Der Angriffskrieg gegen die Ukraine geht in einen neuen Monat. Seit Anfang des Jahres hat die Frontlinie sich kaum verändert, obwohl erbittert gekämpft wird. Während deutsche Wagenknechts Russland förmlich um Frieden anbetteln (angeblich im Namen der Ukraine, in Wahrheit aber um des eigenen Seelenfriedens willen), sammelt die Ukraine ihre Kräfte für eine baldige Gegenoffensive.
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TAG 399 – MITTWOCH, 29.MÄRZ 2023
Keine größeren Geländeverschiebungen in den letzten 48 Stunden, dafür aber heftige und zahlreiche Gefechte entlang der gesamten Frontlinie mit den Schwerpunkten Torske, Bilohorivka, Bakhmut, Avdiivka und Vuhledar.
In den letzten Tagen führten die ukrainischen Streitkräfte zahlreiche HIMARS-Präzisionsangriffe auf russische Depots und Mannschaftsunterkünfte im Hinterland der gesamten Südfront aus. Dabei wurden insbesondere die Städte Vesele, Melitopol, Tokmak, Berdiansk, Volnovakha, Dockuchaievsk und Donetsk ins Ziel genommen. Diese Angriffe dienen mit hoher Wahrscheinlichkeit der Vorbereitung einer baldigen Offensive.
TAG 395 – SAMSTAG, 25.MÄRZ 2023
Keine nennenswerten offiziellen Geländeverschiebungen in den letzten 48 Stunden, dafür aber heftige und zahlreiche Gefechte entlang der gesamten Frontlinie mit den Schwerpunkten Torske, Bilohorivka, Bakhmut, Avdiivka und Vuhledar.
Wie erfolgreich war Putins “3-Tage-Krieg” bisher? | |
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Dauer: | 13 Monate |
Siege: | 0 |
Freunde: | 0 |
Verluste: | 169.000 Mann, 2000+ Panzer |
Sanktionen: | 12.685 |
Grenze mit NATO: | Um 1.300km gewachsen |
Wirtschaft: | Am Boden |
Währung: | Künstlich gehaltene Zombiewährung |
Öl- & Gaseinnahmen: | Allzeit-Tief |
Haftbefehle: | 2 |
Gesucht in: | 123 Ländern |
Technologie: | Rückfall in die 1950er Jahre |
Rüstungsindustrie: | Russische Waffen gelten als völlig veraltet |
Ansehen: | Die ganze Welt lacht über Russen |
NATO: | Stärker als zuvor |
EU: | Einiger als zuvor |
Die wichtigste Aufgabe in einem Krieg ist es, dem Gegner keine Probleme, sondern Dilemmas zu bereiten. Der Unterschied: für ein Problem gibt es eine Lösung. Vor einem Dilemma hingegen steht man, wenn alle Auswege daraus zu einem gleichermaßen negativen Ergebnis führen, der Gegner also eigentlich nur die Wahl zwischen Pest und Cholera hat.
Im Fall des Ukraine-Krieges hat Russland sich nun selbst ein Dilemma geschaffen: die Winteroffensive ist verpufft, die Front stagniert. Um nicht nur der kurz bevorstehenden ukrainischen Offensive gegenhalten, sondern vielleicht sogar noch weitere Geländegewinne erzielen zu können, bräuchten die Russen mehr Soldaten. Man geht davon aus, dass mindestens weitere 400.000 Mann benötigt werden, um dem Druck der Ukrainer gegenwirken zu können und das Momentum wieder auf die russische Seite zu ziehen.
Aber woher nehmen? Eine weitere Mobilisierung wäre nicht nur äußerst unpopulär und der Bevölkerung nur schwer zu vermitteln (schließlich befindet man sich ja offiziell gar nicht in einem “Krieg”, sondern nur in einer “militärischen Spezialoperation”). Sie hätte zudem weitere Abwanderungswellen zur Folge, abgesehen davon, dass Russland eh schon vor einer demographischen Katastrophe steht, da ihm mittlerweile an allen Ecken und Enden junge, gut ausgebildete Arbeitskräfte fehlen.
Da gäbe es noch die Möglichkeit einer “verdeckten” Mobilisierung, die tatsächlich auch bereits in den letzten Monaten genutzt wurde: Männer im geeigneten Alter erhalten einfach ein Schreiben (oder werden direkt an ihrem Arbeitsplatz aufgesucht), ohne das in der Öffentlichkeit viel Wind darum gemacht wird. Straftäter werden mehr oder weniger “sanft” dazu gedrängt, ihre Zelle gegen den Schützengraben zu tauschen. Auf Dauer bleibt aber auch das nicht geheim – knapp 170.000 Kriegsopfer lassen sich beim besten Willen nicht verheimlichen, die heimischen Friedhöfe wachsen und wachsen, selbst wenn die Leichen vieler russischer Kriegsopfer nie geborgen, noch in der Ukraine verbrannt oder einfach nicht registriert werden, um die offizielle Zahl der Gefallenen möglichst niedrig zu halten.
