes Stück. Denn eine NATO, die sofort bei erster Gelegenheit den Schwanz einzieht und einer direkten Konfrontation aus dem Weg geht, macht mir mehr Angst, als ein geistesgestörter Putin. Von einer NATO, die nur Ukrainer für sich kämpfen lässt, jeder sonstigen Konfrontation aber sofort aus dem Weg geht, anstatt Stärke und Geschlossenheit zu zeigen, fühle ich mich nicht beschützt. Anscheinend haben einige immer noch nicht begriffen, dass es die Schwäche ihrer Gegner ist, nicht deren Stärke, die Russen dazu verleitet, zu eskalieren und Krieg zu führen. Verfallen NATO und G7 nun wieder in ihren gewohnten Pavlovschen Duck-Reflex, um “den Russen ja nicht zu provozieren”?
Man hätte durchaus anerkennen können, dass es sich um eine von den Russen abgefeuerte Rakete handelte. Das bedeutet nicht zwingend, dass man Artikel 5 hätte ausrufen müssen, denn niemand glaubt ernsthaft, dass Russland Polen absichtlich beschießen wollte. Und selbst wenn Artikel 5 in Kraft träte, bedeutete dies noch lange keinen offenen Krieg zwischen NATO und Russland. Artikel 5 ist kein Zwangs-Automatismus, denn zuvor tritt Artikel 4 in Kraft – die Konsultation der NATO-Mitglieder. Denkbar wären auch andere Massnahmen, wie z.B. die Grenze Polens mit Flugabwehr zu sichern, die deutlich in das Gebiet der Ukraine überlappt, damit auch ja keine russische Rakete mehr auf NATO-Gebiet einschlägt.
Präsident Selensky ist nach der Konsultation seiner Generäle felsenfest davon überzeugt, dass diese Rakete nicht von der Ukraine abgefeuert wurde. Warum sollte er es nicht zugeben, wenn sie doch aus der Ukraine käme? Jedem wäre klar, dass es sich dabei um einen, wenn auch bedauernswerten, Unfall mit “Kollateralschäden” gehandelt hätte, denn die Ukraine war durch den russischen Angriff ja zur Verteidigung gezwungen worden. Welchen Grund hätte Selensky, es nicht zuzugeben?
Auffallend auch, dass man sich zur Stunde zwar einig ist, wer die Rakete angeblich abfeuerte, aber noch keinerlei Beweise für diese Behauptung vorgelegt wurden. Wurden die Zielkoordinaten der Rakete ausgelesen? Das dürfte schwer werden, wenn nur noch Konfetti davon übrigs ist. Haben wir eine Animation der simulierten Flugbahn gesehen? Auch nicht. Es ist mit keinem einzigen Beleg bewiesen, wer die Rakete abfeuerte – und dennoch wurde sofort nach dem Einschlag ein Schuldiger ausgemacht, der der NATO weniger Ärger beschert.
TAG 266 – MITTWOCH, 16.NOVEMBER 2022
+++ Raketenangriffe auf mehrere Städte +++
Massive russische Raketenangriffe auf die militärische und zivile Infrastruktur der Ukraine. Betroffen waren Wohnhäuser von Bürgern und Objekte der kritischen Infrastruktur in Kiew, Schytomyr, Winnyzja, Poltawa, Lwiw, Chmelnyzkyj und anderen Regionen des Landes. Es wurden mehr als 90 Kh-101- und Kalibr-Raketen abgefeuert, sowie mehr als 10 Angriffsdrohnen gestartet. Detaillierten Informationen zufolge wurden 77 Marschflugkörper, 10 iranische Angriffsdrohnen Shahed-136 und eine Orion Drohne von den Einheiten der ukrainischen Verteidigungsstreitkräfte zerstört. Darüber hinaus Darüber hinaus haben die Russen im Laufe des vergangenen Tages 43 Luftangriffe und mehr als 40 MLRS-Angriffe entlang der gesamten Kontaktlinie ausgeführt.
+++ Präzisionsangriff auf Horlivka +++
Bei einem Präzisionsangriff auf die besetzte Stadt Horlivka, Donetsk Oblast, wurden ein Kommandoposten, Materialdepot und große Teile des dort stationierten territorialen Verteidigungsbataillon ausgelöscht und dieses damit kampfunfähig gemacht. Infolge des Angriffs wurden zudem mindestens 7 Trucks und 2 MT-12 “Rapir”-Geschütze zerstört, sowie 3 MT-LB Mannschafttransporter beschädigt.
+++ Cherson: Russen verlegen Depots +++
Um sich nicht ukrainischen HIMARS-Angriffen auszusetzen, verlegen die Russen ihre Depots und Kommandozentren vom Raum südlich von Cherson weiter in den Süden in die Stadt Henichesk, die als Tor zur Krim gilt und durch die auch eine wichtige Bahnverbindung von der Kertschbrücke in den Süden der Ukraine verläuft. Somit stellt Henichesk ein wichtiges strategisches Ziele dar. Währenddessen beschossen ukrainische Truppen bereits Städte in der Nähe: Lazume, Skadovsk und Kalanchak sollen mit HIMARS beschossen worden sein. Henichesk selbst liegt (noch) aussehalb der Reichweite von HIMARS – aber vielleicht findet sich ja irgendwo noch eine ATACMS für diesen Zweck.
