Ukraine-Krieg

Kriegstagebuch Ukraine – September

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Da den deutschen Medien gerade der Tod Königin Elizabeth‘, die Kinder von Harry und Megan, sowie die deutschen Gaspreise wichtiger sind, als der Kriegsverlauf in der Ukraine, berichten wir ab sofort über alle wichtigen taktischen Änderungen des Frontverlaufs, sowie über Geschehnisse, die den Kriegsverlauf beeinflussen.

Deutsche Medien haben ADS. Sie sind anscheinend nicht fähig, sich über einen längeren Zeitraum auf ein einziges Thema zu konzentrieren. Irgendwann ist dann also das putzige Eisbärenbaby im Zoo, der Nachwuchs eines Schauspielerpärchens oder der Fussball-Proll, der von einem Verein zum nächsten wechselt, wichtiger, als das Sterben in einem Krieg, der alle Europäer angeht. Wer dennoch nicht auf wichtige taktische Einblicke verzichten will, findet hier ab sofort zumindest die nötigste Info, um auf dem Laufenden zu bleiben.


Zu den Einträgen vom
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November 2022Dezember 2022

Die wichtigsten Ereignisse im September, neueste zuerst:

TAG 219 – FREITAG, 30. SEPTEMBER 2022

Frontverlauf in den letzten Tagen größtenteils unverändert.

Die Einkesselung Lymans durch ukrainische Truppen schreitet täglich weiter voran, nachdem es der Ukraine nun auch gelungen ist, den Ort Yampil südöstlich von Lyman zu befreien. Schätzungsweise sind nun allein in Lyman nun zwei- bis dreitausend russische Soldaten eingekesselt. Ein geordneter Rückzug der russischen Truppen ist zu diesem Zeitpunkt kaum noch möglich. Russische Soldaten, die dem Kessel entfliehen möchten, müssen dies zu Fuss durch schlammiges Gelände versuchen, was einen mehrstündigen Fussmarsch verlangt. Lyman wird voraussichtlich in einigen Tagen von der Ukraine befreit werden, was nach der Befreiung Kharkivs ein weiterer Schlüsselmoment der Operation „Pivden“ wäre.

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Weiter südlich greifen russische Wagner-Truppen und Truppen der DPR immer wieder unermüdlich nach politischer Vorgabe Bakhmut an, wo sie unter hohen Verlusten kleinere Geländegewinne verzeichnen können. Der östliche Aussenbezirk Bakhmuts soll bereits von Wagner-Truppen besetzt sein, ebenso einige Nachbarorte südlich und nördlich von Bakhmut.

+++ Wagner-Kommandeur getötet +++

Alexei (Alexey) Nagin (Rufzeichen: „Terek“) war der Anführer der berüchtigten Wagner-Gruppe und wurde bereits am 20. September in der Nähe von Bakhmut tot aufgefunden. Die berüchtigte Wagner-Gruppe ist eine mörderische russische Privatarmee, die sich bereits in Syrien mehrerer Kriegsverbrechen an Zivilisten schuldig gemacht hatte und vor kurzem schwerstkriminelle aus russischen Gefängnissen für den Krieg in der Ukraine rekrutierte. Nagin hatte für Russland in Tschetschenien, Georgien, Syrien und Libyen gekämpft – nun teilt er das selbe Schicksal wie die Mehrzahl seiner Wagner-Soldaten, die mittlerweile alle ukrainischen Boden düngen.

Es ist nicht klar, wie er genau ums Leben kam, aber Bakhmut war in den letzten Wochen heftig umkämpft, nachdem Russland seine Bemühungen um die Sicherung der Donbass-Region intensiviert hatte. Ein Bild von Nagins Sarg, neben dem sein offizielles Armeefoto zu sehen ist, kursierte über Nacht in ukrainischen Telegrammgruppen. Auch Videoaufnahmen von seiner Beerdigung wurden verbreitet, auf denen Jewgeni Prigoschin – ein berüchtigter russischer Oligarch und enger Freund von Präsident Wladimir Putin – zu sehen ist. Prigozhin ist auf Spionage und Täuschung spezialisiert und wurde von den USA wegen angeblicher Beteiligung an einem Versuch, das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen 2016 und anderer politischer Wettbewerbe zu beeinflussen, sanktioniert.

Es wird angenommen, dass er mit Maria Butina verbündet ist, einer russischen Spionin, die verschiedene konservative politische Gruppen wie die National Rifle Association infiltriert hat.