Und dann ist da noch das Problem, diese zusätzlichen Soldaten auszurüsten. Das hat bisher schon nicht wirklich funktioniert – man sah Soldaten in zivilen Halbschuhen, mit antiken Mosin-Nagant Repetierern, Plastikhelmen und Airsoft-Schutzwesten, die höchstens Plastikkügelchen aufhalten.
Auch die Zeit ist ein Problem – denn die Offensive der Ukraine steht kurz bevor. Selbst wenn Russland noch einige hunderttausend Mann mobilisieren könnte, müsste dies schnell geschehen. Sehr schnell. Für eine Ausbildung bliebe dann keine Zeit mehr, was – wir haben es bereits gesehen – dazu führt, dass der russische Artillerist einfach nur ins Blaue hinein schießt, weil ihm niemand beigebracht hat, wie man eine ballistische Flugbahn berechnet. Oder dass Panzerfahrer in einem zweiwöchigen Crashkurs ausgebildet werden und später im Gefecht panisch herummanövrieren und die eigenen Männer zu Tode quetschen (siehe die Schlacht von Vuhledar).
So oder so – Russland steckt nach seiner verpufften Winteroffensive in einem perfekten Dilemma.
TAG 394 – FREITAG, 24.MÄRZ 2023
Bakhmut hält weiterhin stand, es gelingt weder Wagner- noch regulären russischen Truppen, die Stadt einzunehmen und den Kessel zu schließen. Aber nicht nur dort, an der gesamten Front in der Ukraine konnten die Russen in den letzten Tagen keinerlei Geländegewinne mehr machen. Es scheint, als wäre die “große russische Frühjahrsoffensive” bereits völlig zum Erliegen gekommen. Stattdessen sind die Verluste der Russen in den letzten Wochen so hoch wie seit Februar 2022 nicht mehr, die Marke der Verluste auf russischer Seite hat jüngst die 160.000er Marke überschritten. Mit jedem einzelnen Tag des Krieges verliert Russland meist über eintausend Soldaten, um buchstäblich nichts zu erreichen. Alles, was Russland in den letzten Monaten unter horrenden Verlusten erreichen konnte, war die Einnahme einer kleinen Ortschaft namens Soledar.
Wagner-Führer Prigozin denkt nun laut darüber nach, seine Truppen aus der Ukraine abzuziehen und sie in Afrika einzusetzen, insbesondere in Hinblick auf eine bald bevorstehende, große Gegenoffensive der Ukrainer.
Der Krieg gegen die Ukraine hätte den Wagner-Soldaten Ruhm, Ehre und einen vollen Geldbeutel bringen sollen – stattdessen hat er sich für die private Söldnertruppe, die selbst nach russischem Gesetz eigentlich illegal ist, zu einem wahren Desaster entwickelt und letztendlich dafür gesorgt, dass Prigozin sich mit seinem Hauptsponsor, dem Kreml, überwirft. Mittlerweile stark dezimiert bis auf einen kleinen Kern, wurde den Wagneriten in der Ukraine gezeigt, wie es sich gegen einen Gegner kämpft, der sich auch wehrt – statt nur auf unbewaffnete Zivilisten zu schießen oder Krankenhäuser in Syrien zu bombardieren. Ukraine war für Wagner nicht nur ein Reinfall, sondern eine Nemesis. Was von Wagner übrig bleibt, wird künftig dann wohl nur noch Zivilisten in afrikanischen Diktaturen massakrieren und dort weitere Kriegsverbrechen begehen. Schließlich macht das Morden einfach mehr Spaß, wenn der Gegner sich nicht ständig wehrt.
TAG 393 – DONNERSTAG, 23.MÄRZ 2023
Wie jetzt – euch waren die T-64 Panzer, die Russland vor einigen Wochen an die Front in die Ukraine schickte, immer noch zu modern? Dann haben wir gute Nachrichten, denn nun schickt Russland bereits T-54/55 an die Front. Das sind Panzer, die in den 50ern des letzten Jahrtausends hergestellt wurden und somit älter sind, als Putin selbst. Zur Erinnerung: zu diesen Zeiten gab es in Deutschland noch in den meisten Mietswohnungen Etagenklos, die man sich mit dem Nachbarn teilte. Also so, wie in Russland heute noch.