+++ Ukrainer überqueren Dniepr +++
Russische Milblogger berichten ebenfalls, dass Einheiten der UAF tatsächlich auf dem Kinburn Spit angelandet sind und diesen nun scheinbar kontrollieren. Es wird berichtet, dass Einheiten der Spezialkräfte mit Schnellbooten über die Mündung des Dniepro übergesetzt haben. Nach ihrem Angriff von der Wasserseite aus befänden diese sich derzeit auf der Kinburn Nehrung und bekämpften die russischen Kräfte in heftigen Gefechten unter dem Schutz von Artillerie und HIMARS aus Cherson.
+++ Moskau: Großbrand in Raketenfabrik +++
Großbrand auf dem Gelände des elektromechanischen Werks Podolsky bei Moskau, dem ehemaligen Singer-Werk. Das Feuer soll bereits eine Fläche von 2.800 Quadratmeter verwüstet und über 7 Stunden lang gebrannt haben, bevor es eingedämmt werden konnte. Bilder und Videos belegen, dass dort eindeutig mehr gebrannt hat, als nur ein Abfalleimer. In der Anlage werden Komponenten für RU-Raketen hergestellt, von Strela-10 MANAPDS über S-400 Luftabwehrsysteme bis hin zu Topol-M ICBMs. In Russland wird einfach viel zu viel geraucht 😉
+++ Rasputiza hat begonnen +++
Währenddessen hat die Rasputiza begonnen, wenn auch etwas später, als erwartert. Ein Vorankommen ist deshalb in weiten Teilen des Landes nur noch auf befestigten Strassen möglich. Im Grunde wird die Rasputiza, die beiden Schlammzeiten, in Russland wie eine weitere Jahreszeit betrachtet. Dazwischen liegt die als General Winter bezeichnete Winterzeit. Dass die Schlammzeit ihrem Namen ganze Ehre macht, zeigen die folgenden Videos:
TAG 265 – DIENSTAG, 15.NOVEMBER 2022
Vor zwei Tagen, nach der Befreiung Chersons, fragten wir uns noch, wo denn nun der russische Racheangriff bleibt, denn Rache an Zivilisten zu nehmen, ist in der Regel genau das, was Russen bisher immer getan haben, wenn sie einen Verlust hinnehmen mussten. Und prompt beschießen sie heute mehrere zivile Einrichtungen und Wohnhäuser in ukrainischen Städten – die schwersten Angriffe bisher, allesamt eindeutige Kriegsverbrechen. Immerhin: die russische Militärdoktrin ist absolut berechenbar – und wurde nun schon so oft wiederholt, dass längst der Beweis erbracht wurde: Terror gegen Zivilisten gehört für die russische Armee absolut zur normalen Militärdoktrin und ist alles andere als ein “Versehen”.
Ukrainische Truppen haben den Ort Makiivka an der östlichen Front befreit. Makiivka liegt etwas westlich in der Mitte zwischen Kreminna und Svatove.
Die russischen Besatzer planen offenbar die “Evakuierung” der gesamten Zivilbevölkerung aus den Siedlungen Kreminna, Sievierodonetsk und Rubizhne im ukrainischen Gebiet Luhansk tief in die vorübergehend besetzten Gebiete aufgrund der “humanitären Lage im Gebiet”, berichtet der Generalstab der Streitkräfte der Ukraine. Der Generalstab meldet auch, dass die russischen Besatzungsbehörden in Mariupol im Gebiet Donezk das Verbreitungsgebiet der Propagandaquellen ausweiten. Wenn dies zutrifft, ist davon auszugehen, dass es sich dabei um Zwangsdeportationen der zivilen Bevölkerung handelt, wie dies auch bei Cherson vor dem Rückzug der Russen zu beobachten war.
Ukrainische amphibische Recon-Einheiten sollen den Dniepr über die Meerenge bei Ochakiv überquert und auf dem Kinburn Spit gelandet sein, wo sie mindestens drei Ortschaften “befreit” haben sollen. Ebenso sollen ukrainische Truppen den Dniepr bei Antonovska überquert und in Oleshky eingedrungen sein. Beides wäre zwar ein tolles Husarenstück der Ukrainer, ist aber derzeit weder bestätigt, noch wahrscheinlich, da sich Recon-Einheiten ohne mechanisierte Verstärkung auf der südlichen Seite des Dniepr kaum längere Zeit halten könnten und direkt feindlichem Artilleriefeuer ausgesetzt wären.