+++ So sorgt Russland für seine Soldaten +++

Mittlerweile wird immer ersichtlicher, dass es Russland nicht schafft, seine Soldaten auch nur im Ansatz vernünftig auszurüsten. Neben völlig verrosteten AK-47 (ja, das 47er-Modell, nicht das 74er) und uralten Mosin-Nagant-Repetiergewehren wurden nun auch Medipacks ausgeteilt, die wahrscheinlich deutlich älter sind, als die meisten der eingezogenen russischen Männer. Von einer Benutzung wird dringend abgeraten, sofern man sich keine Blutvergiftung holen möchte 😁

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TAG 217 – MITTWOCH, 28. SEPTEMBER 2022

Ukrainische Truppen haben den Ort Ridkodub (nördlich von Lyman) befreit und stoßen nun von dort in einer Zangenbewegung nach Lyman vor, das gleichzeitig auch aus südlicher und südöstlicher Richtung flankiert wird. Ein direkter Angriff auf Lyman aus südwestlicher Richtung ist aufgrund der dortigen Geländebeschaffenheit schwierig, weshalb die Ukrainer die Stadt einkreisen, um eigene Verluste zu minimieren.

Weiter östlich stossen ukrainische Truppen vom befreiten Bilohorivka aus weiter Richtung Lysychansk und nach Norden Richtung Kremina vor. Langfristiges Ziel ist es, die Städte Svatove und Starobilsk der Oblast Luhansk zu befreien, um die russischen Truppen im Norden komplett von den Nachschubwegen abzuschneiden.

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Bakhmut weiter südlich wird weiterhin von russischen Gruppen und Truppen der DPR bedrängt. Die Russen sollen bereits die äusseren Stadtteile Bakhmuts erreicht haben.

Im Süden und im Bereich Kherson keine nennenswerten Veränderungen des Frontverlaufs. Odessa wurde in den letzten Tagen immer wieder von Drohnen iranischer Bauart (wahrsch. Shahed-136) angegriffen. Der russische Kommandoposten, von dem aus diese Drohnen gesteuert wurden, und der sich in einem Naturschutzgebiet nahe Kherson befand, wurde laut ukrainischem Generalstab zerstört, wobei auch mehrere iranische Drohnenpiloten und Operateure getötet worden sein sollen.

TAG 215 – MONTAG, 26. SEPTEMBER 2022

In den letzten Tagen keine nennenswerten Veränderungen am Frontverlauf. Lyman, das Ostufer des Oskil und Bakhmut immer noch stark umkämpft. In Izium wurden mittlerweile neue Gräber entdeckt.

+++ Russland: Massenflucht, Anschläge auf Rekrutierungsbüros +++

Ein junger Russe hat in einer Einberufungsstelle der russischen Armee das Feuer eröffnet und einen dort arbeitenden Offizier schwer verletzt. Nach Angaben des russischen Untersuchungsausschusses handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen 25-jährigen Mann, der aus der Region kommt. Er sei festgenommen worden. Das Opfer hingegen befinde sich in einem sehr ernsten Zustand im Krankenhaus. Der Guardian-Korrespondent in Moskau veröffentlichte ein Video, in dem ein Schuss fällt und Menschen dann panisch wegrennen. Seinen Informationen zufolge war der Schütze wütend über den Einzug eines Freundes in den Krieg in der Ukraine. Bevor sie Schüsse fielen, soll er gesagt haben, „niemand geht hier irgendwo hin.“

Auf mehr als einem halben Dutzend weiterer Rekrutierungsstellen wurden in den letzten Tagen Brandanschläge, meist durch Molotov-Cocktails, verübt. Über 260.000 Männer sollen Russland mittlerweile fluchtartig verlassen haben, an den Grenzen zu Finnland und Kazhakistan stehen Autos in kilometerlangen Staus. Mit einem „Z“ auf dem Auto herum zu posieren, war für viele Russen wohl noch in Ordnung, so lange man nicht seinen eigenen Hintern für diesen Angriffskrieg hinhalten musste. Auf den Autos, die nun an der Grenze stehen, um der Rekrutierung zu entfliehen, sieht man plötzlich kein einziges „Z“ mehr. Nun gilt es, das eigene Leben zu retten. Aus der „stolzen Befreiungsoperation“, die man nur aus dem TV kannte, ist nun eine reale Gefahr für das eigene Leben geworden. Dann ist Krieg natürlich nicht mehr so lustig.