Während die Ukraine über immer modernere Waffen verfügt, scheint in Russland die Zeit rückwärts zu laufen. Soldaten sind mit uralten AK-47 bewaffnet, oft sogar nur mit antiken Mosin-Nagant Repetiergewehren, die zu einer Zeit entwickelt wurden, als Russland noch einen Zar hatte (bevor es diesen uns seine gesamte Familie umbrachte). So viel zur “zweitbesten Armee der Welt”. Tatsächlich stellte sich heraus, dass viele russische Panzer nur auf dem Papier existierten oder unter der Hand in andere Länder – oder gar an Privatpersonen – verkauft wurden. Was im korrupten Lande blieb, wurde schlecht gelagert und manchmal einfach nur in die Steppe gestellt, wo es Jahrzehnte lang dem Wetter ausgesetzt war.
Die kläglichen Ãœberreste seiner angeblich gewaltigen Panzerflotte sucht Russland nun in Depots und Abstellhalden im ganzen Land zusammen, um sie in nur noch drei verbliebenen Fabriken (Omsktransmash, sowie das 61. und 103. Panzerreparaturwerk) wieder instand setzen zu lassen. Die anderen Reparaturwerke setzen andere Fahrzeuge – also keine Panzer – instand.
Schätzungen zufolge kann Russland so bis zu 600 Panzer im Jahr wieder zusammenflicken. Seit Beginn der russischen “Winteroffensive” (wenn man das überhaupt so nennen kann) verliert Russland im Schnitt acht Panzer am Tag. Macht im Monat 240 Panzer, macht pro Jahr 2920 von den Ukrainern zerstörte Panzer – und hier sind noch nicht mal jene mitgezählt, die durch Verschleiß oder Defekt ausfallen. Dagegen wirken die 600 Stück, die sie jährlich aus völlig überlagerten und veralteten Panzern wieder zusammenflicken, fast schon schäbig. Zudem die wiederinstandgesetzten Panzer weit entfernt von allen bekannten modernen Standards sind und meist nicht über eine Zielautomatik, geschweige denn Thermalsicht oder auch nur einer vernünftigen Panzerung verfügen.
Nachdem Russland nun also schon verzweifelt seine antiken Panzer in den Ring schickt, wird es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis wir auch den guten, alten T-34 an der Front sehen, gegen den schon unsere Opas im 2. Weltkrieg gekämpft haben. Was danach kommt, lässt sich nur raten – Pferdegespanne vielleicht?
Und dann gibt es in Igorland ja auch noch dieses kleine Drogen- bzw. Alkoholproblem…
Während Putin sich nur nachts auf menschenleeren Straßen in Mariupol bewegt, die weit genug von der Front entfernt sind, so dass sie außerhalb jeglicher Artilleriereichweite der Ukraine liegen und sich dort mit einer kleinen Gruppe ausgewählter Statisten unterhält, während eine aufgebrachte Ukrainerin aus einem Fenster “Das ist alles nur Show!” ruft, besucht Präsident Zelensky die Front bei Bakhmut, während quasi um ihn herum die Mörsergranaten einschlagen, um dort Orden an die tapferen Kämpfer zu verleihen. Diese stehen im Ãœbrigen allesamt bewaffnet vor ihrem Präsidenten – etwas, das Putin aus Angst niemals zulassen würde.
Menschlicher und nahbarer kann ein Präsident nicht sein – erst recht nicht, wenn man mit Soldaten während der Fahrt noch einen spontanen Besuch in der Tankstelle absolviert – jedes Land hat eben die Führung, die es verdient:
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TAG 391 – DIENSTAG, 21.MÄRZ 2023
TAG 390 – MONTAG, 20.MÄRZ 2023
TAG 389 – SONNTAG, 19.MÄRZ 2023
In den letzten Tagen konnten russische Truppen in Bakhmut kaum noch Geländgewinne verzeichnen. Wider Erwarten gelingt es den ukrainischen Truppen derzeit, die Stadt zu halten und sich mit Nachschub zu versorgen. Da die Russen in Bakhmut selbst kein Gelände gewinnen können, versuchen sie, die Stadt südlich und vor allem nördlich zu umgehen – auch das mit sehr bescheidenem Erfolg.