Wir erinnern uns an den Bau der sogenannten “Wagner Linie” durch Wagner-Kräfte in der ukrainischen Region Luhansk:
Wie sich herausstellt, hätte man sich die Mühe, Zementpyramiden aufzustellen, eigentlich sparen können:
Vorherige Einträge auf der nächsten Seite:
TAG 263 – SONNTAG, 13.NOVEMBER 2022
Noch steht nicht fest, wie viel Gerät und Munition bei der Befreiung Chersons erbeutet werden konnte, wie viele russische Soldaten während der Evakuierung ums Leben kamen oder in ukrainische Gefangenschaft gerieten. Es sieht aber so aus, als wäre die Evakuierung mehr oder weniger glatt für die Russen gelaufen – weshalb nicht wenige davon ausgehen, dass es eine Ãœbereinkunft unter der Hand zwischen den ukrainischen und russischen Streitkräften gegeben haben könnte, in dem die Ukrainer den Russen einen mehr oder weniger freien Rückzug garantiert haben und die Russen im Gegenzug davon abgesehen haben, die Stadt weiter zu zerstören. Seltsam nämlich, dass die auf den Plätzen der Stadt feiernden Zivilisten, die eigentlich ein leichtes Ziel für russische Artillerie gewesen wären, nicht beschossen wurden – denn Rache an Zivilisten zu nehmen, ist in der Regel genau das, was Russen bisher immer getan haben, wenn sie einen Verlust hinnehmen mussten.
Die offizielle Statistik der ukrainischen Streitkräft für den 12. November, veröffentlicht vom Kyiv Independent:
Der Nova Kakhovka Damm wurde von den Russen schwer beschädigt. Mindestens drei Segmente des Übergangs wurden gepsrengt. Es ist nicht bekannt, ob die Russen den Damm tatsächlich sprengen wollten oder nur das Nachsetzen der Ukrainer verhindern wollten. Ob die Sprengung größere strukturelle Schäden am Damm verursacht hat, wird noch untersucht. Unnötig zu erwähnen, dass die Zerstörung ziviler Infrastruktur ein Kriegsverbrechen darstellt.
Omi hatte für die Befreier noch etwas Munition im Keksglas gehortet 😄
TAG 262 – SAMSTAG, 12.NOVEMBER 2022
Cherson gilt offiziell als befreit. Nach ersten Erkenntnissen konnten die Russen die meisten ihrer Soldaten noch über den Fluss bringen, anscheinend wurde aber viel schweres Gerät zurückgelassen. Wie viel davon noch brauchbar ist, wird sich herausstellen. Anscheinend haben nicht wenige russische Soldaten ihre Uniform in den letzten Stunden gegen zivile Kleidung getauscht und sind in Cherson geblieben. Diese werden nun nach und nach aufgespürt. Die Antonovsky-Brücke wurde von den Russen nach der Evakuierung nun komplett zerstört. Telefon-, Strom- und Mobilfunknetze wurden von den Russen unbrauchbar gemacht. Der Zustand des Damms ist, soweit bekannt, stabil, obwohl die Russen dort einen Teil der Hauptbrücke gesprengt haben, um eine Überquerung des Reservoirs zu verhindern. Erste Hilfskonvois der Ukrainer zur Unterstützung der Zivilbevölkerung sind bereits in Kherson eingetroffen.
Nach der Befreiung Chersons ist das nächste strategisch wichtige Ziel nun Melitopol und natürlich die Nachschubunterbindung über die Krim. Der Flughafen Chaplynka und einer der beiden Hauptnachschublinien von der Krim in die Südukraine in Armyansk liegen nun theoretisch in HIMARS-Reichweite – wenn die Ukrainer verrückt genug wären, diese direkt bis an die Frontlinie zu bringen. Vielleicht liegen ja noch ein oder zwei “nie offiziell gelieferte” ATACMS in irgendeiner Schublade. Zudem können die Ukrainer nun, da sie die Kontrolle über den Nova Kakhovka Damm haben, den Nord-Krim-Kanal blockieren, der die Krim mit Süßwasser versorgt.
Die neue Position der russischen Kräfte auf der Südseite des Dniepr bringt für diese einige Herausforderungen mit, da es sich dort größtenteils um offenes Gelände handelt. Wenn sie sich dort nicht sehr gut eingraben, sind sie ein gefundenes Fressen für die HIMARS der Ukrainer.
TAG 261 – FREITAG, 11.NOVEMBER 2022
16:00 MEZ – Cherson jubelt
15:45 MEZ – Die Befreiung Chersons bzw. der Rückzug russischer Truppen scheint nun beinahe abgeschlossen. Details zur Lage in Kürze.
Der Krieg in der Ukrainer tritt nun in eine neue Phase ein. Seit der Nacht zum Donnerstag ziehen sich die russischen Truppen mehr und mehr aus Cherson zurück, legen hinter sich Minen aus und zerstören alle noch verbliebenen Brücken, um den Vormarsch der Ukrainer möglichst zu verlangsamen. Zumindest an kleineren Flüssen dürfte das die Ukrainer aber dank der aus Deutschland gelieferten Biber Brückenleger nicht nennenswert aufhalten.
Hatten ukrainische Truppen bis dahin den Befehl, ihnen nur vorsichtig zu folgen, um nicht in eventuell bereitstehende Fallen zu gehen, setzen die Ukrainer den Russen seit gestern in gehörigem Tempo mit mechanisierter Infanterie und Grad-Raketenwerfern nach – die Russen haben nicht um einen Waffenstillstand während der Evakuierung gebeten. Die Liste der im Gebiet Cherson befreiten Orte wird nun seit gestern länger und länger, während die Ukrainer die verbliebenen russischen Truppen (immerhin noch bis zu 20.000 Mann) direkt an das Ufer des Dniepr hetzen.