Am Sonntag gingen hunderte Frauen in Jakutien auf die Straße und forderten „Frieden“ und riefen „Nein zum Genozid“. Auf Bildern des örtlichen Fernsehens war zu sehen, wie einige Frauen festgenommen und mit Bussen abtransportiert wurden. Aus diesem Gebiet stammen viele der bereits getöteten russischen Soldaten, die meist den ethnischen Minderheiten im Land angehören. Allein am Samstag nahm die Polizei in ganz Russland mehr als 700 Menschen fest, die gegen den Krieg demonstrierten.

Wo waren nur all diese Protestanten, als ihr eigenes Leben oder das ihrer Liebsten noch nicht in Gefahr war? Da war es natürlich bequemer, sich weg zu ducken. „Feige, wie ein Russe“ ist mittlerweile, nicht nur in der Ukraine, zu einem Sprichwort geworden.

TAG 213 – SAMSTAG, 24. SEPTEMBER 2022

+++ Kompletter Zug mit Panzern explodiert +++

Ein Zug voller russischer Panzer hat sich bei der Ankunft in der Ukraine „selbst gesprengt“. Der Konvoi von T62-Panzern war auf dem Weg nach Jasinowataja in der ukrainischen Region Donezk, als er bei der Einfahrt scheinbar zufällig explodierte. Der Rauch war kilometerweit zu sehen, und Videoaufnahmen des Vorfalls verbreiteten sich in den sozialen Medien. Auf einem Video war der Rauch zu sehen, auf einem anderen der zerstörte Bahnhof mit den Panzerwracks in voller Pracht – das Video wurde von einem russischen Soldaten eingespielt, der behauptete, die Panzer seien „ohne Grund“ explodiert. Hat ein Russe wieder mal geraucht?

Einige Online-Medien wiesen darauf hin, dass es sich in Wirklichkeit um ukrainische Raketen handelte und dass dies ein großer taktischer Sieg für die Ukraine war. Der T62-Panzer, von dem es mehrere Tausend Stück geben soll, wurde ursprünglich 1961 von der Sowjetunion gebaut und später vom gestürzten Despoten Nordkorea hergestellt. Seine Hauptwaffe ist eine U-5TS-Kanone, die etwa 10 riesige Granaten pro Minute auf eine Entfernung von etwa 2.000 Metern abfeuern kann.

Die Nachricht von der Explosion der sehr alten Panzer wurde von vielen Nutzern der sozialen Medien mit Freude aufgenommen.

TAG 212 – FREITAG, 23. SEPTEMBER 2022

Ukrainische Truppen haben nun auch südlich des Oskil-Reservoirs auf der Ostseite des Flusses einen Brückenkopf errichtet und dort mehrere Orte befreit:

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+++ Massenflucht aus Russland +++
An den russischen Grenzen bilden sich derzeit kilometerlange Staus, sämtliche Flüge aus Russland in Länder, die Russen noch eine einfache Einreise erlauben, sind ausgebucht. Reservisten versuchen scharenweise, das Land zu verlassen, um nicht in Putins Krieg geschickt zu werden. Die EU-Länder beraten, ob man diesen Russen die Einreise gewähren sollte.

Unsere Meinung:
Natürlich nicht! Was immer wieder gerne vergessen wird: jedes Volk, jedes Land hat genau die Führung, die es verdient. Wer sich Jahre lang nur feige wegduckt, braucht sich nicht wundern, wenn auf einmal ein Diktator am Ruder sitzt. Russland stellt seit langem eine Gefahr für die gesamte zivilisierte Welt dar, und diese Gefahr neutralisiert sich nicht von selbst, indem man feige aus seinem Land flieht, sondern indem man dort bleibt und endlich beginnt, das Problem an der Wurzel zu lösen.

Es wird Zeit, dass junge, unkritische und weichgespülte Russen endlich lernen, sich gegen das Regime zu wehren, sich zu vernetzen und zu demonstrieren. Im Iran gehen die Menschen derzeit „nur“ wegen EINEM Opfer auf die Strassen. In der Ukraine mussten bereits über 50.000 eurer Landsleute sterben! Und ihr habt immer noch nicht genug Rückgrat, euch gegen euer Regime zu erheben und haut einfach ab? Was braucht es denn noch?