Dass Bakhmut noch immer nicht eingenommen werden konnte, liegt den Russen wie ein Stein im Magen – denn obwohl der Ort keine wirklich herausragende strategische Bedeutung besitzt, hatte man in Moskau schon alles für eine große Propaganda-Feier vorbereitet, mit der die Einnahme Bakhmuts künstlich aufgeblasen und als “großer Sieg” verkauft werden sollte. Aus diesen Plänen wurde bisher nichts, es gibt weder Feiern, noch sonst irgendwelche positiven Nachrichten von der Front, die Putin seinem Volk derzeit melden könnte und die nicht frei erfunden sind. Im Gegenteil – Bakhmut hat sich längst zu einem Desaster für die Russen entwickelt. Viele Monate wurde um diesen Ort gekämpft, bis zu 50.000 russische Soldaten nur für diesen Frontabschnitt geopfert, für nur wenige Meter Geländegewinn. Ein Desaster, dass Moskau aber bis zuletzt noch als Erfolg verkaufen wollte.
Es scheint, als hätten die russischen Streitkräfte den Kulminationspunkt ihrer Offensivkraft bereits überschritten. Mehrere Tage in Folge wurde eine Abschwächung russischer Angriffe gemeldet. Dies kann aber auch nur auf ein temporäres Logistik- oder Munitionsproblem der Russen hindeuten. Dass sie aber nicht einmal mehr fähig zu sein scheinen, eine Kesselöffnung von nur 2km Breite zu schließen, spricht nicht gerade für die verbliebene Angriffskraft der Russen. Dennoch toben in und um Bakhmut immer noch schwere Kämpfe und eine Einnahme der Stadt durch die Russen ist weiterhin nicht auszuschliessen. Auf Luftunterstützung können die Russen in Bakhmut allerdings kaum noch zurückgreifen, nachdem die ukrainischen Streitkräfte fähige Luftabwehrsysteme vor der Stadt postiert haben.
Währenddessen stoßen ukrainische Truppen immer wieder an verschiedenen Punkten der südlichen Front tief in den Süden vor, um Schwachpunkte für eine mögliche, bald anstehende Offensive zu ertasten, die, je nach Wetter und Geländebeschaffenheit, in etwa zwei bis vier Wochen zu erwarten ist.
TAG 387 – FREITAG, 17.MÄRZ 2023
Es wird immer enger im Kessel von Bakhmut – doch die Ukraine hält das Nadelöhr, durch dass seine Truppen im Kessel versorgt werden, bsiher erfolgreich offen. Interessanterweise gibt es auch unter Russen nicht wenige Stimmen, die nun zu der Meinung gekommen sind, dass eine komplette Einkesselung Bakhmuts nicht möglich sei. Tatsächlich sind die täglichen Verluste der Russen hier weiterhin extrem hoch und man spricht bereits von einem “russischen Bermuda-Dreieck”: Russen gehen hinein – aber kommen seltsamerweise nicht mehr heraus.
Ob überhaupt, und wie effizient der “Meat Grinder” Bakhmut ist, kann momentan niemand mit Gewissheit sagen, da der ukrainische Generalstab die Zahlen verwundeter und gefallener auf ukrainischer Seite nicht veröffentlicht. Genau das wäre aber der primäre Parameter, um die Effektivität des Fleischwolfs zu beurteilen. Unbestritten ist lediglich, dass die Russen hier täglich enorme Verluste erleiden.
Skurriles Detail:
Ukrainische Drohnen haben beim Zählen der vielen russischen Leichen in und um Bakhmut herum immer wieder russische Soldaten gefunden, die statt Gewehren nur Stöcke in den toten Händen hielten. Die Aufnahmen liegen vor, obwohl wir sie an dieser Stelle aus nachvollziehbaren Gründen nicht zeigen.Ebenso existieren Aufnahmen von in Gefangenschaft geratenen russischen Soldaten, die noch nicht einmal Armeestiefel, sondern lediglich zivile Halbschuhe tragen! Ein Land, dass seine Soldaten nicht nur schlecht, sondern völlig ohne Ausrüstung in den Kampf und somit sicheren Tod schickt, zeigt, wie sehr ihm das Leben seiner Einwohner am Herzen liegt.
Russland hat derzeit angeblich 160.000 Mann an der Front – möchte diese Zahl aber auf 400.000 aufstocken, weil es befürchtet, den Krieg nicht zu gewinnen. Man darf gespannt sein, ob die letzten mobilisierten dann überhaupt noch Armeekleidung tragen, oder aus Mangel an Ausrüstung direkt in ihrer zivilen Kleidung oder mit Anzug und Krawatte an die Front geschickt werden.
