Der illegale Angriffskrieg der Russen geht weiter, obwohl mehr als 70.000 ihrer Soldaten bereits ihr Leben auf ukrainischem Boden lassen mussten. Währenddessen beginnt die Rasputiza, die Regenzeit, die die Truppen durch schlammige Böden auf befestigte Strassen zwingt. Welchen Herausforderungen müssen sich beide Armeen stellen und wer wird den Kampf für sich entscheiden?
Hier täglich die neuesten Ereignisse dieses auch für uns wichtigen Krieges gegen eines der dunkelsten Länder des Planeten. Dieser Krieg betrifft uns alle. Wer also nicht auf wichtige taktische Einblicke verzichten will, findet hier zumindest die nötigste Info, um auf dem Laufenden zu bleiben.
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TAG 278 – MONTAG, 28.NOVEMBER 2022
In den letzten Tagen keine größeren Veränderungen der Frontlinie, obwohl der Druck entlang der gesamten Front mittlerweile beträchtlich gestiegen ist und täglich Kämpfe stattfinden. Da die Böden aber durch die Regenzeit noch extrem schlammig und morastig sind, sind beide Seiten auf befestigte Straßen angewiesen, was Geländegewinne deutlich erschwert. In den nächsten ein bis zwei Wochen sollen die Temperaturen deutlich unter Null fallen, was den Boden gefrieren lässt. Dadurch werden die Kämpfe sich dann wieder deutlich beschleunigen und an Tempo zulegen.
Brennpunkte sind nach wie vor Svatove und Kreminna im Nordosten, Bakhmut im Osten, sowie Vuhledar im Südenosten. Die Russen drücken nach wie vor mit aller Kraft aus drei Richtungen auf das für sie politisch und strategisch wichtige Bakhmut. Dort sollen sie mittlerweile bereits wieder an der südlichen Stadtgrenze stehen, allerdings nach extrem hohen Verlusten.
Wie heftig die Kämpfe um Bakhmut und hoch die Verluste der russischen Truppen sind, ist beispielsweise beim Kampf um das Gelände einer Tankstelle nahe Bakhmut, Oblast Donetsk, zu sehen, wo sich russische Soldaten, meist frisch mobilisierte, eingegraben haben und in ihren Erdlöchern von den Ukrainern mit Artillerie und Drohnen bekämpft werden.
❗ Warnung ❗
Das folgende Video zeigt die heftigen Kämpfe um dieses Gelände und ist für die meisten nicht leicht zu ertragen. Wer an solch grausame Bilder nicht gewöhnt ist, sollte es sich nicht ansehen. Allerdings: ob man es ausblenden möchte, oder nicht – es zeigt den Krieg genau so, wie er in der Ukraine täglich geführt wird, während verwöhnte Ossis bei uns herum heulen, weil sie es nicht mehr ganz so kuschelig warm haben, wie im letzten Winter. Man sollte sich immer wieder einmal vor Augen führen, dass jene, die in Deutschland am lautesten jammern, letztendlich immer noch in ihrem Einfamilienpalazzo sitzen, während hunderttausende Menschen in der Ukraine Weihnachten dieses Jahr in den Trümmern ihres Zuhauses oder im matschigen Schützengraben feiern – ohne Gas, Strom oder fließendes Wasser, weil ein Mann namens Putin entschlossen hat, im 21. Jahrhundert noch einmal Zar zu spielen. Manchem helfen diese Bilder vielleicht, um seinen moralischen Kompass neu zu kalibrieren.
Jeder der in diesem Video zu sehenden russischen Soldaten hätte übrigens verweigern und eine Haftstrafe in Kauf nehmen oder ins Ausland fliehen können – wäre dafür aber nicht zum Mörder geworden und mit dem Leben davon gekommen. Jeder Russe, der in der Ukraine kämpft, tut dies mehr oder weniger freiwillig – oder weil er sich willenlos dem Zwang oder der Propaganda seines Regimes ergibt. In jedem Fall aber ist es eine bewusste Entscheidung. Wer in ein Land kommt, um dessen Einwohner zu massakrieren, hat seine Wahl getroffen.
TAG 274 – DONNERSTAG, 24.NOVEMBER 2022
Das EU-Parlament erklärte Moskau zum staatlichen Unterstützer von Terrorismus. Es ist mehr als ein starkes Signal. Der Weg zur Beschlagnahmung von in der EU eingefrorenen russischen Geldern soll nun geebnet werden – zum Wiederaufbau der Ukraine. In einer sehr weit gehenden gemeinsamen Resolution hat das Europaparlament die massiven Angriffe Russlands auf ukrainische Zivilisten und zivile Infrastruktur als „Terror-Akte“ gebrandmarkt und hat Russland als „staatlichen Unterstützer von Terrorismus und als Staat, der terroristische Mittel einsetzt“ anerkannt. Das Parlament der EU folgt damit dem Beispiel Polens und der baltischen Staaten, deren Abgeordnete Russland zuvor ebenfalls zum Terror-Staat erklärt hatten.