Falls Demonstrationen nicht erlaubt sind, müssen notfalls Bomben sprechen. Es wird Zeit für den aktiven Widerstand in Russland selbst. Und das geht nicht, indem man sich feige in den Speck der EU vergräbt, nachdem man Putin 20 Jahre hat gewähren lassen und sich nur weg geduckt hat. Nun hat die ganze Welt wegen eurem durchgeknallten Regime ein Problem. Es stinkt in eurem Land, also bringt endlich euren Abfall raus.

Wenn die EU jetzt so dumm ist, fliehenden Russen Zuflucht zu gewähren, nimmt sie damit wichtigen Druck aus dem russischen Kessel, der dringend nötig ist, damit das bestialische Regime dort endlich kollabiert.

TAG 211 – DONNERSTAG, 22. SEPTEMBER 2022

Oberhalb des Oskil-Reservoirs ist der östliche Teil Kupiansk nun fest in ukrainischer Hand. Die ukrainischen Truppen rücken von dort weiter in Richtung Westen vor und haben bei Kucherivka, einem Vorort westlich von Kupiansk, eine Verteidigungslinie errichtet.

Weiter nördlich, bei Lyman, haben ukrainische Truppen das Dorf Drobysheve (nordwestlich von Lyman) eingenommen. Damit haben sie den Druck auf Lyman, das sich noch in russischer Hand befindet, aber bereits von allen größeren Nachschubwegen abgeschnitten wurde, weiter erhöht.

Östlich von Lyman rücken die ukrainischen Truppen beim bereits befreiten Bilohorivka täglich stückchenweise immer weiter nach Westen Richtung Lysychansk vor, das auf erhöhtem Grund liegt und deshalb von der russischen Armee gut zu verteidigen ist.

Entlang der restlichen Front keine nennenswerten Veränderungen.

+++ Austausch von Kriegsgefangenen +++

215 Ukrainer sind gegen 55 russische Soldaten ausgetauscht worden. Darunter sind auch zehn Söldner und Putin-Freund Wiktor Medwedtschuk. Die Ukraine hat am Mittwoch den größten Gefangenenaustausch mit Russland seit Beginn des Krieges Ende Februar verkündet. Wie Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Ansprache mitteilte, habe Russland im Austausch 55 Gefangene erhalten, darunter Wiktor Medwedtschuk, ein ehemaliger ukrainischer Abgeordneter und Verbündeter von Russlands Präsident Wladimir Putin. Kurz zuvor waren bereits zehn Kriegsgefangene aus fünf Ländern aus Russland nach Saudiarabien gebracht worden. Fünf der Freigelassenen stammen aus Großbritannien, zwei aus den USA und jeweils einer aus Schweden, Kroatien und Marokko. Einer der Briten, Aiden Aslin (28), entgeht damit der Todesstrafe, zu der er ursprünglich verurteilt worden war. Auch der Brite Shaun Pinner (48) soll freigelassen worden sein – ebenso wie die US-Bürger Alexander Drueke (39) und Andy Huynh (27).

TAG 210 – MITTWOCH, 21. SEPTEMBER 2022

Leichte Geländegewinne für die Ukraine bei Lyman und Bilohorivka. Sehr geringes Vorrücken russischer Truppen Richtung Bakhmut. Gesamtlage ansonsten im Großen unverändert.

+++ Teilweise Mobilmachung in Russland +++
Da Russland längst die Soldaten ausgehen, ordnete der russische Diktator Präsident Putin eine Teilmobilmachung an. Dadurch kann er mit sofortiger Wirkung eine große Anzahl Reservisten rekrutieren. Als Zielsetzung gibt der Kreml 300.000 Mann an, die in den nächsten Wochen mehr schlecht, als recht ausgebildet und dann wohl mit lausiger Ausrüstung an die ukrainische Front geschickt werden, wo sie im Grunde nur als weiteres Kanonenfutter dienen.

Bereits jetzt verfügen die russischen Soldaten im Angriffskrieg in der Ukraine über eine bemerkenswert schlechte Ausbildung und nur dem unbedingt Nötigsten an völlig veralteter Ausrüstung – zur Erinnerung: die „Eliteeinheiten“ der Fallschirmjäger wurden in den ersten 48 Stunden des Angriffs bei Kiew fast vollständig vernichtet. Eine andere „Eliteeinheit“, die 1st_Guards_Tank_Army, wurde vor kurzem während der „Operation Pivden“ von den Ukrainern in Izium vollständig vernichtet. Dies wird bei den 300.000 Mann, die nun so schnell wie nur möglich an die Front geschickt werden sollen, nicht besser sein – im Gegenteil.