Mehrere russische Quellen behaupten, dass die Ukrainer bei einem Angriff in der Nähe von Polohy, in der Saporischschja-Region der Südfront, gepanzerte Fahrzeuge einsetzen, möglicherweise zur Aufklärung durch Beschuss oder für einen “Durchbruchsversuch”, der den Beginn einer Offensive andeuten könnte. Die Rasputiza neigt sich dem Ende, Das Gelände wird wieder stellenweise passierbar – die bisher relativ statische Südfront wird nun heiss.
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TAG 385 – MITTWOCH, 15.MÄRZ 2023
Auch wenn russische Truppen in Bakhmut täglich nur noch meterweise vorrücken – sie rücken vor. Mittlerweile wird der Kessel dort immer enger, die Versorgung der ukrainischen Truppen darin nutzt derzeit ein Nadelöhr, das nicht einmal mehr zwei Kilometer breit ist, also quasi unter ständigem feindlichen Feuer steht.
So effizient der “Meat Grinder” auch gewesen sein mag, langsam ist es wohl an der Zeit, den Kessel zu leeren und das mittlerweile komplett zerstörte Bakhmut den Russen zu überlassen, während die Ukrainer sich in die mittlerweile gut ausgebauten Verteidigungslinien westlich der Stadt zurückziehen und vor allem die Strasse nordwestlich über Pryvillia nach Sloviansk schützen. Letzteres sollte oberste Priorität haben. Ein Verbleiben in Bakhmut scheint derzeit nur noch wenig Sinn zu ergeben und man wird sehen, wie die militärische Führung darüber denkt.
Eine weitere Alternative, um eine Schließung des Kessels zu verhindern, wäre eine sehr baldige Offensive, um Bakhmut zurück zu erobern. Das aber wäre im Grunde nur eine Verschwendung von Kräften, denn eine Offensive im Süden – Richtung Mariupol oder Melitopol – wäre nicht nur wichtiger, als eine Rückeroberung Bakhmuts, sondern sogar von strategischer Bedeutung. Die Ukraine MUSS in den Süden bis ans Azovsche Meer stechen. Ohne eine solche Offensive ist eine Befreiung des Süden oder gar der Krim nicht möglich.
Bakhmut ist dagegen lediglich von symbolischer Bedeutung und man kann nur hoffen, dass die Ukraine hier nicht wertvolle Truppen verheizt, die einen wichtigen Beitrag in einer Offensive Richtung Süden leisten könnten.
TAG 383 – MONTAG, 13.MÄRZ 2023
Zum dritten mal in kurzer Zeit haben die Russen nun ihren eigenen Sterberekord durchbrochen. Nach ukrainischen Angaben starben gestern 1090 russische Soldaten im Kampf an der ukrainischen Front. Wir gratulieren.
Wagner-Kräfte haben punktuell den Bakhmutka nach Westen überschritten, so dass nun direkte Kämpfe in der Ortsmitte stattfinden. Währenddessen massiert die Ukraine Kräfte im Westen von Bakhmut. Russische Quellen sprechen von einer geplanten, großen Gegenoffensive der Ukrainer. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die massierten ukrainischen Kräfte westlich von Bakhmut einen eventuell nötigen geordneten Rückzug decken, um dann effektiv neue Verteidigungslinien westlich der Stadt zu schützen und so zu verhindern, dass der Russe nach der Einnahme von Bakhmut weiter nach Westen vordringen kann. Noch aber hält Bakhmut und es wird heftig darum gekämpft. Die Russen lassen hier derzeit bis zu 500 Tote pro Tag. Die Felder sind voll von Leichen, während Russland neue Soldaten, zusammengepfercht in Rinderwagons, an die Front karrt – ganz wie zu Zeiten des WW2.
Wenn Jammer-Ossis und Putinversteher in deiner Nähe mal wieder der Meinung sind, das “böse, imperialistische” Amerika führe ja nur ständig Kriege – beweise ihnen das Gegenteil:
Tatsächlich gab es so gut wie keinen einzigen Tag seit Bestehen der russischen Föderation, an dem sich diese nicht in einem Krieg befand oder an einem solchen beteiligte – so viel also zum “kriegswütigen Amerika”. Und es gibt noch zwei bedeutende Unterschiede zwischen den USA und Russland: die USA ziehen sich wieder zurück, nachdem sie einen Krieg gewonnen und die Demokratie in einem Land wieder hergestellt wurde. Russland dagegen okkupiert das umkämpfte Land in der Regel, um es sich einzuverleiben und danach zu “russifizieren”.