Dort stehen den Russen nur wenige Übergänge zur Verfügung, um ihre Truppen auf das südliche Ufer zu evakuieren: provisorische Fährbetriebe und, ein Stück weiter östlich, der Nova Kakhovka Damm selbst. Dort haben die Russen mittlerweile auch drei kleinere Behelfsbrücken errichtet, weshalb sich die Evakuierung ihrer Truppen in dieser Zone akkumulieren wird. Durch den hohen Druck von hinten, den die Ukrainer nun mit ihren angreifenden Truppen ausüben, staut sich die Evakuierung der russischen Truppen nun an den Evakuierungszonen. Momentan sieht es so aus, als hätten die Russen keine Möglichkeit mehr, schweres Gerät wie Panzer, Artillerie etc. über den Fluss zu evakuieren. Es bleibt abzuwarten, wie viel davon die Ukrainer noch erbeuten können oder ob die Russen dieses vor der Evakuierung unbrauchbar machen.
Man wird sehen, ob es den ukrainischen Truppen durch den ausgeübten Druck gelingt, Gefangene zu machen und vor allem noch Gerät zu erbeuten. Die Chancen stehen gut, dass die Evakuierung der Russen in Chaos endet. Auch die Sprengung des Damms wäre für die Russen immer noch eine Option – so könnten sie effektiv verhindern, dass die Ukrainer mit über den Fluss setzen. Die Sprengung des Damms würde von russischer Seite aber nur in dem Moment Sinn ergeben, in dem die ukrainischen Truppen den Fluss überqueren wollen und nur dann, wenn sie damit nicht große Teile der eigenen Truppen gefährden.
Während die ukrainischen Truppen in diesem Moment noch in den Außenbezirken von Cherson Stadt wirken, sind ukrainische Spezialeinheiten bereits in die Stadt vorgedrungen, um dort eventuell bereitstehende Hinterhalte aufzuspüren und auszuschalten. Die nächsten Stunden und Tage werden spannend, da sich zeigen wird, wie die Evakuation der letzten russischen Truppen über den Fluss gelingen oder in einem Desaster für die Russen enden wird.
Am südlichen Ufer wurden von den Russen in den letzten Tagen und Wochen bereits mehrere Verteidigungslinien errichtet, die den Ukrainern die Überquerung des Dniepr so schwer wie möglich machen sollen. Von diesen Linien aus zielt auch russische Artillerie über den Fluss auf das Nordufer des Dniepr. Die beiden Uferbereiche werden in den nächsten Tagen und Wochen also zu einer heißen Zone werden, wobei die Ukrainer hier mittels ihren HIMARS (und einigen gelieferten ATACMS, wie man munkelt) über eine größere Wirkreichweite verfügen.
Ebenso spannend ist nun auch, wie beide Seiten ihre nach der Befreiung Chersons frei werdenden Brigaden einsetzen werden. Nach Cherson tritt nun das weiter östlich gelegene Melitopol die Nachfolge als strategisch wichtigste zu befreiende Stadt an. Hier dürften die Ukrainer nun alles daran setzen, eine Offensive auf die Stadt vorzubereiten – allerdings ohne Ãœberraschungsmoment, da den Russen die Bedeutung Melitopols durchaus bewusst ist.
Vorherige Einträge auf der nächsten Seite:
TAG 260 – DONNERSTAG, 10.NOVEMBER 2022
Die russischen Truppen ziehen sich scheinbar weiter aus Cherson zurück. Schweres Gerät wurde schon vor Tagen auf die Südseite des Dniepr gebracht und dort mindestens drei gestaffelte Verteidigungslinien errichtet. Auf der Nordseite bleiben allerdings immer noch einige tausend Mann, die sich in zivilen Häusern und Wohnungen einquartiert haben. Noch ist nicht klar, ob diese nur einen geordneten Rückzug der Russen decken sollen oder ob man sie in Cherson lässt, um einen langwierigen und für beide Seiten verlustreichen Häuserkampf zu führen und den ukrainischen Truppen in der Stadt quasi eine Falle zu stellen. Ebenfalls ist unklar, wie die Russen ihre schätzungsweise 20.000 – 25.000 Mann zeitnah über den Dniepr evakuieren wollen, nachdem die Ukrainer alle Brücken über den Fluss gesprengt haben und die Russen wiederum fast alle Schiffe entlang des Ufers versenkt haben.
Diese verbliebenen Einheiten wurden mittlerweile angeblich zu großen Teilen durch frisch mobilisierte ersetzt, weshalb nicht auszuschließen ist, dass diese eventuell für einen gesicherten Rückzug “geopfert” werden sollen. Tatsächlich ist ein geordneter Rückzug unter Feindfeuer eine der schwierigsten militärischen Operationen. Die Lage bleibt also undurchsichtig. Derzeit verlegen die Russen Minen im Umland von Cherson und sprengen sämtliche verbliebene Brücken in der Region, um das Vorrücken der Ukrainer zu verlangsamen. Zurück bleibt eine völlig geplünderte Stadt, aus der nicht nur Menschen gegen ihren Willen deportiert wurden, sondern auch sämtlich Privathäuser und sogar Feuerwehrwachen, Maschinenparks und Museen leergeräumt wurden.
