Die Sommeroffensive geht langsamer voran, als vielen Politikern recht ist – allerdings konnten die Russen sich auch nur dank zögernder Politiker so fest eingraben. Was wird der Herbst bringen? Vielleicht sogar einen verzweifelten Sturm der Ukrainer auf die Krim, wie man munkelt?
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TAG 610 – DIENSTAG, 31.OKTOBER 2023
Herzlichen Glückwunsch! Man hätte es nicht besser treffen können: pünktlich zu Halloween und nach über 600 Tagen Angriffskrieg hat Russland nun schon 300.000 seiner Soldaten über den Jordan und von dort aus direkt in die Hölle geschickt, wo sie sich in Ruhe am muckeligen Lagerfeuer überlegen können, ob sie im nächsten Leben wieder so bekloppt wären, für einen Diktator in den Krieg zu ziehen. Wir entschuldigen uns in aller Form bei den Betreibern der höllischen Sphären, wo man nun wohl nicht mehr ohne eine russische Übersetzungs-App auskommt. Niemand hat gerne russische Touristen am Hals. Aber hey, so ist das eben in dieser Branche 😉
Und zur Feier des Tages hier zwei besondere Baumwoll-Schmankerl. Das erste zeigt einen Geschützturm-Weitwurf, der zwar nicht an den amtierenden Weltrekord herankommt, dafür aber optisch die Note 10 von 10 bekommt. Das zweite zeigt die spektakuläre Explosion eines russischen UR-77 „Meteroit“ Minenräumers:
TAG 609 – MONTAG, 30.OKTOBER 2023
Die russische Armee bereitet sich auf einen Angriff auf die Kokerei von Avdiivka vor (roter Kreis). In einem Bericht des ISW eißt es, dass die russische Armee einen erheblichen Teil ihrer Kampfkraft um Awdijiwka konzentriert habe, insbesondere verfüge sie über 40.000 Mann in diesem Gebiet und verlegt weiter zusätzliche Kräfte in das Gebiet.
Dass den Russen kurz vor der Winterphase noch einmal einfällt, man könne doch einen neuen Fleischwolf eröffnen, hat mittlerweile fast schon Tradition. Avdiivka selbst ist dabei nur ein Ziel von mäßiger strategischer Bedeutung, den Russen geht es hier vor allem um symbolische Geländegewinne – mal wieder. Dieses irrationale Verhalten ist ganz klar die Schwachstelle autokratischer Systeme. Ob das die hohen Verluste auf russischer Seite rechtfertigt? Mittlerweile sieht die Gegend um Avdiivka nämlich so aus (Achtung, auf den folgenden Bildern sind sehr viele „gute“ Russen zu sehen – ihr wisst mittlerweile ja, was wir damit meinen):
Die meisten von ihnen wurden mit minimaler oder sogar gar keiner Ausbildung an die Front geschickt. Hinter ihnen stehen meist Blockadetruppen – also eigene „Kameraden“, die sie sofort erschießen, wenn sie aufgeben, sich ergeben oder wieder zurückziehen sollten. Willkommen in der russischen Welt, in der ein Clown, ebenfalls ohne jede praktische Kampferfahrung, seine Landsleute fröhlich in den Tod schickt, als gäbe es kein Morgen 👍
Währenddessen versucht das russische Militär täglich mit immer absurderen Abschußstatistiken das eigene Volk bei Laune zu halten. Wenn es nach ihrer Propaganda ginge, hätte man mittlerweile mehr ukrainische Flugzeuge abgeschossen, als diese jemals hatte und mehr Leoparden zerstört, als jemals produziert wurden. Glaubt man den Russen, sähe ihr Trophäenschrank mittlerweile so aus:
Währenddessen feiert die Produktion russischer Ladas quasi Rekordzahlen – denn seit Beginn des Krieges dürfen sich bereits 3040 Offizierswitwen über einen neuen Lada im Austausch gegen ihren – eh meist besoffenen und prügelnden – Ehemann freuen. Wir sagen herzlichen Glückwunsch! Weniger Glück haben dagegen die Witwen niederrangiger Soldaten. Die bekommen von ihrem Bezirksverwalter in der Regel einen Sack Kartoffeln oder – mein persönlicher Favorit und tatsächlich dokumentiert – ein edles Rasierset 🤦♂️
Es gibt sie noch, die russischen Spitzensportler von Weltrang. Dieser hier entschied sich spontan, den Weltrekord im Weitsprung zu brechen mit einer sagenhaften Sprungweite von 36.75m – das ist phänomenal! Ob er allerdings gedoped war, ist nicht bekannt. Diesbezügliche Fragen quittiert der gute man bisher mit beharrlichem Schweigen.