Der letzte Unterschied betrifft die Art der Kriegsführung: während die USA bestrebt sind, einen Krieg so schnell wie möglich zu entscheiden und deshalb vor allem strategisch wichtige Ziele mit Präzisionswaffen eliminiert, führt Russland per se einen Krieg mit der Zivilbevölkerung eines Landes, um diese “zu zermürben” – einschließlich der Vergewaltigung und gezielten Ermordung von Zivilisten. Dass diese, seit dem WW2 von Russland angwandte Taktik, schon zu Hitlers Zeiten nicht funktioniert und nur die Wut der Deutschen weiter angestachelt hat, hat der Russe anscheinend bis heute nicht wirklich verstanden.
TAG 382 – SONNTAG, 12.MÄRZ 2023
Der Fleischwolf funktioniert. 59 getötete russische Soldaten auf einem Feld bei Bakhmut.
Wie viele von ihnen haben vor ihrem Eintritt in die ewigen Jagdgründe noch an Putins Narrative vom “Kampf für die Freiheit Russlands”, dem “Kampf gegen Nazis und Satanisten” geglaubt und sich für Helden gehalten?
Es spielt keine Rolle, denn kein einziger von ihnen hätte dort sein sollen – und nicht einmal müssen. Da in Russland noch kein Kriegsrecht ausgerufen wurde und der “Krieg” weiterhin nur eine “militärische Spezialoperation” ist, hätte jeder einzelne von ihnen gegen seine Mobilisierung juristischen Widerspruch einlegen können. Aber Russen sind eben Zombies, Kinder eines grausamen Systems, das sich immer noch der Psychologie des Teufels Stalins bedient. Was der Staat sagt, wird getan. So steht es in russischen Genen. Hinterfragt wird nichts. Und so enden die Söhne Russlands als Dünger auf ukrainischen Feldern und düngen Weizen, der später die Welt ernährt. Ein schöner Kreislauf.
Die enorm hohen Verlustraten in und um Bakhmut bedeuten aber auch, dass Wagner PMC, die bis vor kurzem den Großteil russischer Kräfte dort stellten, langsam ausblutet. Da die Söldnertruppe seit einiger Zeit nicht mehr auf ihre wichtigste menschliche Ressource – Schwerkriminelle aus russischen Gefängnissen – zurückgreifen darf, gehen ihr nun langsam die Kämpfer aus. Ohne das Kanonenfutter aus Gefängnissen und Psychatrien stellt die Wagner-Truppe selbst nur etwa 10.000 Mann. Von denen sind viele in der Regel sehr gut ausgebildet und verfügen über Kampferfahrung aus Russlands Kriegen, sind aber nur schwer zu ersetzen, weshalb man bisher fast nur rekrutierte Verbrecher an die Frontlinie geschickt hat. Nun müssen die “Musiker” selbst in den Fleischwolf und es ist nur eine Frage Zeit, bis die Truppe sich dadurch im Kern deutlich dezimiert hat. Ist das der Grund, warum Wagner eine “operative Pause” ausgerufen hat?
Die Rekrutierung neuer Söldner läuft für Wagner ebenfalls denkbar schlecht – denn in Russland wird bereits eine neue, private Söldnergruppe mit finanzieller Unterstützung des Kremls und des Gazprom-Konzerns gebildet. Diese zahlt angeblich Sold in doppelter Höhe und wirbt damit der Wagner-Truppe nicht nur Söldner ab, sondern erschwert ihnen auch die Rekrutierung neuer Mitglieder.
Dass Wagner-Chef Prigozhin bei Putin in Ungnade gefallen ist, ist kein Geheimnis mehr und man fragt sich bereits, aus welchem Fenster er demnächst “versehentlich” fallen könnte. Spannender ist die Frage, was nach Wagner kommen wird und ob der Niedergang Wagners eine Lücke an der Front hinterlassen würde, in die die Ukrainer mit einer Offensive stechen könnten?
TAG 381 – SAMSTAG, 11.MÄRZ 2023
In den letzten Tagen kaum Geländeveränderungen in und um Bakhmut, ausser dass russische Kräfte nun bis an den Bakhmutka herangerückt sind, nachdem den die Ukrainer vor Tagen in einem geordneten Rückzug den Stadtteil östlich des Flusses verlassen haben. Die Nachschubversorgung der ukrainischen Truppen funktioniert, ist allerdings mitunter schwierig, da die Wege je nach Wetterlage und Geländebeschaffenheit variieren.