Dass die Russen Cherson aufgeben müssen, ist unbestritten, nachdem sie rechts des Dniepr von den ukrainischen Truppen von fast jeglichem Nachschub abgeschnitten wurden. Im Gegensatz zu ihrer wilden Flucht aus Lyman und Izium organisieren sie diesmal einen geordneten, also schrittweisen, Rückzug, bei dem schweres Gerät entweder evakuiert oder zerstört zurückgelassen wird. Die Frage ist nur, ob sie mit der Schmach der Niederlage umgehen können, oder, ganz eines Terrorstaats würdig, sich bei Gelegenheit wieder an der Zivilbevölkerung rächen werden (die ohnehin schon seit Wochen in russisches Gebiet zwangsevakuiert wird). Ebenso unklar ist auch, ob sie in ihrer Verzweiflung jede sich bei diesem Rückzug bietende Chance nutzen werden, den ukrainischen Truppen Schaden zuzufügen – und das schließt auch die Sprengung des Damms oder andere “Fallen” mit ein. Logik ist nicht unbedingt eine Stärke der Russen, wie man bisher gesehen hat, da ihnen meist ihre starre Doktrin im Wege steht, die noch aus Hitlerzeiten stammt.
Sollte Cherson letztendlich befreit und das nördliche Ufer des Dniepr vorerst gegen die Russen befestigt werden können, würden mindestens sechs ukrainische Brigaden frei werden, die dann an anderen Frontabschnitten eingesetzt werden könnten.
Der von Moskau eingesetzte leitende Beamte der besetzten Region Cherson in der Ukraine, Kirill Stremousov, der Cherson, der sich aus Furcht vor anrückenden ukrainischen Truppen als einer der ersten aus Cherson selbst evakuiert hat, ist nach Angaben russischer Medien und des Regionalgouverneurs am Mittwoch gestorben. Stremousov, der als stellvertretender Gouverneur in Cherson tätig war, sei bei einem “Autounfall” ums Leben gekommen, teilte das Büro des Gouverneurs mit. Stremousov war einer der lautstärksten Befürworter der russischen Invasion in der Ukraine Ende Februar. Seit seiner Ernennung zwei Monate nach dem Einmarsch wurde er von den ukrainischen Behörden wegen Hochverrats gesucht.
Unser Tipp an alle, die mit Russen kooperieren: 1.) Meiden Sie Fenster aller Art 2.) Rauchen Sie nicht – es könnte eine gewaltige Explosion geben 3.) Fahren Sie lieber mit dem Bus. Ihr Wagen könnte ebenfalls zu spontanen Explosionen oder Lenkausfällen neigen 😉
Auch der Fahrer dieses russischen UR-77 Meteorit MICLIC nahe Spirne, Oblast Donetsk, hätte lieber den Bus genommen:
TAG 259 – MITTWOCH, 09.NOVEMBER 2022
Heute zur Abwechslung mal ein wenig Humor.
Von Tschernobyl über den Untergang der Kursk, bis hin zu staatlich angeordneten Attentaten und täglich gemeldeten “Erfolgen” aus dem Ukraine-Krieg: für ein Regime, das im Grunde nur vom Lügen lebt, war Russland in dieser Disziplin seltsamerweise immer erstaunlich schlecht.
Folgende Geheimdienst-Anekdote trug sich im April dieses Jahres zu und wird für immer in die Annalen der dümmsten Geheimdienstaktionen der Welt eingehen. Wir lachen uns seit Monaten über diesen Vorfall kaputt und wollen ihn bei dieser Gelegenheit auch mit jenen teilen, die noch nicht davon gehört haben:
April 2022 Ukrainische »Neonazis« sollen einen Anschlag in Moskau geplant haben, behauptete der Kreml. Die ukrainische “Terrorgruppe” soll die Ermordung eines “prominenten russischen Fernsehjournalisten” geplant haben. Doch sofort äußern Expertinnen und Experten Zweifel am Komplott – ausgerechnet anhand von offiziell veröffentlichten Videos der angeblichen Razzia.
Die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti hatte nämlich ein Video veröffentlicht, bei der ein Sondereinsatzkommando die Wohnung der mutmaßlichen Attentäter stürmte, diese verhaftete und zahlreiche Gegenstände beschlagnahmte. In der Aufnahme sind jede Menge Nazidevotionalien zu sehen:
â—¾ ein Foto von Adolf Hitler
◾ sechs gefälschte ukrainische Pässe
â—¾ zahlreiche Molotowcocktails
â—¾ eine Schrotflinte
â—¾ ein frisch gekauftes Hakenkreuz-T-Shirt
◾ eine grüne Perücke
â—¾ ein Minilabor zum Meth-Kochen
Auch zu sehen sind jedoch: Drei Erweiterungen des Videospiels “Die Sims 3” und ein Buch, in dem unter einer Widmung mit dem Namen “Unleserliche Signatur” unterzeichnet wurde.