Eine der klassischen Begriffsbestimmungen definiert Terrorismus unter anderem als „Akte der Einschüchterung der Bevölkerung, um politische Ziele zu erreichen“, was tatsächlich genau zu passen scheint auf russische Angriffe auf zivile Ziele, die keiner militärischen Logik folgen.
TAG 273 – MITTWOCH, 23.NOVEMBER 2022
In den letzten Tagen keine größeren Geländegewinne oder -Verluste, obwohl der Druck entlang der gesamten Frontlinie sich deutlich erhöht hat. Während der Rasputiza wird nicht mit größeren Offensiven oder Geländegewinnen gerechnet, da sich aufgrund des stark verschlammten Bodens meist nur befestige Strassen nutzen lassen – die dafür aber so heftiger umkämpft sind.
I – Svatove und Kreminna
An der nordöstlichen Frontlinie drücken die Ukrainer weiterhin auf Svatove und Kreminna, um die russische Truppen mittlerweile starke Verteidigungslinien errichtet haben. An diesem Frontabschnitt hat die Ukraine weiterhin die Initiative.
II – Bilohorivka über Bakhmut bis Vuhledar
Hier hat der Druck von Seiten der russischen Truppen seit der Befreiung Chersons deutlich zugenommen. Durch politischen Druck angetrieben, greifen die Russen, verstärkt durch frisch mobilisierte mit kaum oder unzureichender Ausbildung, bis zu einhundert mal am Tag ukrainische Stellungen an, meist unter sehr hohen Verlusten und mit nur wenigen Metern Bodengewinn. An diesem Abschnitt der Front haben die Russen die Initiative und die Artillerie-Überlegenheit.
III – Südfront
Am südlichen Abschnitt der Front liegt die Initiative ebenfalls bei den Ukrainern, die nach der Befreiung Chersons nun russische Stellungen, Depots und Hauptquartiere Gebiet südlich des Dniepr beschiessen. Der Kinburn Spit scheint unter Kontrolle ukrainischer Spezialeinheiten zu sein, was der Ukraine die Durchfahrt von Booten durch diese Meerenge erlauben würde. Russische Stellungen in und um Melitopol stehen unter intensivem Beschuss durch die Ukraine.
Es werden mehrere Angriffe auf den Hafen von Sevastopol auf der Krim gemeldet. Dort ist die russische Luftabwehr anscheinend gegen angreifende ukrainische Drohnen aktiv.
TAG 270 – SONNTAG, 20.NOVEMBER 2022
Entlang der gesamten Frontlinie, vor allem an der Nord- und Ostfront, haben sich die Gefechte in den letzten Tagen deutlich intensiviert. Trotz hoher Verluste, insbesondere auf der russischen Seite, gibt es kaum größere Geländegewinne auf beiden Seiten. Entlang der östlichen Frontlinie von Bilohorivka bis hinunter nach Vuhledar greifen die Russen nun bis zu einhundert mal am Tag an.
Diese Gefechte sind in der Regel relativ unkoordiniert und werden meist von frisch mobilisierten in den vordersten Reihen durchgeführt, so dass die Russen hier große Verluste haben. Anscheinend werden auf russischer Seite sog. „Blockade-Truppen“ benutzt. Dabei zwingen sie unerfahrene Soldaten in der ersten Reihe, auf den Feind zuzulaufen, während eine zweite Reihe dahinter den Befehl hat, auf jeden Kameraden zu schiessen, der sich dem Selbstmordbefehl widersetzt oder auch nur in die falsche Richtung läuft. Diese menschenverachtende Taktik wurde mittlerweile auch durch abgehörte Telefonate russischer Soldaten bestätigt. Da die Russen ihre gefallenen Soldaten meist einfach auf dem Feld liegen lassen, befürchtet man derzeit in einigen Gebieten, vor allem in der Region um Bakhmut, den Ausbruch von Seuchen.
Die Kämpfe um Bakhmut selbst haben in den letzten Tagen noch einmal stark zugenommen. Nachdem die Russen dort letztens wieder nach Osten gedrängt wurden, stehen sie nun wieder am Stadtrand. Da die Ukrainer hier aber starke Verteidigungslinien angelegt haben, erleiden die Angreifer täglich hohe Verluste.
Nahe der russischen Metropole St. Petersburg explodierte eine Gaspipeline, berichtet der Gouverneur des Gebiets. In sozialen Netzwerken tauchen Bilder auf, die eine gewaltigen Brand zeigen. Über die Ursache der Explosion ist bisher nichts bekannt. „Feuerwehr und Rettungskräfte löschen den Brand, der durch eine Explosion an einer Gasleitung zwischen (den Ortschaften) Berngardowka und Kowaljowo entstanden ist“, schrieb der Gouverneur des Leningrader Gebiets, Alexander Drosdenko auf seinem Telegram-Kanal. Über mögliche Opfer sowie die Ursache der Explosion gibt es noch keine Angaben. Oops – jetzt müssen wohl auch einige St. Petersburger im Winter frieren 😉
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