Da die private Söldnergruppe Wagner nun keine Schwerverbrecher aus russischen Gefängnissen mehr anheuern kann und dennoch täglich große Verluste in Bakhmut erleidet, schrumpft die Mannstärke der Truppe zusehends. Wagner-Chef Prigozhin dachte in einer seiner letzten Videobotschaften laut darüber nach, “Patrioten” aus Boxclubs und anderen Sportvereinen zu rekrutieren. Wir sehen also vielleicht bald die ersten russischen Leichen in blauen Adidas-Streifenblunsen an der Front. Währenddessen hat Wagner nun bekannt gegeben, eine “operative Pause” einzulegen. Dies mag daran liegen, dass Putin Prigozhin in letzter Zeit an einer extrem kurzen Leine hält, aber auch daran, dass die Wagner-Truppe derzeit kaum noch Munition erhält.
Nicht nur der Wagner-Truppe scheint mehr und mehr die Munition auszugehen, auch in den regulären russischen Streitkräften mehren sich die Beschwerden über einen Mangel an Artilleriemunition. Rückte Russland vor einem Jahr noch mittels einer alles vernichtenden “Feuerwalze” seiner Artillerie nach vorne, ist dies nun aus Mangel an Munition längst nicht mehr möglich. Deshalb stagnieren seit Wochen und Monaten auch die russischen Geländegewinne.
Hauptproblem des Mangels an Artilleriemunition auf russischer Seite sind u.a. eine schlechte Logistik, Zerstörungen der frontnahen Waffendepots durch ukrainische Präzisionstreffer, Korruption in den russischen Streitkräften (Munition wurde in größerem Masse unter der Hand verkauft, ohne dass dies in offiziellen Beständen vermerkt wurde), sowie schlicht überlagerte Munition, die nach Jahrzehnten falscher Lagerung nun verrostet oder nicht mehr benutzbar ist.
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TAG 377 – DIENSTAG, 07.MÄRZ 2023
Zeit für ein bisschen Nostalgie – erinnert ihr euch noch, wie die “zweitbeste Armee der Welt” vor einem Jahr in die Ukraine einmarschierte? Als “Elitesoldaten” ein ukrainisches Hochhaus infiltrieren wollten und dabei so blöd waren, den Aufzug zu benutzen? Als der Hausmeister das über die Ãœberwachungskameras sah, stellte er dem Lift einfach den Strom ab. Und diese Pappkameraden hatten noch Glück im Vergleich zu ihren Kollegen, die heute an die Front geschickt werden. Schaut mal, wie toll die ersten “Margen” Russensoldaten noch angezogen waren. So mit Streifen und allem drum und dran. Wow. Was ist nur innerhalb eines Jahres aus dieser Armee geworden?
TAG 376 – MONTAG, 06.MÄRZ 2023
Der Kampf um Bakhmut geht weiter, die russischen Kräfte konnten in den letzten beiden Tagen nur noch minimale Geländegewinne verzeichnen. Die Nachschublage der ukrainischen Truppen in Bakhmut ist momentan gesichert. Bis zu 500 russische Soldaten sterben derzeit täglich im “Meat Grinder” Bakhmut nach ukrainischen Angaben, während sie immer weiter versuchen, den Ort endlich einzunehmen.
TAG 374 – SAMSTAG, 04.MÄRZ 2023
Ukrainische Truppen haben sich aus dem Ostteil der Stadt über den Fluss Bakhmutska nach Westen zurückgezogen und hinter sich die Brücke gesprengt. Somit haben die Ukrainer sich zumindest in den Westteil der Stadt zurückgezogen und solche Stellungen im Osten der Stadt aufgegeben, die nur schwer oder mit zu hohen Verlusten zu halten gewesen wären.
Laut ukrainischen Angaben soll die Verlustratio in Bakhmut derzeit 1:7 betragen (sieben getötete Russen für einen getöteten Ukrainer). Selbst die konservativsten Schätzungen gehen mindestens von einer Ratio von 1:3 für die Ukraine aus. Die ist einer der Gründe, warum die Ukraine so lange wie möglich am “Fleischwolf Bakhmut” festhalten möchte – weil man weiß, dass die Russen den Sieg über diese kleine Stadt so dringend für ihre Propaganda brauchen, dass ihnen ihre Verluste dabei sprichwörtlich egal sind.
Ein kompletter Rückzug findet nach Angaben des ukrainischen Generalstabes noch nicht statt – welcher einen solchen aber natürlich auch nicht vorher ankündigt. Allerdings sollen weitere ukrainische Truppen aus Bakhmut abgezogen worden sein, während Spezialkräfte in die Stadt beordert wurden. Dies legt nahe, dass zumindest teilweise ein geordneter Rückzug von Truppen eingeleitet wird.