Putin erklärt damit also eigentlich dem eigenen Volk den Krieg. Dieses scheint von der Idee, in den Krieg ziehen zu müssen, so angetan, dass sich an den wenigen Grenzen Russlands, an denen tatsächlich noch russische Visa akzeptiert werden, lange Schlangen ausreisewilliger gebildet haben, die Russland nun so schnell wie möglich verlassen möchten. In den Stunden vor und nach der Teilmobilmachung, stiegen laut Google Trends die Suchanfragen nach dem Begriff „Wie man Russland verlässt“ sprunghaft an. Der Anstieg wurde vom Telegram-Kanal Mozhem Obyasnit festgestellt, ist aber auch bei Google Trends für alle sichtbar. Die Popularität des Satzes scheint gegen 18:00 Uhr Moskauer Zeit ihren Höhepunkt erreicht zu haben.

+++ Scheinreferenden vor Durchführung +++
In den kommenden Tagen sollen in den russisch besetzten Oblasten der Ukraine Scheinreferenden durchgeführt werden, bei denen so getan wird, als würde die Bevölkerung sich freiwillig dem russischen Aggressor einverleiben wollen (das wäre quasi so, als würde das Opfer einer Vergewaltigung danach von ihrem Peiniger noch gefragt, ob es ihr gefallen hat – bevor er sie dann abermals vergewaltigt).

Diese Farce, die die unterdrückte Bevölkerung in den besetzten Gebieten verhöhnt, von keinem Recht der Welt gedeckt und letztendlich auch von so gut wie keinem Land der Welt anerkannt wird, hat allerdings für Putin einen politischen Zweck: nach den getürkten Referenden (die Russland natürlich alle mit, raten wir mal, 97-99% gewinnen wird), kann Russland die besetzten Gebiete als „russisches Territorium“ ausgeben und jeden Angriff der ukrainischen Armee als „Angriff auf Russland“ ummünzen.

Dies gäbe ihm dann – nach seiner ganz eigenen verrückten Logik – das Recht, diese Angriffe mit „allen verfügbaren Mitteln“ zu vergelten. Putin nahm bei dieser Gelegenheit auch wieder einmal das beliebte „A-Wort“ in den Mund, vor dem sich vor allem die so gut von den Russen konditionierten Deutsche unglaublich fürchten. Einigen deutschen Hausfrauen soll vor Schreck die Suppenschüssel aus der Hand gefallen sein. Es bleibt spannend.

TAG 209 – DIENSTAG, 20. SEPTEMBER 2022

Lage seit gestern im Großen unverändert. Während ukrainische Truppen weiter Lyman aus verschiedenen Richtung angreifen und in Bilohorivka einen Brückenkopf Richtung Lysychansk errichten konnten, greifen russische Truppen und Truppen der DPR weiterhin hypnotisch die Westfront Richtung Bakhmut an, wo sie seit gestern leichte Geländegewinne machen konnten. Im Süden im Raum Kherson rückt die Ukraine langsam Stück für Stück Richtung Dnepr vor und kesselt so an die 35.000 russische Soldaten ein, die größtenteils von der Nachschubversorgung abgeschnitten sind.

Im Raum Karkiv konnten ukrainische Befreiungstruppen einen seltenen T90-M Panzer der Russen erbeuten. Dieser äußerst seltene Panzer, der mit Nakidka überzogen ist, einem Tarnmaterial, das von Russland zur Wärmeisolierung und zum Schutz vor Radarsignalen verwendet wird, stellt quasi den Ober-Pokemon der russischen Armee dar, denn der T-90M ist der modernste Panzer der russischen Armee (der berühmte T-14 Armata befindet sich noch in der Erprobung) und wurde bisher noch nicht erbeutet, weil nur wenige davon überhaupt in Betrieb sind.

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T90-M

💡 FUN FACT
Das russische Verteidigungsministerium gibt an, mittlerweile 44 von den 16 aus den USA gelieferten HIMARS Raketenabschusssysteme zerstört zu haben ☝😀

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1 Kommentar

  1. Danke man für deine Arbeit!

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