TAG 605 – DONNERSTAG, 26.OKTOBER 2023
Nördlich und südlich von Avdiivka gelingt es den Russen momentan, weitere Geländegewinne zu machen, dies allerdings nach wie vor unter hohen Kosten und großem Verlust von Mensch und Material. Nördlich von Avdiivka gelang es ihnen, die höchste Erhebung einzunehmen, den Terrikon. Dieser künstliche Berg mit sehr steilen, fast senkrechten Wänden, entstand durch jahrelange Aufhäufung von Schutt aus einem nahe gelegenen Kokskraftwerk und erlaubt zwar eine weite Sicht über das umliegende Gelände, bietet auf seinem Gipfel aber so gut wie keinen Schutz gegen Beschuss durch Artillerie.
Und so gelang es den Russen kürzlich, eine verbliebene Truppe von ukrainischen Soldaten, die aus unbekannten Gründen nicht recht rechtzeitig vom Bergplateau evakutiert wurden, zu eliminieren und dort die russische Fahne zu hissen. Dieses Hissen der Fahne, der bisher einzige Erfolg der russischen Offensive im Avdiivka-Raum, kostete „nur“ ca. fünftausend russischen Soldaten das Leben und forderte den Verlust von weit über 150 gepanzerten Fahrzeugen.
Doch nur Stunden nach dem Hissen dieser Fahne wurde diese durch eine Drohne der Ukrainer wieder zerstört. Ein dauerhaftes Besetzen des Berges ist aufgrund fehlender Deckung nur schwer möglich, sein strategischer Nutzen deshalb überschaubar. War es das wirklich wert? Zur Zeit ziehen die Russen weitere Truppen aus der nördlichen Kupiansk-Region nach Avdiivka, um hier noch mehr Druck zu erzeugen und bei Avdiivka noch vor dem Einsetzen der Rasputiza möglichst viel Gelände zu gewinnen oder sogar eine Einkreisung der Stadt zu erreichen.
Ukrainische Truppen haben derweil die Kontrolle über eine wichtige Nachschubstraße der Russen am linken Ufer des Dnipro in der Region Kherson übernommen. Dies geschah Berichten zufolge in der Nähe von Pidstepne (20 km östlich von Kherson und 3 km von Dnipro entfernt). Unsere DRG beschlagnahmte angeblich einen Abschnitt der Straße, die die Dörfer Poima, Kozachi Lageri und Krynky verbindet. Damit verlieren die Russen eine von zwei wichtigen Nachschubrouten in dieser Region.
Diese wunderschöne Baumwolle haben wir einem russischen Panzer in der Region Donezk zu verdanken, der spontan entschloss, SpaceX Konkurrenz zu machen und seinen Geschützturm in den Weltraum zu schicken. Da die Russen aber mittlerweile nicht mehr viel drauf haben in der Raumfahrt, kommt das Ding nach nur wenigen Metern wieder auf die Erde zurück.
Immer mehr Menschen, ob Single oder nicht, schlafen lieber alleine in ihrem Bett. Wer hat schon gerne die ganze Nacht einen schnarchenden, schwitzenden Körper neben sich, der sich auch noch ständig bewegt? Für diese Menschen gibt es sog. Seitenschläferkissen – ein Trend, der ursprünglich aus Japan kommt. Dort heißen diese Kissen Dakimakura, was in etwa „Umarmungskissen“ bedeutet. Auch die Ukraine hat diesen Trend längst erkannt und bietet diese mit verschiedenen Motiven an, die für einen wohligen Schlaf sorgen:
TAG 603 – DIENSTAG, 24.OKTOBER 2023
Die Russen scheinen es ernst zu meinen und schicken eine „meat wave“ nach der anderen in die Schlacht, um Avdiivka einzukreisen. So konnten sie in den letzten Tagen trotz enormer eigener Verluste Geländegewinne nördlich und südlich von Avdiivka verzeichnen. Auch wenn diese unter hohen Verlusten für die Russen erkämpft werden, geraten die ukrainischen Truppen hier immer mehr unter Druck. Die russische Führung hat Avdiivka nun mit politischer Symbolkraft aufgeladen und wir wissen, was das bedeutet: wir haben hier wohl ein zweites Bakhmut, bei dem die Russen bereits sind tausende und abertausende ihrer Soldaten zu opfern, um noch vor der Winterphase einen „Erfolg“ vermelden zu können. Schliesslich stehen nächstes Jahr „Wahlen“ an und Opa Putin möchte dem Volk bis dahin etwas vorzuweisen haben, damit die obligatorische Wahlfälschung auch einigermassen glaubwürdig wirkt.