Der russische Außenminister und Märchen-Opa Lavrov behauptet in einer Diskussion vor indischem Publikum, dass Russland nur den Krieg beenden möchte, der gegen ihr Land von anderen begonnen wurde – was zu spontanen Lachanfällen im Publikum führt. Russenlügen sind für den Rest der Welt, dessen IQ sich in den letzten 80 Jahren ja merklich weiterentickelt hat, einfach nur noch drittklassige Kindergarten-Comedy. Wer also einen Clown für den nächsten Kindergeburtstag bestellen möchte – einfach mal im Kreml anrufen ☎
TAG 373 – FREITAG, 03.MÄRZ 2023
Bakhmut hält. So schlecht es für die Russen gerade laufen mag, einen wichtigen Erfolg konnten sie diese Woche dennoch für sich verbuchen: die Marke von 150.000 in der Ukraine getöteten russischen Soldaten wurde geknackt!
Wir gratulieren vor allem dem russischen Kommandanten Rustam Muradow, der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin am Freitag überraschend zum Kommandeur des Militärbezirks Ost befördert wurde.
Muradows Beförderung wurde eine Woche nach der großen Niederlage der Armee der Angreifer bei Vuhledar bekannt, wo durch seine Unfähigkeit zwei Elitebrigaden der russischen Marine und 137 Panzer und Armeefahrzeuge fast vollständig zerstört wurden:
Als Dank dafür wurde der 50-jährige Muradow nun, Träger des Ordens der Tapferkeit und des Ordens für Verdienste um das Vaterland in drei Stufen, von Putin in den Rang eines Generalobersts erhoben, schreibt die Moscow Times. Wenn Russland Inkompetenz mit den höchsten Orden belohnt, erklärt sich eigentlich von selbst, weshalb so viele seiner Soldaten den Weg in jenseitige Dimensionen finden:
Dass allerdings auch die Ukraine schwere Verluste erlitten hat, soll an dieser Stelle nicht verschwiegen werden:
150.000 getötete Russen sind eine Hausnummer. Damit hätte man alle Strandbars auf der Insel Phuket füllen können. Man munkelt , dass man in der Hölle mittlerweile fast nur noch russisch spricht. Dort soll man nun auf mehr Russen treffen, als am Strand von Hurghada. Getreide aus der Ukraine dürfte dieses Jahr dadurch besonders Proteinhaltig ausfallen, denn an Dünger herrscht auf ukrainischen Äckern derzeit kein Mangel.
TAG 372 – DONNERSTAG, 02.MÄRZ 2023
Dieser Soldat hatte Glück – ein 30mm panzerbrechendes Projektil ist aus unerfindlichen Gründen in seiner Weste stecken geblieben, ohne ihn ernsthaft zu verlezten:
Noch ein Glückspilz – das Projektil ist in der Plastikschnalle seines Slings stecken geblieben. Ein Gegenstand, der nur wenige Cent kostet, hat ihm heute das Leben gerettet:
Und an manchen Tagen bleibt man lieber im Bett, weil man einfach nur Pech hat. Wäre dieser Russe hier zuhause geblieben, anstatt gegen Ukrainer zu kämpfen, wäre er an diesem Tag wahrscheinlich nur in Hundescheisse getreten:
TAG 371 – MITTWOCH, 01.MÄRZ 2023
Diese Karte zeigt die Geländegewinne der Russischen Streitkräfte in der Ukraine seit Jahresbeginn 2023. Seitdem hat sich die Frontlinie kaum verändert, obwohl die Russen alleine in den ersten beiden Monaten dieses Jahres nach ukrainischen Angaben 50.000 Mann verloren haben. Somit entspricht dies eigentlich der perfekten Definition eines Pyrrhussiegs:
Die derzeitigen Hotspots mit den heftigsten Kämpfen liegen genau entlang der im Bild sichtbaren Frontlinie: Kreminna im Nordosten, Bakhmut im Osten, etwas weiter südlich Avdiivka und im Süden Vuhledar (Ugledar).
Obwohl die strategische Bedeutung des längst völlig zerstörten Ortes Bakhmut nur von überschaubarer Bedeutung ist und er mittlerweile von drei Seiten durch die Russen eingekreist ist, halten die Ukrainer an der Verteidigung der Stadt fest, da hierdurch nicht nur tägliche hunderte russische Soldaten außer Gefecht gesetzt und die russischen Streitkräfte so geschwächt werden, sondern auch, um den ukrainischen Truppen einige Kilometer westlich von Bakhmut das Einrichten neuer Verteidigungslinien zu ermöglichen. Sollte Bakhumt demnächst eingenommen werden, gehen die Kämpfte dann einfach ein paar Kilometer westlich weiter. Am Kriegsverlauf wird das für die Russen nicht viel ändern – außer dass der Kreml ein symbolisches Propagandaziel präsentieren kann.
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