Gerade die letzten Fundstücke lassen vermuten, dass die angebliche Terrorzelle als sogenannte False-Flag-Operation inszeniert wurde – und sich die russischen Geheimdienstler dabei grobe Schnitzer leisteten. Auf Twitter wird über die Devotionalien als Neonazi Startpaket gewitzelt.
Vor allem die Videospiele werfen Fragen auf. Wieso haben die Neonazi-Attentäter gleich 3 Erweiterungen für das Computerspiel Sims 3 gekauft? Wieso wird es in dem Video als “Beweis” präsentiert? Und wenn die Nazis Sims so gern haben, wo ist dann das Basisspiel, um die Erweiterungen spielen zu können?
Was war passiert? Beim FSB bekam anscheinend jemand den Auftrag, die Gegenstände für dieses “ukrainische Neonazi-Startpaket” zu besorgen. Statt 3 SIM-Karten (zum Wechseln, um nicht abgehört zu werden), hat jemand dummerweise 3 Kopien von “The Sims” besorgt.
Das Mini-Meth-Labor und die Nazidevotionalien sollten eindrücklich Putins Narrativ beweisen, dass Ukrainer allesamt “drogenabhängige Faschisten” seien.
Auch die grüne Perücke dürfte aus einer missglückten Anweisung heraus entstanden sein. Eine Perücke zum Tarnen und Täuschen würde ja durchaus Sinn machen, aber die billige Faschingsperücke in grün würde wohl in Moskau mehr Aufsehen erregen, anstatt dessen Träger zu tarnen 🤡
Die Unterschrift “unleserliche Signatur” im Buch entstand aus wohl aus der falsch verstandenen Operationsanweisung, eine “unleserliche Signatur” in das Buch einzutragen. Das nahm man anscheinend allzu wörtlich 😂
Vorherige Einträge auf der nächsten Seite:
TAG 258 – DIENSTAG, 08.NOVEMBER 2022
Nicht weit vor der derzeit umkämpften Ortschaft Svatove haben ukrainische Truppen 21 russische Soldaten, alle erst kürzlich mobilisiert, gefangen genommen. Alle stammen aus der Moskauer Region. Die gesamte Gruppe hat sich freiwillig den ukrainischen Soldaten ergeben – ein kluger Schachzug, denn dies hat sehr wahrscheinlich ihr Leben gerettet. Wie viele andere russischen Einheiten, behauptet auch diese, dass ihre Kommandeure sie einfach allein gelassen hätten, als die Kämpfe begannen. Zudem würden sich russische Einheiten gegenseitig beschiessen.
Auch in vielen mitgehörten Funk – und Mobilnetzgesprächen beschweren sich russische Soldaten mittlerweile über die selben Probleme: dass ihre Kommandeure sie einfach allein im Feld ließen und sie weder mit Fahrzeugen, noch mit Verpflegung, ja nicht einmal mit Wasser(!) versorgt werden. Viele russische Soldaten berichten ihren Angehörigen, dass sie gezwungen wären, Wasser aus Pfützen zu trinken. Für eine Einheit von acht Mann sollen manchmal nur 2 MRE pro Tag zur Verfügung stehen. Zudem haben russische Einheiten anscheinend ein gravierendes Friendly-Fire-Problem. Durch ihre mangelhafte (bzw. gar nicht vorhandene) Ausbildung und völlig ohne Plan und Führung auf dem Feld schießt man dort auf alles, was sich bewegt.
TAG 257 – MONTAG, 07.NOVEMBER 2022
Keine markanten Geländegewinne oder -Verluste in den letzten Tagen. Dennoch finden entlang der gesamten Frontlinie mehr oder weniger heftige Angriffe, sowie Artillerieduelle statt – an der östlichen Frontline sogar bis zu mehreren Dutzend pro Tag.
Mittlerweile hat die Rasputiza eingesetzt, vielerorts sind die Böden nun schlammig und morastig, so dass viele Fahrzeuge dort stecken bleiben. Man könnte meinen, die Russen wüssten das, allerdings scheint ihnen das egal zu sein, so dass bei einem erfolglosen Angriff in schwierigem, schlammigen Gelände auf die Ortschaft Pavlivka mehr als 300 russische Soldaten getötet oder verwundet wurden. Annähernd die Hälfte der dabei benutzten Waffen und Fahrzeuge der Russen wurde dabei zerstört.
Als Folge dieses dilettantischen Angriffs verweigerten die Soldaten des betreffenden Regiments nach russischen Telegram-Quellen weitere Einsätze und schrieben Briefe an die Militärführung, in denen sie die katastrophalen Bedingungen, sowie die Unfähigkeit ihrer Kommandeure anprangerten. Wenigstens das Militär scheint in Russland wohl nach und nach demokratisch zu werden – obwohl Demokratie in keiner Armee der Welt etwas zu suchen hat und dort eigentlich nicht hingehört.