Moment – wir hören gerade, dass für die Wahlen nächstes Jahr überraschenderweise noch weitere Kandidaten zugelassen wurden. Es scheint, als würde sich Russland letztendlich doch noch zu einem demokratischen Musterstaat wandeln:
Überraschenderweise ist es der Ukraine mittlerweile an mehreren Stellen gelungen, den Dniepr zu überqueren und mehrere hundert Mann auf das linke Ufer zu schicken, wo diese sich festsetzen und einen leichten Brückenkopf errichten konnten. Die russischen Besatzungstruppen links des Dniepr sollen nur von „niederer Qualität“ sein, was Kampfkraft betrifft, so dass dies möglich war und der Brückenkopf hier vorerst gehalten werden kann. Für eine wirkliche Offensive auf der linken Seite des Dniepr fehlt den Ukrainern allerdings (noch) schweres Gerät, das nicht so einfach über den Fluss zu bringen ist, wie Infanterie. Defintiv aber meint die Ukraine es mit der Überquerung des Fluss ernst und schickt immer mehr Kräfte auf die linke Flußseite. Auch ein improvisierter Fährbetrieb, mit dem Nachschub herangebracht und Verwundete abtransportiert werden, wurde bereits installiert.
TAG 607 – FREITAG, 20.OKTOBER 2023
„Unterbrich deinen Feind niemals, wenn er gerade Fehler macht.“
Napoleon Bonaparte
Die russische Offensive läuft derzeit gar nicht schlecht. Nur leider nicht für die Russen. Die haben beim ATACMS-Angriff auf die Flughäfen Luhansk und Berdjansk alleine zehn Ka-52 „Alligator“ verloren. Genau, das sind die, die den ukrainischen Bodentruppen solche Probleme bereiten, weil sie Antipanzerraketen aus einer Entfernung von mehreren Kilometern abschiessen. Dazu wurden allein in den letzten zehn Tagen fünf Su-25 Erdkampfflugzeuge der Russen abgeschossen. Und alleine in den letzten 24 Stunden wurden 55(!) russische Panzer und 150(!) gepanzerte Fahrzeuge „entmilitarisiert“.
Russland ist gerade dabei, Völkermord zu begehen – diesmal allerdings an sich selbst. Wenn man sieht, was seit Tagen in der Region Avdiivka abgeht, muß man am Verstand der russischen Führung zweifeln. Leichen über Leichen über Leichen – erschossen, von den eigenen Fahrzeugen plattgefahren, an einem Stück oder in Fetzen. Allein in den letzten 24 Stunden haben die Russen über 1.300 russische Soldaten verloren, in einer völlig sinnlosen Offensive auf einen Bereich, der von den Ukrainern bereits seit 2014 zu einer Festung ausgebaut wurde.
Dabei machen die Russen den selben Fehler, wie die Ukrainer anfang des Sommers, als man versuchte, mit zahlreichen gepanzerterten Fahrzeugen und Soldaten gegen den Feind anzurennen. Das Ergebnis kennen wir – doch die Ukrainer lernen schnell. Seitdem greifen sie nur noch in kleinsten Gruppen an, wodurch sich zwar die täglichen Geländegewinne klein halten, die Verluste an Material und Menschenleben aber auch. Die Russen hingegen, lernen es einfach nicht, und schicken eine Menschenwelle nach der anderen in einen Fleischwolf, in dem sie nichts ausrichten können.
Die folgenden Bilder zeigen, wie es um Avdiivka derzeit aussieht. Achtung: man sieht viel Dünger herumliegen:
Das folgende Bild zeigt die Verluste der Russen in den letzten Tagen allein an der Nordflanke von Avdiivka – weit über 60 gepanzerte Fahrzeuge wurden in Altmetall verwandelt:
Auch an der Südfront, wo die ukrainischen Kräfte bereits die Surovikin-Linie durchbrochen haben, gehen die Kämpfe trotz der russischen Offensive im Osten verbittert weiter.
In den letzten 24 Stunden haben die Russen dort 6 Raketen- und 27 Luftangriffe geflogen, 33 Gefechte geführt und 799 Artilleriegeschosse abgefeuert. Die Raketen- und Artillerieeinheiten der separaten ukrainischen Militäreinheit Tavria führten im Laufe des Tages 1412 Feuereinsätze durch. Die Gesamtverluste des Feindes beliefen sich auf 288 Personen. Drei Insassen wurden gefangen genommen. 16 Einheiten feindlicher militärischen Ausrüstung wurden zerstört. Insbesondere wurden 5 gepanzerte Mannschaftstransporter, 4 Artilleriesysteme, 1 Flugzeug, 3 UAVs und 2 Fahrzeugeinheiten zerstört. Ein feindliches Munitionsdepot wurde ebenfalls zerstört.
Gestern versuchten die Russen, einen ihrer TOS-1A gegen die ukrainischen Streitkräfte in Avdiivka einzusetzen, doch eine Drohne der Escadrone-Gruppe entdeckte sie frühzeitig. Zum Unglück der russischen Besatzung war der Raketenwerfer – wegen seiner explosiven Feuerkraft auch oft „Flammenwerfer“ genannt – voll mit Raketen geladen. Bei der anschließenden Explosion wurde das Fahrzeug regelrecht atomisiert. Fun Fact: Ein TOS-1A Raketenwerfer kostet ca. 6.5 Million USD (ohne Ladung). Eine FPV-Drohne nur ein paar hundert Dollar.
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