TAG 256 – SONNTAG, 06.NOVEMBER 2022
Insgesamt in den letzten Tagen keine größeren Veränderungen entlang der Frontlinie, jedoch mittlerweile bis zu 80(!) Angriffe täglich der Russen auf den östlichen Frontabschnitt von Bilohorivka bis hinunter nach Vuhledar. Diese Angriffe scheinen völlig unkoordiniert und unabhängig voneinander zu erfolgen. Bei keinem dieser Angriffe konnten die Russen mehr als einige wenige Meter Boden gewinnen – wenn überhaupt -, erleiden dadurch aber täglich massive Verluste. Russischen Quellen zufolge werden an diesem Frontabschnitt sog. “Blockade-Truppen” eingesetzt. Darunter versteht man eine zweite Linie an Soldaten, die hinter der ersten Linie postiert wird. Der ersten Linie (die z.B. aus Zwangsrekrutierten besteht) wird daraufhin befohlen, ungeschützt über die Frontlinie zu rennen und gegnerische Stellungen anzugreifen, damit man sieht, wo sich Gegner verstecken. Wer sich weigert, oder gar umdreht oder flieht, wird von den “Blockade-Truppen” hinter ihm sofort erschossen. Diese menschenverachtende Taktik wendeten die Russen bereits im Zweiten Weltkrieg u.a. bei der Schlacht von Stalingrad an.
Auf der linken Seite des Dniepr (also auf dem Südufer) wurden von den Russen mittlerweile mehrere Verteidigungslinien errichtet, die aus Gräben und sog. “Pillboxes” aus Beton bestehen. Zudem wurden fast sämtliche verfügbaren Boote und Kähne, die auf der rechten Seite noch angetaut waren, von den Russen versenkt und unbrauchbar gemacht, damit die Ukrainer diese nicht zum Ãœbersetzen nutzen können. Dabei sind durch lecke Lastschiffe und auslaufendes Öl schwere Umweltschäden entlang der Küste des Dniepr entstanden. Anscheinend haben die Russen mittlerweile sämtliches schwere Gerät auf die linke Seite des Dniepr geschafft, während in Kherson selbst auf der rechten Seite des Fluss nur noch Infanteriesoldaten die Stellung halten, die zivile Häuser und Wohnung besetzen. Die Anzahl dieser immer noch in Kherson verbliebenen Truppen soll 20.000 – 30.000 Mann betragen.
Ebenfalls in Kherson plünderten unter dem Deckmantel der “Evakuierung” bewaffnete Männer in Zivilkleidung vier Tage lang das Oleksiy Shovkunenko Kherson Art Museum, wie die Verwaltung des Museums in einem Facebook-Post mitteilte. Zwischen dem 31. Oktober und dem 3. November nahmen russische Besatzungstruppen und russische Kollaborateure “alles mit, was sie sahen, alles, was sie erreichen konnten”, ohne die Werke ordnungsgemäß für den Transport zu verpacken, heißt es in dem Beitrag. Die Lastwagen mit den Werken waren für die russisch besetzte Krim bestimmt, aber es ist unklar, ob dies ihr endgültiger Bestimmungsort ist, schrieb das Museum. Die Polizeibehörde der Oblast Cherson hat außerdem eine strafrechtliche Untersuchung der Plünderung des Museums eingeleitet, die Teil einer Reihe von laufenden Ermittlungen zu russischen Kriegsverbrechen in der Oblast ist. Der Raub von Kunst- und Kulturwerken stellt ein Kriegsverbrechen dar.
Wie mittlerweile von beiden Seiten bestätigt wird, hat die russische Armee bei einem Angriff auf den Ort Makiivka (nahe Svatove und Kremmina) am 2. November ein gesamtes Bataillon verloren, das hauptsächlich aus frisch mobilisierten Reservisten bestand. Bei diesem gescheiterten Angriff, bei dem die russischen Kommandeure sich, wie üblich, sehr schnell aus dem Staub gemacht und ihre Soldaten alleine auf dem Feld ließen, starben 570 Mann für nichts. Lediglich 29 sollen überlebt haben, die meisten davon schwer verwundet. Ein neuer Rekord. Seit dem Ersten Weltkrieg hatte keine Armee der Welt wiederholt so hohe tägliche Verluste, wie die der Russen.
🤡 Fun Fact
Die Anzahl der Russen, die stolz ein “Z” auf der Brust oder dem Auto durch die Gegend tragen, hat seit der Mobilisierung extrem abgenommen – kein Wunder, denn außerhalb von Moskau und St.Petersburg werden Russen immer noch von der Straße weg, beim Einkaufen oder Spazierengehen von speziellen “Häschern” zwangseingezogen.
TAG 255 – SAMSTAG, 05.NOVEMBER 2022
Gestern wurde Putin über die Reparatur der Krim-Brücke unterrichter. Es stellte sich heraus, dass nicht nur die zerstörten Fahrspuren, sondern auch benachbarte Fahrspuren, aber auch ein Teil der Brücke unter der Eisenbahnstrecke ausgetauscht werden müssen.
1) Vier zerstörte Brückenpfeiler wurden abgebaut. Sie sollen bis zum 20. Dezember wiederhergestellt werden.
2) Wenn der zerstörte Teil der Brücke wiederhergestellt ist, werden die vier benachbarten Brückenfelder demontiert, sie sind verformt und sollen bis zum 30. März 2023 wiederhergestellt werden.
3) Die Bahnlinie ist eingleisig geworden, die zweite Spur kann nicht mehr befahren werden. Zwei Gleise müssen demontiert werden. Es ist geplant, sie bis zum 15. September 2023 wiederherzustellen.
TAG 254 – FREITAG, 04.NOVEMBER 2022
Insgesamt in den letzten Tagen keine größeren Veränderungen entlang der Frontlinie.
(I) Nordosten
Ukrainische Truppen stehen weiterhin vor den strategisch wichtigen Orten Kreminna und Svatove, die beide noch vehement von russischen Truppen verteidigt werden. Vor allem Svatove ist ein strategisch wichtiger Nachschubknoten, dessen Befreiung die russischen Truppen im Norden empfindlich schwächen würde. Ukrainische Truppen konnten mittlerweile bis ca. 15km westlich der Stadt vorrücken, wodurch sich die zwischen ihnen und Svatove verlaufende Straße P-66 in ukrainischer Reichweite befindet und mit allen Waffengattungen beschossen werden kann. Obwohl russische Truppen immer wieder versuchen, die Ukrainer von Svatove und Kreminna weg zurück nach Westen zu drängen, liegt die Initiative in diesem Gebiet immer noch bei den ukrainischen Truppen. Allerdings verzeichnen diese derzeit nur geringe tägliche Geländegewinne.
(II) Osten
In der Gegend um Bakhmut drücken Einheiten der Gruppe Wagner und der DPR weiterhin unter hohen Verlusten gegen diesen für sie strategisch wichtigen Ort. Dies geschieht mittlerweile aus drei verschiedenen Vektoren (nördlich, östlich, südlich von Bakhmut), die allesamt auf das Zentrum von Bakhmut zielen. Der Geländegewinn für die Russen beträgt hier weiterhin bestenfalls einige Meter am Tag, wobei sie zwar vor kurzem bereits vor den Aussenbezirken Bakhmuts standen, dann aber innerhalb eines Tages von den Ukrainern wieder mehr als 2 km zurück gedrängt wurden. Im Gebiet von Bakhmut bis hinunter nach Barinka liegt die Initiative derzeit bei den russischen Truppen, wobei sie hier aber trotz hoher Verluste nur wenige Meter Gelände pro Tag gewinnen.
(III) Süden
Im Süden keine großen Veränderungen, nur hin und wieder ein Abklopfen der Front bzw. Aufklärungsvorstöße von beiden Seiten. Bei Seiten haben entlang der Südfront Truppen massiert.
(IV) Kherson
Die Lage in Kherson ist derzeit äußerst unklar. Während russische Quellen angeben, die Stadt zu räumen und sich geordnet zurückzuziehen, sprechen ukrainische Quellen von Zwangsdeportationen ukrainischer Einwohner Khersons nach Russland. Ebenso sollen ukrainische Bewohner des besetzten Gebiets zwangsmobilisiert worden und unter Waffengewalt an die Front gezwungen worden sein, um gegen ihr eigenes Volk zu kämpfen. Zivile Wohnhäuser im Gebiet Kherson sollen beschlagnahmt worden und von russischen Soldaten besetzt worden sein, die zivile Kleidung tragen. Schweres Gerät der Russen soll bereits nach Süden auf die linke Seite des Dniepr transportiert worden sein, so dass nur noch leichte Infanterie auf der rechten Seite des Flusses zurück bleibt. In den letzten Tagen wurden russische Wachposten auf der besetzten rechten Flussseite verlassen vorgefunden. Auch wurden russische Flaggen von Gebäuden eingeholt und entfernt.
Klar ist, dass die Russen ihr schweres Gerät, v.a. Artillerie, über den Fluss in Sicherheit gebracht haben. Das macht Sinn, denn mit einer Reichweite von 20km können die ukrainischen Truppen auch noch von dort beschossen werden. Ob die Russen aber letztendlich auch ihre Soldaten aus den besetzten Häusern in Kherson abziehen, oder sich auf einen Häuserkampf vorbereiten, ist abzuwarten. Klar ist, dass die Russen auf dem noch besetzten Gebiet mehrere gestaffelte Verteidigungslinien angelegt haben, so dass davon auszugehen ist, dass sie ihren Brückenkopf in der Stadt nicht kampflos aufgeben wollen oder gar eine Falle vorbereiten. Derzeit sollen sich immer noch über 20.000 russische Soldaten in der Stadt aufhalten, wobei diese in letzter Zeit sogar noch deutlich durch frisch mobilisierte Kräfte aufgestockt wurden, so dass die derzeitige Truppenstärke der Russen in Kherson bis zu 30.000 Mann betragen kann.
Weiterhin ist nach wie vor unklar, ob die Russen beabsichtigen, den Staudamm zu sprengen, sobald ukrainische Truppen Kherson befreit haben und was sie mit dem Atomkraftwerk Saporischja in Enerhodar vorhaben, dass in den letzten Tagen abermals von äußerer Stromzufuhr abgeschnitten wurde, so daß die Kühlung der Reaktoren nun wieder durch lokale Stromgeneratoren erfolgt, deren Dieselvorrat nur noch für ca. 12 Tage reichen soll.
View PagedView all articlesArticles in this category